9. Lungenkrebs behandeln – alle Fragen

Bei der Behandlung von Lungenkrebs hat die medizinische Forschung in den letzten Jahren entscheidende Fortschritte gemacht. Dadurch ergeben sich große Vorteile für betroffene Patient:innen.

In diesem Kurs erhalten Sie einen Überblick über die vorhandenen Behandlungsmöglichkeiten bei Lungenkrebs. Sie erfahren, welche Therapieoptionen zur Verfügung stehen und in welchen Situationen sie jeweils eingesetzt werden. Es werden sowohl lange bewährte als auch moderne Methoden vorgestellt.

Einleitung durch OA Dr. Georg Pall

Mein Name ist Georg Pall. Ich bin internistischer Onkologe und arbeite am Kardinal Schwarzenberg Klinikum in Schwarzach. Dieser Kurs soll Ihnen als Informationsquelle zu allen Fragen dienen, die sich im Zusammenhang mit der Behandlung von Lungenkrebs-Erkrankungen für Sie ergeben.

Hier geht es zur Einleitung des Kurses: „Einleitung“

Behandlungsmöglichkeiten bei Lungenkrebs

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Lungenkrebs?

Bei Lungenkrebs verfügen wir heute über drei große Behandlungstypen. Die Therapie von Lungenkrebs wird entweder operativ-chirurgisch durchgeführt. Das heißt, dass Tumorveränderungen im Rahmen eines operativen Eingriffs entfernt werden. Die zweite große Behandlungsmodalität, die uns zur Verfügung steht, ist die sogenannte Strahlentherapie . Dabei werden Tumore mit radioaktiven Strahlen behandelt, und diese Radioaktivität führt dazu, dass Tumorzellen im Idealfall absterben. Als dritte große Behandlungsgruppe steht uns die medikamentöse Therapie zur Verfügung. Hier setzen wir unterschiedliche Medikamente ein, die das Ziel haben, die Tumorerkrankung und die Tumorzellen im Körper zurückzudrängen, oder im Idealfall den Patienten oder die Patientin vollständig von ihrer Tumorerkrankung zu heilen.

Wie wird entschieden, welche Therapie die richtige für mich ist?

Die Entscheidung, welche Therapien im Einzelfall zum Einsatz kommen, ist eine Entscheidung, die im interdisziplinären Behandlungsteam getroffen wird. Das heißt, die Experten der einzelnen Fachrichtungen kommen zusammen und legen den Therapieplan fest. Die wesentlichen Faktoren, von denen dieser Therapieplan abhängig ist, sind folgende: Einerseits ist es von entscheidender Bedeutung, um welche Unterform einer Lungenkrebserkrankung es sich handelt. Diese Information liefert der Pathologe basierend auf der Analyse von Gewebeproben, die im Rahmen des Diagnostikprozesses gewonnen werden. Die zweite entscheidende Frage zur Therapiewahl ist die Frage nach der Tumorausdehnung im Körper. Das heißt, wie hat sich der Tumor im Körper ausgebreitet, wie weit ist er ausgebreitet? Oder medizinisch gesagt, welches Tumorstadium liegt vor? Ist ausschließlich ein Tumor in der Lunge vorhanden, oder sind zusätzlich Lymphknoten in der Nachbarschaft der Lunge von der Erkrankung betroffen? Oder ist es letztendlich zu einer weiter entfernt liegenden Verstreuung in andere Organe gekommen, also zum Auftreten sogenannter Fernmetastasen? Der dritte und ganz wesentliche Faktor ist natürlich der patientenbezogene Faktor. Das heißt, man muss Themen wie das Alter des Patienten, den Gesamtzustand des Patienten oder bestehende Vor- und Begleiterkrankungen in die Behandlungsplanung mit einbeziehen.

Was ist das Ziel der Lungenkrebsbehandlung?

Wenn wir eine Therapie für Patienten mit Lungenkrebs planen, dann verfolgen wir im Idealfall natürlich das Ziel, diese Erkrankung zu heilen. Das ist für viele Patienten heute erreichbar. Allerdings nicht in allen Fällen, denn sollte die Erkrankung bereits eine ausgeprägte Ausbreitung im Körper zeigen, dann gibt es Situationen, wo eine Heilung nicht erzielbar ist. In diesen Fällen ändert sich das Behandlungsziel in jenem Sinne, dass wir versuchen, die Erkrankung im Körper der Betroffenen möglichst lange unter Kontrolle zu halten, um eine möglichst gute Lebensqualität zu erzielen. Das bedeutet also, wir wollen eine möglichst weitgehende Symptomfreiheit der Patientinnen und damit letzten Endes auch eine möglichst lange Lebenszeit ermöglichen.

Ist Lungenkrebs vollständig heilbar?

Die Frage, ob ein Lungenkrebs geheilt werden kann oder nicht, hängt ganz wesentlich von der Tumorausbreitung ab. Wenn es uns gelingt, die Erkrankung möglichst früh zu diagnostizieren – und da zeigt sich, wie bedeutend die Frühdiagnostik ist – dann besteht die Möglichkeit, eine Lungenkrebserkrankung zu heilen. Leider ist Früherkennung nach wie vor ein Problem bei dieser Erkrankung, weil sehr lange und häufig keine Symptome auftreten und viele Patientinnen und Patienten erst diagnostiziert werden, wenn die Erkrankung bereits eine beträchtliche Ausbreitung im Körper erreicht hat. In diesen Fällen ist eine Heilung in aller Regel nicht mehr zu erzielen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Behandlungsmöglichkeiten bei Lungenkrebs“

Operation bei Lungenkrebs

Wann kommt eine Operation bei Lungenkrebs in Frage?

