Durch neue Behandlungsmethoden wird die Prognose der chronischen myeloischen Leukämie heute stetig besser. Hier erfahren Sie, wie der Verlauf einer CML ohne und mit Behandlung aussieht, und welche Beschwerden dabei auftreten können.
OÄin Dr.in Sonja Burgstaller, Fachärztin für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie, beantwortet im Video "Symptome und Verlauf" folgende Fragen:
Klicken Sie auf eine Frage, um direkt zum entsprechenden Videoabschnitt zu springen!- Welche Anzeichen können auf eine CML hindeuten?
- Warum befinden sich im Verlauf der CML immer mehr Vorläuferzellen der weißen Blutkörperchen (Blasten) im Blut?
- Warum können Druck- und Völlegefühl und/oder Schmerzen im Oberbauch auftreten?
- Wie verläuft eine unbehandelte CML?
- Wie hoch ist die Lebenserwartung bei CML heute?
- Welche Faktoren haben einen Einfluss auf meine Prognose?
- Auf den Punkt gebracht
Video Transkript
Welche Anzeichen können auf eine CML hindeuten?
Die ersten Symptome, die bei einer CML auftreten können, sind sehr unspezifische Symptome. In der ersten Phase können Müdigkeit, Abgeschlagenheit auftreten. Im weiteren Verlauf der Erkrankung können dann durch eine Milzvergrößerung auch Beschwerden im Oberbauchbereich, Völlegefühl auftreten.
Warum befinden sich im Verlauf der CML immer mehr Vorläuferzellen der weißen Blutkörperchen (Blasten) im Blut?
Die chronisch-myeloische Leukämie beginnt mit einer Veränderung in einer Blutstammzelle im Knochenmark. Diese Zelle vermehrt sich dann mit zunehmender Dauer der Erkrankung ungehindert. Und die dadurch entstehenden Zellen verdrängen die normale Blutbildung im Knochenmark. Dies führt dann letztlich dazu, dass Zellen, Vorläuferzellen, unreife Zellen aus dem Knochenmark ins peripherer Blut ausgeschwemmt werden. Diese Zellen kann man dann im Blutbild nachweisen, wo sie normalerweise nicht vorhanden sind.
Warum können Druck- und Völlegefühl und/oder Schmerzen im Oberbauch auftreten?
Im Verlauf der chronisch-myeloischen Leukämie kann es zu einer Vergrößerung der Milz kommen. Die Milz liegt im linken Oberbauch. Und wenn diese vergrößert wird, dann kann es zu einem gewissen Platzmangel im Oberbauch kommen. Und das kann deswegen zu einem Völlegefühl oder zu einem Druckgefühl im linken Oberbauch führen.
Wie verläuft eine unbehandelte CML?
Eine chronisch-myeloische Leukämie verläuft unbehandelt in mehreren Phasen:
- Sie beginnt mit einer chronischen Phase. Diese dauert durchschnittlich drei bis fünf Jahre an, wenn man die Erkrankung hier nicht behandelt.
- Gefolgt wird sie von einer akzelerierten Phase. In dieser Phase tauchen dann mehrere Vorstufen, unreife Vorstufen im Blutbild auf. Diese Phase dauert unbehandelt nur mehrere Monate an.
- Und letztlich kann die Erkrankung in eine Blastenkrise übergehen. Das ist dann eine sehr aggressive Form, mit einer akuten Leukämie vergleichbar. Diese Phase dauert unbehandelt nur wenige Monate an.
Wie hoch ist die Lebenserwartung bei CML heute?
Die Lebenserwartung von Patienten mit chronisch-myeloischer Leukämie hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert. Patienten mit einer chronisch-myeloischen Leukämie haben heutzutage eine Lebenserwartung, die sich kaum mehr von der Lebenserwartung einer Vergleichsbevölkerung unterscheidet.
Welche Faktoren haben einen Einfluss auf meine Prognose?
Die Prognose der chronisch-myeloischen Erkrankung wird durch die Phase, in der die Erkrankung diagnostiziert wird, beeinflusst. Die Prognose ist am besten in der chronischen Phase und verschlechtert sich dann mit zunehmendem Fortschreiten der Erkrankung.
Es spielen auch noch andere Faktoren bei Diagnosestellung eine Rolle für die Prognose der Erkrankung, wie die Anzahl der Basophilen oder Vorhandensein einer Splenomegalie-Thrombozytose.
Auf den Punkt gebracht
- Die ersten Symptome der CML, wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit, sind sehr unspezifisch.
- Später können durch eine Vergrößerung der Milz Völlegefühl und Beschwerden im Oberbauch auftreten.
Symptome der CML und ihre Ursachen
Die chronische myeloische Leukämie bleibt oft lange ohne Symptome. Die meisten Beschwerden entstehen durch einen Anstieg der weißen Blutkörperchen (Leukozytose). Dadurch wird die Bildung anderer Blutzellen unterdrückt. Es kann ein Mangel an roten Blutkörperchen (Anämie) oder eine verringerte Zahl von Blutplättchen (Thrombozytopenie) auftreten.
