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Kurs Behandlung der CML: Lektion 2 von 5

Weitere Therapieoptionen bei CML

Neben der Standardtherapie der chronischen myeloischen Leukämie (CML) mit Tyrosinkinasehemmern gibt es weitere Behandlungsmöglichkeiten. Diese können eingesetzt werden, wenn die Krankheit bereits stark fortgeschritten ist. Auch bei fehlendem Philadelphia-Chromosom oder wenn Tyrosinkinasehemmer aus anderen Gründen unwirksam sind, dienen sie als Alternativen.

Video Transkript

Wann kommt eine Chemotherapie zum Einsatz?

Eine klassische Chemotherapie spielt in der chronischen Phase der Erkrankung heutzutage keine Rolle mehr. Wenn die Erkrankung allerdings in eine Blastenkrise übergeht, das heißt in eine Art akute Leukämie übergeht, dann spielt hier der Einsatz einer klassischen Chemotherapie eine wesentliche Rolle.

Wann kommt Interferon alpha zum Einsatz?

Interferon alpha ist eine Substanz, die vor Einführung der Tyrosinkinasehemmer die Standardtherapie der chronisch-myeloischen Leukämie dargestellt hat. Diese Substanz kommt routinemäßig in der heutigen Zeit der Tyrosinkinasehemmer nicht mehr zum Einsatz. Es gibt jedoch Untersuchungen, die zeigen, dass durch die Zugabe eines Interferons zum Tyrosinkinasehemmer eine Verstärkung der Wirkung erzielt werden kann.

Was bewirkt die Therapie mit Interferon alpha?

Interferon alpha ist eine Substanz, die auch vom Körper selbst produziert wird. Sie regt letztlich das körpereigene Immunsystem an, die Leukämiezellen zu vermindern.

Wann wird eine Stammzelltransplantation durchgeführt?

Eine Stammzelltransplantation wird heutzutage bei Patienten mit einer chronisch-myeloischen Leukämie nur mehr selten durchgeführt. In ganz bestimmten Situationen, wenn beispielsweise eine Resistenz auftritt, die mit Tyrosinkinasehemmern nicht mehr zu kontrollieren ist, dann ist die allogene Stammzelltransplantation die Therapie der Wahl.

Was wird bei einer allogenen Stammzelltransplantation gemacht?

Bei einer allogenen Stammzelltransplantation wird durch eine hochdosierte Chemotherapie das körpereigene Knochenmark komplett zerstört. Anschließend erhält man Knochenmark von einem Fremdspender, der vorher ganz genau typisiert wird. Dieses Knochenmark des Spenders wächst letztlich im Knochenmark an und bildet dann wieder normale Blutzellen.

Auf den Punkt gebracht

  • Tyrosinkinasehemmer haben andere Behandlungsmöglichkeiten bei CML weitestgehend ersetzt.
  • Wenn mit Tyrosinkinasehemmern nicht die gewünschte Wirkung erzielt werden kann, stehen weitere Therapieoptionen weiterhin zur Verfügung.

Interferon alpha (IFN-a)

Interferon alpha wird vom Körper als natürliche Abwehr gegen Viren und Tumorzellen gebildet. Als Medikament wirkt es unter anderem gegen CML-Zellen. Es wird aber, unter anderem auf Grund der hohen Nebenwirkungsrate, nur selten eingesetzt.

Chemotherapie bei CML

Bei CML können auch verschiedene Chemotherapeutika eingesetzt werden. Im Gegensatz zu den Tyrosinkinasehemmern ist die Chemotherapie nicht zielgerichtet. Dadurch sind von der Therapie neben den Leukämiezellen auch verstärkt gesunde Zellen betroffen. Deshalb ist eine Chemotherapie im Allgemeinen mit stärkeren Nebenwirkungen verbunden und wird bei CML nur in folgenden Situationen eingesetzt:

  • Eine Chemotherapie kann direkt nach der Diagnose kurzfristig angewendet werden, um stark erhöhte weiße Blutkörperchen schnell abzusenken. Meist gefolgt durch eine Behandlung mit Tyrosinkinasehemmern
  • Die Chemotherapie dient als Alternative, wenn Tyrosinkinasehemmer keine Wirkung zeigen
  • Die Chemotherapie kann als Vorbereitung einer allogenen Stammzelltransplantation dienen (mehr dazu weiter unten)

Stammzelltransplantation (Knochenmarkstransplantation)

Die Blutbildung erfolgt im Knochenmark. Stammzellen sorgen hier ein Leben lang für die Neubildung von Blutzellen. Werden solche Stammzellen auf einen Menschen übertragen, spricht man von einer Stammzelltransplantation. Dabei gibt es zwei Arten:

Autologe Stammzelltransplantation

Dem Kranken werden eigene Stammzellen (= autolog) entnommen und aufbewahrt. Das kann nötig sein, wenn eine Behandlung (Chemotherapie, Bestrahlung) ansteht, die die Stammzellen stark schädigen würde. Nach der Therapie werden die Stammzellen wieder zugeführt.

