3. Weiteres Therapieangebot bei Polyneuropathie

Ergänzende Therapien bei Polyneuropathie

Neben Medikamenten spielen Ergotherapie, Physiotherapie und psychologische Betreuung eine wichtige Rolle in der Behandlung der Polyneuropathie. Doch was passiert bei diesen Therapien und wie laufen sie ab?

Die Ergotherapie

Die Ergotherapie zielt darauf ab, einfache Bewegungsabläufe wie das normale Gehen wiederherzustellen. Bei der Ergotherapie werden folgende Maßnahmen durchgeführt:

  • Motorische Übungen (z. B. mit Besteck essen)
  • Kognitive Anwendungen (z. B. Gedächtnisübungen)
  • Herstellung und Anpassung von Hilfsmitteln (z.B. Handschienen)
  • Funktionstraining (z. B. Wassergymnastik)
  • Sensibilitätsübungen (z. B. Ertasten unterschiedlicher Oberflächen)

Die Physiotherapie

Die Physiotherapie ist eine Behandlungsmaßnahme, die Bewegungsabläufe verbessern soll. Z. B. sollen Ihre Ausdauer beim Gehen und Ihre Beinkraft gestärkt werden. Wichtige Mittel der Physiotherapie sind:

  • Gleichgewichtsübungen
  • Gezieltes Aufbauen von geschwächten Muskeln (z. B. um Stürzen vorzubeugen)

Psychologische Betreuung

Die psychologische Betreuung kann in der Behandlung der Polyneuropathie eine wichtige Rolle spielen. Sie hilft, Schmerzen zu bewältigen und die Angst vor möglichen Auswirkungen zu senken.

Therapiealternativen bei Polyneuropathie

Therapiealternativen können bei Polyneuropathie helfen. Nicht für alle diese Therapien ist eine Wirksamkeit wissenschaftlich nachgewiesen. Probieren Sie selbst aus, was Ihnen individuell hilft und was nicht.

Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS)

Die transkutane elektrische Nervenstimulation dient der Behandlung von Schmerzen. Elektroden werden auf die Haut angebracht und Strom mit niedriger Frequenz wird angelegt. Der Reiz selbst ist nicht schmerzhaft. Er wird gesetzt, um die Schmerzleitung von der Haut zum Gehirn zu schwächen. Die Wirksamkeit ist nicht durch Studien belegt. Finden Sie selbst heraus, ob Ihnen persönlich TENS hilft.
Im Rahmen der Polyneuropathie kommen auch mobile TENS-Geräte zum Einsatz, die Sie selbstständig zuhause anwenden können.

Hochtontherapie

Die Hochtontherapie ist eine neue elektrotherapeutische Maßnahme. Mit Hilfe von Strom mittlerer Frequenz werden Muskeln angeregt. In einigen Fällen der Polyneuropathie kann diese Anregung Beschwerden lindern. Die Studienlage ist momentan nicht eindeutig. Auch hier empfiehlt es sich, dass Sie die Therapie selbst ausprobieren.

Stoßwellentherapie

Die Stoßwellentherapie ist eine elektrisch-physikalische Maßnahme. Druckwellen werden in die betroffenen Körperregion gesandt, wo sie den Heilungsprozess anregen sollen. Die Studienlage ist jedoch derzeit noch nicht eindeutig. Bei Polyneuropathie werden Empfindungsstörungen mit dieser Therapie behandelt (z. B. Fußsohle).

Traditionelle chinesische Medizin

Die traditionelle chinesische Medizin ist über 5.000 Jahre alt. Folgende Methoden kommen bei Polyneuropathie zum Einsatz:

  • Akupunktur (Nach der Theorie der TCM gibt es eine Lebensenergie des Körpers, die mit Nadelstichen ins Gleichgewicht gebracht werden soll.)
  • Massagen (Die Durchblutung wird angeregt und es sollen, nach der TCM-Theorie, Energieblockaden gelöst werden.)
  • Kräuterbehandlungen

Studien zu Akupunktur und Massagen haben gezeigt, dass sie Beschwerden der Polyneuropathie verbessern können. Die Studienlage zur Wirksamkeit von Kräutern ist bisher nicht eindeutig.

„Die Akupunktur hat sehr geholfen, aber Schmerzmittel nur oberflächlich und daher musste ich sehr viele Schmerzmittel einnehmen. Ich habe Capsaicin Pflaster/Umschläge verwendet. Medikamentös habe ich nur Neurobion erhalten!“ Michael K., Polyneuropathie Betroffener

Selbst aktiv werden bei Polyneuropathie

Ihr Behandlungsteam empfiehlt Ihnen Medikamente und Therapien. Doch Sie können auch selbstständig vieles ausprobieren und regelmäßig anwenden, um den Verlauf der Polyneuropathie positiv zu beeinflussen.

Zuhause aktiv werden

Folgendes  können Sie zuhause tun, um Ihr Leben mit Polyneuropathie zu verbessern:

  • Heimtherapien durchführen (z.B. TENS-Therapie, Hochtontherapie, Kohlensäurebäder, Körperpeelings)
  • Sensibilitätstraining (z. B. Ertasten rauer und glatter Oberflächen üben)
  • Muskelausdauer schulen (z. B. gebeugte Knie halten)
  • Extreme Hitzeeinwirkungen vermeiden
  • Hilfsmittel nutzen (z. B. Geländer an Treppen)
  • Sturzfallen entfernen (z. B. Mülleimer im Gang)
  • Rutschfeste Schuhe und Socken anziehen
  • Auf Anzeichen von Sehschwächen achten, gegebenenfalls zur Augenärztin/zum Augenarzt gehen, um Stürze zu vermeiden.

Wärme und Kälte

Wärme und Kälte können beide helfen, aber auch schaden. Als Faustregel gilt: Meiden Sie extreme Temperaturen. Fühlen sich Ihre Hände, Ihr Körper kalt an, wärmen Sie sich. Fühlen sich Ihre Hände, Ihr Körper zu  warm an, kühlen Sie sich ab.

Entspannungsübungen

Entspannungsübungen können Stress senken. Mit weniger Stress nehmen Sie den Schmerz schwächer wahr. Folgende Übungen können helfen:

  • Atemübungen (bewusst Atmen)
  • Autogenes Training (sich positiv zusprechen)
  • Progressive Muskelentspannung nach Jacobson (Muskeln bewusst wahrnehmen und entspannen)
  • Biofeedback (Körpervorgänge messen, um Veränderungen sehen und kontrollieren zu lernen)

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Geprüft Univ.-Prof. Dr. Richard Crevenna, MMSc, MBA: Stand August 2021 | Quellen und Bildnachweis

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