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Kurs Ovarialkarzinom verstehen: Lektion 2 von 6

Symptome & Diagnose beim Ovarialkarzinom

Das Ovarialkarzinom (Eierstockkrebs) gehört zu den seltenen, aber auch zu den gefährlichen Krebserkrankungen. Im Video erklärt Univ.-Prof. Dr. Alexander Reinthaller, Spezialist für gynäkologische Tumorerkrankungen, warum Symptome bei Eierstockkrebs oft erst im fortgeschrittenen Stadium auftreten, und beantwortet die häufigsten Fragen, die ihm Frauen nach der Diagnose Ovarialkarzinom stellen.

Video Transkript

Was können erste Symptome sein?

Die ersten Symptome des Eierstockkrebses sind unspezifisch. Es handelt sich hier vor allem um Schmerzen, Übelkeit, Stuhlunregelmäßigkeiten. Das kann Verstopfung oder Durchfall sein. Manchmal kommt auch Erbrechen hinzu. Ein typisches Zeichen ist auch die Zunahme des Bauchumfanges, meistens bedingt durch die Bildung von Bauchwasser im Rahmen einer bereits fortgeschrittenen Erkrankung.

Prinzipiell treten diese Symptome in der Regel ein halbes bis dreiviertel Jahr vor Erkennung eines solchen Eierstockkrebses auf. Da sie so unspezifisch sind, wird ihnen aber meistens lange oder längere Zeit keine Beachtung geschenkt.

Warum ist ein Ovarialkarzinom so gefährlich?

Das ergibt sich eigentlich aus dem bereits vorher Gesagten, nämlich der Symptomatik. Diese Symptomatik ist eine typische Symptomatik des späten Eierstockkrebses, also der fortgeschrittenen Stadien. Die Unmöglichkeit, den Tumor früh zu erkennen, das Fehlen von Vorsorgeuntersuchungen führt dazu, dass sich die Tumorerkrankung meistens in der Bauchhöhle ausbreitet ohne Symptome zu verursachen. Und erst wenn sozusagen der Tumor gestreut hat, Nachbarorgane betroffen sind, vor allem auch die Oberfläche des Bauchfells als typisches Metastasierungsmuster dieses Tumors, dann erst treten diese Symptome auf, so dass ca. 70 Prozent der Frauen, die an einem Eierstockkrebs erkranken, erst in einem fortgeschrittenen, späten Tumorstadium diagnostiziert und erkannt werden.

Wie wird ein Ovarialkarzinom diagnostiziert?

Prinzipiell ist es so, dass hier zuerst einmal die Symptomatik natürlich als ein wichtiges diagnostisches Mittel zum Tragen kommt. In der weiteren Folge dann werden die Patienten in der Regel zum Gynäkologen oder Gynäkoonkologen überwiesen. Es finden sich meistens dann in der gynäkologischen Untersuchung, in der klinischen Untersuchung, Ovarialtumore, oft Bauchwasser und in der Regel auch schon Zeichen auf eine ausgebreitete Erkrankung. Dann kann man auch in einer anschließenden Bildgebung, die dann meistens durchgeführt wird, nämlich Computertomographie, Kernspintomographie, hier Zeichen einer sogenannten Peritonealkarzinose oder eines Bauchfellkrebses erkennen.

Zusätzlich wird dann für die Diagnostik auch noch eine sogenannte Tumormarker-Diagnostik verwendet, wobei hier der wichtigste Tumormarker das CA 125 ist, ein spezifischer Tumormarker für den Eierstockkrebs. In dieser Situation ist der Tumormarker dann meist schon mit einem deutlichen Anstieg beziehungsweise einer deutlichen Erhöhung zu finden.

Welche Fragen stellen Ihnen Patientinnen nach der Diagnose?

Also naturgemäß ist es so dass eine der häufigsten Fragen ist: „Warum ist mein Tumor erst so spät erkannt worden?“, weil das ja in 70 bis 75 Prozent der Fälle auch tatsächlich so ist. Die Antwort darauf ist: Die Patientinnen können nichts dafür. Das ist ganz wichtig zu vermitteln, weil hier manchmal auch Selbstvorwürfe zum Vorschein kommen: „Wäre ich doch früher gegangen…“, „Hätte ich früher auf meine Symptomatik geschaut…“, „Hätte ich ihn mehr gedrängt, dass abgeklärt wird…“. Hier kann man den Patientinnen sagen: „Das ist einfach schicksalhaft. Die Erkrankung ist nicht früh zu erkennen.“ Und deswegen sind die meisten Patientinnen eben in einem fortgeschrittenen Stadium.

Die zweite wesentliche Frage ist natürlich an die behandelnden Ärzte: „Was können Sie tun?“, „Wie schauen meine Aussichten aus?“, „Kann ich von dem Tumor geheilt werden?“ Und hier ist es so, dass wir heutzutage doch in der Lage sind, hier einiges von der medizinischen Seite her anzubieten. Die Therapie ist so, dass wir durchaus in der Lage sind, wenn auch natürlich nicht in allen Fällen, aber so doch in einigen ausgewählteren Fällen auch Heilung anzubieten, auf jeden Fall eine doch relativ lange Überlebenszeit.

