7. Behandlung von Lungenkrebs – alle Fragen

Bei Lungenkrebs (Bronchialkarzinom) stehen verschiedene Therapieansätze zur Verfügung. OA Dr. Georg Pall erklärt, wann Operationen sinnvoll sind, was eine Radiochemotherapie bewirkt und wie die Immuntherapie abläuft. Außerdem erläutert er, was zielgerichtete Therapiemöglichkeiten sind und welche Nebenwirkungen die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten mit sich bringen können.

Therapieoptionen

Ist Lungenkrebs gut behandelbar?

Lungenkrebs ist mittlerweile eine sehr gut behandelbare Tumorerkrankung. Mit den modernen Möglichkeiten der Medizin sind wir heute in der Lage, für sehr viele Patienten gute Therapieergebnisse zu erzielen.

Das bedeutet nicht, dass wir alle Patienten heilen können. Aber das bedeutet, dass sehr viele Patienten sehr, sehr gut von modernen Therapien profitieren.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei Lungenkrebs?

Um eine Lungenkrebserkrankung zu behandeln, stehen uns heute verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, und das bedeutet insbesondere auch, dass verschiedenste medizinische Fachdisziplinen sehr, sehr eng zusammenarbeiten müssen, um optimale Therapieergebnisse für unsere Patienten zu erzielen.

Im Wesentlichen sind es drei sogenannte Therapiemodalitäten, wie wir das nennen, die wir einsetzen.

  • Das sind chirurgisch operative Verfahren,
  • das sind die Verfahren der modernen Strahlentherapie und
  • insbesondere jener Bereich, wo vielleicht die allergrößten Fortschritte gemacht wurden, nämlich der Einsatz von modernen Medikamenten.

Was ist eine Kombinationstherapie?

Wir wissen heute, dass viele Lungenkrebserkrankungen erst dadurch optimal behandelt werden können, dass wir eben unterschiedliche Therapiewerkzeuge in Kombination einsetzen.

  • Das bedeutet, dass wir vor allem in frühen Krankheitsstadien oft beispielsweise eine Operation mit einer medikamentösen Therapie kombinieren,
  • oder dass wir auch eine Strahlentherapie mit einer medikamentösen Tumortherapie kombinieren.

Erst diese Kombinationstherapie und dieses Zusammenwirken auch der unterschiedlichen medizinischen Fachrichtungen ermöglicht optimale Behandlungsergebnisse.

Wie lange dauert die Therapie bei Lungenkrebs?

Die Dauer einer Lungenkrebstherapie ist extrem unterschiedlich und hängt vor allem vom Erkrankungsstadium ab:

  • In einem früheren Erkrankungsstadium ist meistens eine definitive Therapiedauer vorgegeben. Das bedeutet, dass Patienten zum Beispiel eine Operation hinter sich bringen und anschließend für einen gewissen Zeitraum, der sich üblicherweise zwischen drei und zwölf Monaten bewegt, eine medikamentöse Therapie erhalten.
  • Bei Patienten in fortgeschrittenen Krankheitsstadien, Patienten also, die bereits eine metastasierte Erkrankung haben, ist die Dauer der Therapie oft gar nicht klar vorgegeben, sondern man behandelt diese Patienten in den meisten Fällen medikamentös. Und diese medikamentöse Behandlung wird dann solange fortgeführt, solange der Patient davon profitiert und natürlich, solange die Verträglichkeit der Therapie akzeptabel ist.

Wovon ist die Art meiner Behandlung abhängig?

Die Art der Behandlung einer Lungenkrebserkrankung ist heute von sehr vielen verschiedenen Faktoren abhängig:

  • Das ist einerseits der Gewebetyp der Lungenkrebserkrankung, wo wir unterschiedliche Formen des Lungenkrebs unterscheiden, die auch unterschiedlich behandelt werden.
  • Das geht auch bis hin zu genetischen Tumorprofilen, die wir erstellen, wo wir anhand der Geneveränderungen im Tumorgewebe entscheiden, ob bestimmte Therapieverfahren sinnvoll oder nicht sinnvoll sind.

Ganz besonders sind da aber natürlich auch Faktoren entscheidend wie

  • das Alter des Patienten,
  • der Allgemeinzustand des Patienten,
  • eventuelle Begleiterkrankungen,
  • frühere Erkrankungen,
  • welche Medikamente nimmt der Patient ein?

Man muss, um eine optimale Therapie auswählen zu können, den Patienten in seiner Gesamtheit beurteilen.

Was versteht man unter einem Tumorboard?

Unter einem Tumorboard verstehen wir ein Zusammentreffen von Spezialisten aus unterschiedlichsten medizinischen Fachrichtungen, die sich in diesem Fall mit der Behandlung von Patienten mit Lungenkrebserkrankungen beschäftigen.

Diese Tumorboards finden in aller Regel einmal wöchentlich statt, und Sinn und Zweck ist es dabei, wirklich die Behandlungsmöglichkeiten aus unterschiedlichster Sicht zu betrachten und damit für jeden betroffenen Patienten das individuell bestmögliche Therapiekonzept unter Zusammenwirken aller Fachexperten zu erarbeiten.

Zu den im Tumorboard vertretenen Fachrichtungen zählen

  • internistische Onkologen,
  • Pulmologen,
  • Radiologen,
  • Pathologen,
  • Nuklearmediziner,
  • Thoraxchirurgen und

Warum kann es nach der Diagnose etwas dauern, bis die Behandlung beginnt?

Die Diagnose einer Lungenkrebserkrankung wird in aller Regel durch eine Probenentnahme, eine sogenannte Biopsie, aus dem Tumorgewebe gestellt. Damit ist die Diagnose gegeben.

Und was dann oft folgt, ist eine für Sie als Patient unter Umständen etwas beunruhigende oder belastende Zeit. Das ist die Zeit, wo wir als behandelndes Ärzteteam damit beschäftigt sind, das Ausmaß der Erkrankung möglichst exakt zu definieren.

