Unabhängig davon, welche Behandlungen bei Ihnen zum Einsatz kamen, sollten Sie in regelmäßigen Abständen zu Ihrer Hämato-Onkologin/Ihrem Hämato-Onkologen zur Nachsorge gehen. Sie/er überprüft Ihren Gesundheitszustand und den Behandlungserfolg. Außerdem sollten Sie regelmäßig zu den unterschiedlichen Krebsvorsorgeuntersuchungen gehen. Hier erfahren Sie, wie die Verlaufskontrolle und Nachsorge abläuft.
Univ.-Prof. Dr. Ulrich Jäger, Facharzt für Innere Medizin und Hämato-Onkologie, beantwortet im Video "Verlaufskontrolle und Nachsorge" folgende Fragen:
Klicken Sie auf eine Frage, um direkt zum entsprechenden Videoabschnitt zu springen!- Welche Untersuchungen werden durchgeführt um den Verlauf zu kontrollieren?
- Was kann ich während und nach der Behandlung zur Verlaufskontrolle beitragen?
- Was geschieht im Rahmen der Nachsorge?
- Wie häufig und lange sind Nachkontrollen vorgesehen?
- Was sind Folgetumore und wann können sie auftreten?
- Was kann ich gegen Spätfolgen nach Therapieende tun?
- Auf den Punkt gebracht
Video Transkript
Welche Untersuchungen werden durchgeführt um den Verlauf zu kontrollieren?
Der Verlauf bei Bluterkrankungen und Lymphdrüsen-Erkrankungen wird in erster Linie mit Blutuntersuchungen durchgeführt. Dazu zählt vor allem das Blutbild, Leber-, Nierenwerte und Entzündungswerte, die wir uns anschauen. Dazu eventuell noch bestimmte Werte aus dem Immunsystem.
Diese Untersuchungen werden am Anfang nach den Therapien meistens im wöchentlichen Abstand durchgeführt, später in längerem Abstand.
Bei den Leukämien ist es so, dass Sie täglich Blutbilder haben, während Sie stationär aufgenommen sind und dass im Anschluss daran sehr kurzfristige Blutbildkontrollen stattfinden.
Was kann ich während und nach der Behandlung zur Verlaufskontrolle beitragen?
Da es sich um eher seltene Erkrankungen handelt, wo ein gewisses Expertenwissen notwendig ist, macht es für mich nicht sehr viel Sinn, wenn Sie nach bestimmten Untersuchungen anfragen. Allerdings ist es für uns wichtig zu wissen, wenn Sie zum Beispiel Nebenwirkungen, Symptome, Fieber et cetera haben. Dann sollten wir mit den entsprechenden Blutuntersuchungen darauf reagieren.
Uns ist aber wichtig, dass Patientinnen während den Therapien immer auch die entsprechenden Behandler kontaktieren und nicht zum Beispiel dann zum Ärztenotdienst gehen und sagen: „Ich habe Fieber…“, und der weiß dann wieder nicht, dass Sie gerade eine Chemotherapie gekriegt haben.
Man sollte immer zu seiner primären Anlaufstelle, wenn irgendwie möglich, zurückkommen.
Was geschieht im Rahmen der Nachsorge?
Die Nachsorge zielt auf zwei Dinge, nämlich
- erstens sicherzustellen, dass die Erkrankung Lymphom oder Leukämie nicht wiederkommt. Das machen wir in Form von zum Beispiel Computertomografien oder PET-CT-Untersuchungen, Ultraschall, körperlicher Untersuchung, Lymphknotenabtasten,
- und andererseits bei Patientinnen, die in vielen Fällen geheilt sind durch unsere Therapien, geht es uns darum, späte Nebenwirkungen wie zum Beispiel spät auftretende Hautkrebserkrankungen oder Veränderungen im Blutbild festzustellen.
Wie häufig und lange sind Nachkontrollen vorgesehen?
Das hängt von der Erkrankung und der Art der Therapie ab.
- Im Allgemeinen kann man sagen, dass, so lange die Therapie gerade erst vorbei ist, Intervalle von ein bis drei Monaten gelten.
- Später erhöhen sich dann die Abstände zwischen den Untersuchungen auf ein halbes Jahr.
- Und am Ende ist es so, dass wir empfehlen eine jährliche Untersuchung, die vor allem zur Feststellung von Nebenwirkungen dient. Die muss jetzt aber nicht unbedingt zum Beispiel im Spital durchgeführt werden, sondern die kann im Grunde auch eine gut ausgebildete Hausärztin / Hausarzt oder niedergelassener Internist durchführen.
Was sind Folgetumore und wann können sie auftreten?
Folgetumore treten meistens auf als eine Spätfolge von Chemotherapie oder Strahlentherapie. Das hat damit zu tun, dass einerseits das Immunsystem geschwächt wird, andererseits eben durch die Chemotherapie oder Strahlentherapie Mutationen in gesunden Zellen anderer Organsysteme auftreten.
- Bei Bestrahlung ist es in erster Linie das Auftreten von Hautkrebserkrankungen, die häufig sehr gut zu kontrollieren sind oder eben von, wenn zum Beispiel die Lunge bestrahlt wurde, von sekundären Tumoren der Lunge.
- Bei den Chemotherapien ist es so, dass einerseits auch solche Zweittumore auftreten, viele Jahre nach Chemotherapie. Manchmal treten auch Leukämien auf, die als Folge der Chemotherapie anzusehen sind.
Was kann ich gegen Spätfolgen nach Therapieende tun?
