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Kurs Lebensqualität bei Lungenhochdruck: Lektion 3 von 6

Tägliche Herausforderungen bei Lungenhochdruck

Neben den großen Fragen, welche eine chronische Erkrankung wie Lungenhochdruck mit sich bringt, sind es oft die kleinen, alltäglichen Dinge, die PatientInnen belasten. Wie schaffe ich es, den Überblick bei den Medikamenten zu bewahren? Wie lassen sich die täglichen Aufgaben im Haushalt bewältigen? Mit unseren Tipps fallen Ihnen diese Herausforderungen hoffentlich ein Stückchen leichter.

Video Transkript

Was kann ich unternehmen, wenn mich auch einfache Tätigkeiten im Haushalt überfordern?

Wenn Haushaltstätigkeiten oder Tätigkeiten des täglichen Lebens zum Problem werden, kann man sich prinzipiell einmal mehr Zeit nehmen. Man sollte mehr Zeit einplanen für die morgendliche Körperpflege, fürs Duschen, weiters auch als andere Hilfsmöglichkeiten beim Geschirrspüler ausräumen schwere Teller nicht in einem Zug in einen Überkopfkasten räumen, sondern zwischenzeitlich abstellen. Dann auch beim Staubsaugen mit aufrechtem Oberkörper den Staubsauger vor und zurück bewegen und nicht in der Hüfte einknicken. Das sind Dinge, die die Atmung erleichtern und somit auch mehr Luft zu den alltäglichen Tätigkeiten lassen.

Dass ich nicht mithalten kann macht mich verlegen. Wie kann ich damit umgehen?

Wichtig ist, dass Sie die Dinge offen ansprechen, dass Sie in einer Gruppe auch sagen: „Bitte auf mich zu warten, das Gehtempo an mich anzupassen“ und nicht der Gruppe fernbleiben und die Aktivität dann nicht mehr durchführen.

Wie kann ich mein Selbstwertgefühl aufbauen, wenn ich für so vieles Hilfe benötige?

Die Hilfe aktiv annehmen und sich den Lebensgewohnheiten, die jetzt durch die Erkrankung verändert sind, anpassen und selbstbewusst auftreten und die Erkrankung als Selbstverständlichkeit, soweit möglich, annehmen.

Was kann ich gegen eine zunehmende Vereinsamung tun?

Es gibt eine Isolationsspirale, die aufgrund der verminderten Leistungsfähigkeit zu einer Vereinsamung führt. Die muss unbedingt unterbrochen werden. Wichtig ist dabei, dass man sich seinen Möglichkeiten nach anpasst und auch andere darauf aufmerksam macht.

Im persönlichen Umfeld, in der Familie, wäre eine Möglichkeit, Ihre Situation zu schildern, indem die Familie einmal probiert oder Ihr Partner einmal probiert, mit einer Nasenklemme und zwei Strohhalmen im Mund ein Stockwerk zu gehen und dadurch Ihre Atemnot nachempfinden kann. Dadurch ist das Verständnis für Sie sicherlich verbessert.

Die korrekte Einnahme der Medikamente im Alltag fällt mir schwer. Was kann dabei helfen?

Für die korrekte Medikamenteneinnahme kann man sich einerseits einen Dispenser (Spender) herrichten, der auch, wenn Sie berufstätig sind, die Mittagsmedikation vielleicht im Büro extra abgelegt wird, um ihn nicht zu vergessen.

Weiters gibt es natürlich Hilfsmittel mit der modernen Technik, wie z.B. das Smartphone, mit Erinnerungsalarmen oder einfach auch Kalender, die Ihnen helfen, hier die regelmäßige Medikation wirklich zum richtigen Zeitpunkt einzunehmen.

Wie kann ich Gesunden vermitteln, wie es mir geht?

Atemnot ist ein Gefühl, das man nur sehr schwer beschreiben kann. Das muss man also wirklich fühlen. Es gibt die Möglichkeit von speziellen Jacken, die hier die Atmung erschweren. Aber am einfachsten ist es, hier mit einem Strohhalm zu üben und nur durch den Strohhalm zu atmen und sich dabei zu belasten. Dann kann man als Gesunder auch Atemnot nachempfinden.