Eine operative Behandlung einer Lungenkrebserkrankung kommt dann in Betracht, wenn wir die Erkrankung in einem frühen Stadium diagnostizieren. Das heißt, Voraussetzung ist, dass die Tumorerkrankung auf die Lunge und auf die der Lunge benachbarten Lymphknoten beschränkt ist. Zweite Voraussetzung für einen operativen Eingriff ist, dass die Lungenfunktion der betroffenen Patientin oder des betroffenen Patienten ausreichend ist, um einen Teil der Lunge operativ zu entfernen. Es muss gewährleistet sein, dass auch nach dem chirurgischen Eingriff eine ausreichende Sauerstoffaufnahme in den Körper möglich ist.

Was ist das Ziel einer Operation bei Lungenkrebs?

Wenn wir chirurgisch behandeln, verfolgen wir ein ganz klares Ziel, nämlich alles an sichtbarem Tumor – also alles von der Tumorerkrankung, was wir im Rahmen der Diagnostik mithilfe unserer bildgebenden Untersuchungen, wie etwa der Computertomografie oder Magnetresonanztomographie nachweisen konnten – vollständig bei dieser Operation zu entfernen. Man bezeichnet das mit dem medizinischen Fachausdruck als eine Komplettresektion, oder eine sogenannte R0-Resektion.Die nur teilweise Entfernung von Tumoren, also das bewusste Zurücklassen von Tumorzellen im Brustkorb, ist medizinisch nicht zielführend.

Welche Operationsformen gibt es bei Lungenkrebs?

Die Techniken der Operation haben sich über die letzten Jahrzehnte deutlich weiterentwickelt. Dies gilt einerseits für das Ausmaß an Lungengewebe, das bei der Operation entfernt wird. Während wir in früheren Jahren häufig die gesamte rechte oder linke Lunge operativ entfernen mussten, bei einer sogenannten Pneumonektomie, ist dies heute nur mehr der Ausnahmefall. Das hat Vorteile für alle Patientinnen, weil der Eingriff dadurch weniger belastend wird und die Lebensqualität danach deutlich verbessert wird. Die Eingriffe, die heute mit am häufigsten durchgeführt werden, sind sogenannte Lobektomien. Darunter versteht man die Entfernung von einzelnen Lungenlappen. Die rechte und linke Lunge sind dadurch gekennzeichnet, dass sie aus drei Lappen bestehen. Bei der Operation wird dann also jeweils einer dieser Lappen, der vom Tumor befallen ist, entfernt. Die beiden restlichen Lappen aber werden im Körper belassen. In den letzten Jahren ist man zunehmend auch dazu übergegangen, vor allem bei kleineren Tumoren noch weniger an Lungengewebe bei der Operation zu entfernen. Man spricht dann von sogenannten Segmentresektionen, oder sogenannten Wedge-Resektionen. In Studien hat sich gezeigt, dass die onkologische Wirksamkeit dieser kleineren Operationen identisch ist mit jenen der Lobektomie, aber letztendlich für die Patientinnen und Patienten Vorteile hinsichtlich einer geringeren Operationsbelastung und einer besseren Lebensqualität ergeben. Die zweite große Weiterentwicklung auf dem chirurgischen Sektor ist der Einzug der sogenannten minimalinvasiven Chirurgie gewesen. Das bedeutet, dass heute in vielen Fällen eine sogenannte Knopflochchirurgie durchgeführt wird, das heißt, lediglich einige kleine Schnitte, über die dann mit einer entsprechenden Kameraoptik in den Brustkorb eingegangen wird und die Operation durchgeführt wird. Das bedeutet für die Patientinnen und Patienten deutlich weniger Schmerzen, eine deutlich kürzere Aufenthaltsdauer im Krankenhaus und damit einen relevanten Gewinn an Lebensqualität.

Welche Vorteile und Risiken hat eine Operation bei Lungenkrebs?

Die operative Entfernung von Lungentumoren bietet natürlich den großen Vorteil, dass wir nachweisbar, das heißt durch den Pathologen kontrollierbar, in der Lage sind, das Tumorgewebe aus dem Körper zu entfernen. Das liefert uns wertvolle Information. Auch eine exakte Erfassung des Tumorstadiums ist durch eine solche Operation möglich. Das ist eine Option, die keine andere Behandlungsmöglichkeit bietet. Und aus diesem Grund sind operative Verfahren weiterhin ein ganz wesentliches Standbein der Therapie von Lungenkarzinomen.

Wie sieht die Genesung nach einer Operation aus?

Neben den technischen Fortschritten im Bereich der Lungenchirurgie hat es über die letzten 10-15 Jahre auch deutliche Fortschritte in der postoperativen Betreuung dieser Patientinnen und Patienten gegeben. Das heißt, dass wir im Bereich der Schmerztherapie große Fortschritte erzielt haben, und durch die minimalinvasive Chirurgie auch in der Lage waren, die Aufenthaltsdauer der Patientinnen und Patienten im Krankenhaus deutlich zu reduzieren. Diese liegt mittlerweile in den meisten Fällen unter 7 Tagen. Im Anschluss an die Operation ist es dann natürlich auch wichtig, dass die Patientinnen und Patienten entsprechende Atemtherapie durchführen, um die Lunge an die neue Situation zu gewöhnen und möglichst rasch wieder Leistungsfähigkeit zu gewinnen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Operation bei Lungenkrebs“

Strahlentherapie bei Lungenkrebs

Wann wird bei Lungenkrebs eine Strahlentherapie durchgeführt?

Der Einsatz von Strahlentherapie, also radioaktiver Strahlung in therapeutischer Hinsicht, erfolgt beim Lungenkrebs in zwei unterschiedlichen Situationen. Einerseits können wir in früheren Erkrankungsstadien die lokale Behandlung des Tumors mit Strahlentherapie durchführen, also dann, wenn die operative Therapie aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist. In diesen Situationen ist die Heilung der Erkrankung das Behandlungsziel. Ein zweites Einsatzgebiet für die Strahlentherapie besteht dann, wenn die Erkrankung weiter fortgeschritten ist, also eine Metastasierung vorliegt und diese Metastasen an bestimmten Lokalisationen im Körper zu unangenehmen und für die Patientinnen belastenden Symptomen führen. Beispiele dafür wären Schmerzen, wie sie sehr häufig im Bereich von Knochenmetastasen auftreten können, oder neurologische Symptome, die wir manchmal sehen können, wenn es im zentralen Nervensystem, also im Gehirn, zu einer Metastasierung gekommen ist. Hier sprechen wir dann von einer palliativen Strahlentherapie, das heißt, die gezielte Bestrahlung dieser Symptom-verursachenden Metastasenregionen wird dann eingesetzt, um Symptome möglichst rasch und möglichst effizient zu lindern.

