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Kurs Behandlung der Angina pectoris: Lektion 1 von 7

Behandlung zugrunde liegender Erkrankungen

Bei der Behandlung der Angina pectoris geht es nicht allein darum, den PatientInnen die Beschwerden bei einem akuten Anfall zu nehmen. Vielmehr ist es wichtig, die auslösenden Erkrankungen und Risikofaktoren zu bekämpfen. Diese Lektion informiert Sie darüber, was gegen einen zu hohen Blutdruck, zu hohe Blutfettwerte, einen erhöhten Blutzuckerspiegel bei Diabetes oder eine Niereninsuffizienz unternommen werden kann. Des Weiteren erfahren Sie, wie Sie Übergewicht loswerden und Stress abbauen können.

Video Transkript

Warum ist es wichtig, die zugrunde liegenden Krankheiten zu behandeln und nicht nur die Symptome?

Die koronare Herzerkrankung ist die Todesursache Nummer eins in Europa und weltweit. Das Tückische an dieser Erkrankung ist, dass der erste Herzinfarkt entstehen kann, ohne dass davor Symptome entstanden sind. Symptome sind auf jeden Fall ernst zu nehmen. Aber die zugrunde liegende Erkrankung, die koronare Herzerkrankung ist das, wovor wir uns am meisten fürchten.

Verschwinden die Symptome einer Angina pectoris endgültig, wenn die Ursache beseitigt wird?

Wenn wir die Ursache effektiv behandeln können, sei es mit einer Wiederherstellung des normalen Blutflusses in den Herzgefäßen oder mit Medikamenten, so haben die meisten Patienten kaum oder keine Beschwerden. Ein geringer Teil der Patientinnen und Patienten kann aber anhaltende Beschwerden haben. Das liegt dann nicht immer nur an der Durchblutung des Herzmuskels, sondern kann auch andere Ursachen haben.

Welche Faktoren beeinflussen die Wahl der Therapie?

Wir behandeln nicht nur eine Erkrankung. Wir wollen den ganzen Menschen behandeln. Es hängt sehr davon ab, wie alt der Patient ist, was für Miterkrankungen der Patient oder die Patientin hat. Danach richten wir unsere Therapie. Es hängt auch ab vom Ausmaß der koronaren Herzerkrankung. Es ist ein Unterschied, ob ein großes Areal des Herzmuskels gefährdet ist oder nur ein geringer Abschnitt.

Was kann ich tun, wenn sich die Ursache der Angina pectoris nicht beheben lässt?

Wir sind heute in der glücklichen Lage, dass wir ein weites Spektrum von Therapiemöglichkeiten haben. Das beschränkt sich nicht nur auf die Wiederherstellung eines normalen Blutflusses, sondern wir haben ein breites Spektrum von Herzmedikamenten, die in dieser Indikationsstellung sehr gut wirken können.

Was kann ich tun, um mit Stress besser zurechtzukommen?

Stress gehört zum Leben dazu. Wir können zwar Stress reduzieren und wir können unsere Haltung zu Stress anpassen. Aber letztlich müssen wir einen normalen Alltag leben können. Und das ist auch das Ziel der Therapie der koronaren Herzerkrankung: Einen normalen Alltag leben zu können.

Warum kann eine jährliche Grippeimpfung bei Angina pectoris sinnvoll sein?

Die Grippe kann ein Auslöser für einen akuten Myokard-Infarkt sein. Deswegen raten wir allen Patienten, bei denen eine koronare Herzerkrankung bekannt ist, sich grippeimpfen zu lassen.

Wie kann ich als DiabetikerIn mein Herz-Kreislauf-Risiko so niedrig wie möglich halten?

Bei dem Diabetes unterscheidet man zwischen Typ 1 und Typ 2. Wichtig ist es, beim Typ 2 Diabetes insbesondere, den Blutzucker natürlich gut einzustellen. Aber sonst sind es genau die gleichen Risikofaktoren, wie bei allen anderen. Die gehören gut kontrolliert.

Auf den Punkt gebracht

  • Der Herzinfarkt und die Angina pectoris sind Anzeichen einer jahrelangen Entwicklung einer Arteriosklerose.
  • Grundlage der Behandlung ist es, die Risikofaktoren zu reduzieren (sogenannte Sekundärprävention).

Einstellung von Risikofaktoren

Durch das Ausschalten ungesunder Verhaltensweisen – der sogenannten Sekundärprävention – ist es möglich, das Risiko für das Auftreten von Angina-pectoris-Beschwerden zu verringern. Die Sekundärprävention umfasst sämtliche Maßnahmen, die der Früherkennung und rechtzeitigen Behandlung der Angina-pectoris-Ursachen dienen und damit eine Verschlimmerung der Angina pectoris und den Übergang in eine instabile Verlaufsform oder einen akuten Herzinfarkt verhindern.

Reduktion eines erhöhten Blutdrucks

Von Bluthochdruck ist die Rede, wenn der Druck in Ihren Arterien eine bestimmte Grenze überschreitet. Halten die erhöhten Werte über längere Zeit an, führt dies allmählich zur Arterienverkalkung (Arteriosklerose).

Mit welchen Medikamenten kann ein zu hoher Blutdruck behandelt werden?

