2. Operation bei Lungenkrebs

Wann kommt eine Operation bei Lungenkrebs in Frage?

Eine Operation kommt bei Lungenkrebs in Frage, wenn der Tumor auf das Lungengewebe oder naheliegende Lymphknoten beschränkt ist. Das ist vor allem in frühen Krankheitsstadien der Fall.

Eine wesentliche Voraussetzung für die Operation ist der Allgemeinzustand der betroffenen Person. Da bei dem Eingriff ein Teil der Lunge entfernt wird, wird die Lungenfunktion vorab überprüft. Sie muss hoch genug sein, um den Verlust auszugleichen.

Was ist das Ziel einer Operation bei Lungenkrebs?

Das Hauptziel der Operation ist eine möglichst vollständige Entfernung des Tumors. Um die Wahrscheinlichkeit für ein erneutes Wachstum zu reduzieren, wird zusätzlich ein ausreichender Sicherheitsabstand im umliegenden Lungengewebe eingehalten. Das bedeutet, dass der sichtbare Tumor mit einem Rand gesunder Zellen entfernt wird. Dies bezeichnet man auch als „Resektion im Gesunden“, „Totalresektion“ oder „R0-Resektion“.

Welche Operationsformen gibt es bei Lungenkrebs?

  • Wedge- bzw. Keilresektion: Bei kleinen und oberflächlichen Tumoren wird nur ein keilförmiger Teil der Lunge entfernt, der den Tumor enthält. Da viel gesundes Lungengewebe erhalten bleibt, eignet sich die Keilresektion besonders für Patient:innen mit eingeschränkter Lungenfunktion.
  • Segmentresektion: Die Lunge teilt sich in viele kleine Einheiten, sogenannte Segmente. Bei der Segmentresektion werden nur die betroffenen Segmente entfernt. Diese Methode wird bei etwas größeren Tumoren angewendet, wenn eine Keilresektion nicht ausreichend ist, bei einer Lobektomie aber zu viel gesundes Gewebe entfernt werden würde.
  • Lobektomie: Mehrere Segmente zusammen bilden die Lungenlappen. Die rechte Lunge besteht aus insgesamt drei Lappen, die linke Lunge aus zwei. Ist die Erkrankung auf einen dieser Lappen beschränkt, kann er vollständig entfernt werden.
  • Pneumektomie/Pneumonektomie: Bei fortgeschrittenen Tumoren mit Ausbreitung über mehrere Lungenlappen kann der gesamte betroffene Lungenflügel entfernt werden. Nach einer Pneumektomie übernimmt der andere Lungenflügel die Atmung.

Bei der herkömmlichen Operationsmethode öffnen Chirurg:innen den Brustkorb über einen Schnitt zwischen den Rippen. Dies nennt man „seitliche Thorakotomie“. Dieses Verfahren kann für Patient:innen mit eingeschränkter Lungenfunktion belastend sein, da sie eine größere Operation und eine längere Heilungszeit erfordert. Aus diesem Grund kommen bei diesen Patient:innen schonendere Methoden zum Einsatz, bei denen nur kleine Schnitte notwendig sind:

Die Videoassistierte thorakoskopische Chirurgie (VATS) ist eine minimalinvasive Operationsmethode. Dabei werden eine Kamera und spezielle Instrumente über kleine Schnitte im Brustkorb (sogenannte „Knopflöcher“) eingebracht. Im Vergleich zu herkömmlichen offenen Operationen, zeigen sich Vorteile durch weniger Schmerzen und Narbenbildung. Dies ermöglicht eine schnellere Erholung nach der Operation und deutlich verkürzte Krankenhausaufenthalte.

Die Roboterassistierte Chirurgie wird an speziellen Zentren bei besonders komplexen Eingriffen angewendet. Sie wird ebenso minimalinvasiv über kleine Schnitte im Brustkorb durchgeführt. Im Unterschied zur VATS operieren Chirurg:innen mithilfe eines robotergestützten Systems, das über präzise bewegliche Instrumente und eine hochauflösende 3D-Kamera verfügt.

Die Wahl der Operationsmethode hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Ihre behandelnden Ärzt:innen entscheiden sorgfältig, welche Strategie in Ihrem Fall am besten geeignet ist, um den Tumor sicher zu entfernen und Ihre Lebensqualität bestmöglich zu erhalten.

Welche Vorteile und Risiken hat eine Operation bei Lungenkrebs?

Der Vorteil einer Operation bei Lungenkrebs ist, dass der Tumor dabei vollständig entfernt werden kann. Die Chancen auf Heilung sind am besten, wenn kein Tumorgewebe zurückbleibt.

Ein weiterer Vorteil der Operation ist, dass dabei Gewebeproben gewonnen werden können. Spezialisierte Patholog:innen untersuchen das Gewebe mikroskopisch, um krankhafte Veränderungen der Zellen zu erkennen. Dieser sogenannte histologische Befund ermöglicht einen ersten Überblick, um welche Unterform von Lungenkrebs und um welches Tumorstadium es sich handelt.

Eine genaue Beschreibung der Eigenschaften und Ausdehnung des Tumors ist entscheidend, um die weitere Behandlung optimal zu planen. Mit dem freien Auge nicht sichtbare Tumorzellen im gesunden umliegenden Gewebe könnten nämlich weitere Therapiemaßnahmen notwendig machen. Beispielsweise könnten eine erneute Operation (eine sogenannte Nachresektion) oder zusätzliche Strahlen- oder Chemotherapien erforderlich sein.

