Als Lungenfibrose-Patient:in erlebt man im Alltag Schwierigkeiten, wie zum Beispiel bei der Nahrungsaufnahme. Auch Appetitlosigkeit, Sodbrennen und Verdauungsprobleme sind mögliche Begleitsymptome dieser Erkrankung. Diätologin Barbara A. Schmid informiert, worauf bei der Ernährung mit Lungenfibrose zu achten ist, was die Ernährung unterstützen kann und gibt Tipps gegen Sodbrennen oder Hustenreiz.
Ernährung bei Lungenfibrose
Was passiert bei einer Lungenfibrose?
Stellen Sie sich die Lunge symbolisch wie einen Baum vor, der auf dem Kopf steht. Der Baum hat einen Stamm, das ist die Luftröhre, und er hat Äste, das sind die Bronchien. Die vielen Blätter sind die Lungenbläschen. Wir atmen über die Luftröhre in die Bronchien und schlussendlich in diese Lungenbläschen Luft ein; dort findet dann der Gasaustausch statt. Der Sauerstoff aus der Luft kommt über diese dünne Wand mithilfe der Blutgefäße in das Blut; wenn der Sauerstoff im Körper verbraucht wurde, wird das Kohlendioxid wieder in die Atemluft abgearbeitet. Man nennt die Bronchien, die Luftröhre und die Lungenbläschen auch die luftführenden Organe der Lunge; das sind die Anteile der Lunge. Dann gibt es noch das Lungenbindegewebe, welches besonders wichtig ist, weil es die Lunge stützt und für die Elastizität der Lunge verantwortlich ist. Die Lunge muss sich schon dehnen können, wenn man einatmet, sodass der Brustkorb aufgehen kann – genau dieses Lungenbindegewebe ist bei der Lungenfibrose das Problem. Durch diese entzündlichen Prozesse und Entzündungsreaktionen wird das Lungenbindegewebe immer härter. Es verdickt sich und vernarbt; dann spricht man von einer Fibrosierung. Wichtig ist zu wissen, dass dieser systemische Entzündungsprozess voranschreitet; das heißt, das Bindegewebe wird immer dicker und auch immer vernarbter. Ein solches Narbengewebe hat diese Elastizität nicht und das erschwert die Atmung. Eine erschwerte Atmung bedeutet, dass der Patient oder die Patientin mehr Atemarbeit leisten muss. Es ist somit schwieriger, diesen Widerstand zu überwinden und einzuatmen. Dadurch wird es auch erschwert, den Gasaustausch richtig vollziehen zu können und es wird zu einer Herausforderung, dass ausreichend Sauerstoff ins Blut gelangt.
Welche Beschwerden löst die Lungenfibrose aus?
Die Erkrankung der Lungenfibrose beginnt sehr schleichend, das heißt, anfänglich merkt man es fast nicht. Die Atemnot und der Husten könnten Indizien für eine Lungenfibrose sein; die Atemnot kommt vor allem bei einer Belastung, aber bei Fortschreiten der Erkrankung auch bei Ruhe. Es ist vor allem der quälende Husten, ein trockener Reizhusten, der nicht heilen möchte, ein Symptom, bei dem man auch an eine Lungenerkrankung denken muss. Ein Symptom, das besonders wichtig für Diätologen und Diätologinnen ist, ist eines, das sich erst viel später bemerkbar macht; der Gewichtsverlust. Dieser kommt vor allem vom Abbau der Muskulatur. Es gab eine Studie, die 2022 veröffentlicht wurde, und die hat gezeigt, dass 26,8% der Patient:innen mit Lungenfibrose einen niedrigen FFMI zeigten. Das ist ein Index, der die fettfreie Masse darstellt – das sind vor allem die Muskulatur, die Organe und die Knochen. Wenn die Muskulatur zurückgeht, das nennt man auch Atrophie, dann geht nicht nur die Skelettmuskulatur, sondern auch die Atemmuskulatur zurück. Diese ist jedoch besonders wichtig für die Atmung und für die Ventilation; das heißt, dass der Abbau von Muskulatur einen direkten negativen Einfluss auf den Gasaustausch (die Ventilation) hat. Es muss ein wichtiges diätologisches Ziel sein, dass Patient:innen keine fettfreie Masse bzw. Muskulatur verlieren. Wenn der Verlust schon im Gange ist, ist es wichtig, dass man wirklich schnell reagiert.
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Ernährungstherapie bei Lungenfibrose
Wann sollte ich an eine Ernährungsberatung denken?
Als Diätologin muss ich natürlich sagen, dass Sie bereits bei Diagnosestellung an eine Ernährungsberatung denken sollten, aber das ist leider sehr selten der Fall. Warum bei Diagnosestellung? Die Ernährungstherapie oder -beratung wie auch die Physiotherapie und die Bewegungstherapie sind eine der wenigen Maßnahmen, die in Hinblick auf die Lebensqualität eine Verbesserung bringen können. Wenn man also zuwartet, bis sich der Zustand verschlechtert und die Atemnot noch gravierender wird bzw. bis Verdauungsbeschwerden, Reflux, Übelkeit oder Appetitlosigkeit als typische Symptome dazukommen, ist das aus medizinischer Sicht ein Fehler. Es wird aber leider in den seltensten Fällen bei Diagnosestellung ein Diätologe oder eine Diätologin aufgesucht. Spätestens, wenn Sie folgende Symptome wahrnehmen, sollten Sie Ihre Ärztin/Ihren Arzt und auch eine Diätologin/einen Diätologen aufsuchen: wenn die Beschwerden verstärkt wahrgenommen werden, Sie Appetitlosigkeit und Kraftlosigkeit verspüren und wenn Sie Gewicht verlieren. Dann sollten Sie auf keinen Fall zuwarten, Ihre Ärztin/Ihren Arzt aufzusuchen.
