Zurück zur Kursübersicht

Kurs Hormonrezeptoren und Brustkrebs: Lektion 5 von 6

Bestimmung des Rezeptorstatus bei Brustkrebs

Welche Therapiemaßnahmen zur Behandlung von Brustkrebs eingesetzt werden können, hängt unter anderem vom Rezeptorstatus ab. Um die Eigenschaften eines Tumors zu bestimmen, ist eine Reihe von Laboruntersuchungen notwendig. Die meisten sind binnen weniger Tage abgeschlossen, spezielle Tests können aber weitere Zeit in Anspruch nehmen. Auch wenn diese Zeit belastend ist, ist es wichtig, das Endergebnis abzuwarten. Erst auf Basis des vollständigen Befundes lässt sich das weitere Vorgehen besprechen.

Video Transkript

Wie wird festgestellt, ob es sich um einen hormonabhängigen Tumor handelt?

Dies ist die Aufgabe des Pathologen. Er untersucht das Tumorgewebe, welches der Chirurg oder der Radiologe entnommen hat, mittels spezifischer Färbemethoden, ob sich an den Zellen Hormonrezeptoren befinden oder nicht.

Ebenso prüft er, ob HER2 vorhanden ist oder nicht. Dies wird mit einer Methode gemacht, die man Immunhistochemie nennt.

Wie wird festgestellt, ob die Zellen HER2-Rezeptoren tragen?

Dies ist die Aufgabe des Pathologen. Er untersucht das entnommene Tumorgewebe zuerst mikroskopisch und stellt dann mit einer spezifischen Färbemethode dar, ob sich HER2-Rezeptoren an der Zelloberfläche befinden oder nicht bzw. ob diese Rezeptoren überexprimiert sind oder nicht.

Falls dies nicht zielführend ist, gibt es noch eine zweite Methode, die nennt man FISH-Untersuchung. Hier wird mittels Antikörpern und einem Fluoreszenzmikroskop untersucht, ob das genetische Material in der Tumorzelle verändert ist und dies zu einer Überexpression von HER2 führt.

Wie wird festgestellt, ob eine Therapie mit CDK4/6-Inhibitoren in Frage kommt?

Prinzipiell kommen alle hormonabhängigen Tumoren für eine Therapie mit CDK4/6-Inhibitoren in Frage. Die CDK4/6- Inhibition wird immer gemeinsam mit einer antihormonellen Therapie durchgeführt.

Werden diese Untersuchungen routinemäßig durchgeführt oder muss ich danach fragen?

Selbstverständlich werden diese Untersuchungen routinemäßig durchgeführt. Ihr behandelnder Arzt schickt das Gewebe dann zum Pathologen, und dieser führt diese Untersuchungen durch.

Was passiert bei einer Biopsie?

Bei einer Biopsie wird aus Tumorgewebe oder auch aus gesundem Gewebe mit einer feinen dünnen Hohlnadel ein etwa ein bis zwei Millimeter großer Stanzzylinder entnommen. Dieses Gewebe wird dann weiter vom Pathologen untersucht.

Ist für eine Biopsie ein Krankenhausaufenthalt notwendig?

Nein, für eine Biopsie ist kein Krankenhausaufenthalt notwendig. Es handelt sich um eine ambulante Untersuchung und Abklärung von Veränderungen, die im Körper auftreten können.

Wie lange dauert es in der Regel, bis ein Ergebnis vorliegt?

In der Regel dauert das Ergebnis 1 bis 4 Tage.

Auf den Punkt gebracht

Bestimmung des Rezeptorstatus

  • Die Bestimmung des Hormonrezeptors und des HER2-Rezeptors ist für die Prognose und die Therapie von Brustkrebs wesentlich.
  • Die Bestimmung wird vom Pathologen routinemäßig bei jedem entnommenen Gewebe durchgeführt.

Die Entnahme einer Biopsie

Grundlage für die Bestimmung der Tumoreigenschaften bei Brustkrebs ist eine kleine Gewebeprobe, die aus einem verdächtigen Areal entnommen wird. Diese Biopsie kann auf unterschiedliche Weisen erfolgen, meistens aber minimal-invasiv und mit örtlicher Betäubung. Ein Krankenhausaufenthalt ist nicht notwendig.

Was passiert bei der Stanzbiopsie?

Unter Ultraschallkontrolle wird eine Führungskanüle zur entsprechenden Stelle vorgeschoben. Mittels einer etwa 1,5 Millimeter dicken Biopsienadel werden mit hoher Geschwindigkeit (zumeist völlig schmerzlos) 3 bis 5 zylinderförmige Gewebeproben herausgestanzt.

Was passiert bei der Vakuumbiopsie?

Ist das verdächtige Areal weder tastbar noch im Ultraschall sichtbar, etwa bei Mikroverkalkungen, wird eine Vakuumbiopsie unter Mammographie-Kontrolle durchgeführt. Die Biopsienadel wird durch eine Führungskanüle vorgeschoben und Gewebe mittels Vakuum in die Hohlnadel gesaugt. Die Vakuumbiopsie dauert etwas länger und es können größere Gewebeproben entnommen werden.

Was passiert bei der Operativen/offenen Biopsie?