Es gibt wie bei jeder größeren Operation Risiken im Zusammenhang mit der Narkose und der Operation selbst. Häufige Beschwerden nach dem Eingriff sind allgemeine Erschöpfung und Schmerzen. Diese können mit Medikamenten gut behandelt werden. Seltene Komplikationen sind Infektionen, Wundheilungsstörungen, Nachblutungen oder Thrombosen. Eine (Teil-) Entfernung der Lunge kann zudem die Atmung beeinträchtigen und mit einer verlängerten Erholungszeit einhergehen.

Moderne videoassistierte oder robotergestützte Verfahren können diese Komplikationen minimieren. Ihr Behandlungsteam wird die jeweiligen Vorteile und Risiken der verschiedenen Methoden mit Ihnen besprechen. Gemeinsam wird entschieden, welches Konzept sich in Ihrem Fall am besten eignet.

Wie sieht die Genesung nach einer Operation bei Lungenkrebs aus?

Die Genesung nach einer Lungenkrebsoperation ist ein schrittweiser Prozess. Unmittelbar nach dem Eingriff folgt zur medizinischen Überwachung und zur Schmerztherapie ein Aufenthalt im Krankenhaus von meist nur wenigen Tagen.

Anschließend beginnt die Genesung zu Hause. In Absprache mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt sollten Sie tägliche Atemübungen durchführen. Die Atemtherapie nach einer Lungenkrebsoperation hilft dabei, die Atmung bei verringertem Lungenvolumen zu verbessern und Komplikationen zu vermeiden.

In der Regel beginnen Patient:innen mit dem Atemtraining nach der Operation. Patient:innen mit Vorerkrankungen oder eingeschränkter Lungenfunktion sollten  am besten schon vor der Operation Atemtraining durchführen. Das Ziel ist es, die Lungenfunktion zu erhalten und die Atmung nach der Operation zu erleichtern.

Beispiele für das Atemtraining

Sie können gezielte Übungen durchführen, um die Lungenkapazität zu fördern. Dadurch kann sich die Lunge besser entfalten und Sie können Schleim leichter abhusten. Zu den empfohlenen Methoden gehören:

Tiefe Bauchatmung: Diese Übung verbessert die Lungenbelüftung durch tiefe Atemzüge. Dadurch sinkt das Risiko für Atemprobleme und Infektionen.

Anleitung:

  1. Setzen oder legen Sie sich entspannt hin. Legen Sie eine Hand auf den Bauch.
  2. Atmen Sie langsam durch die Nase ein, sodass sich der Bauch hebt.
  3. Atmen Sie durch den Mund aus, bis sich der Bauch wieder senkt.


Lippenbremse
: Diese Übung verlängert die Ausatemphase und hält dadurch die Atemwege offen. Sie hilft dabei, Atemnot zu lindern und die Lungenfunktion zu stabilisieren.

Anleitung:

  1. Atmen Sie tief durch die Nase ein.
  2. Formen Sie die Lippen so, als würden Sie eine Kerze sanft ausblasen.
  3. Atmen Sie langsam und kontrolliert durch die gespitzten Lippen aus. Das Ausatmen sollte länger dauern als das Einatmen.


Husten ohne Druck
: Diese Übung hilft dabei, festsitzenden Schleim in den Atemwegen zu lösen, ohne frische Operationsnarben zu belasten.

Anleitung:

  1. Setzen Sie sich aufrecht hin und lehnen Sie sich leicht nach vorne.
  2. Atmen Sie langsam und tief ein. Halten Sie anschließend die Luft an.
  3. Husten Sie sanft und gezielt aus. Achten Sie darauf, die Luft nicht ruckartig herauszupressen.


Schulterheben zur Atemerweiterung
: Diese Übung löst Verspannungen im Brust- und Schulterbereich. Ein beweglicher Brustkorb ermöglicht eine freie Atmung.

Anleitung:

  1. Atmen Sie tief ein. Ziehen Sie dabei die Schultern mit jedem Atemzug nach oben.
  2. Halten Sie die Luft kurz an.
  3. Atmen Sie nun langsam und kontrolliert aus. Lassen Sie dabei die Schultern langsam sinken.

Das Atemtraining sollte mehrmals täglich durchgeführt werden. Halten Sie ausreichend lange Pausen zwischen den Einheiten ein. Mit regelmäßigem Üben können Sie die Lungenheilung unterstützen und ihre körperliche Belastbarkeit verbessern. Achten Sie darauf, sich bei der Durchführung nicht zu überanstrengen. Reduzieren Sie die Intensität, wenn Sie Schwindel oder Schmerzen verspüren.

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Geprüft OA Dr. Georg Pall: Stand Juni 2025 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Lymphknoten
Bestandteil des Immunsystems, reinigt und filtert die Lymphe aus den Lymphbahnen. Befinden sich an verschiedenen Regionen im Körper, zum Beispiel am Hals und in der Achselregion.
Resektion
Operative Entfernung von Gewebe oder Organteilen.
Tumor
(„Geschwulst“)
Lokalisierte Vermehrung von Körpergewebe durch unkontrolliertes Wachstum von gutartigen oder bösartigen Zellen. Bösartige Tumore können in umliegendes Gewebe einwachsen und in entfernte Organe streuen. Der Begriff Tumor wird auch verwendet für eine Schwellung von Gewebe z.B. durch Einlagerung von Flüssigkeit im Rahmen von Entzündungsprozessen oder Blutungen.