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Kurs Lymphome verstehen: Lektion 5 von 9

Nebenwirkungen bei Lymphomen und wie man damit umgeht

Bei der Therapie von Lymphomen können verschiedenen Nebenwirkungen auftreten. PatientInnen und ihre Angehörigen sollten darauf vorbereitet sein, um besser damit umgehen zu können.

Warum treten Nebenwirkungen auf?

Welche Nebenwirkungen zu erwarten sind, hängt in erster Linie von der Art der Therapie ab. Beim Lymphom kommen Antikörpertherapien, Chemotherapien, Strahlentherapie und begleitende medikamentöse Behandlungen zum Einsatz. Jede Behandlung kann immer auch unerwünschte Begleiterscheinungen (Nebenwirkungen) nach sich ziehen. Bei einer Chemotherapie treten Nebenwirkungen auf, da die eingesetzten Medikamente (Zytostatika) alle Zellen angreifen, die sich schnell teilen. Neben Tumorzellen werden dadurch auch bestimmte Körperzellen (Schleimhäute, blutbildende Zellen, Haarwurzeln) geschädigt. Bei Bestrahlungen hängen die Nebenwirkungen von der bestrahlten Region, der Dosierung, der Eindringtiefe und der Anzahl der Bestrahlungssitzungen ab.

Nebenwirkungen lassen sich oft gut behandeln oder ganz vermeiden

In erster Linie gilt in Bezug auf Nebenwirkungen: Keine Angst! Viele Nebenwirkungen sind nur kurzfristig oder treten nur selten auf. Die heutigen Therapien haben zudem deutlich weniger Nebenwirkungen, als das früher der Fall war. Viele Nebenwirkungen lassen sich gut behandeln oder schon vorab vermeiden. Niemand sollte denken, dass Nebenwirkungen zwangsläufig dazugehören oder dass man „da jetzt einfach durch muss“.

Der wichtigste Schritt ist, dass PatientInnen ihren Arzt über alle auftretenden Symptome informieren. Nur dann kann der Arzt etwas dagegen tun.

Nebenwirkungen der Antikörpertherapie

Nebenwirkungen treten in Form grippeähnlicher Symptome oft nur während der Infusion des Antikörpers auf und lassen sich durch eine Begleitmedikation gut behandeln bzw. ganz vermeiden. Bei Patienten mit hoher Tumorlast (vielen Lymphomzellen) können stärkere Nebenwirkungen auftreten, da beim Zerfall dieser Zellen Zytokine freigesetzt werden. Es kommt zum sogenannten cytokine release syndrome („Zytokin-Sturm“) mit Blutdruckabfall, erschwertem Atmen und allergieartigen Symptomen. Der Arzt wird bei diesen Patienten aber von vornherein Vorsicht bei der Antikörper-Infusion walten lassen.

Nebenwirkungen der Chemotherapie und Bestrahlung

Es gibt zahlreiche Informationsseiten, auf denen man sämtliche möglichen Nebenwirkungen aufgelistet findet. Wir möchten hier nur einige, häufige Nebenwirkungen nennen, die bei Lymphompatienten während oder nach einer Chemotherapie oder Bestrahlung auftreten können. Oft können einige einfache Tipps helfen, damit besser umgehen zu können. Alle auftretenden Probleme sollten aber immer mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Keiner der folgenden Tipps kann einen Arzt ersetzen, aber wir möchten Ihnen eine Hilfestellung und Ideen geben, wie Sie im Alltag mit Nebenwirkungen einfacher umgehen können.

Übelkeit, Erbrechen

Übelkeit und Erbrechen können durch die vorbeugende Einnahme von Medikamenten (Antiemetika) oft vermieden werden und kommen bei den heute eingesetzten Wirkstoffen sehr viel seltener vor als früher. Helfen Sie dem Arzt vorab bei der Risikoeinschätzung. Neigen Sie generell zu Übelkeit, z.B. Reiseübelkeit oder Seekrankheit? Für Frauen: Haben Sie bei früheren Schwangerschaften häufig erbrochen oder leiden Sie im monatlichen Zyklus manchmal unter Unwohlsein? Wenn trotz aller Vorbeugung und Behandlung dennoch Übelkeit oder Erbrechen auftreten, können PatientInnen und auch ihre Angehörigen oder Freunde einiges zur Linderung tun. Tipps zum Umgang mit Übelkeit und Erbrechen finden Sie im Kurs “Lebensqualität bei Myelom und Lymphom”.

Haarverlust

Es kommt während einer Chemotherapie in vielen Fällen zu Haarverlust, da Zytostatika sich schnell teilende Zellen angreifen, wozu neben den Tumorzellen auch die Zellen der Haarfollikel gehören. Dabei sind meist nicht nur Kopfhaare, sondern auch Wimpern, Augenbrauen, Bart- und Schamhaare betroffen. Die Haare wachsen nach der Therapie zumeist schnell nach. Dennoch kann ein Haarverlust für PatientInnen sehr belastend sein.

Fatigue

Als Fatigue bezeichnet man die große Müdigkeit, die typisches Symptom vieler Krebserkrankungen ist, aber auch Folge der Lymphom-Therapie sein kann. Im Kurs “Lebensqualität bei Myelom und Lymphom” haben für Sie Informationen und Tipps zusammengestellt, was genau Fatigue ist und wie Sie mit der Müdigkeit umgehen und die Erschöpfung lindern können. Außerdem erfahren Sie, warum ein Fatigue-Tagebuch Lymphom-PatientInnen helfen kann und wie man ein solches Tagebuch führt.

Polyneuropathie

Die Polyneuropathie (PNP) ist eine Erkrankung der Nerven. Schmerzen, Kribbeln oder Taubheitsgefühle, vor allem in den Händen oder Füßen, sind typisch für eine PNP. Als Ergänzung zu einer ärztlichen Behandlung haben wir im Kurs “Lebensqualität bei Myelom und Lymphom” einige Tipps zusammengestellt, wie Angehörige und Lymphom-PatientInnen im Alltag mit einer bestehenden Polyneuropathie besser umgehen können und welche nicht-medikamentösen Behandlungen Linderung bringen können.

Geprüft Dr. Adalbert Weißmann: Stand 21.03.2018

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.