Diese Behandlung spielt bei CML kaum eine Rolle.

Allogene Stammzelltransplantation

Werden Stammzellen eines Spenders auf einen Empfänger übertragen, spricht man von einer allogenen Stammzelltransplantation. Durch eine starke Chemotherapie werden die körpereigenen, erkrankten Stammzellen abgetötet. Anschließend werden Zellen eines gesunden Spenders transplantiert.

Diese Behandlung kann unter Umständen bei CML eingesetzt werden.

Die allogene Stammzelltransplantation bei CML

Eine allogene Transplantation von Knochenmarks-Stammzellen kann eine chronische myeloische Leukämie theoretisch heilen. Allerdings findet sich nicht immer ein passender Spender und die Behandlung ist mit Risiken verbunden, was den Einsatz einschränkt.

Der passende Spender

Die Stammzellen eines Spenders müssen in verschiedenen Gewebemerkmalen (den sogenannten HLA-Typen) mit denen des Empfängers übereinstimmen. Dabei sind Millionen unterschiedlicher Kombinationen möglich. Je besser die Übereinstimmung, desto höher sind die Erfolgschancen. Enge Verwandte zeigen oft gute Übereinstimmungen.

Ablauf einer Stammzelltransplantation

1 Suche nach einem passenden Spender

Durch die internationale Vernetzung von Spenderdatenbanken finden etwa 80 Prozent aller PatientInnen einen passenden Spender.

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2 Voruntersuchungen und Vorbereitung

Ist ein Spender gefunden, bereitet Ihr Ärzteteam Sie umfassend auf die Transplantation vor. Dazu gehören zum Beispiel verschiedene Untersuchungen und Maßnahmen zur Infektionsvorbeugung.

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3 Stammzellspende

Stammzellen können direkt aus dem Knochenmark des Spenders entnommen oder alternativ aus dem Blut gewonnen werden.

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4 Chemotherapie zur Abtötung der Leukämiezellen (Konditionierung)

Durch eine hochdosierte Chemotherapie (Konditionierungstherapie), eventuell verbunden mit einer Strahlenbehandlung, werden die Leukämiezellen, aber auch die gesunden Zellen, im Knochenmark abgetötet.

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5 Übertragung der gesunden Stammzellen (Transplantation)

Die gesunden Knochenmarkszellen des Spenders werden injiziert und ersetzen somit die durch die Chemotherapie abgetöteten Blutstammzellen.

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6 Aplasiephase

Das Knochenmark kann zunächst keine Blutzellen bilden (Aplasie), bis die neuen Zellen nach und nach ihre Funktion aufnehmen. Solange bleiben Sie im Krankenhaus und erhalten bei Bedarf Bluttransfusionen.

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7 Bildung eines neuen, gesunden blutbildenden Systems

Die Blutbildung setzt wieder ein und stabilisiert sich. Sie können schließlich (in der Regel nach vier bis sechs Wochen) aus dem Krankenhaus entlassen werden.

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8 Nachsorge

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen zeigen, ob das blutbildende System wieder optimal arbeitet und die Behandlung erfolgreich war.

Risiken der Stammzelltransplantation

Ihre Ärztin/Ihr Arzt wird mit Ihnen genau besprechen, welche Komplikationen, Folge- und Begleiterscheinungen möglich sind. Einigen kann man vorbeugen und viele davon lassen sich behandeln.

Zu den möglichen Komplikationen gehören unter anderem:

  • Graft-versus-Host-Erkrankung: Von einer Graft-versus-Host-Erkrankung spricht man, wenn transplantierte Zellen die körpereigenen Zellen angreifen. Davon können vor allem Haut, Leber und Darm betroffen sein.
  • Abstoßung der transplantierten Zellen: Eine klassische Abstoßung erfolgt nur selten und kann oft mit Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken, behandelt werden.
  • Transplantatversagen: Von einem Transplantatversagen spricht man, wenn die transplantierten Zellen ihre Funktion nicht aufnehmen und eine erneute Transplantation nötig ist.

Wussten Sie schon?

Wussten Sie schon

Zeigen Tyrosinkinasehemmer keine Wirkung, stehen weitere Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Eine dieser Alternativen ist die allogene Stammzelltransplantation. Sie bietet eine Chance auf Heilung der chronischen myeloischen Leukämie, ist jedoch auch mit großen Risiken verbunden.

AT1811921702 | Geprüft OÄin Dr.in Sonja Burgstaller: Stand Oktober 2018

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