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Kurs Behandlung der CML: Lektion 4 von 5

Phasen der Remission

Video Transkript

Wie unterscheiden sich hämatologische, zytogenetische und molekulare Remission?

  • Eine hämatologische Remission liegt dann vor, wenn sich die Werte im peripheren Blutbild normalisiert haben bzw. ist hier bei einer hämatologischen Remission auch gefordert, dass die Milz normal groß ist.
  • Bei der zytogenetischen Remission weist man die Philadelphia-Chromosomen nach. Und eine zytogenetische Remission liegt dann vor, wenn keine Philadelphia-Chromosomen mehr vorhanden sind.
  • Eine molekulare Remission wird dadurch bestimmt, dass die BCR-ABL-Transkripte nicht mehr nachweisbar sind.

Was bedeutet „therapiefreie Remission“?

Therapiefreie Remission bedeutet, dass die Erkrankung mit einer wirksamen Therapie so gut unterdrückt ist, dass man letztlich die Therapie beenden kann und die Erkrankung weiterhin ohne Therapie unter Kontrolle bleibt.
Welche Voraussetzungen müssen für eine therapiefreie Remission erfüllt sein?
Eine therapiefreie Remission bedeutet, dass die laufende Tyrosinkinasehemmer-Therapie abgesetzt wird. Hier ist es erforderlich, dass bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Das heißt:

  • Es muss die Tyrosinkinasehemmer-Therapie über mehrere Jahre eingenommen werden,
  • und es muss mit dieser Therapie eine tiefe molekulare Remission über einen bestimmten Zeitraum, zumindest über zwei Jahre erzielt werden.

Nur dann ist es sicher, diese Therapie abzusetzen.

Können sich durch das Absetzen der Therapie Komplikationen ergeben?

Wenn man die Therapie mit dem Tyrosinkinasehemmer unter bestimmten Voraussetzungen absetzt, dann besteht für einen bestimmten Teil der Patienten ein gewisses Risiko, dass die Erkrankung wiederkommt. In diesem Fall ist es aber möglich, durch Wiedereinleitung der Therapie die Erkrankung wieder sehr gut unter Kontrolle zu bringen.
Auf der anderen Seite kann es, wenn die Tyrosinkinasehemmer-Therapie abgesetzt wird, insbesondere am Anfang zum Auftreten von Beschwerden kommen, die sich im Bewegungsapparat, im muskulären System, im Skelettsystem darstellen. Diese Beschwerden halten meist nur eine bestimmte Zeit an und sind je nach Ausprägung mit Schmerzmitteln oder auch in bestimmten Fällen mit Prednisolon zu behandeln.

Welche Vorteile kann eine therapiefreie Remission haben?

Eine lebenslange Einnahme von Tyrosinkinasehemmern kann natürlich auch mit bestimmten Nebenwirkungen verbunden sein. Ein Vorteil der Möglichkeit des Absetzens ist es, für einen gewissen Zeitraum einen Tyrosinkinasehemmer einzunehmen, eine gute, tiefe molekulare Remission zu erreichen und dann diese Remission auch ohne Medikamenteneinnahme für die weitere Zeit zu erreichen.

Wann sollte die Therapie wieder aufgenommen werden?

Nach dem Absetzen des Tyrosinkinasehemmers ist es wichtig und erforderlich, die Kontrollen der Erkrankung, die PCR-Kontrollen in engmaschigeren Abständen vorzunehmen, nämlich monatlich. Wenn sich hier wieder ein Anstieg der BCR-ABL-Transkripte zeigt, dann ist ab einem bestimmten Wert die Wiedereinleitung der Tyrosinkinasehemmer-Therapie erforderlich.

Ist ein Absetzen der Therapie nur im Rahmen von Absetzstudien möglich?

Ein Absetzen eines Tyrosinkinasehemmers ist, wenn die bestimmten Bedingungen erfüllt sind, zum aktuellen Zeitpunkt auch außerhalb von Studien möglich.
Es ist aber außerordentlich wichtig, dass die bestimmten Bedingungen erfüllt sind. Deswegen ist es mit dem behandelnden Arzt ausführlich zu besprechen. Und außerdem ist es wichtig, die BCR-ABL-Kontrollen nach dem Absetzen in engmaschigeren Abständen durchzuführen.
Am Anfang sind diese Kontrollen monatlich vorzunehmen. Und mit zunehmender Dauer der Remission auch ohne Therapie können dann diese Kontrollen ausgeweitet werden.