Wie funktioniert eine Strahlentherapie bei Lungenkrebs?

Der Wirkmechanismus der Strahlentherapie besteht darin, dass radioaktive Strahlung, wenn man sie auf die Tumorzellen richtet, in der Lage ist, das genetische Material des Tumors so zu verändern, dass eine Zellteilung unmöglich gemacht wird. Auf diese Art und Weise kann radioaktive Strahlung zum Absterben von Tumorzellen führen und damit einen therapeutischen Effekt erzielen.

Wie läuft eine Strahlentherapie bei Lungenkrebs ab?

Es gab auch im Bereich der Strahlentherapie über die letzten Jahre hinweg bedeutende Fortschritte, so dass sich unsere Behandlungsmöglichkeiten wesentlich erweitert haben, und sich auch der Ablauf der Strahlentherapie dadurch zumindest in gewissen Fällen verändert hat. Im Wesentlichen unterscheiden wir die klassische, schon länger im Einsatz befindliche Bestrahlung größerer Tumorareale. In diesen Fällen ist es üblicherweise so, dass über einen Zeitraum von mehreren Wochen tägliche Bestrahlungen in aller Regel von Montag bis Freitag stattfinden, mit einer Pause am Wochenende. Das heißt, Patientinnen und Patienten kommen einmal täglich zur Strahlentherapie an das jeweilige Zentrum. Dieser Bestrahlungsvorgang selbst dauert nicht sehr lange und ist für die Patientinnen und Patienten auch ohne Belastung durchführbar. Das heißt, das Bestrahlen selbst verursacht keine Beschwerden. Die Weiterentwicklung der Strahlentherapie ist die sogenannte gezielte Bestrahlung, mit dem Fachausdruck sprechen wir hier auch von einer sogenannten stereotaktischen Bestrahlung. Das bedeutet, wenn wir ein sehr kleines Areal bestrahlen, dann können wir die Strahlung hier sehr, sehr stark bündeln und in diesem Bereich eine sehr, sehr hohe Strahlenwirkung erzielen. Ein Beispiel für den Einsatz dieser stereotaktischen Therapie wäre die Behandlung von sehr frühen Stadien einer Lungenkrebs Erkrankung, wo unter Umständen, aus verschiedenen Gründen – sei es aufgrund von reduzierter Lungenfunktion oder aufgrund von Vor- und Begleiterkrankungen – eine Operation nicht möglich ist. Hier bietet sich dann die stereotaktische Bestrahlung dieses Tumors als Alternative an. Ein wesentlicher Unterschied zur großflächigeren Bestrahlung ist hier, dass nur deutlich weniger Bestrahlungssitzungen erforderlich sind. Das heißt, üblicherweise ist eine Bestrahlung dann lediglich etwa 3-5 Mal notwendig und die Belastungen durch die Strahlentherapie sind aufgrund des kleinen Bestrahlungsfeldes nochmal deutlich geringer.

Welche Nebenwirkungen können bei einer Strahlentherapie auftreten und was kann man dagegen tun?

Wenn wir in therapeutischer Hinsicht radioaktive Strahlung auf das Tumorgewebe senden, dann ist es naturgemäß so, dass auch gesundes, umgebendes Gewebe von dieser Strahlung mitbetroffen wird. Das bedeutet, Nebenwirkungen der Strahlentherapie entstehen im Wesentlichen dadurch, dass benachbarte Organe ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden. Welche Nebenwirkungen dann letztlich auftreten, hängt somit sehr vom betroffenen Strahlenfeld ab. Zu Organsystemen in der Nachbarschaft der Lunge, die relativ häufig von derartigen Nebenwirkungen betroffen sein können, zählt beispielsweise die Speiseröhre. Dort äußern sich Nebenwirkungen typischerweise in Entzündungen, die zu Schluckstörungen und schmerzhaftem Schlucken beitragen können. Eine andere Möglichkeit einer Nebenwirkung bei einer Strahlentherapie ist eine Reizung des gesunden Lungengewebes, die sich durch die radioaktive Strahlung ergeben kann. Mit dem Fachausdruck spricht man dann von einer sogenannten Strahlenpneumonitis. Klinisch äußert sich das üblicherweise in einem trockenen Husten oder in einer Atemnotsymptomatik. Im Bereich des Gehirns, also des zentralen Nervensystems, kann eine Bestrahlung zu Symptomen wie Übelkeit, Kopfschmerzen oder Müdigkeit führen. Insgesamt ist aber festzuhalten, dass durch die massive technische Weiterentwicklung der modernen Strahlentherapiegeräte heute eine wesentlich bessere Schonung des gesunden Gewebes des Körpers möglich geworden ist. Damit ist die Rate an schwerwiegenden Nebenwirkungen – hier wird sehr häufig auch die Hautrötung, also eine Entzündung der Haut in Ähnlichkeit zu einem Sonnenbrand angeführt – deutlich seltener geworden sind und damit die Verträglichkeit der Strahlentherapie große Fortschritte gemacht hat.

Hier geht es zum Video-Interview: „Strahlentherapie bei Lungenkrebs“

Chemotherapie bei Lungenkrebs

Wann wird bei Lungenkrebs eine Chemotherapie durchgeführt?