Was kann ich mir von einer Ernährungstherapie bei Lungenfibrose erwarten?
Vor allem dürfen Sie sich Qualifikationen und Professionalität erwarten. In Österreich ist es die Berufsgruppe der Diätolog:innen, die Ihnen hilft, Ihre Ernährung zu optimieren; diese geht nach einem diätologischen Prozess vor. In Deutschland und in der Schweiz sind es die Diätassistent:innen, die diese Tätigkeit ausüben. Was ist ein diätologischer Prozess und womit beginnt er? Er beginnt mit dem diätologischen Assessment; dabei nimmt ein Diätologe/eine Diätologin alles im Sinne einer differenzierten Analysedarstellung auf und es wird ein Soll-Ist-Vergleich gemacht. Man weiß, wie die Soll-Werte aussehen sollten, was das Gewicht anbelangt und was die fettfreie Masse – die Muskulatur – betrifft. Wenn hier die Schere zwischen Soll- und Ist-Werten weit auseinandergeht, sollte eine diätologische Intervention die Folge sein. Weiters wird die Diätologin/der Diätologe alle Ernährungsprobleme, die Sie persönlich betreffen, erfassen; die sind oft sehr unterschiedlich. Im Assessment kann dann herausgefunden werden, ob z.B. eine etwaige Appetitlosigkeit Folge oder Ursache einer Gewichtsabnahme oder der Erkrankung ist. Es kann auch festgestellt werden, wie stark das Ausmaß an Verdauungsbeschwerden Ihr Wohlbefinden oder auch Ihre Ernährungsweise beeinflusst. All diese sehr individuellen und persönlichen Fragestellungen muss die Diätologin/der Diätologe im Rahmen des Assessments klären. In weiterer Folge soll aus dieser Analyse eine diätologische Diagnose gestellt und eine persönliche Zielsetzung festgelegt werden. Durch diese Ernährungsoptimierung sollen Sie einen Vorteil erarbeiten, was Ihre chronische Erkrankung anbelangt. Das ist die Basis der Entwicklung von individuellen Maßnahmen, die Sie persönlich im Alltag umsetzen können.
Woran erkenne ich oder mein Behandlungsteam, dass ich meine Ernährung umstellen sollte?
Gewichtsveränderungen sind nicht nur durch die Abnahme des Gesamtgewichtes, sondern auch durch den Verlust von Muskelkraft spürbar. Wenn Sie sich schlapper fühlen und wenn Sie das Gefühl haben, dass jede Bewegung nicht nur in Hinblick auf die Atmung, sondern auch von der muskulären Umsetzung her schwierig ist, liegt ein Abbau der Muskulatur nahe. Das ist der erste Grund, warum sie Ihre Ärztin/Ihren Arzt aufsuchen sollten und auch diätologische Hilfe in Anspruch nehmen sollten. Aber auch wenn Sie Verdauungsbeschwerden wie zum Beispiel Reflux bzw. Sodbrennen oder Durchfälle plagen oder wenn Sie das Gefühl haben, dass die Symptome der Grunderkrankung (Lungenfibrose) Ihre Essensweise oder Ihre Essensaufnahme negativ beeinflussen, sollte die Ursache geklärt werden. Das können beispielsweise Beschwerden wie Husten oder Atemnot während des Essens oder durch das Essen sein. Das sind Symptome, die bei einer Ärztin/bei einem Arzt abgeklärt werden sollten. Infolgedessen ist möglicherweise eine HNO-Abklärung oder eine BIA-Messung notwendig, um je nach den Ergebnissen eine diätologische Therapie in Anspruch zu nehmen.
Wie oft sollte ich mich wiegen und wann sollte ich eine Ärztin/einen Arzt aufsuchen?
Eine wöchentliche Gewichtskontrolle ist natürlich von Vorteil, aber noch wichtiger ist es, die Ergebnisse einer Bioelektrischen Impedanzanalyse zu kennen. Diese Methode ermöglicht es, die Körperzusammensetzung herauszufinden. Dabei wird festgestellt, wie viel von Ihrem Gesamtgewicht Wasser, Fettmasse und fettfreie Masse ist. Die fettfreie Masse ist der Indikator für Muskulatur; wenn wir von Muskulatur sprechen, dann auch immer von Atemmuskulatur. Dieses Ergebnis zeigt mir sofort, ob das Gewicht oder auch die Muskulatur zurückgegangen sind und ob möglicherweise ein Mangelernährungszustand vorhanden ist.
Hier geht es zum Video-Interview: „Ernährungstherapie bei Lungenfibrose“
Lebensmittel und Nährstoffe bei Lungenfibrose
Verändert sich mein Nährstoffbedarf bei Lungenfibrose?
