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Kurs Lymphome verstehen: Lektion 3 von 9

Diagnose von Lymphomen

Bei Verdacht auf ein Lymphom werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, um die Diagnose abzusichern und die Lymphomart möglichst genau zu bestimmen, was die Voraussetzung für eine individuell angepasste Behandlung ist. Erfahren Sie hier, was alles zur Diagnostik einer Lymphomerkrankung gehört. Die beschriebenen Untersuchungen dienen nicht nur der Erstdiagnose, sondern werden im Verlauf der Erkrankung oft mehrfach durchgeführt, um den Fortschritt der Erkrankung oder einen Therapieerfolg beurteilen zu können.

Dr. Adalbert Weißmann: Welche Hinweise gibt es für Lymphome? Welche Symptome sind typisch?

Dr. Adalbert Weißmann: Welche Tests weisen ein Lymphom sicher nach und wie wird die Lymphomart bestimmt?

Erstuntersuchung

Liegt ein Verdacht auf ein Lymphom vor, dienen die ersten Untersuchungen dazu, diesen Verdacht zu widerlegen oder zu bestätigen. Es wird untersucht, ob wirklich ein Lymphom vorliegt und wenn ja, welche Art von Lymphom.

Anamnese und Allgemeinuntersuchung

Zunächst fragt der Arzt nach der Krankengeschichte (Anamnese), also nach Vorerkrankungen und den aktuellen Beschwerden. Bei einer körperlichen Untersuchung werden Lymphknoten, Milz und Leber abgetastet, um Vergrößerungen festzustellen. Eventuell kommt auch ein Ultraschall zum Einsatz. Das lymphatische Gewebe im Hals-, Gaumen- und Rachenbereich wird ebenfalls betrachtet.

Lymphknotenbiopsie (Histologie)

Bei konkretem Verdacht auf ein Lymphom, muss Gewebe aus einem befallenen Lymphknoten untersucht werden, um die Zellen genau beurteilen zu können. Dazu kann etwas Gewebe entnommen werden. Besser ist es aber, den gesamten Lymphknoten zu entfernen, da dann eine genauere Untersuchung möglich ist. Das Lymphknotengewebe wird mikroskopisch betrachtet. Molekularbiologische und zytogenetische Untersuchungen (Untersuchung des Erbmaterials der Lymphomzellen) können ebenfalls durchgeführt werden.

Blutuntersuchung

Maligne Lymphome verursachen bestimmte Veränderungen im Blutbild. Deshalb wird im Labor unter dem Mikroskop das zahlenmäßige Verhältnis der Blutkörperchen untersucht. Andere Parameter geben Hinweise darauf, ob Entzündungen oder unerkannte Infektionen vorliegen. Bei B-Zell-Lymphomen wird das Blut manchmal auch auf Antikörper und freie Leichtketten untersucht, die von Plasmazellen produziert werden.

Knochenmarksuntersuchung

Häufig benötigen die Ärzte auch eine Probe aus dem Knochenmark. Dazu wird eine Knochenmarkspunktion – meist am Beckenknochen – durchgeführt. Unter örtlicher Betäubung stanzt der Arzt einen kleinen Zylinder aus dem Knochenmark oder saugt das Mark mit einer Hohlnadel an. Ein Speziallabor untersucht das Knochenmark auf einen möglichen Lymphombefall und beurteilt, ob die Zellen normal und gesund aussehen.

Immunphänotypisierung

Bei der Immunphänotypisierung werden die Oberflächen von Lymphomzellen auf bestimmte Merkmale (sogenannte „Cluster of differentiation“, kurz CD) untersucht. Welche dieser CD-Typen vorliegen, gibt zusammen mit der mikroskopischen und zytogenetischen Analyse der Lymphomzellen Aufschluss darüber, welche Lymphomart vorliegt.

Weiterführende Diagnostik

Bestätigt die Erstuntersuchung den Verdacht „Lymphom“, können sich danach – je nach Lymphomtyp – weitere Untersuchungen anschließen. Diese dienen der genaueren Charakterisierung der Lymphomzellen. Außerdem kann festgestellt werden, wie stark sich das Lymphom bereits ausgebreitet hat (Stadium der Erkrankung).

Bildgebende Verfahren

Bildgebende Verfahren liefern Abbildungen vom Körperinneren. Sie zeigen, wo genau sich das Lymphom bereits ausgebreitet hat, wie viele Lymphknoten befallen sind und ob natürlich Grenzen (wie zum Beispiel das Zwerchfell) überschritten wurden.

Anhand dieser Ergebnisse wird das Stadium der Erkrankung beurteilt.

Dr. Adalbert Weißmann: Was sind bildgebende Verfahren und welche nutzt man bei Lymphomen?

Zu den bildgebenden Verfahren gehören unter anderem

  • Sonographie (Ultraschall): Meist ist ein Ultraschall die erste bildgebende Untersuchung, die durchgeführt wird. Die Bauchorgane und Halsweichteile lassen sich gut mit Ultraschall auf Veränderungen untersuchen.
  • Röntgen: Große Tumoren oder Veränderungen von Organen lassen sich bereits beim Röntgen feststellen. Sind hier Auffälligkeiten sichtbar oder werden detailliertere Bilder benötigt, kommen andere Methoden zum Einsatz.
  • Computertomographie (CT): Die CT liefert detaillierte Schichtaufnahmen (Schnittbilder) des Körpers. Ein Ganzkörper-CT dient dazu, alle befallenen Lymphknoten aufzuspüren und ein mögliches Tumorwachstum außerhalb der Lymphknoten (extranodal) zu entdecken.
  • PET-Scan (Positronenemissions-Tomographie): Ein PET-Scan macht durch Einsatz schwach radioaktiver Stoffe (Tracer) die Stoffwechselaktivität von Gewebe sichtbar. Tumorzellen erzeugen durch einen sehr schnellen Zellstoffwechsel im PET-Scan ein besonders starkes Signal.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Mit einer MRT-Untersuchung (auch Kernspintomographie genannt) kann eine Beteiligung von Leber, Milz, Gehirn oder Knochenmark nachgewiesen werden.
  • Szintigraphie: Eine Skelettszintigraphie weist durch Einsatz schwach radioaktiver Stoffe (Tracer) nach, ob Lymphomherde im Knochengewebe vorliegen.

Sonstige Untersuchungen

Für jeden Patienten wird der Arzt individuell vielleicht noch andere Ergebnisse benötigen, um die Lymphomart und die Ausbreitung des Lymphoms genau bestimmen zu können und die optimale Therapie auszuwählen:

  • Lumbalpunktion (Untersuchung von Rückenmarksflüssigkeit): Es wird nachgewiesen, ob Lymphomzellen im Zentralnervensystem vorliegen, was zu neurologischen Ausfällen oder Lähmungen führen kann.
  • HNO-Untersuchung: Bei einem Befall von Lymphknoten im Hals-Rachen-Bereich schließt sich oft eine komplette Untersuchung beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt an.
  • Magen- oder Bauchspiegelung: Endoskopische Untersuchungen geben zusätzliche Informationen, wenn die Bildgebung nicht ausreicht. Direkt während der Untersuchung können auch Gewebeproben entnommen werden.

Geprüft Dr. Adalbert Weißmann: Stand 21.03.2018

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.