Sie ist nur sehr selten notwendig, wenn durch die anderen Verfahren kein klarer Befund erzielt werden kann.

Abgesehen von einem möglichen kleinen Bluterguss und leichter Druckempfindlichkeit an der Einstichstelle verläuft eine Biopsie in der Regel ohne weitere Nebenwirkungen. Wegen der etwas dickeren Nadel kann von der Vakuumbiopsie eine winzige Narbe bleiben.

Die Untersuchung der Gewebeprobe

Zuerst wird die Gewebeprobe unter dem Mikroskop hinsichtlich zweier Fragen untersucht:

  • Wie sieht das Gewebe aus (Histologie): Von wo im Drüsengewebe geht ein Tumor aus, wächst er ins umliegende Gewebe ein oder nicht.
  • Wie sehen die Zellen aus (Zytologie): Ähneln die Tumorzellen gesunden Zellen oder sind sie entartet.

Je nach Grad der Abweichung von Normalgewebe wird im sogenannten Grading in drei Grade eingeteilt. G1 = gut differenziert bis G3 = stark abweichend von Normalgewebe.

In Zusatzuntersuchungen wird der Rezeptorstatus festgestellt:

  • Bestimmt wird das Vorhandensein von Hormonrezeptoren für Estrogen (ER) und Progesteron (PR).
  • Das Vorliegen von HER2-Rezeptoren wird mit dem sogenannten Immunhistochemie(IHC)-Test untersucht. Bei unklarem Ergebnis kann ein sogenannter Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierungs(FISH)-Test oder ein Chromogenic-in-situ-Hybridisierungs(CISH)-Test folgen.
  • Bestimmt wird außerdem die Zellteilungsrate. Je nach Menge des Eiweißes Ki67 im Gewebe wird die Proliferation als niedrig oder hoch eingestuft.

Nur in bestimmten Fällen werden ergänzende genetische Untersuchungen angeschlossen.

Die Angaben im Befund

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden in Ihrem Befund angegeben. Was die Informationen zu Tumorlokalisation, Art und Wachstum des Tumors, Grading, Tumorgröße, Lymphknotenstatus, Metastasierung, Wächterlymphknotenbiopsie, Lymphgefäße, Venen, Resektionsränder, Hormonrezeptorstatus, HER2 und Ki67 bedeuten erfahren Sie im Folgenden.

Wie sieht ein Befund konkret aus?

Hier wollen wir Ihnen genauer erklären, wie ein Befund zu lesen ist.
Ein Befund auf Basis einer Biopsie könnte beispielsweise so aussehen:

Klicken Sie auf die einzelnen Abschnitte des Befundes, um mehr über ihre Bedeutung zu erfahren.

Folgt eine operative Entfernung des Tumors sowie des nächstgelegenen Wächterlymphknotens, fließen weitere Informationen in den Befund mit ein. Die vollständige Beschreibung im Befund würde dann zum Beispiel so lauten:

Es handelt sich in diesem Fall also um einen mittelgradig differenzierten, hormonabhängigen, HER2-negativen Tumor kleiner als 2 cm mit niedriger Zellteilungsrate, der nicht im Gesunden entfernt wurde. Der Wächterlymphknoten zeigt Tumorzellen. Die Lymphbahnen und Gefäße in der Umgebung des Tumors sind frei von Tumorzellen. Hinweis auf Metastasen.

So sieht ein Beispielbefund konkret aus:

Abschließend wollen wir Ihnen noch anhand eines konkreten Beispieles zeigen, wie ein Befund auf Basis einer Biopsie aussehen könnte:

NST G2 pT1 pN1 (sn) M1 L1 V0 R1 ER+ PR+ HER2 neg Ki67 niedrig

In diesem Fall bedeutet das: Es liegt ein nicht spezieller Typ eines Tumors vor (NST no special type), dessen Zellen mittelgradig differenziert sind (G2). Der Tumor ist kleiner als 2 cm (pT1), der Wächterlymphknoten zeigt Tumorzellenbefall (pN1 (sn)). Es liegen Fernmetastasen (M1) und eine Invasion in umliegende Lymphgefäße (L1) vor. Keine Invasion in umliegende Blutgefäße/Venen (V0). Der Tumor wurde nicht mit ausreichendem Sicherheitsrand im gesunden Gewebe entfernt (R1). Der Tumor ist hormonrezeptor-positiv (ER+ und PR+), HER2-Rezeptor-negativ und zeigt eine niedrige Proliferationsrate (Ki67 niedrig).

Wussten Sie schon

Der Weg zur endgültigen Diagnose passiert Schritt für Schritt. Das erfordert Geduld, ist aber die Voraussetzung dafür, die Behandlung individuell auf Sie als Patientin abstimmen zu können. Der enge Kontakt zu Ihren behandelnden ÄrztInnen ist deshalb sehr wichtig.

PP-AL-AT-0042 | Geprüft Priv.-Doz. Dr. Michael Hubalek: Stand 12.12.2018

Bewerten

Ihr Feedback hilft anderen Nutzern die für sie passenden Kurse zu finden.

Würden Sie diesen Online-Kurs empfehlen?

Zur Kursübersicht

Dieser Kurs ist Teil der Kursreihe „Leben mit metastasiertem Brustkrebs“

Zur Kursreihe
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.