Ja, tatsächlich verändert sich der Nährstoffbedarf bei Lungenfibrose, und das ist auch der naheliegende Zusammenhang zwischen der Ernährung und einer Lungenerkrankung, auf den besonders zu achten ist. Das macht sich erstens durch die vermehrte Atemarbeit bemerkbar; das heißt, Patient:innen mit Lungenfibrose müssen bei der Einatmung und vor allem bei voranschreitender Erkrankung immer mehr Widerstand überwinden, damit der benötigte Sauerstoff auch tatsächlich im Blut ankommt. Diesen Widerstand zu überwinden bedeutet, dass Patient:innen mehr einatmen müssen; dadurch haben sie eine erhöhte Atemarbeit, welche man auch Hyperinflation nennt. Und diese Hyperinflation kostet nicht nur Kraft, sondern sie kostet auch Energie und somit ist ein Mehrbedarf an Kalorien notwendig. Es ist wichtig, dass Ihre Diätologin/Ihr Diätologe aufgrund dieser Hyperinflation diese zusätzlich notwendigen Kalorien mitberücksichtigt. Der zweite wichtige Punkt ist, dass Patient:innen mit Lungenfibrose oder generell mit chronischen und entzündlichen Erkrankungen einen Mehrbedarf an Proteinen bzw. an Eiweißen haben. Das heißt, es ist sehr wichtig, dass hier auf eine ausreichende Eiweißversorgung Acht gegeben wird. Dann ist es wichtig, dass wir, wenn entzündliche Erkrankungen behandelt werden, eine Art antientzündliche Ernährung in unseren Ernährungsalltag einbinden. Darauf möchte ich noch später zu sprechen kommen, was antientzündliche Nahrungsbestandteile genau sein können. Es ist wichtig, dass man weiß, wie man sich besonders mit diesen Vitaminen, mit sekundären Pflanzenstoffen, mit Mineralien oder besonderen Aminosäuren versorgen kann, um die entzündlichen Prozesse hintanzuhalten. Der erhöhte Bedarf an Mikro- und Makronährstoffen wird oft bei Patient:innen mit Lungenfibrose durch die Appetitlosigkeit oder Verdauungsbeschwerden wie Reflux, Übelkeit und Durchfall nicht gedeckt. Das heißt, die Schere geht zwischen Bedarf und Zufuhr weit auseinander und damit ist es besonders wichtig, dass anhand von Erhebungen sowie auch von diätologischen Interventionen versucht wird, diese Soll-Ist-Situation bald wieder zu harmonisieren.
Was kann ich tun, um mich bestmöglich zu ernähren?
Sie können Ihre Ernährung optimieren, indem Sie die Planung des Ernährungsalltags bzw. die Planung der einzelnen Mahlzeiten umsetzen. Besonders wichtig zu wissen ist, dass die Menge von einer einzelnen Mahlzeit, wenn sie zu hoch ist, mit Atembeschwerden einhergehen kann. Das hat viele verschiedene Gründe, das heißt, es ist wichtig, dass Sie über den Tag eine hohe Mahlzeitfrequenz haben. Sie sollten daher ca. sechs- bis achtmal am Tag essen; das klingt jetzt wahrscheinlich viel, aber diese Mahlzeiten sollten immer kleinere sein. Wenn die Menge nicht groß ist, dann wird auf der einen Seite die Magenkapazität nicht überfordert und auf der anderen Seite leiden Sie weniger unter Atemnot während des Essens. Darüber hinaus ringen Sie natürlich immer mit der Luft; diese sollte daher ökonomisiert werden. Das bedeutet, dass Sie mithilfe eines Wochenmenüplans oder eines Ernährungsleitfadens, am besten erstellt von einer Diätologin/einem Diätologen, Ihren Einkauf planen. Sie wissen dann, wann Sie was zu Hause haben müssen und was Sie kochen wollen. Es ist auch sinnvoll, vorzukochen oder auch verschiedene Beilagen zu kochen, die sie dann in einer anderen Mahlzeit wiederverwenden. Ein gewisses Ernährungsmanagement ist hilfreich, um Ihren Ernährungsalltag alleine von der praktischen Seite viel effizienter zu gestalten. Der zweite Schritt ist die Planung der einzelnen Mahlzeit. Wir haben von sechs bis acht Mahlzeiten pro Tag gesprochen, aber jede Mahlzeit sollte zusätzlich einem gewissen Prinzip entsprechen. Dieses Prinzip nenne ich das Baukastensystem; das heißt, jede Mahlzeit sollte einen Anteil Eiweiß haben, einen Anteil Kohlenhydrate, einen Anteil Fett und einen Anteil an antientzündlichen Nahrungsbestandteilen. Ein Apfel ist etwa nicht als Mahlzeit zu bezeichnen; Sie sollten diese Bauelemente immer zusammen erhöhen. Erstens einmal sollten Sie die Nährstoffdichte erhöhen und das Volumen des Essens verringern; das ist in Hinblick auf Ihre Ausgangssituation mit Atemnot und auch möglicherweise mit Verdauungsbeschwerden besonders wichtig. Welche Speisen wären das zum Beispiel? Sie könnten einen Porridge machen, indem Sie Haferflocken in Wasser kochen, Joghurt, gemahlene Nüsse und vielleicht auch ein Himbeerkompott dazugeben. Man hat somit unterschiedliche Elemente, die in Menge nicht sehr voluminös sind, aber sehr viele wichtige Inhaltsstoffe liefern. Ein weiterer Vorschlag wäre auch ein Kartoffelpüree mit einem Thymianpesto. Thymian löst besonders den Schleim und unterdrückt den Hustenreiz. Es ist also wichtig, die Mahlzeit nicht nur innerhalb des Tages zu planen, sondern auch die einzelnen Mahlzeiten jeweils gut zu beobachten, damit alle wichtigen Nährstoffe in der Mahlzeit vorhanden sind.