  • Das umfasst bildgebende Untersuchungen.
  • Das umfasst in manchen Situationen aber auch zusätzliche Probenentnahmen, zum Beispiel aus dem Bereich unterschiedlicher Lymphknotenstationen im Brustkorb.

Diese Untersuchungen und damit auch die Zeit, die wir für diese Untersuchungen benötigen, sind extrem wichtig, extrem wichtig dafür, dass Sie als Patient die bestmögliche Therapie bekommen. Denn die Therapie ist letztendlich entscheidend davon abhängig, welches Tumorstadium vorliegt. Und das Tumorstadium ist nur zu definieren, wenn wir alle dafür erforderlichen Untersuchungen auch durchführen.

Wie können Metastasen behandelt werden?

Bösartige Tumoren wie der Lungenkrebs sind in der Lage, so genannte Tochtergeschwülste, also verstreute Tumorherde im Körper, sogenannte Metastasen zu verursachen.

  • In diesen Fällen tritt meistens die Bedeutung von Operationen oder Strahlentherapien, also von Therapieverfahren, die auf bestimmte Körperregionen beschränkt sind, in den Hintergrund. Im Vordergrund steht dabei die Behandlung der Erkrankung, der Gesamtheit der Erkrankung mit Medikamenten – Medikamente, die sich auf dem Blutweg im gesamten Körper verteilen und auf diese Art und Weise in der Lage sind, den Krebs an allen Stellen, wo er sich im Körper manifestiert, zu behandeln.
  • In manchen Fällen kombinieren wir diese medikamentöse Therapie dann auch mit lokal-therapeutischen Verfahren wie zum Beispiel Bestrahlungen, manchmal auch chirurgischen Metastasen-Entfernungen, um vor allem lokale Komplikationen wie Schmerzen oder die Bedrängung wichtiger Organe durch diese Metastasen zu behandeln.

Welche Unterstützung bekomme ich als PatientIn, damit ich meine Therapie gut bewältige?

Als Patient ist es für Sie von großer Bedeutung, dass Sie in ein gutes und umfassendes medizinisches Umfeld eingebettet sind.

  • Das besteht natürlich einerseits aus Ihrem behandelnden Onkologen, aus Ihrem behandelnden Ärzteteam, aber dieses Team reicht noch sehr, sehr viel weiter.
  • Da ist wichtig, dass Sie eine professionelle onkologische Pflege bekommen, dass Sie auch betreut werden von diätologischen Diensten, die Sie hinsichtlich Ihrer Ernährung unterstützen.
  • Das reicht bis hin zu Physiotherapie
  • und natürlich auch zu einer psychologischen Betreuung durch ein professionelles, psycho-onkologisches Team.

Einer der größten Fortschritte, die wir in der Onkologie in den letzten Jahren gemacht haben, ist ohne Zweifel diese zunehmende Interdisziplinarität, die es dem Patienten ermöglicht, wirklich auch aus unterschiedlichsten Richtungen optimal betreut zu werden.

Hier geht es zum Video-Interview: „Therapieoptionen”

Operation

Wann kommt bei Lungenkrebs eine Operation in Frage?

Operative, chirurgische Verfahren stellen in vielen Fällen von Lungenkrebserkrankungen nach wie vor eine wichtige Behandlungssäule dar.

Das sind vor allem die Fälle des sogenannten nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms, Lungenkarzinoms in den frühen Stadien, wo die Erkrankung also auf die Lunge und die unmittelbar benachbarten Lymphknotenstationen beschränkt ist. Hier stellt die Operation nach wie vor eine ganz, ganz wichtige Behandlungsmodalität dar.

Was ist das Ziel einer Operation bei Lungenkrebs?

Wenn wir eine Operation zur Behandlung einer Lungenkrebserkrankung durchführen, dann ist es ganz klar das Ziel, dass mit dieser Operation sämtliche sichtbaren vorhandenen Tumorherde, Tumormanifestationen, wie wir das nennen, durch die Operation vollständig und komplett entfernt werden können. Das ermöglicht uns auch eine exakte gewebliche Aufarbeitung durch den betreuenden Pathologen. Und das wiederum ist der Schlüssel zum Erfolg für eventuell auf die Chirurgie nachfolgende Therapieoptionen.

Welche Untersuchungen und Behandlungen werden vor der Operation durchgeführt?

Vor einer geplanten Operation ist es ganz besonders wichtig, dass wir den Patienten komplett durchuntersuchen. Komplettdurchuntersuchung bedeutet, dass wir mit sehr aufwendigen Methoden die Ausbreitung der Tumorerkrankung im Körper erfassen müssen. Denn nur wenn wir eine exakte Stadienzuordnung, wie wir das nennen, ein exaktes Staging haben, können wir dem Patienten eine optimale Therapie und in diesem Fall eine optimale Operation anbieten.

Ganz besonders wichtig sind hier, wie wir das nennen, bildgebende Untersuchungen:

  • Da spielt die Computertomografie eine entscheidende Rolle.
  • Die sogenannte PET-Szintigraphie, die mit nuklearmedizinischen Methoden in der Lage ist, Tumorherde im Körper zu lokalisieren,
  • manchmal auch die Magnetresonanztomographie, die insbesondere dann Bedeutung hat, wenn es darum geht, ganz besonders genaue Bilder vom Kopf, vom Schädel, vom Gehirngewebe anzufertigen.

Vor jeder Operation muss der Patient auch ganz, ganz exakt lungenfunktionell untersucht werden. Das heißt: Wir müssen mit Zahlen belegen, wie gut die Lunge eines Patienten funktioniert, um damit auch abschätzen zu können, wie viel an gesundem Lungengewebe bei einer solchen Operation entfernt werden kann und der Patient anschließend trotzdem in der Lage ist, seinen Körper ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen.