Die Chemotherapie ist eine ganz wichtige Therapieform, die wir zur Behandlung von Lungenkrebs einsetzen können. Sie kann an unterschiedlichen Stellen des Behandlungsplans Einsatz finden. Einerseits ist sie nach wie vor in jenen Fällen das Hauptstandbein, in denen wir eine Heilung nicht mehr erreichen können, das heißt bei Patientinnen und Patienten, wo die Erkrankung schon weit fortgeschritten ist. Mehr und mehr haben wir aber gelernt, dass wir auch in früheren Erkrankungsstadien des Lungenkrebses auf die Chemotherapie zurückgreifen sollen, also in jenen Stadien, wo wir mittels lokaltherapeutischer Verfahren wie Operation oder Strahlentherapie den Tumor ebenfalls behandeln können. Hier hat sich gezeigt, dass der zusätzliche Einsatz von Chemotherapie in der Lage ist, die Heilungschancen für unsere Patientinnen und Patienten zu verbessern. Wenn die Chemotherapie beispielsweise vor einer Operation eingesetzt wird, dann bezeichnet man das als sogenannte neoadjuvante Chemotherapie. In manchen Fällen passiert der Einsatz aber auch nach einer Operation, dann ist der Fachausdruck dafür die adjuvante Chemotherapie. Ob eine solche Chemotherapie in frühen Stadien Einsatz finden soll oder nicht und an welcher Stelle des Behandlungsplans dieser Einsatz erfolgen soll, das entscheidet sich letztendlich im Rahmen der anfänglichen Diagnostik und ist wiederum von den Faktoren Tumor-Untertyp, Gewebetyp des Tumors, seiner Ausdehnung und Patientenfaktoren wie Allgemeinzustand, Lungenfunktion und Begleiterkrankungen abhängig.

Wie wirkt eine Chemotherapie gegen Lungenkrebs?

Chemotherapeutika, auch sogenannte Zytostatika genannt, sind letzten Endes Zellgifte, die in der Lage sind, Zellen, die sich sehr rasch teilen und die ein sehr rasches Wachstum zeigen, zum Absterben zu bringen. Die Wirksamkeit von Chemotherapeutika beruht darin, dass Tumorzellen in aller Regel deutlich empfindlicher sind gegenüber diesen Zellgiften und damit ein Absterben von Tumorzellen erreicht werden kann, bei gleichzeitig nur überschaubarer Beeinträchtigung der normalen Zellfunktionen in anderen Organen des Körpers.

Wie läuft eine Chemotherapie bei Lungenkrebs ab?

Die Verabreichung einer Chemotherapie kann sehr unterschiedlich ablaufen. Das hängt davon ab, welche Substanzen im Detail zum Einsatz kommen. In den meisten Fällen ist es nach wie vor eine intravenöse Therapie, das heißt eine über Infusionen verabreichte Behandlung. Bei manchen Medikamenten ist es bei der Chemotherapie aber auch möglich, diese in Tablettenform zu applizieren. Das wesentliche Charakteristikum einer Chemotherapie ist dabei, dass sie in aller Regel nicht nur einmalig verabreicht wird, sondern in regelmäßigen zeitlichen Abständen. Wir sprechen dann in der Fachsprache üblicherweise von sogenannten Chemotherapie-Blöcken oder Chemotherapie-Zyklen. Wie diese Zyklen dann gestaffelt sind, das heißt wie groß die Abstände zwischen den Verabreichungen sind, ist durchaus unterschiedlich von Therapieart zu Therapieart. Ein wesentlicher Fortschritt, der über die letzten 10-15 Jahre erzielt werden konnte, ist, dass viele dieser Therapien heute in tagesklinischer oder ambulanter Form verabreicht werden. Das heißt, dass hier keine längerfristigen stationären Aufenthalte notwendig sind, sondern die Patientinnen und Patienten ihre Therapie an einem Tag verabreicht bekommen und auch an diesem Tag das Krankenhaus bzw. die Tagesklinik wieder verlassen können.

Welche Nebenwirkungen können bei einer Chemotherapie auftreten und wie können diese gemildert werden?

Wie bei nahezu jeder medikamentösen Therapie in der Medizin sind auch bei Chemotherapien Nebenwirkungen durchaus möglich. Dabei gibt es einige, die bei nahezu jeder Art von Chemotherapie auftreten können. Ein Beispiel dafür wäre Übelkeit. Allerdings hat sich die Problematik der Übelkeit heute deutlich reduziert, weil wir mittlerweile über sehr effiziente, vorbeugende Medikamente verfügen, die wir schon routinemäßig begleitend zur Chemotherapie verabreichen. Der Haarausfall, in früheren Zeiten ein sehr häufiges Begleitsymptom einer Chemotherapie, ist deutlich seltener geworden, weil die modernen Chemotherapie-Medikamente diese Nebenwirkung wesentlich weniger häufig verursachen. Zu den allgemeinen Chemotherapie Nebenwirkungen zählt auch eine meistens vorübergehend auftretende Schwächung des körpereigenen Immunsystems. Dieser Effekt tritt üblicherweise 5-10 Tage nach der Chemotherapie Verabreichung auf und kann dazu führen, dass Patientinnen und Patienten, die mit Chemotherapie behandelt werden, fieberhafte Infekte entwickeln. Deswegen ist Fieber ein wichtiges Alarmsignal für alle Patientinnen, die eine Chemotherapie erhalten haben, und sollte zur unmittelbaren Vorstellung im Krankenhaus führen. Neben diesen allgemeinen Nebenwirkungen bei der Chemotherapie gibt es abhängig von der eingesetzten Substanz auch noch spezifische Nebenwirkungen, wie zum Beispiel sogenannte Polyneuropathien, wo es also zu einer Beeinträchtigung der Nervenfunktion kommen kann, oder andere Erscheinungen. Dazu wird es notwendig sein, dass Sie im Falle des Falles mit Ihrem Behandlungsteam die Therapie im Detail besprechen und sich dementsprechend informieren.

Hier geht es zum Video-Interview: „Chemotherapie bei Lungenkrebs“

Immuntherapie bei Lungenkrebs

Was versteht man unter einer Immuntherapie und wie wirkt sie gegen Lungenkrebs?