Wie soll ich meine Ernährung bei Unter- oder Übergewicht gestalten?
Ich empfehle Ihnen in beiden Fällen, die ernährungstherapeutische Begleitung einer Diätologin in Anspruch zu nehmen. Wenn bereits Untergewicht vorhanden ist, bedeutet das nicht nur einen Verlust an Gewicht, sondern auch leider einen Verlust an Muskelmasse und somit auch an Atemmuskulatur; da brauchen Sie wirklich Unterstützung. Bei Übergewicht könnte man meinen, dass zu viel besser ist als zu wenig – das stimmt aber nur bedingt. Ein gewisses Übergewicht hat eine mögliche positive Auswirkung auf den allgemeinen Zustand, da noch mehr Kraftreserven vorhanden sind. Es kann sich aber vor allem das viszerale Bauchfett, also das, was vor- oder unterhalb der Lunge liegt, negativ auf die Atmung auswirken. In Abhängigkeit Ihres Ausgangsgewichtes und Ihrer Werte der fettfreien Masse wählen Sie bestimmte Lebensmittel aus. Wenn Sie übergewichtig sind, dann wählen Sie fettarme Produkte aus, verwenden weniger Zucker – vor allem keine gezuckerten Getränke, aber halten bitte trotzdem das Baukastensystem ein. Sie sparen dadurch an Kalorien, aber nicht an essenziellen Nährstoffen. Wenn Sie untergewichtig sind, ist es wichtig, dass Sie die Nährstoffdichte Ihrer Lebensmittel erhöhen. Das heißt, Sie kaufen z.B. Milchprodukte mit Vollfettgehalt; Sie könnten auch mittelkettige Triglyceride einbinden. Das sind diätetische Produkte mit Fett, die keine Galle benötigen und daher sehr leicht verträglich sind. Sie können auch versuchen, Ihre Speisen anzureichern. Dabei können Sie z.B. einer eingedickten Suppe ein Eidotter oder ein pochiertes Ei hinzufügen. Sie versuchen somit bei Untergewicht, zu allen Speisen eine zusätzliche Fettquelle hinzuzufügen. In diesem Zusammenhang wäre es auch wieder ratsam, Unterstützung von einem Diätologen/einer Diätologin zu haben.
Welche Nahrungsmittel sollte ich bei Lungenfibrose meiden?
In vielen Fällen kann während des Essens eine Atemnot auftreten, welche zusätzlich durch den hohen Zwerchfellstand begünstigt wird. Voluminöse Mahlzeiten wie Rohkost, Gemüse oder Blattsalat, die Sie vielleicht als gesund definieren würden, haben sehr viel Volumen (durch viel Wasser und Faserstoffe) auf eine niedrige Nährstoffdichte. Die Essensaufnahme von voluminösen Speisen könnte sowohl in einen Hustenreiz wie auch in eine Atemnot münden. Vermeiden Sie also bitte voluminöse Speisen.
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Verdauungsbeschwerden und Appetitlosigkeit
Was mache ich, wenn ich Husten oder Atemnot während dem Essen habe?
Der Husten ist ein sehr quälendes und persistierendes Symptom bei Lungenfibrose; viele Patienten sind ermüdet durch dieses ständige Husten. Warum husten Lungenfibrose-Patient:innen? Es ist einerseits vor allem ein trockener Husten, welcher durch die entzündliche Lungenerkrankung verursacht wird, aber es kann auch durch Einatmen von Nahrungsbestandteilen, durch Magensäure oder durch Speichel Husten zustande kommen. Es ist besonders wichtig, dass man in den Ernährungsinformationen bzw. in den Interventionen darauf achtet, etwas zu tun, das diesen Hustenreiz unterdrückt. Weiters damit in Verbindung steht auch das Aspirationsrisiko. Das Risiko für eine Mikroaspiration besteht darin, Nahrungsbestandteile einzuatmen; dieses gilt es zu reduzieren. Das kann nämlich zu verheerenden Problemen bei Lungenfibrose-Patient:innen führen, allen voran zu einer Aspirationspneumonie. Das ist eine Lungenentzündung, welche durch das Einatmen von bestimmten Fremdkörpern entsteht, die nicht ausreichend abgehustet werden können. Diese verbleiben dann in den Bronchien; wenn sie dort bleiben, können sie weitere Entzündungsreaktionen zu den bereits vorhandenen Entzündungsreaktionen auslösen. Das heißt, es ist wirklich wichtig, darauf zu achten, dass dieses Risiko so gering wie möglich gehalten wird. Wählen Sie eine homogene Nahrungskonsistenz, indem Sie Lebensmittel und Speisen konsumieren, die entweder breiig, homogen oder cremig sind. Sie können auch Speisen mit einer Gabel zerdrücken oder pürieren; weiters könnten Sie eine Suppe eindicken, um eine breiige Konsistenz herzustellen. Beispiele für breiige Speisen wären ein Pudding als Nachspeise oder auch Kartoffelpüree, dem Sie ein Fleisch- oder Fischtartar hinzufügen. Versuchen Sie auch hier, das Baukastensystem einzuhalten, aber