  • Betablocker verlangsamen den Herzschlag und schirmen das Herz gegen die Wirkung stressbedingter Hormone ab. Dadurch bewirken sie das Absinken des Blutdrucks.
  • Kalzium-Antagonisten erweitern die Blutgefäße. Dadurch bekommt das Blut mehr Platz und der Blutdruck sinkt.
  • Diuretika beeinflussen die Nierentätigkeit. Sie entwässern den Körper und führen damit langfristig zur Senkung des Drucks in den Blutgefäßen.
  • ACE-Hemmer beeinflussen die Produktion körpereigener Hormone, welche den Blutdruck steuern. Insbesondere blockieren sie ein an der Bildung des blutdrucksteigernden Hormons Angiotensin II beteiligtes Enzym.

Welche Maßnahmen können darüber hinaus zur Senkung des Blutdrucks beitragen?

Reduktion eines erhöhten Blutdrucks: regelmäßige Bewegungregelmäßige Bewegung

Reduktion eines erhöhten Blutdrucks: Salzarmes-Essensalzarmes Essen

Reduktion eines erhöhten Blutdrucks: Abbau von ÜbergewichtAbbau von Übergewicht

Reduktion eines erhöhten Blutdrucks: Verzicht auf AlkoholVerzicht auf Alkohol

Senkung der Blutfettwerte

Die Blutfettwerte zeigen an, in welcher Menge verschiedene Fette wie Cholesterin und Triglyzeride im Blut vorliegen. Sind sie zu hoch, steigt das Risiko für eine Entzündung der Gefäßwand (Atherosklerose).

Die wichtigste Maßnahme zur Senkung der Blutfettwerte ist die Umstellung von ungesunden auf gesunde Lebensgewohnheiten. Eine große Rolle spielen dabei eine gesunde, ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und eine Normalisierung des Körpergewichts.

Genügt dies nicht, kann Ihre Ärztin/Ihr Arzt Ihnen Medikamente verordnen, welche sich günstig auf die Blutfettkonzentration auswirken. Zunächst wird versucht, den erhöhten Cholesterinspiegel mithilfe von Statinen (Cholesterin-Synthese-Enzymhemmer) zu senken. Wirken diese nicht ausreichend, können die MedizinerInnen auch Cholesterinresorptionshemmer, PCSK-9 Inhibitoren und bei zu hohen Triglyceriden auch Fibrate verschreiben.

Einstellung weiterer Risikofaktoren

Kontrolle eines erhöhten Blutzuckerspiegels bei Diabetes

Durch eine optimale Blutzuckereinstellung lässt sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Angina pectoris um bis zu 50 Prozent verringern. Die Behandlung besteht in einer Einnahme blutzuckersenkender Medikamente bzw. einer individuell eingestellten Insulintherapie, die regelmäßig von der/vom dem behandelnden Ärztin/Arzt kontrolliert und bei Bedarf neu eingestellt werden sollte.

Maßnahmen bei Niereninsuffizienz

Der mit einer chronischen Niereninsuffizienz einhergehende Verlust der Nierenfunktion erhöht erheblich das Risiko für die koronare Herzkrankheit und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Präventive Maßnahmen beinhalten eine gute Blutdruckeinstellung und die Vermeidung oder Dosisanpassung von potentiell nierenschädigenden Substanzen.

Behandlung von Anämie

Bei Blutmangel (Anämie) ist die Ursachenfestellung entscheidend.

Eine Abnahme des Hämoglobinwertes (Hb-Wert) um 1 Gramm pro Deziliter von einem Ausgangswert von 9 bis 10 Gramm pro Deziliter bewirkt ein um 20 Prozent höheres Risiko für Angina pectoris.

Wird die Anämie durch einen Eisenmangel hervorgerufen, ist häufig eine Eisentherapie in Form einer intravenösen Eisen-Supplementation notwendig, mit welcher der Hb-Wert auf 11 bis 12 Gramm pro Deziliter angehoben werden soll.

Verringerung von Übergewicht

Diesen Risikofaktor können Sie in hohem Maße selbst durch eine gesundheitsbewusste Lebensführung beeinflussen. Überflüssige Kilos werden Sie am besten durch eine abwechslungsreiche Ernährung mit Vollkornprodukten, Obst und Gemüse, Fisch und gesunden Fetten sowie ausreichend Bewegung los.

Abbau von Stress

Stress ist im täglichen Leben unvermeidbar, dennoch können Sie lernen, ihn besser zu bewältigen. Dabei helfen:

  • genügend Schlaf,
  • Meditation,
  • Entspannungsübungen,
  • Spaziergänge an frischer Luft,
  • Sport und
  • ausreichend Pausen.

Wussten Sie schon

Haben Sie gewusst, dass Bewegungsmangel ähnlich viele Sterbefälle verursacht wie der Nikotinkonsum? Bewegen Sie sich zu wenig, verändern sich mit der Zeit Ihre Herzkranzgefäße. Ursprünglich glatt und elastisch, werden die Gefäßwände durch zunehmende Verkalkungen und Fetteinlagerungen uneben, starr und verletzlich.

In den weiterführenden Kursen Bewegung und Sport bei Angina pectoris, Raucherentwöhnung bei Angina pectoris und Richtige Ernährung bei Angina pectoris lernen Sie mehr zum Umgang mit Angina pectoris Symptomen durch die Anpassung Ihres Lebensstils.

Geprüft Prim. Priv.-Doz. Dr. Georg Delle Karth: Stand Februar 2019 | AT-RAN-30-06-2019

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Dieser Kurs ist Teil der Kursreihe „Leben mit Angina pectoris“

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Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.

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