Unter einer Immuntherapie verstehen wir heute in der Behandlung von Lungenkrebs den Einsatz von Medikamenten, die in der Lage sind, das körpereigene Immunsystem der betroffenen Patientin des betroffenen Patienten zu aktivieren und damit das Immunsystem in die Lage zu versetzen, gegen den Tumor aktiv zu werden. Das bedeutet, dass hier ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal im Vergleich zur Chemotherapie darin besteht, dass das verabreichte Medikament selbst nicht direkt gegen den Tumor aktiv ist, sondern dass wir quasi den Umweg über das körpereigene Immunsystem nehmen. Hier stellt sich natürlich mit Recht die Frage, warum das Immunsystem diese medikamentöse Unterstützung benötigt, um gegen den Tumor wirksam werden zu können. Der Grund dafür liegt in der Fähigkeit von Tumoren, die Aktivität des Immunsystems zu dämpfen und sich dem Angriff des Immunsystems zu entziehen. Genau diesem Mechanismus der Tumorerkrankung wirken wir nun mit unseren Immuntherapie-Medikamenten entgegen.

Wann wird bei Lungenkrebs eine Immuntherapie durchgeführt?

Der Einsatz einer Immuntherapie findet heute in der Behandlung von Lungenkrebs an verschiedenen Stellen des Behandlungsplans statt. Begonnen hat diese Entwicklung in der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenen Krankheitsstadien, also in den nicht heilbaren Stadien des Lungenkrebses, in der sogenannten palliativen Behandlung. Man hat hier für einen Teil der Patienten eine dramatische Verbesserung der Behandlungsergebnisse gesehen, mit Krankheitskontrollen über Zeiträume, die deutlich länger waren, als das früher mit herkömmlichen Behandlungsmethoden der Fall war. Über die letzten Jahre haben nun zahlreiche Studien die Frage untersucht, ob der Einsatz derartiger Immuntherapie-Medikamente auch in früheren Krankheitsstadien sinnvoll sein könnte, also in Stadien, in denen wir die Heilung der Erkrankung als Zielsetzung verfolgen. Hier kommt die Immuntherapie nicht als alleiniges Therapieprinzip zum Einsatz, sondern als Ergänzung zu Behandlungen wie beispielsweise einer Operation, Strahlentherapie oder Chemotherapie. Mittlerweile ist die Studiengrundlage deutlich angewachsen und der Einsatz von Immuntherapien ist zwar nicht allen, aber doch in vielen Fällen bei Tumoren in frühen Stadien zum Standard geworden – basierend auf Studienergebnissen, die gezeigt haben, dass die Heilungsraten hier zum Teil deutlich gesteigert werden konnten. Der erste Schritt in der Planung oder Durchführung einer Immuntherapie ist die Analyse des Tumorgewebes durch die Kolleginnen und Kollegen der Pathologie . Die wesentliche Aussage, die wir aus diesen Untersuchungen bekommen, ist, ob es sich um Tumore handelt, die eine hohe Wahrscheinlichkeit haben, auf eine Immuntherapie anzusprechen. Das bedeutet, man kann im Gewebe Eiweiße , sogenannte Proteine nachweisen, und je nachdem, ob dieser Nachweis gelingt, steigt oder sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Immuntherapie wirken kann. Das bedeutet, die Immuntherapie ist unter Umständen nicht für alle Patientinnen und Patienten ein wirksames Therapieprinzip, sondern es ist im Einzelfall zu entscheiden, ob sie sinnvoll zum Einsatz kommen kann.

Wie läuft eine Immuntherapie bei Lungenkrebs ab?

Hat man sich für eine Immuntherapie entschieden, so erfolgt die Verabreichung derzeit in aller Regel intravenös, also durch eine Infusion , wobei einzelne Medikamente aus dieser Gruppe heute auch schon subkutan , also als Injektion unter die Haut verabreicht werden können – eine Form der Verabreichung, die zunehmend an Bedeutung gewinnt. Bei der Immuntherapie ist es ähnlich wie bei der Chemotherapie, nämlich dass es sich nicht um eine einzelne Verabreichung handelt, sondern dass man in regelmäßigen Abständen diese Verabreichung wiederholt – in aller Regel sind das in etwa 3 Wochen, in einzelnen Fällen kann das aber auch mal 4 oder 6 Wochen betragen. Wie lange diese Therapie dann fortgeführt wird, hängt sehr stark von der jeweiligen Behandlungssituation und vom entsprechenden Behandlungserfolg ab.

Welche Nebenwirkungen können bei einer Immuntherapie auftreten und wie können diese gemildert werden?

Immuntherapeutische Behandlungen haben auch hinsichtlich der Nebenwirkungsrate und der Verträglichkeit für unsere Patientinnen große Fortschritte gemacht. Im großen Durchschnitt ist eine Immuntherapie beispielsweise deutlich besser verträglich als eine konventionelle Chemotherapie. Nichtsdestotrotz kann es Nebenwirkungen geben. Letztlich entstehen diese unerwünschten Wirkungen dadurch, dass es zu einer Art Überaktivierung des Immunsystems im Körper kommen kann, und ein derart überaktives Immunsystem kann in der Folge Entzündungsreaktionen an unterschiedlichen Stellen des Körpers auslösen – auch in Organbereichen, die mit der Tumorerkrankung selbst überhaupt keinen Zusammenhang aufweisen. Einige Beispiele dafür wären zum Beispiel Entzündungen an der Haut, die sich in Juckreiz oder Hautausschlag manifestieren können, Entzündungen am Darm, die zu Durchfällen führen können, oder Entzündungen am Lungengewebe, die sich in Form von Husten oder Atembeschwerden äußern können. Weil diese Symptome aber sehr, sehr vielgestaltig sein können, ist es hier ganz besonders wichtig, dass es eine gute Zusammenarbeit zwischen Ihnen als Patientin oder als Patient und Ihrem Behandlungsteam gibt. Das bedeutet, wenn Sie Veränderungen in Ihrem Körper bemerken, wenn Symptome unter einer Immuntherapie neu auftreten, ist es immer wichtig, möglichst rasch mit Ihren Behandlern in Kontakt zu treten und darüber nachzudenken, ob es sich hier möglicherweise um Nebenwirkungen der Immuntherapie handeln könnte. Das ist besonders deswegen wichtig, weil die Behandlung in aller Regel relativ einfach erfolgen kann, nämlich durch die Verabreichung von entzündungshemmenden Medikamenten. In weiterer Folge wird dann zu entscheiden sein, ob die Fortführung der Immuntherapie trotz dieser Nebenwirkungen möglich ist. Das ist abhängig vom Schweregrad der Nebenwirkungen und vom gesamten Behandlungsplan .