die Konsistenz in eine Richtung zu verändern, dass mit dieser Hilfe der Hustenreiz und das Aspirationsrisiko verringert werden. Achten Sie bitte also auch bei der Breikost darauf, das Baukastensystem einzuhalten. Einem Kartoffelpüree könnten Sie beispielsweise als Eiweißquelle einen Eidotter oder ein Milchprodukt wie Topfen hinzufügen. Weiters sollten Sie, wie bereits besprochen, diese antientzündlichen Nahrungsbestandteile hinzufügen; das könnte z.B. in Form eines Thymianpestos passieren. In den Kräutern enthalten sind wichtige sekundäre Pflanzenstoffe, welche man auch Senfglykoside nennt. Diese haben eine natürliche antientzündliche Wirkung; wenn diese gehackt oder püriert werden, dann noch mit wertvollen Ölen in Verbindung gebracht werden oder Zitronensaft hinzugefügt wird, ergeben sich daraus nicht unterschiedliche Konsistenzen, sondern nur eine. Diese kann ihre Breikost sehr wertvoll ergänzen. Vermeiden Sie bitte Speisen oder Nahrungsmittel mit unterschiedlichen Konsistenzen wie eine Nudelsuppe, eine Backerbsensuppe oder Cornflakes mit Milch. Die Gefahr liegt dabei darin, dass Sie im Mund- und Rachenraum die Flüssigkeiten nicht so gut steuern können und Sie dadurch möglicherweise ein kleines Stück Nudel oder Cornflakes einatmen. Es kann Ihnen sehr schwerfallen, dieses dann abzuhusten. Bitte passen Sie auch beim Trinken von Flüssigkeiten auf, da sie schwer kontrollierbar sind und das Risiko erhöhen, eingeatmet zu werden. Diese Informationen stehen natürlich immer in Anhängigkeit Ihrer Krankheitsentwicklung oder Beschwerden. Ich kenne jedoch viele Patient:innen mit Lungenfibrose, die sich schnell verschlucken, wenn sie Wasser oder Tee trinken. Was kann man hier als Unterstützung einsetzen? Eine Möglichkeit wäre es, einen Strohhalm zu verwenden; am besten eignen sich hier kürzere Strohhalme aufgrund ihres Volumens. Wenn Sie mit Strohhalm trinken, konzentrieren Sie sich meist auch besser und Sie können die Flüssigkeit im Mund-Rachen-Raum besser kontrollieren und so vermeiden, dass Sie sich verschlucken oder etwas einatmen. In weiterer Folge der Erkrankung eignet es sich auch, Flüssigkeiten anzudicken; hier gibt es Mittel, die aus diesen Flüssigkeiten cremige Konsistenzen machen. Das hilft Ihnen dabei, die Nahrung besser aufzunehmen und weniger Schluckbeschwerden zu entwickeln. Wenn wir davon sprechen, den Hustenreiz zu reduzieren, darf man auch Kräuter nicht außer Acht lassen. Es gibt besonders gut wirkende Kräuter, wie zum Beispiel die Eibischwurzel oder den Spitzwegerich, die den Hustenreiz lindern oder eindämmen können, und das wäre der Tee Ihrer Wahl. Es ist wichtig, dass Sie Flüssigkeiten über diese Kräutertees aufnehmen, weil Sie damit den Hustenreiz unterdrücken können. Thymian ist eines der besten Gewürze, das Sie zu Ihren Speise als Pesto dazugeben können; versuchen Sie wirklich konsequent, diese Pflanze zu Hause zu haben und in Ihre Speisen zu integrieren. Die ätherischen Öle des Thymians haben den Effekt, dass festsitzender Schleim, der nicht abgehustet werden kann und dadurch auch immer die Ursache für weitere Entzündungen ist, besser abgehustet werden kann. Bitte passen Sie auch bei fester Kost auf; viele Menschen schlagen Ihnen bei Appetitlosigkeit Zwieback oder Kekse vor, wogegen ich mich aber aussprechen würde. Das sind risikoreiche Lebensmittel, da Sie ganz kleine Inhalte einatmen könnten und diese dann abhusten müssen. Dasselbe gilt für ganze Nüsse oder Vollkornbrot, was Sie vielleicht als gesund definieren würden; bei diesen Lebensmitteln ist aber auch Vorsicht gefragt, da man damit einen Hustenreiz oder eine Atemnot riskiert. Wenn Sie Nüsse konsumieren, am besten in Form eines Breis; Kekse könnten Sie auch in Form eines Kuchens essen.
Warum kann sich der Appetit bei Lungenfibrose verändern?
Husten oder Atemnot während des Essens kann zu einem Vermeidungsverhalten führen, weil Patient:innen vor dem Essen Angst haben. Dabei könnten Bedenken sein, dass man möglicherweise wieder einen Hustenreiz entwickelt oder eine Atemnot erfährt. Somit kann allein die Grunderkrankung zu einer Appetitlosigkeit führen. Es ist wichtig, dass Sie Rücksprache mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt und Ihrer Diätologin/Ihrem Diätologen halten, um der Appetitlosigkeit oder dem appetitgelinderten Essverhalten auf den Grund zu kommen.