Wie lange dauert eine Tumor-Operation bei Lungenkrebs?

Die Dauer einer Lungenkrebsoperation ist natürlich sehr, sehr von der Art der Operation, vom Ausmaß der Operation abhängig.

Eine der häufigsten Operationen, die durchgeführt wird, die sogenannte Lobektomie, die Entfernung eines Lungenlappens, hat etwa eine Dauer von zwei Stunden.

Ist die Operation eines Lungentumors ein gefährlicher Eingriff?

Grundsätzlich ist natürlich eine Operation an der Lunge kein kleiner chirurgischer Eingriff. Aber mit den modernen Operationsverfahren und den modernen Möglichkeiten auch der Anästhesie ist das Risiko einer solchen Operation heute absolut überschaubar. Die Mortalität, also die Sterblichkeit eines solchen Eingriffs, liegt heute im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

Und die erfahrenen Zentren, die diese onkologischen Operationen auch mehrfach, vielfach im Jahr durchführen, sind in der Lage, derartig niedrige Sterblichkeitsrate zu erreichen.

Welche Operationsformen bei Lungenkrebs gibt es?

Die Operationsformen beim Lungenkrebs unterscheiden sich in unterschiedlichen Dingen.

Einerseits ist immer die Frage: Wie viel an Lungengewebe muss bei einer solchen Operation tatsächlich entfernt werden?

  • Die am häufigsten durchgeführte Operation ist die sogenannte Lobektomie. Das bedeutet, dass ein Lungenlappen hierbei entfernt wird. Die rechte und die linke Lunge bestehen aus mehreren Lungenlappen, und man versucht hier, den Lungenlappen zu entfernen, der von der Tumorerkrankung betroffen ist.
  • In manchen Fällen ist die Entfernung eines kompletten Lungenlappens nicht möglich, weil es die Lungenfunktion des Patienten nicht zulässt. In diesen Fällen versucht man dann häufig, nur kleinere Lungenabschnitte zu entfernen und damit möglichst viel an gesundem Lungengewebe zu erhalten.
  • Umgekehrt kann es bei sehr großen Tumoren manchmal aber auch notwendig sein, die komplette rechte oder komplette linke Lunge zu entfernen. Das bezeichnen wir dann als eine sogenannte Pneumektomie.

Wichtig ist dabei zu erwähnen, dass bei all diesen Eingriffen immer auch versucht wird, die unmittelbar der Lunge benachbarten Lymphknoten mit zu entfernen. Das ermöglicht dann auch den betreuenden Pathologen eine umfassende Gewebeanalyse. Und das Ergebnis dieser Gewebeanalyse und die daraus resultierende Stadieneinteilung einer Lungenkrebserkrankung ist dann auch entscheidend für die Planung der weiteren Therapie, die auf die Operation folgt.

Wovon hängt der Umfang der operativen Entfernung ab?

Der Umfang der operativen Entfernung hängt natürlich in allererster Linie

  • vom Ausmaß der Tumorerkrankung,
  • von der Größe des Tumors,
  • von seiner Lokalisation, das heißt wo im Lungengewebe er liegt

Die Entfernung der Lymphknoten in der Nachbarschaft der Lunge zählt standardmäßig auch zu diesen operativen Eingriffen dazu, weil sie eben auch in der Lage ist, uns wichtige Informationen über das Tumorstadium und damit über die optimalen Behandlungswege zu liefern.

Gibt es bei Lungenkrebs auch die Möglichkeit minimal-invasiver Operationen?

Die minimalinvasiven chirurgischen Eingriffe haben auch in der Thoraxonkologie in der chirurgischen Behandlung von Lungenkrebserkrankungen Einzug gehalten. Wir bezeichnen diese Verfahren auch als Knopfloch-Chirurgie.

Letztendlich ist das Konzept dabei, dass man nur mehrere kleine Wunden setzt und dann über diese Wunden kleine Rohre in den Brustkorb einführt. Eines dieser Rohre sozusagen dient als Kamerarohr. Man kann also mit einer Art Kamera in den Brustkorb hineinschauen und über die anderen Rohre, Operationszugänge, dann die entsprechenden Operationsinstrumente einführen und die Entfernung des erkrankten Lungengewebe durchführen.

Diese moderne Operationstechnik hat große Vorteile für den Patienten mit sich gebracht:

  • Die Aufenthaltsdauer der Patienten ist wesentlich kürzer,
  • und auch die Lebensqualität, insbesondere die postoperative Schmerzsituation, konnte durch diese knopfloch-chirurgischen Verfahren deutlich verbessert werden.

Wie läuft die Operation ab, wenn eine minimal-invasive Operation nicht möglich ist?

In manchen Situationen ist der minimal-invasive Eingriff, ist die Knopfloch-Chirurgie nicht möglich –

  • entweder, weil der Tumor zu groß dafür ist,
  • oder weil er ungünstig gelegen ist.

Die Alternative ist dann ein Operationsverfahren, das wir als Thorakotomie bezeichnen. In diesen Fällen wird eine etwas größere Wunde seitlich entlang des Rippenbogens gesetzt und über diesen operativen Zugang dann die Operation durchgeführt.

Hier geht es zum Video-Interview: „Operation”

Chemo- und Strahlentherapie

Wann wird bei Lungenkrebs eine Chemo- oder Strahlentherapie durchgeführt?

Der Einsatz der Chemotherapie oder auch der Strahlentherapie ist im Wesentlichen davon abhängig, welches Tumorstadium vorliegt.

Ganz grob kann man dabei festhalten, dass, je weiter fortgeschritten das Stadium ist, chirurgische Verfahren in den Hintergrund treten, während strahlentherapeutische Verfahren und medikamentöse Therapieverfahren wie die Chemotherapie mehr an Bedeutung gewinnen.