Auf den Punkt gebracht

  • Es muss über mehrere Jahre eine tiefe molekulare Remission vorliegen, bevor der Tyrosinkinasehemmer abgesetzt werden kann.
  • Nach dem Absetzen der Therapie sind engmaschige Kontrollen der BCR-ABL-Transkripte wichtig.

Ziele der Therapie

Wenn Sie an chronischer myeloischer Leukämie leiden, werden Sie mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt früher oder später über die „Remission“ als Therapieziel sprechen. Mit unterschiedlichen Remissionen sind verschiedene Ziele des Therapieerfolgs gemeint. Regelmäßige Untersuchungen zeigen, welcher Fortschritt aktuell bereits erreicht wurde.

Hämatologische Remission

Das Blutbild hat sich durch die Therapie wieder normalisiert und es zeigen sich keine ungewöhnlichen weißen Blutkörperchen. Lag eine Milzvergrößerung vor, hat sich diese ebenfalls wieder normalisiert. Idealerweise sollte dieses Therapieziel nach drei Monaten erreicht werden.

Zytogenetische Remission

In einer Knochenmarksprobe ist das Philadelphia-Chromosom nicht mehr nachweisbar. Das Philadelphia-Chromosom trägt das Gen BCR-ABL, das mit dem Vorkommen von ungewöhnlichen weißen Blutkörperchen in Verbindung steht. Idealerweise sollte dieses Therapieziel nach sechs Monaten erreicht werden.

Gute molekulare Remission

Der BCR-ABL-Wert ist stark gesunken und liegt bei oder unter 0,1 Prozent. Idealerweise sollte diese Phase innerhalb von zwölf Monaten erreicht werden, wodurch bestmögliche Aussichten auf den Langzeitverlauf der CML gegeben sind.

Tiefe molekulare Remission

Der BCR-ABL-Wert liegt bei oder unter 0,01 Prozent. Das heißt, die Krankheit wurde so weit zurück gedrängt, dass sie kaum mehr im Körper nachgewiesen werden kann. Dabei kann jedoch nicht von einer gänzlichen Heilung ausgegangen werden, da es nicht möglich ist, alle Zellen im Körper auf mögliche Veränderungen zu überprüfen.

Therapiefreie Remission

Die Behandlung der chronischen myeloischen Leukämie hat sich durch die Tyrosinkinasehemmer heute stark verbessert. Bei manchen PatientInnen sinkt der BCR-ABL-Wert sogar unter die messbare Grenze. Bei Erfüllung bestimmter medizinischer Voraussetzungen ist der Versuch, das Medikament abzusetzen, möglich. Man spricht dann von der therapiefreien Remission.

Was sollte man bei der therapiefreien Remission beachten?

Das Absetzen von Tyrosinkinasehemmern kann zu einem Entzugssyndrom mit Muskel- und Gelenkschmerzen führen. Näheres dazu erklärt Ihnen Ihre Ärztin/Ihr Arzt vor dem geplanten Absetzen.

Das Absetzen der Tyrosinkinasehemmer wird oft im Rahmen kontrollierter Studien durchgeführt, ist aber auch außerhalb von Studien möglich. Genauere Auskünfte über Ihre Eignung für ein Absetzen der Tyrosinkinasehemmer kann Ihnen Ihre Ärztin/Ihr Arzt geben.

Was geschieht nach dem Absetzen der Medikamente?

Eine therapiefreie Remission ist nicht mit einer Heilung gleichzusetzen. Leukämie-Zellen können sich „verstecken“ und nach einiger Zeit wieder aktiv werden. Darum ist während der therapiefreien Remission eine engmaschige Kontrolle nötig. Steigen Krankheitswerte wieder an, kann eine erneute Therapie nötig werden.

Wie groß sind die Chancen, dauerhaft therapiefrei zu bleiben?

Zum Absetzen der Medikamente wurden bereits mehrere Studien durchgeführt. Diese zeigen, dass fast die Hälfte aller dafür geeigneten PatientInnen sich auch nach Absetzen der Medikamente langfristig in einer anhaltenden, molekularen Remission befinden.

Ist eine erneute Therapie genauso wirksam wie vor dem Absetzen der Medikamente?

Zeigen Untersuchungen einen erneuten Anstieg des BCR-ABL-Werts, muss die Therapie wieder aufgenommen werden. Bisherige Studiendaten legen nahe, dass die Krankheit nachher in nahezu allen untersuchten PatientInnen genauso gut mit Medikamenten kontrolliert werden kann wie vor der therapiefreien Remission.

AT1811921702 | Geprüft OÄin Dr.in Sonja Burgstaller: Stand Oktober 2018

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