Was mache ich, wenn ich Sodbrennen oder ein Völlegefühl habe?
Sodbrennen bzw. Reflux ist ein oft vorkommendes Symptom bei Patient:innen mit Lungenfibrose. Das ist auch ein Symptom, das nicht unterschätzt werden darf, weil es nicht nur unangenehm ist und die Speiseröhre negativ belastet, sondern diese auch irritiert und weitere Entzündungen ausgelöst werden können. Weiters kann der Magensaft nach oben kommen und somit erhöht sich das Risiko, dass etwas eingeatmet wird – und das soll unbedingt vermieden werden. Sodbrennen kann eine Folge von Therapien sein, es kann sich aber auch einfach als eine Komorbidität oder Begleiterkrankung entwickeln. Was Sie selbst dagegen machen können, ist, die Mahlzeitfrequenz zu erhöhen und öfter zu essen. Wenn Sie essen, essen sie eher kleinere Mengen, um die Magenkapazität nicht zu überfordern. Trinken Sie auch nicht zu viel zu den Mahlzeiten, sondern zwischen den Mahlzeiten. Das ist aus dem gleichen Grund; so können Sie schneller die Magenentleerung ankurbeln, was mit einem geringeren Reflux einhergeht. Vermeiden Sie auch die bekannten refluxfördernden oder -auslösenden Nahrungsbestandteile und Speisen. Dazu gehören beispielsweise Alkohol oder Kohlensäure; von den Speisen ist der limitierende Faktor meist der hohe Fettanteil und ein hoher Zuckeranteil. Das trifft auf Schokolade, Croissants oder auch Käsegerichte zu; die Komponenten Fett und Zucker sind refluxfördernd. Trinken Sie hydrogencarbonatreiche Mineralwasser ohne Kohlensäure; die sind im Supermarkt zu finden und haben die Fähigkeit, durch den hohen Anteil an Hydrogencarbonat die Säure im Magen zu reduzieren. Und natürlich darf man nicht vergessen, dass es auch Medikamente gibt, die die Magensäureproduktion reduzieren oder unterbinden können. Dazu müssen Sie aber mit Ihrer Ärztin bzw. mit Ihrem Arzt Rücksprache halten. Beim Reflux ist auch die Mahlzeitgestaltung zu berücksichtigen; auch hier sollen Sie das Baukastensystem einhalten und immer einen Anteil Eiweiß dabeihaben. Besonders gut sind Molkeproteine – die Proteine von Milchprodukten, welche einen sehr positiven Effekt auf den Reflux haben. Daher sollten Sie so oft wie möglich Milchprodukte bzw. Molkeprodukte in Ihre kleinen Speisen einbauen. Wenn sie eine Milchzucker-Unverträglichkeit vermuten, wählen Sie besser laktosefreie Milchprodukte als Milchersatzprodukte wie Reisdrink, Haferdrink oder Mandeldrink. Bleiben Sie bei den Molkeproteinen.
Was kann ich machen, wenn ich an Durchfall leide?
Sollten Sie an Durchfall leiden, ist es wichtig, ihre Ärztin oder Ihren Arzt darüber zu informieren und auch hier eine Therapie in Anspruch zu nehmen. Sie können auch Ihre Diätologin um Rat fragen, was in Ihrem besonderen Fall und entsprechend Ihrer Ursachen- und Wirkungsanalyse zu tun ist. Es kann sein, dass Durchfälle in Ihrem Fall möglicherweise nicht nur einmalig, sondern sehr häufig auftreten; damit verlieren Sie ja wieder Wasser und Elektrolyte. Möglicherweise reduzieren Sie auch die Dichte Ihres Mikrobioms – das ist die Dichte der wertvollen Darmflora, die ein wichtiger Teil Ihres Immunsystems ist. Vorerst sind natürlich einmal die Ursachen herauszufinden; es kann sich um eine Laktoseintoleranz handeln, auf die mit laktosefreien Produkten reagiert werden kann. Der zu geringe oder auch zu hohe Fettanteil einer Mahlzeit kann fetthaltige Stühle verursachen; das gilt auch für einen zu hohen Anteil an Fruchtzucker. Hier gilt es einmal, die möglichen Verursacher abzuklären und entsprechend zu reagieren. Es sind auch faserstoffhaltige Lebensmittel wie Vollkorn zu vermeiden, weil diese den Stuhldrang noch weiter vorantreiben. Wählen Sie also keine Vollkornprodukte, sondern eher geschältes Getreide und keine voluminösen oder groben Gemüse- und Obstsorten. Aber das würde sowieso nicht zu Ihren Interventionen passen, die aus kleinen Mengen an Essen mit breiiger, homogener Konsistenz bestehen und antientzündliche Bestandteile als Teil jeder Mahlzeit beinhalten.
Hier geht es zum Video-Interview: „Verdauungsbeschwerden und Appetitlosigkeit“
Meine Mahlzeiten planen bei Lungenfibrose
Was kann ich bei der Zubereitung meiner Mahlzeiten beachten?