Warum werden Chemo- oder Strahlentherapie manchmal als Radiochemotherapie kombiniert?

In manchen Fällen kombinieren wir Chemotherapie und Strahlentherapie. Und wir tun das deswegen, weil sich diese beiden Therapiewerkzeuge auch gegenseitig in ihrer Wirkung verstärken können und weil wir gesehen haben, dass der kombinierte Einsatz wirksamer ist als der Einsatz jeweils nur eines dieser beiden Therapiekonzepte, ja auch oft wirksamer ist, als wenn wir diese beiden Therapiekonzept hintereinander, nacheinander verabreichen.

Die gleichzeitige, oder wie wir das mit dem Fachausdruck nennen, die kombinante Strahlen-Chemotherapie hat hier oft Wirksamkeitsvorteile.

Allerdings muss man auch sehen, dass die Verträglichkeit sicherlich schlechter ist als eine sogenannte sequentielle Therapie, wo man Chemotherapie und Strahlentherapie hintereinander reiht.

Das bedeutet, dass es hier immer eine Abwägung geben muss zwischen dem optimalen Therapieergebnis auf der einen Seite und einer ausreichenden Therapieverträglichkeit auf der anderen.

Sind die Nebenwirkungen dieser Therapien auch heute noch so belastend wie man oft hört?

Ich denke, dass es für Sie als Betroffene eine ganz wichtige Botschaft ist, dass wir in beiden Bereichen, sowohl im Bereich der Chemotherapie als auch im Bereich der Strahlentherapie in den letzten Jahren extreme Fortschritte gemacht haben.

Die Strahlentherapie hat sich technisch enorm weiterentwickelt, und es ist heute wesentlich besser möglich, gesundes Gewebe im Körper effektiv vor den Strahlenschäden zu schützen und gleichzeitig das Tumorgewebe effektiv zu behandeln.

Umgekehrt haben wir moderne Chemotherapie-Medikamente im Einsatz, die ein viel besseres Verhältnis von Wirksamkeit einerseits und Verträglichkeit andererseits haben. Und wir haben, was die Chemotherapie betrifft, zusätzlich auch neue Möglichkeiten, um Nebenwirkungen effektiv abzufedern. Das gilt insbesondere für die chemotherapiebedingte Übelkeit, die früher ein praktisch unausweichliches Problem war, das wir aber heute nur mehr in ganz, ganz seltenen Fällen in ausgeprägter Form beobachten können.

Wie kann ich mich als PatientIn auf eine Chemo- oder Strahlentherapie vorbereiten?

Die wichtigste Vorbereitung auf eine Chemotherapie oder eine Strahlentherapie ist eine umfassende und eine genaue Aufklärung, das heißt, das Gespräch mit Ihrem behandelnden Ärzteteam ist hier ganz besonders entscheidend. Je mehr Informationen Sie bekommen, umso besser sind Sie letztlich auch auf diese Therapiephase vorbereitet.

Und natürlich gilt diese sehr enge Zusammenarbeit auch für die Phase der Behandlung selbst. Das heißt, es ist wichtig, dass Sie sich selbst beobachten und dass Sie bei unklaren Veränderungen, bei unklaren Symptomen in Kontakt mit Ihrem behandelnden Arzt treten.

Nur dann, wenn Ihr Ärzteteam über diese neu aufgetretenen Symptome informiert wird, ist es auch in der Lage, Ihnen entsprechend zu helfen oder Ihnen entsprechende Informationen zukommen zu lassen, was Sie am effektivsten gegen eventuelle Nebenwirkungen selbst tun können.

Wie wirkt eine Strahlentherapie?

Bei einer Strahlentherapie kommen radioaktive Strahlen zum Einsatz. In den allermeisten Fällen ist das eine besondere Form von Röntgenstrahlen. Diese Röntgenstrahlen können, wenn sie auf die Tumorzellen treffen, diese Tumorzellen schädigen, vor allem am genetischen Material dieser Tumorzellen Schäden erzeugen. Und diese Schäden letztendlich können dazu führen und sollen auch dazu führen, dass die Tumorzellen absterben.

Wie läuft eine Strahlentherapie ab?

Eine Strahlentherapie ist im Gegensatz zur Chemotherapie eine Behandlung, die meistens täglich verabreicht wird. Täglich bedeutet in den meisten Fällen: von Montag bis Freitag. Am Wochenende, Samstag und Sonntag, erfolgen jeweils Bestrahlungspausen.

Solche Bestrahlungstherapien gehen dann über unterschiedlich langen Zeitraum. Das bewegt sich zwischen ein paar Tagen und einigen Wochen. Die Dauer der Bestrahlung ist dabei von der Zielsetzung der Bestrahlung abhängig und natürlich auch von der Lokalisation im Körper, wo diese Bestrahlung verabreicht wird.

Wichtig ist dabei, dass Strahlentherapien aufbauende Therapien sind. Das heißt, es ist ganz wichtig, dass man den vorab aufgestellten Bestrahlungsplan auch bis zum Ende quasi verfolgt, bis zum Ende durchziehen kann, weil nur dann gewährleistet ist, dass die verabreichten Strahlen auch eine optimale Wirkung erzielen können.

Welche Nebenwirkungen können bei einer Strahlentherapie auftreten?

Wenn wir den Tumor mit radioaktiver Strahlung, mit Röntgenstrahlung behandeln, dann ist es letztendlich unvermeidbar, dass diese Strahlung auch durch gesundes Gewebe des Körpers, durch gesunde Organe tritt, um letztendlich an die Tumorzellen, an das Tumorgewebe heranzukommen. Und auch die gesunden Organe, die gesunden Gewebe des Körpers, können durch Röntgenstrahlen geschädigt werden.