Wie wird der Therapieerfolg einer Immuntherapie überwacht?

Eine Therapie wird hinsichtlich ihrer Erfolgsrate dadurch überwacht, dass wir auf Bildern untersuchen, wie sich der Tumor in seinem Wachstum verändert. Das bedeutet, dass wir vor allem in metastasierten Erkrankungssituationen, also wenn sich im Körper an unterschiedlichen Stellen Tumorveränderungen befinden, mithilfe von Computertomografie, in einzelnen Fällen auch Magnetresonanztomographien oder Ultraschalluntersuchungen, die Größe des Tumors bestimmen bzw. beurteilen können, ob neue Tumorveränderungen hinzukommen, oder ob der Tumor sozusagen in einer Art chronischem Schlummerzustand und damit unter Kontrolle ist. Das ist bei der Immuntherapie nicht anders als bei anderen medikamentösen Behandlungsformen. Setzt man die Immuntherapie in einer Situation ein, wo der Tumor bereits aus dem Körper entfernt wurde, also zum Beispiel durch eine vorangegangene Operation, dann werden diese bildgebenden Untersuchungen im Rahmen der sogenannten Nachsorge durchgeführt und haben dann letztendlich die Zielsetzung, zu bestätigen, dass der Körper weiterhin tumorfrei bleibt.

Hier geht es zum Video-Interview: „Immuntherapie bei Lungenkrebs“

Zielgerichtete Therapie bei Lungenkrebs

Was versteht man unter einer zielgerichteten Therapie und wie wirkt sie gegen Lungenkrebs?

Das Konzept der zielgerichteten Therapie ist über die letzten circa 20 Jahre dadurch entstanden, dass wir durch Grundlagenforschung sehr viel über die Entstehung von Tumorerkrankungen gelernt haben. Wir wissen, dass Veränderungen am Genom, also an den Genen einer Zelle dazu führen können, dass eine gesunde Zelle zu einer bösartigen Zelle wird. Mittlerweile haben wir gelernt, dass es ganz bestimmte, spezifische genetische Veränderungen geben kann. Man spricht hier sehr häufig von sogenannten Mutationen, also Genmutationen oder Genfusionen, die für die Entstehung der Erkrankung und für das Wachstum der Erkrankung von ganz entscheidender Bedeutung sind. Man spricht mit medizinischem Fachausdruck auch von sogenannten genetischen Treibern. Diese genetischen Treiber sind therapierelevant geworden, weil es gelungen ist, ganz gezielte Medikamente zu entwickeln, die gegen diese genetischen Treiber bzw. die durch sie verursachten Stoffwechselstörungen in der Tumorzelle gerichtet sind. Das heißt, wir kommen dadurch in die Lage, die Tumorerkrankung ganz an ihrer Wurzel zu fassen und an dieser Stelle therapeutisch zu intervenieren.

Wann wird bei Lungenkrebs eine zielgerichtete Therapie durchgeführt?

Die Verabreichung einer zielgerichteten Therapie ist nur dann sinnvoll, wenn dieses Ziel, gegen das das entsprechende Medikament gerichtet ist, auch im Tumor nachweisbar ist. Das heißt, es kommt hier der Diagnostik, und zwar der genetischen Diagnostik des Tumorgewebes, entscheidende Bedeutung zu. Die Fortschritte in diesem Bereich haben heute dazu geführt, dass wir routinemäßig jedes Tumorgewebe auf derartige genetische Treiber untersuchen. Denn nur dann, wenn der Pathologe diese Mutationen oder Genfusionen nachweisen kann, ist der Einsatz dieser zielgerichteten Medikamente auch tatsächlich sinnvoll. Das heißt, für Sie als Patientin oder als Patient bedeutet das, dass der Analyse des Tumorgewebes besonders große Bedeutung zukommt. Die Durchführung dieser Analysen ist teilweise durchaus etwas zeitaufwändig, Das heißt, es kann sein, dass hier 1- 2 Wochen auf diesen Befund gewartet werden muss, sofern das vonseiten der Symptome der Erkrankung auch möglich ist. Es ist allerdings auf alle Fälle sinnvoll, diese Analysen auch in die Therapieplanung mit einzubeziehen, weil sich die Behandlung bei Nachweis derartiger genetischer Treiber völlig unterschiedlich darstellen kann – in dem Sinne, dass sich Therapieoptionen ergeben, die hochwirksam und gut verträglich sind. Damit ist es bedeutsam, eine solche Genanalyse des Tumors durchführen zu lassen.

Wie läuft eine zielgerichtete Therapie bei Lungenkrebs ab?