Es soll, wie gesagt, die Menge der einzelnen Mahlzeiten reduziert werden. Das bedeutet eine geringe Menge, aber eine hohe Nährstoffdichte. Weiters soll das Baukastensystem in jeder Mahlzeit umgesetzt werden; eine Komponente an Eiweiß, eine an Kohlenhydraten, eine an Fetten und eine antientzündlich wirkende Komponente. Dafür eignet sich zum Beispiel Curry oder Gulasch, dem Sie weniger Zwiebel beifügen. Eine Alternative wäre auch noch ein Erdäpfelgulasch, da Sie hier die Kartoffeln zerdrücken können und weniger Reizhusten und Aspirationsgefahr besteht. Sie können auch mit der Zugabe von Kurkuma oder Thymianpesto Ihre Mahlzeit optimieren. Weiters ist natürlich auch wertvoll, was refluxvermeidend ist. Alles Frittierte oder Gratinierte ist sicherlich nicht empfehlenswert; Pizza oder warme Backwaren und dergleichen sind für Ihren doch sehr empfindlichen Magen-Darm-Trakt nicht sinnvoll. Dazu gehören auch das starke Erhitzen von Fetten beim Panieren oder eben auch Frittieren; Lebensmittel wie Pommes Frites sind ungünstig. Pochieren und Dampfkochen sind gute Zubereitungsarten und dabei ist es auch günstig, Ihren Menüplan nach Ihren Geschmacksempfindungen und Bedürfnissen auszurichten. Ich rate also nochmal dazu, Ihre Ernährungsprobleme mit einer Diätologin zu besprechen, die Ihnen auch Rezeptvorschläge machen kann. Dazu gehört auch, welches Gericht man noch optimieren kann, wie man es vorkochen kann und wie man es einfrieren kann. Sie brauchen meist einfach Unterstützung in diesem ganzen Thema der Ernährung.
Was kann ich tun, damit ich wieder mehr Freude am Essen habe?
Damit das Essen Spaß macht, ist es wichtig, dass Symptome, die durch oder während des Essens Ihren Lebensalltag stark beeinträchtigen, reduziert werden. Wenn weniger Husten und Atemnot entsteht, ist das Essen auch nicht so angstbesetzt. Dadurch können Sie es auch wieder mehr genießen. Hier gilt es auf der einen Seite, alle Ernährungsmaßnahmen, die ich Ihnen ans Herz gelegt habe, umzusetzen. Es gilt aber auch die physiotherapeutischen Kenntnisse, die Sie haben, in den Alltag einzubinden. Versuchen Sie sich während des Essens auch nicht abzulenken. Es gibt Untersuchungen, dass Ablenkungen während des Essens – wie Fernsehen oder Lesen – zu einem Einatmen führen könnten. Wichtig ist somit, dass Ihre Essensaufnahme so weit wie möglich ungestört bleibt und keine Atemnot oder ein Hustenreiz entstehen können. Machen Sie sich ein schönes Ambiente und ritualisieren Sie Ihre Mahlzeiten, z.B. durch schöne Musik, sodass Sie dem Essen nicht nur Bedeutung, sondern auch Zeit schenken. Nehmen Sie sich Zeit und versuchen Sie sich beim Essen zu entspannen – dann wird es Ihnen auch besser schmecken.
Sind zusätzlich zu den Mahlzeiten Nahrungsergänzungsmittel empfehlenswert?
Die Gefahr einer Mangelernährung ist bei einer chronischen Erkrankung immer groß. Es besteht besonders die Gefahr einer Mangelernährung, was Mikronährstoffe wie antientzündlich oder antioxidativ wirkende Stoffe betrifft. Eine Frage, die sich die Patient:innen oft stellen ist, ob man Nahrungsergänzungsmittel braucht. Das lässt sich nicht so einfach beantworten; es ist wichtig, dass Ihr Diätologe/Ihre Diätologin eine Analyse Ihres Essverhaltens macht. Dazu gehört, herauszufinden, wie viele Vitamine, Mineralien, Spurenelementen, sekundäre Pflanzenstoffe Sie zu sich nehmen, um Ihren Soll-Bedarf zu decken. Wenn da ein Ungleichgewicht besteht, brauchen Sie Nahrungsbestandteile als Substitution in Form eines Nahrungsergänzungsmittels. Es kann sein, dass Sie aufgrund des Essensvolumens meist gekochte Lebensmittel zu sich nehmen, welche einen geringeren Vitamin-C-Gehalt und Folsäuregehalt als Rohes haben. Daher ist eine Unterversorgung möglich. Um das abzuklären, sollte der Weg zum Arzt/zur Ärztin gemacht werden – so kann man untersuchen, ob das bei Ihnen der Fall ist. Das kann durch einen Laborbefund im Blut gemessen werden und Ihr Arzt/Ihre Ärztin kann auf Ihre individuelle Situation eingehen und Ihnen entsprechende Supplemente oder Nahrungsbestandteile als Substitution geben. Ihre Diätologin/Ihr Diätologe kann dann auf die Art und Weise eingehen, wie Sie diese zu sich nehmen. Viele Patient:innen haben Probleme mit der Aufnahme von Kapseln; da muss man eine andere Lösung finden. Das gehört in den Bereich des diätologischen Intervenierens; dadurch kann die bestmögliche Lösung für Sie gefunden werden. So kann nicht nur auf die Frage nach Nahrungsergänzungsmitteln eingegangen werden, sondern auch darauf, welche Nährstoffe von Nöten sind.
Hier geht es zum Video-Interview: „Meine Mahlzeiten planen bei Lungenfibrose“
Ernährung im Alltag bei Lungenfibrose
Was kann mir helfen, meine Ernährung bei Lungenfibrose dauerhaft umzustellen?