Die Art und Weise, das Ausmaß, wie sehr ein Organ auf diese Strahlenschäden empfindlich ist, ist von Organ zu Organ, von Gewebe zu Gewebe äußerst unterschiedlich.

Und die Symptome, die der Patient in diesen Fällen dann erleidet, sind sehr stark davon abhängig, wo diese Bestrahlung durchgeführt wird.

  • Im Brustkorb sind Organe, die von einer Strahlentherapienebenwirkung betroffen sein können, sehr häufig die Lunge selbst. Man spricht von einer sogenannten Strahlenpneumonitis, also einer durch Strahlen bedingten Entzündung des Lungengewebes.
  • Beispielsweise kann aber auch die Speiseröhre von derartigen Strahlennebenwirkungen betroffen sein, was dann unter Umständen zu Schluckstörungen, zu Schmerzen beim Schluckakt und zu Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme führen kann.

Wie wirkt eine Chemotherapie?

Bei einer Chemotherapie kommen Medikamente zum Einsatz, die direkt eine wachstumshemmende Wirkung auf den Tumor haben oder die direkt in der Lage sind, die Tumorzellen, die den Tumor letztendlich aufbauen und ausmachen, zum Absterben zu bringen.

Der Vorteil dabei ist, dass diese Medikamente sich auf dem Blutweg im gesamten Körper verteilen und damit auch eine Tumorerkrankung behandeln können, die sich bereits auf unterschiedliche Bereiche des Körpers ausgedehnt hat.

Wie läuft eine Chemotherapie ab?

Bei einer Chemotherapie werden Medikamente verabreicht, Chemotherapie-Medikamente. Das kann sehr unterschiedlich ablaufen.

  • Es ist so, dass der Großteil der Chemotherapie-Medikamente nach wie vor in intravenöser Form, also als Infusion, verabreicht wird.
  • In manchen Fällen ist es aber auch möglich, Chemotherapie-Medikamente in Tablettenform oder, wie wir das mit dem Fachausdruck bezeichnen, in oraler Form zu verabreichen.

Wichtig ist dabei zu wissen, dass Chemotherapie so gut wie niemals nur eine einmalige Therapie ist, sondern dass diese Chemotherapie-Verabreichungen immer in ganz bestimmten zeitlichen Abfolgen erfolgen. Wir sprechen von sogenannten Chemotherapie-Blöcken oder Chemotherapie-Zyklen, die wir dann auch aneinanderreihen, um so den optimalen Therapieerfolg zu gewährleisten.

Welche Nebenwirkungen können bei einer Chemotherapie auftreten?

Chemotherapeutika können sehr unterschiedliche Nebenwirkungen verursachen.

  • Einige dieser Nebenwirkungen findet man nahezu bei allen Formen von Chemotherapien. Das sind im Wesentlichen Nebenwirkungen auf das Immunsystem. Chemotherapie kann zu einer vorübergehenden Immunschwäche und damit zu einer Anfälligkeit für fieberhafte Infekte führen. Da ist es für Sie als Patient ganz besonders wichtig, dass Sie hier wachsam sind und dass Sie wissen, dass Fieber, in aller Regel sprechen wir bei einer Temperatur von über 38 Grad von Fieber, dass Fieber für Sie ein Alarmsignal ist und dass Sie sich bei Auftreten von Fieber unmittelbar, sehr rasch mit Ihrem behandelnden Ärzten in Verbindung setzen sollten.
  • Andere, vergleichsweise häufige Nebenwirkungen sind Übelkeit, Appetitstörungen, wobei wir hier heute mit modernen Begleitmedikamenten sehr gut in der Lage sind, diese Nebenwirkungen abzufedern und nur noch in seltenen Fällen wirklich hier hochgradige Nebenwirkungen beobachten können.
  • Der Haarausfall ist früher ein obligates Problem gewesen. Heute haben wir bereits einige Chemotherapie-Medikamente zur Verfügung, die gar keinen oder nur einen sehr geringen Haarausfall verursachen.

Die Wahl der Medikamente hängt dabei wiederum von der Art der Lungenkrebserkrankung ab. Und das ist etwas, was Sie individuell in Ihrem Fall mit Ihrem behandelnden Onkologen besprechen müssen.

Neben diesen allgemeinen Chemotherapie-Nebenwirkungen ist es so, dass die einzelnen Chemotherapie-Medikamente, die wir einsetzen, auch eigene, spezifische, spezielle Nebenwirkungen aufweisen können. Auch hier ist es unmöglich, einen allgemeinen Überblick zu geben. Hier wird es erforderlich sein, dass Sie im Aufklärungsgespräch mit Ihrem Ärzteteam über diese Nebenwirkungen sprechen und möglichst gut informiert sind, was an möglichen Nebenwirkungen im Rahmen einer solchen Therapie auftreten könnte.

Was bedeuten die Begriffe neoadjuvant, adjuvant und definitiv?

In früheren Krankheitsstadien, wo wir zur Chirurgie greifen, wo die Chirurgie die wesentliche Säule der Behandlung darstellt, ist es manchmal erforderlich, dass wir rund um den chirurgisch-operativen Eingriff herum auch eine medikamentöse Therapie zusätzlich durchführen, um die Heilungschancen für diese Patienten zu optimieren.

  • Diese medikamentöse Therapie, in aller Regel ist das derzeit eine Chemotherapie, können wir entweder vor dem chirurgischen Eingriff verabreichen. Das bezeichnen wir mit dem Fachausdruck Ausdruck als neoadjuvante Therapie.
  • Es gibt aber auch die Möglichkeit, diese Chemotherapie nach der Operation zu verabreichen. Dafür wäre der Fachausdruck eine sogenannte adjuvante Chemotherapie.

Welche diese Modalitäten zum Einsatz kommt, ist sehr stark wiederum vom Tumorstadium abhängig.

