3. Strahlentherapie bei Lungenkrebs

Wann wird bei Lungenkrebs eine Strahlentherapie durchgeführt?

Manchmal ist eine Operation bei Lungenkrebs nicht die beste oder sicherste Behandlungsoption. Das kann verschiedene Gründe haben:

  • Der Tumor liegt ungünstig, sodass eine Operation mit zu vielen Risiken verbunden wäre.
  • Der Tumor ist so fortgeschritten, dass bei einer Operation zu viel Lungengewebe entfernt werden müsste.
  • Die Lungenfunktion oder der Gesundheitszustand lassen keinen Eingriff in Narkose zu.
  • Der sichtbare Tumor wurde bereits entfernt. In der anschließenden mikroskopischen Untersuchung finden sich jedoch noch Tumorzellen im umliegenden Gewebe. Die Strahlentherapie soll die Wahrscheinlichkeit für ein erneutes Tumorwachstum reduzieren.

Die Strahlentherapie (auch Radiotherapie) kann in diesen Fällen in Frage kommen. Je nach Tumorstadium werden Ihre behandelnden Ärzt:innen mit Ihnen gemeinsam entscheiden, ob eine kurative oder palliative Strahlentherapie in Frage kommt.

Kurative Strahlentherapie bei Lungenkrebs

Das langfristige Ziel einer kurativen Strahlentherapie ist die Heilung der Erkrankung. Manchmal ist die vollständige chirurgische Entfernung des Lungentumors auch in frühen Krankheitsstadien nicht möglich. In solchen Fällen stellt die Strahlentherapie eine Alternative dar. In manchen Fällen wird sie auch nach der Operation durchgeführt. Das kommt besonders dann in Frage, wenn nach der Operation noch vereinzelt Tumorzellen zurückgeblieben sind.

Palliative Strahlentherapie bei Lungenkrebs

Diese Form der Bestrahlung wird angewendet, wenn der Lungenkrebs nicht mehr heilbar ist und Metastasen in entfernten Organen vorliegen, welche Beschwerden wie Atemnot oder Schmerzen verursachen. Dabei richtet sich die Behandlung gezielt auf die Metastasen, die für die jeweiligen Symptome verantwortlich sind. Das Ziel ist es, die Lebensqualität zu verbessern und das Wohlbefinden zu steigern.

Wie funktioniert eine Strahlentherapie bei Lungenkrebs?

Bei der Strahlentherapie handelt es sich um eine rein lokale Behandlung. Im Gegensatz zur medikamentösen Therapie wirkt sie daher nicht im ganzen Körper, sondern nur im bestrahlten Gebiet.

Das Ziel der Strahlentherapie ist es, das Erbgut von Tumorzellen zu zerstören. Das Erbgut ist der Bauplan für die Teilung und Vermehrung von Zellen. Ist dieses beschädigt, können Tumore und Metastasen nicht mehr wachsen. Krebszellen reagieren besonders empfindlich auf Bestrahlung, weil sie sich häufiger teilen als gesunde Zellen.

Die Wirkung der Strahlentherapie ist abhängig von der Strahlendosis. Sie sollte ausreichend sein, um den Tumor zu zerstören. Eine zu hohe Dosis kann jedoch Schäden im umliegenden Gewebe verursachen. Dank moderner Techniken können spezialisierte Ärzt:innen die Dosis präzise steuern. Die meiste Strahlendosis wird nur gezielt im Tumor und nicht im gesunden Gewebe freigesetzt. Dies trägt dazu bei, Nebenwirkungen zu vermeiden.

Kein Risiko durch Radioaktivität

Eine häufige Befürchtung vor der Strahlentherapie ist, dass das behandelte Gewebe radioaktiv werden könnte. In den meisten Fällen werden heutzutage aber nur noch hochenergetische Röntgenstrahlen verwendet. Diese Art von Strahlung hinterlässt keine bleibende Radioaktivität im Körper. Das bedeutet, dass der Körper nach der Behandlung keine Strahlung mehr abgibt. Es besteht daher keine Gefahr für Sie oder Personen in Ihrem Umfeld.

Wie läuft eine Strahlentherapie bei Lungenkrebs ab?

Die Strahlentherapie bei Lungenkrebs läuft in zwei Phasen ab:

1. Planung der Strahlentherapie

Vor Beginn der Bestrahlung werden zusätzliche Untersuchungen durchgeführt. Eine Computertomographie (CT ) gibt zunächst Aufschluss über die Tumorausdehnung. Auf dieser Grundlage legt die Strahlentherapeutin oder der Strahlentherapeut anschließend die Richtung der Bestrahlung und die Dosis fest.

Die Strahlendosis kann auf unterschiedliche Weise verabreicht werden. Man unterscheidet zwei Hauptformen:

  • Fraktionierte Strahlentherapie: In den meisten Fällen wird die Gesamtdosis der Bestrahlung auf 20 bis 30 Einheiten aufgeteilt. Eine solche Einheit nennt man auch Fraktion. Zwischen den einzelnen Behandlungen kann sich das gesunde Gewebe erholen. Deshalb eignet sich diese Methode, um Nebenwirkungen bei hohen Dosen zu reduzieren.
  • Stereotaktische Strahlentherapie: Bei sehr kleinen Tumoren oder Metastasen kann die Strahlendosis auch in wenigen Fraktionen oder sogar mit einer einzigen Behandlung verabreicht werden. Diese hochpräzise Form der Bestrahlung nennt man stereotaktische Radiotherapie (SBRT) oder auch Radiochirurgie. Sie ermöglicht es, Tumore mit besonders hoher Genauigkeit zu behandeln. Gesundes Gewebe kann so besser geschont werden.