Der wesentliche Unterschied im Ablauf einer zielgerichteten Therapie im Vergleich zu einer Chemotherapie und einer Immuntherapie ist, dass es sich bei der zielgerichteten Therapie in aller Regel um eine Therapie in Tablettenform handelt. Das heißt, die Patienten nehmen kontinuierlich, täglich ihre Tablettenmedikation ein. Während dieser Tabletteneinnahme werden sie von ihrem Behandlungsteam natürlich entsprechend begleitet. In aller Regel läuft das derart ab, dass anfangs, also zu Beginn der Therapie, in etwas kurzfristigeren Abständen ambulante Kontrollen erfolgen. Da geht es in erster Linie um die Erfassung möglicher Nebenwirkungen der Therapie. Wenn sich eine gute Verträglichkeit zeigt, dann werden diese Untersuchungs- und Kontrollintervalle entsprechend ausgedehnt. Meistens ist dann nur mehr einmal im Monat eine Kontrolluntersuchung erforderlich. Auch bei zielgerichteten Therapien wird naturgemäß in regelmäßigen Abständen, üblicherweise in 2-3 Monats-Intervallen, eine Kontrolle der Wirksamkeit vorgenommen. Diese erfolgt wiederum durch bildgebende Untersuchungen, also üblicherweise durch Computertomografien oder Magnetresonanztomographien. Die meisten zielgerichteten Therapien sind so konzipiert, dass die Therapie kontinuierlich fortgesetzt werden sollte – vor allem, wenn sie in der fortgeschrittenen Erkrankungssituation eingenommen werden, also in einer Situation, in der bereits Metastasen im Körper aufgetreten sind. Das bedeutet, dass man nicht über einen fixen, definierten Zeitraum behandelt, sondern dass die Therapie so lange fortgesetzt wird, solange einerseits die Erkrankung dadurch unter Kontrolle gehalten werden kann und andererseits natürlich eine ausreichende Verträglichkeit gegeben ist.

Welche Nebenwirkungen können bei einer zielgerichteten Therapie auftreten und wie können diese gemildert werden?

Zielgerichtete Therapien haben zu großen Fortschritten in der Behandlung von bestimmten genetisch getriebenen Formen, vor allem des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms, geführt. Neue Medikamente bedeuten aber meistens auch, dass wir uns mit neuen möglichen Nebenwirkungen auseinandersetzen müssen. Das war auch im Bereich der zielgerichteten Therapie so. Im Unterschied zur Chemotherapie und zur Immuntherapie haben zielgerichtete Therapien ganz eigene, spezifische Nebenwirkungen. Mittlerweile ist die Gruppe dieser Medikamente aber schon so groß geworden, dass es nicht möglich ist, auf alle diese Medikamente im Detail und im Einzelfall einzugehen. Informieren Sie sich im Gespräch mit Ihrem Behandlungsteam über die spezifischen Nebenwirkungen, die möglicherweise mit der ihnen verordneten, zielgerichteten Therapie verbunden sind. Wichtig ist auch hier ein gutes Zusammenspiel zwischen Patientinnen und behandelnden Ärztinnen. In aller Regel gilt auch hier: Sollten mögliche Nebenwirkungen einer solchen Therapie auftreten, dann ist die erste Maßnahme immer, die Einnahme umgehend zu beenden und mit dem Behandlungsteam in Kontakt zu treten. In den meisten Fällen klingen Nebenwirkungen der zielgerichteten Therapie nach Absetzen oder Pausieren der Behandlung sehr rasch ab. Es ist dann in weiterer Folge zu entscheiden, ob die Therapie unter Umständen in einer reduzierten Dosierung wieder aufgenommen werden kann, oder ob auf eine alternative Behandlung umgestellt werden muss.

Hier geht es zum Video-Interview: „Zielgerichtete Therapie bei Lungenkrebs“

Mein Beitrag zur Therapie

Was kann ich selbst tun, um die Behandlung zu unterstützen?

Als Betroffene können Sie sehr viel zu einem Gelingen der Behandlung beitragen. Aus meiner Sicht ist ganz bedeutend, dass Sie sich gut über Ihre Erkrankung, Situation und über die verordnete Behandlung informieren. Ihr erster Ansprechpartner sollte dabei natürlich Ihr Behandlungsteam sein. Das zweite, was auf alle Fälle zu empfehlen ist, ist wachsam zu sein, sich selbst zu beobachten, auf Veränderungen im Körper sensibilisiert zu sein, das Auftreten von neuen Symptomen zu beobachten und gegebenenfalls diese Veränderungen auch mit ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten zu diskutieren. Ganz wichtig für Sie als Patientin und Patient ist es aber auch, dass Sie versuchen, ein möglichst normales Leben zu führen und Einschränkungen – in welcher Art auch immer, ob das jetzt das soziale Leben betrifft, ob das Ihre Ernährungsgewohnheiten oder Ähnliches betrifft – möglichst gering zu halten. Ziel der Behandlung ist natürlich einerseits immer der optimale Therapieerfolg, also im Idealfall die Heilung. Aber ganz bedeutend ist Ihre Lebensqualität, insbesondere dann, wenn eine Heilung unter Umständen nicht erreicht werden kann. Diese sollte mit allen Maßnahmen, die uns zur Verfügung stehen, möglichst hoch sein. Ein Thema, das häufig angesprochen wird, ist die Frage des Rauchens. Wir wissen, dass die große Mehrzahl der Fälle von Lungenkrebs letztendlich nikotinbedingt ist. Die Frage, ob man als Betroffener oder als Betroffene mit dem Rauchen aufhören soll, wird sehr häufig gestellt. Aus medizinischer Sicht ist dazu anzumerken, dass es auf alle Fälle ein erstrebenswertes Ziel ist, den Nikotinkonsum einzustellen, wenngleich man aber realistischerweise sagen muss, dass es gerade in einer solchen Lebensphase oft besonders schwierig ist, dieses Ziel auch zu erreichen. Reduzieren Sie Ihren Nikotinkonsum. Wenn es Ihnen gelingt, ganz mit dem Rauchen aufzuhören, ist das sicherlich der Idealfall.

Wie können Angehörige und Freunde helfen und die Therapie unterstützen?