Eine definitive Therapie ist immer eine Therapie, die zum Ziel hat, eine vollständige Heilung einer Tumorerkrankung zu erreichen. Wir sprechen zum Beispiel von einer sogenannten definitiven Radio-Chemotherapie, wenn wir durch die Kombination von Strahlentherapie und Chemotherapie ein komplettes Absterben der vorhandenen Tumormanifestationen erreichen möchten.

Hier geht es zum Video-Interview: „Chemo- und Strahlentherapie”

Immuntherapie

Was versteht man unter einer Immuntherapie?

Unter einer Immuntherapie verstehen wir eine Behandlung mit Medikamenten, die nicht gegen den Tumor selbst wirken, sondern die Medikamente, die wir verabreichen, haben das Ziel, das Immunsystem des Patienten, also das körpereigene Immunsystem, so zu aktivieren, dass dieses Immunsystem in die Lage versetzt wird, die Tumorzellen zu attackieren, anzugreifen und im Idealfall zum Absterben zu bringen.

Wie wirkt eine Immuntherapie?

Tumorzellen sind in der Lage, sich dem Angriff des Immunsystems zu entziehen. Tumorzellen können sich in gewisser Weise tarnen und damit für das Immunsystem nicht mehr erkennbar werden. Das führt dazu, dass das Immunsystem die Kontrolle über eine Tumorerkrankung verliert.

Die Immuntherapie-Medikamente, die wir heute einsetzen, setzen genau an diesem Mechanismus an. Ziel ist es dabei, den Tumor quasi wieder zu enttarnen, die Tumorzellen für das Immunsystem wieder erkennbar zu machen und damit das Immunsystem in die Lage zu versetzen, gegen diese Tumorzellen aktiv zu werden.

Wann kommt eine Immuntherapie zum Einsatz?

Die modernen Immuntherapie-Medikamente werden derzeit bei Patienten mit weiter fortgeschrittener Lungenkrebserkrankung eingesetzt, also bei Patienten, die bereits Metastasen im Körper aufweisen. Das Ziel der Therapie ist es dabei, diese Erkrankung möglichst weit zurückzudrängen und letztendlich auch über einen möglichst langen Zeitraum im Körper in Schach zu halten.

Was diese beiden Therapieziele betrifft, haben die Immuntherapie-Medikamente dramatische Fortschritte in der Behandlung für diese Patienten gebracht.

Die Zielsetzung für die Zukunft wird es aber auch sein, die Immuntherapie in früheren Krankheitsstadien einzusetzen, wo wir nicht nur das Ziel haben, eine Krankheit zu verzögern oder über möglichst lange Zeiträume unter Kontrolle zu halten, sondern wo es unser Ziel ist, einen möglichst großen Prozentsatz der Patienten auch dauerhaft von dieser Erkrankung zu heilen.

Die Studien zum Einsatz der Immuntherapie in diesen früheren Krankheitsstadien sind derzeit am Laufen. Die Ergebnisse werden in den nächsten Jahren erwartet, sind zum Teil schon da. Und auch hier, denke ich, ist die Immuntherapie als Therapiekonzept äußerst vielversprechend und wird mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer weiten, weiteren großen Verbesserung der Prognose für unsere Patienten führen.

Was sind die Vorteile einer Immuntherapie?

Im Vergleich zur traditionellen medikamentösen Behandlung von Tumorerkrankungen, also im Vergleich zur Chemotherapie hat die Immuntherapie zwei ganz entscheidende Vorteile:

  • Einerseits weist sie im großen Durchschnitt eine wesentlich bessere Verträglichkeit auf, das heißt, es treten unter einer Immuntherapie weniger Nebenwirkungen auf als unter einer Chemotherapie.
  • Der zweite wesentliche Unterschied ist, dass die Wirkdauer einer Immuntherapie im Durchschnitt wesentlich länger ist als unter einer Chemotherapie. Tumoren lernen, sich gegen Therapien zu wehren. Sie werden, wie wir das nennen, resistent gegen eine Behandlung. Und diese Resistenz tritt im Durchschnitt bei Behandlung mit einer Chemotherapie wesentlich rascher auf als mit einer Immuntherapie. Es gibt einen Teil der Patienten, der durch eine Immuntherapie wirklich über viele Jahre sehr gut krankheitskontrolliert bleiben kann. Und das ist etwas, was mit der Chemotherapie in früheren Zeiten in dieser Form nicht möglich war.

Welche Untersuchungen und Behandlungen werden vor der Immuntherapie durchgeführt?

Es sind eigentlich keine speziellen Untersuchungen oder Behandlungen vor einer Immuntherapie erforderlich. Wichtig ist es ausschließlich festzustellen, ob die Patienten unter Umständen in ihrer Vorgeschichte immunologische Erkrankungen aufweisen. Wir sprechen von sogenannten Autoimmun-Erkrankungen, Erkrankungen, wo also eine bestimmte Überreaktion des Immunsystems im Körper bereits vorlag, die zu krankhaften Veränderungen geführt hat. In diesen Fällen ist es möglich, dass eine zusätzliche Stimulation des Immunsystems, wie sie durch eine Immuntherapie entstehen kann, zu einer Verschlechterung von vorbestehenden Autoimmunerkrankungen führt. Und solche Situationen sollte man natürlich, soweit es geht, vermeiden.

Wie läuft die Immuntherapie ab, und wie lange dauert sie?

Die Immuntherapie in der Form, in der wir sie heute verwenden, ist eine intravenöse Therapie. Das heißt, die Medikamente werden als Infusion in die Vene verabreicht.

Auch hier ist es so, dass es nicht einmalige Infusionen sind, die wir verabreichen, sondern diese Infusionen wiederholen sich in regelmäßigen Abständen. Das ist unterschiedlich von Medikament zu Medikament, von Behandlungssituation zu Behandlungssituation und bewegt sich derzeit in einem Rahmen zwischen zwei und sechs Wochen.