Wie kann ich meinem Umfeld beibringen wobei ich Unterstützung brauche und was ich selbst machen kann?

Wichtig ist die Unterscheidung zwischen zu viel Hilfe und zu wenig Hilfe:

  • Zu viel Hilfe kann den Hilfedürftigen belasten.
  • Zu wenig Hilfe kann ihn hilflos machen.

Hier ist Kommunikation ganz, ganz wichtig und auch der tägliche Umgang mit seinem Umfeld: „Was schaffe ich, und was schaffe ich nicht?“ Dies ganz klar zu kommunizieren. Und zu sagen: „Bitte, die Tasche ist zu schwer. Kannst du mir helfen, sie zu tragen?“ Oder: „Das schaffe ich schon alleine, das mache ich jeden Tag.“ Das kommunizieren. Gerade am Anfang ist es schwierig, hier die richtige Dosierung auch für die Angehörigen oder für das Umfeld, Freunde, Familie zu finden.

 

Auf den Punkt gebracht

Tägliche Herausforderungen

  • Der Alltag mit Lungenhochdruck ist nicht alltäglich und wird zur Herausforderung.
  • Es ist wichtig, dass Sie sich dieser Herausforderung stellen.
  • Durch die Erkrankung verändert sich zwar die Lebenssituation, aber sie ist dennoch bewältigbar.

Herausforderung 1: Medikamente

Vielen PatientInnen fällt es zunächst schwer, regelmäßig ihre Lungenhochdruck-Medikamente einzunehmen und bei der Vielzahl unterschiedlicher Tabletten den Überblick zu behalten. Geht es Ihnen auch manchmal so? Dann nutzen Sie Medikamentendosierer und/oder moderne Technik:

Tipp 1: Medikamentendosierer

Bei Medikamentendosierern handelt es sich um Kästchen mit einzelnen Fächern für alle Wochentage mit verschiedenen Einnahmezeiten wie zum Beispiel morgens, mittags, abends und nachts. Hier können Sie übersichtlich Ihre Medikamente einordnen und sehen auf einen Blick, ob Sie sie auch eingenommen haben. Es gibt sogar Medikamentendosierer mit Erinnerungsfunktion, die zu eingegebenen Zeiten piepsen oder vibrieren, damit Sie an die Einnahme denken. Wenn Sie viele verschiedene Tabletten einnehmen müssen und vielleicht schon beim Vorbereiten leicht den Überblick verlieren, fragen Sie beim Pflegedienst oder in der Apotheke nach, ob man Ihnen dort ihren Medikamentendosierer richtet.

Tipp 2: Nutzen Sie Ihr Smartphone zur Erinnerung

Auch Ihr Smartphone können Sie auf verschiedene Weise zur Unterstützung nutzen. Die einfachste Möglichkeit: Lassen Sie sich von Ihrem Kalender oder ihrer Wecker-App an die Medikamenteneinnahme erinnern. Dort tragen Sie ein, wann Sie welche Medikamente einnehmen müssen und werden dann rechtzeitig erinnert.

Herausforderung 2: Haushalt

Im Verlauf der Lungenhochdruck-Erkrankung können die täglichen Arbeiten im Haus und Garten beschwerlicher werden. So schaffen Sie die Herausforderung Haushalt trotzdem:

Tipp 1: Vereinfachen Sie Ihre Aufgaben

Strukturieren Sie Ihre Wohnung so, dass Alltagsaufgaben möglichst einfach gestaltet sind. Vielleicht ist es jetzt Zeit, einmal gründlich auszumisten, damit Sie sich nicht mit unnötigen Dingen belasten. Bewahren Sie Gegenstände, welche Sie regelmäßig brauchen, an gut zugänglichen Orten auf. Sie könnten auch in Haushaltsgeräte investieren, die Ihnen die Arbeit erleichtern, wie zum Beispiel in einen Trockner, eine Spülmaschine oder einen Mikrowellenherd. Fragen Sie sich bei allen anstehenden Aufgaben, wie Sie sich diese leichter machen könnten.