Ein gutes soziales Netzwerk rund um sie herum ist in der Phase einer derart schweren Erkrankung extrem wertvoll. Nutzen Sie dieses Netzwerk, sofern es Ihnen zur Verfügung steht. Äußern Sie aber gleichzeitig auch ganz klar im Gespräch mit Ihren Angehörigen Ihre Vorstellungen und Wünsche, wie Sie selbst mit dieser Erkrankung umgehen möchten. Die Erfahrung zeigt, dass Sie in vielen Fällen sehr viele, sehr gut gemeinte Ratschläge bekommen werden, also dass sehr viel an Informationen aus Ihrem sozialen Umfeld auf Sie einwirken wird. Regeln Sie das so, wie Sie es selbst für richtig halten und versuchen Sie, die Informationen, die Ihnen von dritter Seite nahegebracht werden, immer mit Ihrem Behandlungsteam abzugleichen, bzw. sich auch hier zusätzliche Informationen bei Ihrem Behandlungsteam einzuholen. Es ist wichtig, dass Sie gut informiert sind. Man muss bei allen Informationen aber auch immer kritisch bleiben und hinterfragen, ob das in Ihrer Krankheits- und Behandlungssituation auch wirklich eine korrekte Information ist und diese sich zu ihrem Vorteil gestaltet.

Wo kann ich mir weitere Unterstützung holen?

Es gibt zahlreiche Informationsstellen, wo Sie sich im Rahmen einer Tumorerkrankung hinwenden können, um Unterstützung und Informationen zu bekommen. Das ist natürlich einerseits immer Ihr behandelndes Zentrum und Ihr behandelndes Team, aber auch rundherum gibt es viele Informationsstellen, wie zum Beispiel die Österreichische Krebshilfe, Selbsthilfegruppen oder andere Informationsdienste – auch hinsichtlich sozialer Fragen, oder Fragen in finanziellen oder beruflichen Angelegenheiten, die sich im Rahmen einer Tumorerkrankung ergeben. Das Angebot ist zahlreich. Sie finden diese Informationen einerseits natürlich im Bereich Ihrer Behandlungszentren. Sie finden entsprechendes Angebot aber heute auch im Internet und in sozialen Medien.

Hier geht es zum Video-Interview: „Mein Beitrag zur Therapie“

Meine Nachricht an Sie

Die wichtigste Botschaft, die ich Ihnen zum Abschluss dieses Kurses mitgeben möchte, ist die, dass die Fortschritte, die wir im Bereich der Behandlung von Lungenkrebs Erkrankungen gemacht haben, wirklich immens sind. Wir haben heute Möglichkeiten, die es vor einigen Jahren in dieser Form noch nicht gegeben hat und die letztendlich die Aussichten für Sie als Betroffene massiv verbessert haben. Der Grundstein für eine erfolgreiche Behandlung ist, dass Sie gut informiert sind und dass Sie sich in sehr engem Austausch mit Ihrem Behandlungsteam befinden.

Hier geht es zum Video: „Meine Nachricht an Sie“

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Geprüft OA Dr. Georg Pall: Stand Juni 2025 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Behandlungsplan
Umfasst Informationen darüber, welche Behandlungen, Medikamente oder Maßnahmen zu welchem Zeitpunkt durchgeführt werden sollen, um die beste Genesung oder Verbesserung der Gesundheit zu erreichen.
Chemotherapie
Behandlung mit Medikamenten (Zytostatika), die das Wachstum von Krebszellen hemmen sollen.
Eiweiße
(Proteine)
Eiweiße, auch bekannt als Proteine, sind Makromoleküle, die aus Ketten von Aminosäuren bestehen. Sie spielen eine entscheidende Rolle im Aufbau und der Funktion von Zellen und Geweben im Körper.
Gen
Ein winziger Abschnitt unserer Erbinformation, der DNA. In der DNA sind Funktionen und Merkmale des Körpers festgelegt, zum Beispiel die Augenfarbe.
Immuntherapie
Therapie, die das Immunsystem beeinflusst und bei verschiedenen Erkrankungen, wie z.B. Krebs, eingesetzt wird. Je nach Krankheitsursache kann das Immunsystem gehemmt, stimuliert oder durch die Gabe von Antikörpern verändert werden.
Infusion
Verabreichung einer Flüssigkeit (mit oder ohne darin gelösten Medikamente) über einen Zugang in ein Blutgefäß.
Injektionen
Verabreichung einer Flüssigkeit, meist eines Medikaments, in den Körper mithilfe einer Spritze und einer Hohlnadel. Dabei wird die Substanz direkt in das Gewebe oder die Blutbahn eingebracht, um eine schnelle oder gezielte Wirkung zu erzielen.  
intravenös
(Abkürzung: IV)
Flüssigkeiten, Medikamente oder Nährstoffe werden direkt in die Vene durch eine Nadel oder einen Katheter gegeben.
Lymphknoten
Bestandteil des Immunsystems, reinigt und filtert die Lymphe aus den Lymphbahnen. Befinden sich an verschiedenen Regionen im Körper, zum Beispiel am Hals und in der Achselregion.
Metastase
Absiedlungen von Krebszellen eines bösartigen Tumors an anderen Körperregionen.
Pathologie
Medizinisches Fachgebiet, das sich mit der Untersuchung von Gewebeproben, Organen und Körperflüssigkeiten befasst, um Krankheiten zu diagnostizieren. Patholog:innen analysieren dabei Veränderungen auf zellulärer und molekularer Ebene.
Strahlentherapie
Behandlung mit hochenergetischen Strahlen, um Krebszellen abzutöten.
subkutan
Verabreichung von einer Injektion unter die Haut, also ins Unterhautfettgewebe.
Tumor
(„Geschwulst“)
Lokalisierte Vermehrung von Körpergewebe durch unkontrolliertes Wachstum von gutartigen oder bösartigen Zellen. Bösartige Tumore können in umliegendes Gewebe einwachsen und in entfernte Organe streuen. Der Begriff Tumor wird auch verwendet für eine Schwellung von Gewebe z.B. durch Einlagerung von Flüssigkeit im Rahmen von Entzündungsprozessen oder Blutungen.
zielgerichtete Therapie
Behandlung, die spezifisch auf genetische Mutationen, Proteine oder das Gewebeumfeld abzielt, das das Krebswachstum fördert.