In den meisten Fällen behandeln wir die Patienten derzeit für einen unbestimmten Zeitraum, das heißt, die Behandlung wird solange weitergeführt, solange die Krankheit durch die Behandlung unter Kontrolle ist und solange der Patient die Therapie gut toleriert.

Eine Frage, die uns sehr stark beschäftigt, ist, ob es so etwas wie eine maximale Behandlungsdauer gibt. Oder anders formuliert: ob es möglich ist, bei guten Therapieerfolg nach einer gewissen Zeit die Behandlung auch zu beenden. Hier ist letztlich die Studienlage noch nicht eindeutig. Derzeit gilt eine Behandlungsdauer von zwei Jahren bei gutem Therapieansprechen und bei guter Therapieverträglichkeit als Standarddauer. Aber ob eine Therapie darüber hinaus nicht doch auch vorteilhaft sein könnte, ist nicht geklärt.

Welche Nebenwirkungen sind möglich und wie werden sie behandelt?

Insgesamt sind Nebenwirkungen unter einer Immuntherapie relativ selten. Allerdings kann es durch die Stimulation des Immunsystems auch zu unerwünschten entzündlichen Reaktionen an verschiedenen Organen des Körpers kommen. Einige dieser Reaktionen sind vergleichsweise häufiger, zum Beispiel

  • entzündliche Reaktionen am Darm mit Durchfällen als Symptom,
  • Entzündungen im Bereich der Haut mit Hautausschlägen oder Juckreiz,
  • entzündliche Veränderungen am Lungengewebe, die sich als Husten oder als Atemnot äußern können.

Unter Umständen aber auch Veränderungen in den Laboruntersuchungen, in den Blutuntersuchungen, wo es zu Entzündungen im Bereich von Leber, Niere, aber auch Schilddrüse und daraus resultierenden Schilddrüsenüber- oder -unterfunktionen kommen kann.

Generell gilt die Regel, dass eine Immuntherapie jegliche Art von Entzündungen im Körper verursachen kann. Da gibt es auch ganz seltene Formen wie zum Beispiel Herzmuskelentzündungen oder Nervenentzündungen. Das kann dann in Ausnahmefällen auch mal zu schwerwiegenden Krankheitsbildern führen.

Die wichtige Botschaft dabei ist, dass es in aller Regel sehr, sehr gut möglich ist, solche Nebenwirkungen zu behandeln. Was dann zum Einsatz kommt, sind entzündungshemmende Medikamente, in aller Regel zuallererst aus der Gruppe der Cortison-Präparate, die bei den meisten Fällen sehr, sehr rasch und sehr, sehr effektiv in der Lage sind, diese unerwünschten Nebenwirkungen, diese unerwünschten Entzündungen im Körper wieder zu unterdrücken und unter Kontrolle zu bringen.

Generell sind schwerwiegende Nebenwirkungen selten und liegen in einer Häufigkeit von etwa 10 bis 15 Prozent.

Was muss ich als PatientIn vor und während einer Immuntherapie beachten?

Während einer Immuntherapie gelten grundsätzlich dieselben Regeln wie während jeglicher medikamentösen Tumorbehandlung:

Es ist wichtig, dass sich die Patienten selbst beobachten und dass Sie Veränderungen, die Ihnen auffallen, Veränderungen im Befinden, neu aufgetretene Symptome möglichst rasch mit Ihrem behandelnden Ärzteteam besprechen. Je enger die Zusammenarbeit, je enger hier die Interaktion, umso besser ist es möglich, einen Patienten auch durch eine solche Therapie zu begleiten und von ärztlicher Seite durch eine solche Therapie zu führen.

Die vorhin genannten Nebenwirkungen sind hier insbesondere zu beachten. Das heißt für den Patienten im Wesentlichen auf eventuell auftretende

  • Durchfälle,
  • Hautausschläge oder Entzündungen,
  • Husten oder Atemnotbeschwerden

zu achten und im Falle eines Auftretens dieser Symptome unmittelbar in Kontakt mit dem behandelnden Ärzteteam zu treten.

Hier geht es zum Video-Interview: „Immuntherapie”

Zielgerichtete Therapien

Was ist eine zielgerichtete Therapie und wie wirkt sie?

Wir wissen heute, dass es bestimmte, meistens relativ kleine Gruppen von Lungenkrebspatienten gibt, wo der Tumor ganz bestimmte Genveränderungen aufweist. Und diese Genveränderungen sind es letztendlich, die diesen Tumor, wie wir das nennen, treiben, die diesen Tumor antreiben, die sozusagen der entscheidende Grund für diese Tumorerkrankung sind.

Und das Wissen um diese sogenannten genetischen Treiber hat auch dazu geführt, dass wir in die Lage versetzt worden sind, Medikamente zu entwickeln, die ganz gezielt gegen diese Genveränderungen beziehungsweise die daraus im Stoffwechsel der Tumorzelle resultierenden Veränderungen gerichtet sind.

Und weil wir hier ebenso ganz gezielt in den Stoffwechsel der Tumorzelle eingreifen, ist hier auch der Begriff der zielgerichteten Therapie entstanden.

Man kann sich das ein bisschen vorstellen wie einen Schalter:

  • Wenn die Genveränderung da ist, wird der Schalter sozusagen umgelegt, und es beginnt der Tumor zu wachsen. Die Tumorzellen beginnen sich zu vermehren.
  • Und wenn wir mit unserer zielgerichteten Therapie hier gegensteuern, dann ist es uns im Idealfall möglich, diesen Schalter wieder umzudrehen und quasi das Wachstum der Tumorerkrankung zu unterdrücken.

Wann kommt eine zielgerichtete Therapie in Frage?