- In erster Linie können Sie die Nachsorge-Anweisungen genau befolgen. Also auf jeden Fall zu den Intervallen, die Ihnen vorgegeben wurden, kommen, zum Beispiel die Einjahresintervalle.
- Umgekehrt ist es so, dass, wenn Sie zum Beispiel Symptome spüren (ich bin über längere Zeit besonders müde, oder ich spüre einen Knoten oder ich habe eine Veränderung an der Haut, die mir eigenartig vorkommt), dann eben rechtzeitig den Spezialisten aufsuchen.
Auf den Punkt gebracht
Verlaufskontrolle und Nachsorge
- Sie sollten Ihre Termine zur Nachkontrolle einhalten, damit späte Nebenwirkungen, wie zum Beispiel Folgetumore, frühzeitig erkannt werden.
- Wenn Sie auffällige Symptome wahrnehmen (längere Zeit besonders müde, Knoten, Hautveränderung etc.), sollten Sie Ihre Ärztin / Ihren Arzt aufsuchen.
Regelmäßige Kontrollen sind wichtig
Nach Abschluss einer Lymphom-Therapie werden die behandelnden ÄrztInnen Sie zu Nachsorgeuntersuchungen beziehungsweise Kontrolluntersuchungen in das onkologische Zentrum bestellen.
Bei PatientInnen, bei denen sich das Lymphom nicht vollständig heilen lässt, sind regelmäßige Kontrollen wichtig. Und auch, wenn das Lymphom durch die durchgeführte Therapie geheilt wurde, finden Nachsorgeuntersuchungen statt.
Was sind die Ziele der Nachsorgekontrollen?
Durch die regelmäßigen Kontrollen kann ein erneutes Auftreten beziehungsweise ein Rückfall (Rezidiv) oder Fortschreiten des Lymphoms rechtzeitig erkannt werden. Je besser Ihr allgemeiner Gesundheitszustand bei einer neuerlichen Therapie ist, umso besser ist voraussichtlich die Verträglichkeit der jeweiligen Therapie.
Aber auch bei möglichen Begleit- und Folgeerkrankungen können die behandelnden Hämato-OnkologInnen zeitgerecht reagieren.
Wie häufig finden Nachsorgekontrollen statt?
Wie häufig die Hämato-Onkologin/der Hämato-Onkologe Sie letztlich zur Kontrolle bestellt, hängt von Ihrer individuellen Situation und dem Krankheitsverlauf ab. Das Rückfallrisiko, das wesentlich von Art und Stadium des Lymphoms abhängt, wird dabei berücksichtigt. Im Normalfall finden die Kontrolluntersuchungen im ersten Jahr alle drei Monate statt. Dann können die Abstände in vielen Fällen erhöht werden.
Wie läuft eine Nachsorgekontrolle ab?
Im Mittelpunkt der einzelnen Nachsorgeuntersuchungen steht die Besprechung Ihres Allgemeinzustandes und von eventuellen Beschwerden (Anamneseerhebung).
Die wichtigsten Nachsorgeuntersuchungen sind:
- eine umfassende körperliche Untersuchung (Abtasten der Lymphknotenregionen, Abhören der Lunge und des Herzens sowie Milz- und Leberabtastung)
- eine Blutabnahme für einen ausführlichen Laborbefund
- Röntgenaufnahmen des Brustraumes (Lungenröntgen)
- Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes
Bei Bedarf, zum Beispiel bei Verdacht auf einen Rückfall, werden diese Untersuchungen durch weitere Verfahren (zum Beispiel durch die Computertomographie) ergänzt.
Erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen
Eine Lymphom-Behandlung erhöht das Risiko für weitere Krebserkrankungen. Daher sollten Sie die allgemeinen Krebsfrüherkennungsuntersuchungen regelmäßig wahrnehmen.
Die nachfolgenden Untersuchungen sollten spätestens innerhalb des ersten Jahres nach Abschluss der Lymphom-Behandlung einmal stattgefunden haben und danach in folgenden Intervallen durchgeführt werden:
- Frauen wird geraten mindestens einmal im Monat ihre Brust auf Knoten abzutasten.
- Mammographien sind in regelmäßigen Abständen abhängig vom Alter der Patientin einzuhalten. Ihr Ärzteteam wird Sie rechtzeitig im Rahmen der Nachsorge zuweisen.
- Gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen sollten auf einer halbjährlichen Basis wahrgenommen werden.
- Einmal im Jahr sollte die Vorstellung bei Ihrer Hausärztin/Ihrem Hausarzt erfolgen.
- Alle zehn Jahre sollte eine Magen-/Darmspiegelung erfolgen.
- Auf das Rauchen sollten Sie grundsätzlich verzichten.
Die Rehabilitationsphase
Im Anschluss an die abgeschlossene Lymphom-Behandlung empfehlen viele Hämato-OnkologInnen eine onkologische Rehabilitation, um den Erholungs- und Genesungsprozess zu beschleunigen. Sie erhalten dort auch Hilfestellungen bei der Bewältigung psychischer oder sozialer Probleme. Den Antrag auf die „Reha“ kann die behandelnde Hämato-Onkologin/der behandelnde Hämato-Onkologe oder die Hausärztin/der Hausarzt stellen und Ihnen auch eine Empfehlung für das passende Rehabilitationszentrum geben.
Wussten Sie schon
Um Sie in Ihrem Erholungsprozess zu unterstützen gibt es speziell eingerichtete onkologische Rehabilitationskliniken, in denen Sie wieder zu Kräften kommen können. Eine Auflistung der Einrichtungen in Österreich finden Sie hier.
Geprüft Univ.-Prof. Dr. Ulrich Jäger: Stand März 2020