2. Durchführung der Strahlentherapie

Die Strahlentherapie erfolgt meist ambulant . Dabei werden Sie auf einem Behandlungstisch positioniert. Anschließend wird die Position mit einem Röntgen oder einer Computertomographie überprüft. Diese Kontrolle ermöglicht es, die Strahlen gezielt auf den Tumor zu richten. Damit Sie bei jeder Behandlung in der exakt gleichen Position liegen, wird Ihr Behandlungsteam mit einem Stift kleine Markierungen an Ihrer Haut anbringen. Diese Orientierungslinien helfen später dabei, die richtige Ausrichtung zu finden.

Die Bestrahlung selbst ist schmerzfrei. Sowohl fraktionierte als auch stereotaktische Bestrahlungen dauern in der Regel pro Behandlung nur 10 bis 20 Minuten.

Die fraktionierte Strahlentherapie erfolgt üblicherweise 5-mal wöchentlich über einen Zeitraum von 6 Wochen. An Wochenenden finden normalerweise keine Bestrahlungen statt. Bei der stereotaktischen Strahlentherapie sind meist nur 3 bis 5 Sitzungen notwendig. Die genaue Anzahl hängt davon ab, wie viele Tumore und Metastasen vorhanden sind. Zwischen einzelnen stereotaktischen Bestrahlungen betragen die Pausen mehrere Tage bis Wochen.

Während und nach der Therapie stehen Sie in engem Kontakt mit Ihrem Behandlungsteam. Dieses wird regelmäßig nach Nebenwirkungen und speziellen Beschwerden fragen.

Welche Nebenwirkungen können bei einer Strahlentherapie auftreten und was kann man dagegen tun?

Die Strahlentherapie bei Lungenkrebs ist meist sehr gut verträglich. Dennoch können Nebenwirkungen auftreten. Die Ausprägung hängt davon ab, an welcher Stelle sich der Tumor befindet und wie hoch die Strahlendosis ist.

Nebenwirkungen entstehen hauptsächlich durch die Reizung des umgebenden Gewebes. Sie klingen meist innerhalb weniger Wochen nach Ende der Therapie ab.

Reizung der Speiseröhre

Bei Schleimhautentzündungen in der Speiseröhre spricht man von einer Strahlenösophagitis. Sie führt zu Schmerzen beim Schlucken von trockener bzw. fester Nahrung.

Reizungen der Lunge

Die Strahlentherapie kann zu einer Entzündung des umliegenden Lungengewebes führen. Diese Nebenwirkung wird auch Strahlenpneumonitis genannt. Mögliche Symptome sind trockener Husten, ein Druckgefühl in der Brust und Atembeschwerden.

Reizungen des Gehirngewebes

Wenn Metastasen im Gehirn bestrahlt werden, können neurologische Symptome auftreten. Sie entstehen durch eine vorübergehende Schwellung des Gehirngewebes oder des Tumors. Möglich sind Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Seltener kommt es zu Schwindel und Gleichgewichtsstörungen.

Hautreaktionen

Die Bestrahlung kann die Haut in der behandelten Region reizen, ähnlich wie bei einem Sonnenbrand.

Müdigkeit

Während oder nach der Strahlentherapie kann es zu starker Erschöpfung (Fatigue ) kommen. Die Fatigue gehört zu den häufigsten Nebenwirkungen einer Strahlentherapie.

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Geprüft OA Dr. Georg Pall: Stand Juni 2025 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
ambulant
Die Behandlung erfolgt ohne einen nächtlichen Aufenthalt im Krankenhaus.
CT
(Computertomografie)
Bildgebendes Verfahren. Dabei werden Röntgenstrahlen aus verschiedenen Richtungen durch den Körper geführt. Ein Computer verarbeitet die so erzeugten Bilder zu einer Schnittbildreihe. Dadurch ist eine genaue Beurteilung des untersuchten Körperteiles möglich. So können beispielsweise Lage und Größe von Organen und Tumoren dargestellt werden. Die Untersuchung ist schmerzlos.
Fatigue
Häufige Begleiterkrankung von schweren Krankheiten, die mit anhaltender Müdigkeit, Kraftlosigkeit und fehlendem Antrieb einhergeht. 
Metastase
Absiedlungen von Krebszellen eines bösartigen Tumors an anderen Körperregionen.
Physiotherapie
Therapieform zur Verbesserung von Beweglichkeit und Kraft durch gezielte Übungen.
Strahlentherapie
Behandlung mit hochenergetischen Strahlen, um Krebszellen abzutöten.
Tumor
(„Geschwulst“)
Lokalisierte Vermehrung von Körpergewebe durch unkontrolliertes Wachstum von gutartigen oder bösartigen Zellen. Bösartige Tumore können in umliegendes Gewebe einwachsen und in entfernte Organe streuen. Der Begriff Tumor wird auch verwendet für eine Schwellung von Gewebe z.B. durch Einlagerung von Flüssigkeit im Rahmen von Entzündungsprozessen oder Blutungen.