Angst – Trauer – Wut – Verzweiflung – Hilflosigkeit – Hoffnungslosigkeit – all diese Gefühle durchlebt ein Mensch, der mit einer Krebsdiagnose konfrontiert ist, in verschiedenen Phasen. Von einem auf den anderen Tag ändert sich das Leben grundlegend. „Ein Gefühlschaos; eine emotionale Achterbahnfahrt; ein weder ein noch aus wissen“ – so beschreiben es KrebspatientInnen. Dazu stellen sich essenzielle Fragen wie:
- „Was bedeutet diese Krankheit?“
- „Welche Therapien gibt es für mich?“
- „Bekomme ich mein normales Leben wieder zurück?“
- „Muss ich nun sterben?“
Wer helfen will, muss die Krankheit und ihre Auswirkungen verstehen
Für Co-Betroffene ist es im ersten Schritt wichtig, die enorme Bandbreite an Belastungen, die mit einer Krebserkrankung einhergehen, zu verstehen. Doch welche körperlichen, geistigen und sozialen Auswirkungen bringt Krebs mit sich und in welcher Form äußern sich diese?
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Körperliche Auswirkungen
Fatigue, Schmerz, Haarausfall, Polyneuropathie, Kurzatmigkeit, Appetitverlust, Durchfall, Hand-/Fußsyndrom, Schleimhauttrockenheit, Schlafstörungen, Geruchs- und Geräuschempfindlichkeit, Sexualstörung usw.
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Geistige Auswirkungen
Psychische Belastung, Angst, Trauer, Depression, Wut, Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Einsamkeit, Kontrollverlust, Unruhe, Konzentrationsschwierigkeiten, Antriebslosigkeit, Persönlichkeitsveränderung, Chemobrain usw.
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Soziale Auswirkungen
Alltag, Familie, Arbeitsleben, Kommunikation, finanzielle Einbußen, soziale Absicherung, häusliche Pflege, Betreuungspflichten usw.
Nicht alles, was hier genannt wurde, aber vieles davon, wird im „Rucksack“ der/des jeweiligen Patientin/Patienten landen. Dieser wiegt dann schwer und lässt sich nur langsam und mühsam tragen. Aber mit ein wenig Hilfe von Ihrer Seite wird er sich bestimmt bald etwas leichter anfühlen!
Im Fokus aller Überlegungen sollte stets die Lebensqualität der Patientin/des Patienten stehen. Was versteht man darunter? In erster Linie physisches und psychisches Wohlbefinden; die Möglichkeit, sein tägliches Leben bestreiten zu können – ohne Schmerz und mit Lebensfreude. Dazu gehören weiters eine gute medizinische und psychoonkologische Betreuung sowie das Gefühl, nicht an bürokratischen Hürden zu scheitern, wie Untersuchungen belegen.
Generell gilt es natürlich, den individuellen Bedürfnissen und Wünschen der/des Betroffenen gerecht zu werden; im Vorfeld auszuloten, was gerne angenommen und was eher abgelehnt wird. Ein/e PatientIn hat auch in Krisenzeiten ein Recht auf Selbstbestimmung. Dazu kommt, dass sie/er selbst definitiv nicht als „Belastung“ wahrgenommen werden möchte.
Sollte der „Rucksack“ an Auswirkungen aufgrund seiner Größe nicht mehr am Rücken Platz finden, so muss man sich Gedanken über professionelle Hilfe bzw. Kurzzeit- oder Langzeitpflegemodelle machen.
Geprüft Mag.a Claudia Altmann-Pospischek: Stand Juli 2020