Vorsorge bei Polyneuropathie
Polyneuropathie lässt sich bei Chemotherapie oft nicht verhindern. Dennoch gibt es mehrere Dinge, die Sie und Ihr Behandlungsteam beachten können, um die Erkrankung früh günstig zu beeinflussen.
Untersuchungen
Vorsorgeuntersuchungen im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Vor jedem Chemotherapiezyklus sollten jedoch in einem Arztgespräch etwaige Hinweise auf eine Polyneuropathie besprochen werden. Untersucht werden können dabei:
- Reflexe mit Reflexhammer
- Sensibilität und Schmerz durch Berührung mit Pinsel, Wattebausch, Nadel oder Rädchen
- Wärme- oder Kälteempfinden
- Vibration mit Stimmgabel
- Muskelschwächen
- Gang und Gleichgewicht
Polyneuropathie-Symptome lindern
Sobald die Polyneuropathie festgestellt wurde, gibt es eine Reihe an Maßnahmen, die helfen können Symptome zu lindern. Diese sind:
Durch Ihre ÄrztInnen verordnet
Im Gespräch mit Ihrem Behandlungsteam kann entschieden werden:
- Reduktion der Medikamentendosis
- Wechsel der Medikamente
- Beenden der Chemotherapie
- Tragen von Kältehandschuhen oder engen Handschuhen während der Chemotherapie
Was Sie selbst tun können
Folgende Maßnahmen können Ihnen helfen:
- Tast- und Fühlübungen (z. B. raue und glatte Oberflächen ertasten)
- Muskulatur stärken (z. B. regelmäßiges Gehen zur Stärkung der Beine)
- Ihre behandelnden ÄrztInnen rechtzeitig auf neue und veränderte Symptome hinweisen, damit die Therapie angepasst werden kann.
Verlauf der Polyneuropathie
Die Polyneuropathie bei Chemotherapie entwickelt sich meist über Monate bis Jahre. Mit der richtigen Behandlung können die Beschwerden meist zurückgedrängt werden.
Früherkennung ist wichtig
Oft lässt sich die Polyneuropathie wirksam behandeln. Das Ziel ist es dabei, schwere Verläufe zu verhindern. Manchmal dauert es nach der Diagnose mehrere Monate, bis bereits bestehende Symptome erfolgreich behandelt werden können. Deshalb ist eine Früherkennung besonders wichtig ist.
Verlauf
Die Polyneuropathie durch Chemotherapie beginnt meist schleichend und kann sich dann von Behandlungszyklus zu Behandlungszyklus verstärken. Fallweise bleibt die Polyneuropathie Monate bis Jahre bestehen. In vielen Fällen bildet sie sich mit Hilfe der richtigen Behandlung so weit zurück, dass im Alltag keine relevanten Einschränkungen mehr bestehen.
Den Verlauf beeinflussen
Regelmäßiges Sensibilitäts- und Sensomotoriktraining kann helfen (z. B. Ertasten rauer und glatter Oberflächen wie z.B. Wände, Pölster, Tische, etc. mit den Händen). Ebenso können Elektrotherapie und andere Therapiemaßnahmen den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen. Probieren Sie für sich selbst aus, welche Behandlungsform Ihnen hilft! Wichtig ist, dass Sie die gewählte Behandlung langfristig anwenden.
Mehr Informationen zum Umgang mit Polyneuropathie im Alltag finden Sie in unserem Online-Kurs „Besser leben mit Polyneuropathie“.
Prognose bei Polyneuropathie
Polyneuropathie kann gut behandelt werden und beeinträchtigt die Lebenserwartung nicht. Viele Beschwerden können sich über die Zeit zurückbilden.
Nervenschäden
Bei Polyneuropathie sind die Nerven geschädigt. Die Nerven können sich mit der Zeit teilweise wieder erholen, sodass Tastsinn, Gleichgewichtssinn und andere Körperfunktionen sich verbessern.
Symptomdauer
Der Krankheitsverlauf kann sich über Monate bis Jahre ziehen und ist abhängig von der jeweiligen Form der Krebsbehandlung. Die Ausprägung der Polyneuropathie kann dabei stark variieren.
Mögliche Probleme und Gefahren
Im Rahmen der Polyneuropathie kann der Gleichgewichtssinn beeinträchtigt werden. Stürze oder Probleme beim Autofahren können die Folge sein. Störungen in der Feinmotorik können alltägliche Handlungen erschweren (z. B. den Toilettengang). Autonome Störungen können zu Verdauungs- und Kreislaufproblemen führen.
Lebenserwartung
Die Polyneuropathie verkürzt die Lebenserwartung nicht. Es ist aber wichtig, dass Sie den Krankheitsverlauf möglichst günstig beeinflussen, um Komplikationen zu vermeiden.
Mehr Informationen wie die Prognose positiv beeinflusst werden kann finden Sie in unserem Online-Kurs „Besser leben mit Polyneuropathie“.
Geprüft Prof. Dr. Thomas Licht: Stand August 2021 | Quellen und Bildnachweis