Wenn Ihr Arzt Ihnen mitteilt, dass jetzt erst einmal beobachtet und abgewartet wird, löst das bei Ihnen höchstwahrscheinlich gemischte Gefühle aus. Es ist nicht immer einfach, „nur“ zu warten und vor jeder neuen Untersuchung mit der Befürchtung zu leben, dass der Krebs sich weiterentwickelt haben könnte. Wir haben deshalb Möglichkeiten zusammengestellt, die Ihnen dabei helfen können, in der Zeit des Watch & Wait zu mehr Ruhe, Gelassenheit und einer positiven Einstellung zu finden.
Univ. Prof. Dr. Ulrich Jäger, Professor für Hämatologie an der Medizinischen Universität Wien, leitet die Klinische Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie am AKH Wien, beantwortet im Video "Umgehen mit der Belastung" folgende Fragen:
Klicken Sie auf eine Frage, um direkt zum entsprechenden Videoabschnitt zu springen!Ein positiver Umgang mit Watch & Wait
Manchen Menschen fällt es leichter, anderen schwerer, in der Zeit des Watch & Wait einfach normal mit ihrem Leben weiterzumachen. Im Hinterkopf lauert oft der Gedanke an den nächsten Untersuchungstermin oder an die Krebszellen, die sich genau jetzt im Körper möglicherweise vermehren. Jeder Mensch reagiert darauf anders. Es ist ganz normal, wenn Sie sich unsicher, ängstlich oder frustriert fühlen. Machen Sie sich immer wieder bewusst, dass Sie eine sehr positive Nachricht bekommen haben. Der Krebs ist nicht aggressiv. Aktuell verursacht er keine Probleme. Sie bleiben von den Strapazen einer Therapie mit ihren möglichen Nebenwirkungen noch eine Weile verschont. Und je länger Sie nicht therapiert werden, desto größer sind auch die Chancen auf neue Medikamente und neue Erkenntnisse aus der Forschung.
Unser Tipp: Lenken Sie sich bewusst ab.
Lachen macht manches leichter. Wenn Sie gerade in einer mutlosen oder frustrierten Phase sind, suchen Sie nach Ablenkung. Was macht Ihnen Spaß? Falls Sie sich gerade so fühlen, als würde nichts Spaß machen, fragen Sie sich besser: Was hat mir vorher immer Spaß gemacht? Laden Sie Freunde ein. Gehen Sie ins Kino, kaufen Sie Karten für Ihren Lieblings-Comedian oder schauen Sie zuhause einen lustigen Film.
Methoden zur Entspannung und Stressbewältigung
Wenn Sie sich dauerhaft gestresst fühlen und Ihre Gedanken ständig um die Erkrankung kreisen, können Entspannungstechniken helfen, den Stress besser zu bewältigen. Oft reichen aber auch schon kleine, bewusste Auszeiten, um wieder Kraft zu schöpfen und sich weniger gestresst zu fühlen. Das ist nicht nur wichtig, damit Sie sich psychisch besser und generell wohler fühlen. Stress und Ängste können sich auch körperlich auswirken und auf Dauer das Immunsystem schwächen. Aber machen Sie sich keinen zu großen Druck, wenn es Ihnen einmal psychisch nicht gut geht. Schlechte Laune, Ängste und Sorgen lassen sich nicht immer einfach abstellen. Es kann auch gut tun, diese Phasen zu akzeptieren. Sie sollten nur nicht zum Dauerzustand werden. Wenn Sie sich selber nicht aus einer Tiefphase befreien können, dann suchen Sie sich Hilfe, zum Beispiel bei einem Psychologen oder Psychoonkologen.
Entspannungsübungen zum Stressabbau
Damit Sie eine Idee bekommen, wie man Entspannungsübungen und Stressabbau angehen kann, haben wir zwei Übungen für Sie zusammengestellt. Beide können Sie auch als Anfänger und ohne Anleitung einfach umsetzen.
Achtsamkeit
Achtsamkeit bedeutet, den Augenblick bewusst wahrzunehmen. Sie wird im Buddhismus, bei der Meditation und sogar in der Psychotherapie verwendet.
So geht es:
- Versuchen Sie, immer wieder über den Tag verteilt Phasen zu schaffen, in denen Sie sich ganz auf das Hier und Jetzt konzentrieren, und nicht auf Vergangenes oder Zukünftiges.
- Dazu reicht anfangs ein Zeitraum von einer Minute. Sie können die Zeit dann immer weiter steigern.
- Nehmen Sie dabei alles um sich herum und in sich bewusst wahr (Gerüche, Farben, Ihre Gefühle) und lernen Sie so, die kleinen Glücksmomente im Alltag wieder besser zu erkennen.
Atemübung
Stress wirkt sich direkt auf den Atem aus. Je gestresster Sie sind, desto oberflächlicher atmen Sie. Umgekehrt kann der Atem aber auch den Stresslevel beeinflussen. Wenn Sie ruhig und tief atmen, werden Sie automatisch entspannter.
So geht es:
- Sitzen Sie aufrecht oder liegen Sie flach auf dem Rücken, die Arme seitlich neben Ihnen ausgestreckt.
- Atmen Sie durch die Nase langsam ein und aus.
- Zählen Sie beim Einatmen und Ausatmen jeweils bis fünf (fünf Sekunden).
- Machen Sie zwischen Ein- und Ausatmen je zwei Sekunden Pause.
- Wenn Sie sich damit wohl fühlen, steigern Sie mit der Zeit die Atemdauer auf sechs, sieben oder acht Sekunden.
Diese Übung wirkt schnell, schafft innere Ruhe und baut Ängste und Stress ab.
ATONC161882b-2016-12-20 | Geprüft Univ.-Prof. Dr. Ulrich Jäger: Stand 16.10.2018