Tipp 2: Setzen Sie Prioritäten und planen Sie Ihre Aufgaben

Machen Sie es sich zur Gewohnheit, am Beginn jeder Woche aufzuschreiben, welche Aufgaben Sie in den kommenden Tagen planen. Im nächsten Schritt setzen Sie Prioritäten: Was sollte diese Woche unbedingt erledigt werden und was ist nicht ganz so wichtig? Verteilen Sie die wichtigen Aufgaben über die Woche und denken Sie an genügend Ruhepausen. Wählen Sie für anstrengende Aufgaben Zeiten, zu denen Sie erfahrungsgemäß mehr Kraft haben. Und: Vergessen Sie nicht, auch schöne Dinge einzuplanen, die Ihnen guttun.

Tipp 3: Planen Sie Einkäufe gut

Einkäufe gehören zu den größten Herausforderungen im Haushaltsalltag. Es gibt allerdings einige Möglichkeiten, sich das Einkaufen zu erleichtern:

  • Nutzen Sie Lieferdienste für schwere Dinge, wie zum Beispiel für Getränkekisten.
  • Suchen Sie bevorzugt Geschäfte auf, die ein Café oder Ruhebänke haben, dann können Sie während des Einkaufs jederzeit Ihren Wagen stehenlassen und eine Pause machen.
  • Schreiben Sie Ihren Einkaufszettel in der Reihenfolge, wie Sie die Produkte im Supermarkt/Fachhandel finden. So müssen Sie die Gänge nur einmal abgehen und sparen sich unnötige Wege.
  • Bitten Sie eine/n MitarbeiterIn um Hilfe beim Einladen Ihrer Einkäufe ins Auto oder nehmen Sie eine zweite Person mit, die Ihnen beim Ein- und Ausladen hilft.

Tipp 4: Arbeiten Sie im Sitzen

Stellen Sie Ihre täglichen Aufgaben so um, dass Sie möglichst viel im Sitzen erledigen können:

  • Schneiden Sie das Gemüse beim Esstisch statt auf der Arbeitsplatte.
  • Stellen Sie Ihr Bügelbrett so niedrig ein, dass Sie davor einen Stuhl platzieren können.
  • Stellen Sie einen Hocker vor die Waschmaschine, sodass Sie sich zum Be- und Entladen der Maschine hinsetzen können.

Probieren Sie aus, was Ihnen den Alltag erleichtert.

Tipp 5: Nutzen Sie einen Geschirrwagen

Um Gegenstände von einem Zimmer in ein anderes zu bringen, eignet sich ein Servierwagen sehr gut. Beladen Sie diesen einfach mit allem, was Sie aufräumen wollen und fahren Sie dann in den entsprechenden Raum. So sparen Sie sich nicht nur das Tragen, sondern können deutlich mehr Gegenstände gleichzeitig transportieren und müssen nicht mehrfach gehen.

Tipp 6: Nutzen Sie Haushaltshilfen, Pflegedienste etc.

Nutzen Sie auch Unterstützung außerhalb Ihres Bekanntenkreises. Holen Sie sich Hilfe für Gartenarbeiten wie zum Beispiel Rasenmähen oder organisieren Sie einen Winterdienst um Schnee und Eis zu beseitigen. Lassen Sie hin und wieder von einer Haushaltshilfe den Großputz durchführen, dann sind die Alltagsaufgaben kleiner. Lassen Sie sich, wenn nötig, von einem Pflegedienst unterstützen.

Persönliche Erfahrung

Wussten Sie schon

Strukturiertes Arbeiten kann Ihnen viel Kraft und unnötige Wege sparen. Legen Sie zum Beispiel vor dem Kochen alle Zutaten und Kochgeräte bereit, bevor Sie mit der Zubereitung beginnen.

Geprüft Prim. Dr. Peter H. Heininger: Stand Dezember 2019

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Dieser Kurs ist Teil der Kursreihe „Leben mit Lungenhochdruck“

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Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.

Bildnachweis: Vikivector, alekseyvanin | Bigstock