Ich bin seit 25 Jahren Diätologin im niedergelassenen Bereich und ich weiß, wie schwierig es ist, das zu verändern. Es ist eine Herausforderung, ein Ernährungsverhalten zu verändern, das sich über Jahrzehnte aufgebaut hat. Somit ist es schwierig, diesen Weg der Ernährungsumstellung allein zu gehen; vor allem, wenn es sich um eine chronische Erkrankung handelt. Es ist wichtig, dass Sie von Anfang an eine professionelle Ernährungstherapie denken und sich von Ärzt:innen oder Diätolog:innen dabei unterstützen lassen. Sie sollen das Thema der Ernährung von Anfang an wichtig nehmen und nicht erst dann, wenn bereits Gewicht und Muskulatur verloren wurde und Sie kraftlos sind. Bitte kommen Sie nicht erst zu uns, wenn Sie Verdauungsbeschwerden wie Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfälle haben. Das ist meine Kernbotschaft an Sie. Jeder Gedanke ist nur so gut wie seine Umsetzung in die Tat. Es geht darum, dass Sie bereits die Ernährung umgestellt haben, bevor die Beschwerden kommen, damit sich diese Auswirkungen nicht intensivieren können. Das ist das Um und Auf, um Ihre Erkrankung in der Entwicklung aufzuhalten.
Was kann ich machen, wenn ich nur wenig Energie zum Kochen und Einkaufen habe?
Die Kraftlosigkeit bei Patient:innen mit Lungenfibrose ist ein sehr häufiges Phänomen, welches entweder durch die Atemnot selbst, durch die verlorene Muskelfragt oder durch die auftretenden Infekte bedingt sein kann. Damit aber genug Energie fürs Essen bleibt, ist eine Planung Ihres ganzen Ernährungsalltags besonders wichtig. Mit der Hilfe einer Diätologin/eines Diätologen planen Sie einen Wochenmenüplan, der für Sie vorteilhafte Speisen enthält. Mit der Hilfe eines Leitfadens können Sie auch Ihren Einkauf gut organisieren. Es ist schwierig, wenn man in den Tag startet und man nicht weiß, was man essen soll und dann erst den Einkauf erledigt. Viele meiner Patient:innen sind bereits nach dem Einkauf so müde, dass sie entweder die Nahrungsaufnahme gar nicht erst beginnen oder vorzeitig abbrechen. Hier soll ein Ernährungsmanagement umgesetzt werden, das durch Vorkochen und Einfrieren erleichtert wird. So können Sie sich überlegen, ob man nicht aus einer Portion gleich zwei macht und die Beilagen variiert. Sie entwickeln dadurch ein Gefühl für das Kochen selbst und auch für das Planen und das Vorsorgen. Das ist sehr hilfreich, um einer Mangelernährung vorzubeugen und eine Kontrolle zu entwickeln, was sie wann essen, wenn Sie Hunger bekommen. Wenn Sie zum Beispiel zu müde zum Kochen oder Essen sind, kann es passieren, dass Sie sich vielleicht nur ein kleines Stück Keks holen, welches dann möglicherweise eine Atemnot oder einen Hustenreflex auslöst. Durch die Planung sind Sie vorbereitet – das tut Ihnen auf jeden Fall sehr gut.
Was kann ich machen, wenn mir Trinken leichter fällt als Essen?
Bei fortgeschrittener Erkrankung oder auch bei Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfällen kann es sein, dass Ihnen das Trinken mehr liegt als das Essen. Viele meiner Patient:innen in einem fortgeschrittenen Stadium entwickeln dem Essen gegenüber eine gewisse Aversion. Das ist besonders gefährlich, weil eine Gefahr für Mangelernährung entsprechend hoch ist, wenn Sie nichts essen. Es bedeutet auch, dass die wichtigen Nährstoffe bzw. Kalorien nicht zugeführt werden und dadurch ein weiteres Abbauen der Muskulatur passiert. Das können Sie mit Ihrer Diätologin/Ihrem Diätologen besprechen; man kann auch Flüssigkeiten anreichen, damit man auch ausreichend Nährstoffe, vor allem Eiweiß und fettlösliche Vitamine oder Kohlenhydrate zu sich nimmt. Das kann man in einer Form zu sich nehmen, die Nahrung ersetzen kann. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten; zuallererst die Suppen. Die sind alleine von der Art und Weise, wie diese Sie mit Flüssigkeit und Nahrungsbestandteilen versorgen, günstig. Pürierte Gemüsesuppen können beispielsweise Fett, Kartoffeln oder Eidotter zugefügt werden, um diese anzureichern. Weiters besteht auch die Möglichkeit, Trinknahrungen in Ihren Alltag einzubauen. Das sind diätologisch konzipierte Lösungen für Patient:innen mit Mangelernährung, die einem bestimmten Konzept folgen. Diese haben eine sehr hohe Nährstoffdichte und sind gleichzeitig voll resorbierbar. Das heißt, dass Ihr Körper keine Verdauungsleistung mehr bringen muss, um diese Nährstoffe zu spalten. Deswegen sind Trinknahrungen zur Vorbeugung oder Behandlung von Mangelernährung sehr wertvoll.
Hier geht es zum Video-Interview: „Ernährung im Alltag bei Lungenfibrose“