Unter der Therapie wird versucht, die Zellzahlen zu normalisieren. Dabei kann es zu einem Abfall der weißen Blutköperchen (Leukopenie) kommen. Die häufigste Form der Leukopenie ist die Verminderung der neutrophilen Granulozyten, die den größten Anteil der weißen Blutkörperchen ausmachen. Eine Verminderung neutrophiler Granulozyten wird Neutropenie genannt.
Wie wirkt sich eine Anämie auf den Körper aus?
Rote Blutkörperchen sorgen mit Hilfe des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin für die Sauerstoffversorgung im Körper. Bei einer Anämie ist diese Funktion eingeschränkt.
Typische Symptome:
- Müdigkeit und Abgeschlagenheit
- Verminderte körperliche Leistungsfähigkeit
- Kurzatmigkeit
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Blässe
Wie wirkt sich eine Thrombozytopenie auf den Körper aus?
Blutplättchen (Thrombozyten) sind für die Blutgerinnung zuständig. Sinkt die Zahl der Blutplättchen, verringert sich die Gerinnungsfähigkeit des Blutes und die Blutungsneigung steigt.
Typische Symptome:
- Häufiges Nasenbluten
- Leichte Bildung blauer Flecken
Wie wirkt sich eine Leukopenie auf den Körper aus?
Weiße Blutkörperchen (Leukozyten) sind wichtig für die Abwehr von Krankheitserregern. Sinkt ihre Zahl oder sind zu wenig funktionsfähige, reife weiße Blutkörperchen vorhanden, ist das Immunsystem beeinträchtigt.
Typisches Symptom:
- Erhöhte Infektanfälligkeit
Was sind mögliche weitere Symptome bei CML?
Weitere mögliche Symptome bei CML sind:
- Schmerzen im Oberbauch oder Rücken durch Milzvergrößerung
- Depressive Verstimmung
- Sogenannte Allgemeinsymptome: Nachtschweiß, Fieber, Appetitlosigkeit, unerwarteter Gewichtsverlust
Der typische Verlauf einer CML
Ein gesundes Blutbild weist 2% weiße Blutkörperchen und 43% rote Blutkörperchen auf. Bei CML ist die Zusammensetzung des Blutes verändert. Die Anzahl der weißen Blutkörperchen steigt an.
CML verläuft, wenn sie nicht behandelt wird, in drei Phasen. Moderne Medikamente sorgen bei früher Erkennung heute jedoch dafür, dass es oft nicht mehr zu fortgeschrittenen Phasen kommt.
Verlauf ohne Behandlung:
Die chronische myeloische Leukämie beginnt mit einer chronischen Phase. Dann geht sie in eine akzelerierte Phase über, in der sich erste Symptome bemerkbar machen. Ohne Therapie kommt es schließlich zur sogenannten Blastenkrise, einer schweren akuten Leukämie, bei der viele unreife, weiße Blutkörperchen (Blasten) auftreten.
Chronische Phase
- Steigende Zahl veränderter weißer Blutkörperchen (Blasten genannt)
- Noch keine oder nur milde Symptome
Akzelerierte Phase
- 15 bis 30 % veränderte weiße Blutkörperchen (Blasten genannt)
- Änderungen im Blutbild betreffen nun auch andere Blutkörperchen (z.B. Blutplättchen, rote Blutkörperchen)
- Symptome treten auf, z.B. Milzvergrößerung, Müdigkeit, Neigung zu blauen Flecken oder Appetitverlust
Blastenkrise
- Mehr als 30 % veränderte weiße Blutkörperchen (Blasten genannt)
- Leukämiezellen breiten sich im Körper aus
- Oft sehr schwere Symptome und Schmerzen
- Endet ohne Behandlung meist tödlich
Prognose bei CML
Rund 95 % aller CML-PatientInnen besitzen das Philadelphia-Chromosom (mehr dazu in der Lektion Leukämie und CML dieses Kurses). Moderne Medikamente, die sogenannten Tyrosinkinasehemmer, wirken zielgerichtet gegen diese Ursache der chronischen myeloischen Leukämie. Die Lebenserwartung bei CML ist dadurch in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen.
Ist CML heilbar?
Eine echte Heilung ist nur selten (z.B. durch eine risikoreiche Stammzelltransplantation) möglich. Ziel der Behandlung mit Medikamenten ist es, die Erkrankung so stark zu unterdrücken, dass sie kaum oder gar nicht mehr gemessen werden kann.
Mehr über Behandlungsmethoden erfahren Sie im Kurs „Behandlung der CML“.
Wussten Sie schon?
Unbehandelt verläuft eine CML in drei typischen Phasen, in denen das Blutbild sich zunehmend verändert. Auch wenn bisher kaum eine echte Heilung möglich ist, lässt sich mit neuen Wirkstoffen das Fortschreiten der Erkrankung in vielen Fällen vollständig aufhalten.
AT1809888772 | Geprüft OÄin Dr.in Sonja Burgstaller: Stand September 2018