Symptome des Ovarialkarzinoms

Das Ovarialkarzinom verursacht im frühen Stadium oft keinerlei Beschwerden. Das ist der Grund, warum rund 70 Prozent der Fälle erst im späteren Stadium erkannt werden.

Erste Anzeichen

Frauen bemerken als erste Anzeichen in manchen Fällen Schmerzen im Unterbauch, Müdigkeit, ein häufiger Harndrang oder Stuhlunregelmäßigkeiten wie Verstopfung, Völlegefühl, Durchfall oder Blähungen. Manchmal treten genitale Blutungen auf. Diese Symptome können jedoch auch mit einer ganzen Reihe weitaus häufigerer und harmloserer Erkrankungen zusammenhängen, sodass Sie als Patientin und genauso Ihre Ärztin/Ihr Arzt leider (aber verständlicherweise) vielleicht erst spät an einen ernsteren Hintergrund denken.

Symptome im fortgeschrittenen Stadium

Wenn der Eierstocktumor größer wird oder wenn sich bereits Metastasen (Ansiedlungen von Krebszellen in anderen Körperbereichen) gebildet haben, können weitere Beschwerden auftreten. Möglicherweise nimmt der Bauchumfang durch Wassereinlagerung zu oder es kommt zu Erbrechen durch einen beginnenden Darmverschluss.

Diagnose des Ovarialkarzinoms

Besteht ein Verdacht auf Eierstockkrebs, wird die Ärztin/der Arzt Schritt für Schritt verschiedene Untersuchungen durchführen, um die Diagnose abzusichern. Eine vorsorgliche Früherkennungsuntersuchung gibt es nicht.

Keine Früherkennungs-Untersuchungen empfohlen

In Studien werden immer wieder mögliche Vorsorge-Parameter geprüft. Bisher gibt es jedoch keine Empfehlungen für eine Krebsvorsorge, wie es bei anderen Krebsarten möglich ist.

Gentest

Eierstockkrebs kann durch eine Veränderung (Mutation) der beiden Gene BRCA1 und BRCA2 ausgelöst werden. BRCA steht für das englische „breast cancer“ (Brustkrebs). Die Mutation führt zu einem erhöhten Risiko sowohl für Brustkrebs als auch Eierstockkrebs. Diese genetische Veränderung kann mit einem Gentest erkannt werden.

Wann sollte ich mich testen lassen?
Ist ein enges Familienmitglied bereits im jungen Alter an einem Ovarialkarzinom oder Brustkrebs erkrankt oder kommen diese Erkrankungen in Ihrer Familie gehäuft vor,  sollten Sie sich in einem spezialisierten Zentrum beraten lassen. Vor allem dann, wenn bei der erkrankten Person bereits die Genveränderung bestätigt wurde.

Wie läuft der Test ab?
Für den Gentest ist nur eine Blutprobe erforderlich. Das Ergebnis erhalten Sie wenige Wochen später während eines Beratungsgespräches im Krebszentrum.

So läuft die Diagnose beim Ovarialkarzinom ab

Bei verdächtigen Symptomen weist eine Gynäkologin/ein Gynäkologe oder eine Gynäko-Onkologin/ein Gynäko-Onkologe den Tumor mit verschiedenen Untersuchungen nach.

  • Gynäkologische Tastuntersuchung: Der Arzt tastet die Bauchdecke und von innen über die Scheide die inneren Geschlechtsorgane ab.
  • Vaginaler Ultraschall: Eine Ultraschallsonde wird in die Scheide eingeführt, um die Eierstöcke zu betrachten.
  • Blutuntersuchung: Meist wird ein Blutbild erstellt und Tumormarker (zum Beispiel CA-125) werden bestimmt.
  • Bildgebung: Mit einer Computertomographie oder MRT kann die Tumorausbreitung genauer untersucht werden.
  • Diagnostische Operation: Die endgültige Diagnose und genaue Tumorart lassen sich nur durch Untersuchung von Gewebe bestimmen, das operativ entnommen wird. Oft wird dabei der Tumor auch direkt so weit wie möglich entfernt, es handelt sich dann also gleichzeitig um eine therapeutische Operation.

So bestimmt die Ärztin/der Arzt die genaue Tumorart

Ist nach den ersten Untersuchungen klar, dass es sich um eine Tumorerkrankung handelt, wird die Krebsart genauer bestimmt. Das erfolgt durch die Untersuchung von Tumorgewebe. Rund 90 Prozent der Ovarialkarzinome gehen vom obersten Deckgewebe (Epithel) aus, man spricht von epithelialen Tumoren. Seltener sind Tumore der Keimzellen oder des Bindegewebes. Welche Tumorart Sie haben und was das für Ihre Erkrankung, die Prognose und Therapie bedeutet, wird Ihre Ärztin/ Ihr Arzt vor dem Beginn einer Behandlung genau mit Ihnen besprechen.

Geprüft Univ.-Prof. Dr. Alexander Reinthaller: Stand 03.10.2017

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