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Kurs KrebspatientInnen unterstützen – Was kann ich tun?: Lektion 4 von 9

KrebspatientInnen im medizinischen Bereich unterstützen

„Kranksein ist ein Fulltime-Job“, betonen zahlreiche PatientInnen hinsichtlich ihres Alltags. In regelmäßigen Abständen muss Wichtiges erledigt werden: Besuche beim Hausarzt, Aufenthalte im Krankenhaus, Untersuchungen, Befundbesprechungen, Arztgespräche, Besorgungen in der Apotheke, Medikamenteneinnahme uvm. Die Liste ist lang.

Auf der einen Seite sind es besonders problematische und angsteinflößende Momente, wie das nervöse Warten auf den Befund, überfordernde Arztgespräche oder der schambehaftete Perückenkauf, in welchen die/der KrebspatientIn emotionale Unterstützung durch Herzensmenschen braucht. Auf der anderen Seite sind es aber auch praktische Tätigkeiten, wie Fahrten zum Krankenhaus, die Besorgung von Medikamenten oder die Wundversorgung, welche der/dem Erkrankten aus diversen Gründen nicht allein zugemutet werden können.

In folgenden Situationen wird Beistand von Familie und FreundInnen besonders geschätzt und wirkt sich auch nachhaltig positiv aus:

  • Illustration von Uhr

    Warten

    Nichts ist schlimmer als das ängstliche, unruhige, langwierige Warten auf einen Befund. Hier rattert das Kopfkino unaufhörlich und man malt sich die schlimmsten Szenarien aus. In diesem negativen Gedankenstrudel sind gute Gespräche und willkommene Ablenkung hilfreich.

  • Illustration von Ärztin

    Arztgespräche

    Im Zuge von Arztgesprächen gilt das Vier-Ohren-Prinzip, denn vier Ohren hören bekanntlich mehr als zwei. Co-Betroffene können KrebspatientInnen dabei unterstützen, komplexe Sachverhalte zu verstehen und sollten darauf achten, dass wichtige Fragen nicht vergessen werden.

  • Illustration von Krankenhaus

    Chemotherapie

    Einen Chemo-Tag von der Blutabnahme bis hin zur Infusion durchzustehen, grenzt an eine geistige und körperliche Höchstleistung. Im Zuge dieses kritischen Termins jemanden zur Unterhaltung und zum Händchen halten an seiner Seite zu haben, entspannt die Lage ungemein.

  • Illustration von Perücke

    Perücke

    Kaum etwas ist während einer Krebstherapie einschneidender, als die Haare zu verlieren. Jede/r KrebspatientIn muss eine Entscheidung treffen, ob sie/er Perücke oder eine andere Kopfbedeckung tragen möchte, oder lieber glatzköpfig bleibt. Alles eine Frage des eigenen Wohlbefindens. Bei einem etwaigen Perückenkauf ist Beratung durch eine enge Bezugsperson meist erwünscht.Hinweis: Am besten die Perücke probieren, solange noch Eigenhaar vorhanden ist. Dann kann sich die/der FriseurIn ein Bild vom Haar machen und eine optimale Lösung finden. Hinweis: Wer vorhat, sich die Augenbrauen mittels Permanent Make-up pigmentieren zu lassen, sollte dies ebenso noch tun, solange Gesichtsbehaarung vorhanden ist – zwecks Beibehaltung der natürlichen Form. Wenn die Haare dann nach und nach schwinden, kann man nachstechen lassen.

  • Illustration von Computer

    Info-Recherche

    KrebspatientInnen sind während der Akuttherapie wenig aufnahmefähig für bürokratische Informationen. Sie konzentrieren sich in erster Linie auf die eigene Gesundheit. Deshalb ist die Dankbarkeit groß, wenn Familie und Freunde notwendige Internet-Recherchen übernehmen.Hinweis: Bitte prüfen Sie unbedingt die Quellen Ihrer Informationen und vertrauen Sie ausschließlich renommierten Publikationen/Seiten! Hinweis: Nicht alles, was online gefunden werden kann, ist evidenzbasiert bzw. entspricht den Tatsachen. Es macht beispielsweise keinen Sinn, nach Prognosen zu googeln – denn: Niemand ist Statistik. Jeder Fall ist einzigartig und nimmt einen individuellen Verlauf.

  • Bild von Gruppe

    Gruppen

    Vernetzung macht den Austausch mit anderen betroffenen KrebspatientInnen auf virtueller und/oder persönlicher Ebene möglich. In professionell moderierten Gruppen lassen sich viele Themen, die man möglicherweise in der eigenen Familie nicht thematisieren will/kann, zur Sprache bringen. Erfahrungsgemäß ist das Schwarmwissen (im Hinblick auf die spezifische Krebsart) enorm und auch der Umgangston ist ein respektvoller und wertschätzender. Was Selbsthilfegruppen betrifft, so werden in regelmäßigen Abständen persönliche Treffen abgehalten.

Wertvolle Unterstützung leisten

Gerade was den medizinischen Bereich betrifft, können Co-Betroffene breit gefächerte und wertvolle Unterstützung leisten, wie der folgende Überblick zeigt.

  • Aktives Warten, Beistehen, Ablenken
  • Begleitung zu Untersuchungen und Therapien
  • Aktive Beteiligung bei Arztgesprächen (Vier-Ohren-Prinzip)
  • Vorbereiten von Medikamenten (Einsortieren in den Dispenser)
  • Apothekenbesuche
  • Besorgung von Hilfsmitteln (z. B. Verbandsmaterial, Stock, Rollator)
  • Kauf von Perücke oder Kopfbedeckungen
  • Fahrtendienste
  • Hilfstätigkeiten (z. B. Wunden versorgen, Kompressionsstrumpf anziehen, Injektion geben)
  • Infos recherchieren (Sozialministeriumservice, Krebshilfe, Gesundheitsplattformen) – Achtung: Quellen prüfen!
  • Selbsthilfe- und Facebook-Gruppen, Blogs ausfindig machen – sich mit anderen über die Krankheit austauschen
  • Hand halten

Sie haben es in der Hand, Ihre/n liebe/n Erkrankte/n physisch und psychisch zu stärken und ihr/ihm in besonders unruhigen Zeiten Halt zu geben.

Download Unterstützungsmöglichkeiten im medizinischen Bereich Wenn Sie die Liste lieber schwarz auf weiß vor sich haben, können Sie sie hier herunterladen und ausdrucken.

Geprüft Mag.a Claudia Altmann-Pospischek: Stand Juli 2020

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