Es ist ganz entscheidend, dass diese zielgerichteten Therapien nur dann funktionieren können, wenn der Tumor auch die dazu passende Genveränderungen trägt. Das heißt, hier ist der entscheidende Fachmann der Pathologe, der sogenannte Molekularpathologe, der das Tumorgewebe auf das Vorhandensein dieser spezifischen Genveränderungen untersucht. Und nur wenn diese Genveränderung nachweisbar ist, können wir diese zielgerichteten Therapien zum Einsatz bringen.

Das ist wiederum eine Situation, wo wir nach Diagnosestellung eines Lungenkrebs oft einige Tage auf das Ergebnis dieser molekularpathologischen Analysen warten müssen, bevor wir mit der Therapie beginnen können.

Aber auch hier ist es ganz entscheidend, dass diese Zeit extrem wichtige Zeit ist, extrem gut investierte Zeit ist, weil der Nachweis von derartigen genetischen Treibern die Behandlungsmöglichkeiten dramatisch verbessert.

Derzeit finden zielgerichtete Therapien praktisch ausschließlich Einsatz bei Patienten mit metastasierter Erkrankung, also in weiter fortgeschrittenen Tumorstadien. Allerdings ist hier die Entwicklung ähnlich wie bei einer Immuntherapie: Es gibt Bestrebungen, diese zielgerichteten Medikamente auch in früheren Krankheitsstadien einzusetzen, und wir werden in naher Zukunft dazu neue wissenschaftliche Studiendaten präsentiert bekommen.

Welche Voruntersuchungen sind notwendig, um eine zielgerichtete Therapie durchführen zu können?

  • Die entscheidende Voruntersuchung für die Durchführung einer zielgerichteten Therapie ist die genetische Analyse des Tumorgewebes, durchgeführt durch den Pathologen, durch den Molekularpathologen.
  • Darüber hinaus sind es je nachdem, welche Art von zielgerichteter Therapie zum Einsatz kommt, auch organspezifische Voruntersuchungen, die unter Umständen erforderlich sein könnten.

Allerdings ist es so, dass die Verträglichkeit dieser zielgerichteten Therapien in praktisch allen Fällen sehr, sehr gut ist, sodass es kaum sogenannte Kontraindikationen für derartige Medikamente gibt, also letztendlich irgendwelche Vor- oder Begleiterkrankungen, die die Verabreichung einer derartigen Therapie unmöglich machen würden.

Wie und wie lange wird eine zielgerichtete Therapie verabreicht?

Die zielgerichtete Therapie ist eine kontinuierliche Therapie. Sie ist zu verstehen wie eine Art Bremse auf der Erkrankung. Wir verabreichen diese Therapie in aller Regel als Tablettentherapie, also als orale Therapie, wo die Patienten entweder einmal oder zweimal täglich ihre entsprechende Medikation einnehmen müssen.

Die Dauer der Verabreichung richtet sich nach zwei Parametern:

  • Die Therapie wird solange verabreicht, solange sie in der Lage ist, die Tumorerkrankung im Körper zu kontrollieren.
  • Und natürlich, und das ist wie immer ein ganz entscheidender Punkt, sie wird nur so lange verabreicht, solange sie vom Patienten auch akzeptabel gut toleriert wird.

Wird eine zielgerichtete Therapie anstatt oder ergänzend zu anderen Behandlungen durchgeführt?

Derzeit ist es so, dass die zielgerichteten Therapien in aller Regel alleine, also wie wir das nennen, als Monotherapie eingesetzt werden. Kombinationen mit Chemotherapie oder auch Kombinationen mit Immuntherapie haben sich da derzeit als nicht hilfreich, als nicht zielführend herausgestellt. Es ist aber durchaus denkbar, dass in Zukunft derartige Kombinationstherapien auch Bedeutung gewinnen könnten.

Welche Nebenwirkungen können bei zielgerichteten Therapien auftreten?

Nun, wir sind in der glücklichen Lage, dass wir heute nicht mehr nur eine oder zwei zielgerichtete Therapien einsetzen können, sondern dass wir mittlerweile schon eine ganze Reihe von Genveränderungen in Lungentumoren nachweisen können, für die es jeweils spezifische Medikamente gibt. Das bedeutet auch, dass es nicht möglich ist, eine generelle Übersicht über Nebenwirkungen von zielgerichteten Therapien zu geben, weil die Nebenwirkungen doch sehr, sehr spezifisch sind, je nachdem, welches Präparat zum Einsatz kommt.

In diesem Zusammenhang werden Sie, sollte eine derartige zielgerichtete Therapie für Sie als Patientin oder als Patient in Frage kommen, ein sehr ausführliches Aufklärungsgespräch mit Ihrem behandelnden Ärzteteam führen, in dem Sie vollständig über alle eventuellen unerwünschten Wirkungen informiert werden.

Was muss ich als PatientIn vor oder während einer zielgerichteten Therapie beachten?

Während einer zielgerichteten Therapie ist es wie bei jeder anderen medikamentösen Therapie auch wichtig, dass Sie sehr eng und sehr gut mit Ihrem behandelnden Ärzteteam zusammenarbeiten, dass Sie über Veränderungen, die Sie in Ihrem Körper bemerken, berichten und damit Ihr Ärzteteam in die Lage versetzen, auf eventuelle Nebenwirkungen auch richtig zu reagieren.

Wichtig, und das ist der wesentliche Unterschied bei der zielgerichteten Therapie im Vergleich zur Chemotherapie ist, dass diese Therapie in aller Regel keine Beeinträchtigung des Immunsystems verursachen. Das heißt, die Anfälligkeit für Infektionen, für fieberhafte Infekte ist in diesen Fällen nicht gegeben. Und das bedeutet für viele Patienten auch eine große Erleichterung, vor allem auch im alltäglichen sozialen Leben.

Hier geht es zum Video-Interview: „Zielgerichtete Therapien”

Geprüft OA Dr. Georg Pall: Stand 07.09.2020 | AT-3781 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.