6. Zielgerichtete Therapie bei Lungenkrebs

Was versteht man unter einer zielgerichteten Therapie und wie wirkt sie gegen Lungenkrebs?

Die zielgerichtete Therapie wird auch „Targeted Therapy“ genannt. Sie greift bestimmte Eigenschaften des Tumors (Ziele bzw. Targets) an, die für sein unkontrolliertes Wachstum verantwortlich sind.

Normalerweise durchlebt eine Zelle verschiedene Phasen und stirbt am Ende ihres Lebenszyklus ab. Doch genetische Veränderungen im Erbgut (sogenannte Mutationen oder Fusionen) können dazu führen, dass Zellen nicht von selbst absterben. Stattdessen erhalten sie immer wieder Signale, die ihr Wachstum antreiben. Diese Signale werden deshalb Treibermutationen oder genetische Treiber genannt. Die zielgerichtete Therapie wirkt präzise gegen diese Treibermutationen, um die Entstehung und das Wachstum von Krebszellen zu verhindern.

Wann wird bei Lungenkrebs eine zielgerichtete Therapie durchgeführt?

Die zielgerichtete Therapie wird allein oder in Kombination mit einer Chemotherapie oder Immuntherapie verabreicht. Krebszellen sprechen nur auf eine zielgerichtete Therapie an, wenn bestimmte genetische Veränderungen zu finden sind. Deshalb untersuchen Patholog:innen die Gewebeprobe anfangs genau, um geeignete Mutationen nachzuweisen. Wenn das gelingt, kann direkt nach der Diagnose mit der zielgerichteten Therapie begonnen werden. Für jede Zielstruktur kommt ein anderes Medikament zum Einsatz.

Allerdings können Krebszellen sich im Laufe der Zeit verändern und unempfindlich gegenüber der Behandlung werden. In solchen Fällen wird oft eine erneute Gewebeprobe abgenommen. Wenn eine neue Mutation aufgetreten ist, kann sie durch ein anderes zielgerichtetes Medikament angegriffen werden.

Wie läuft eine zielgerichtete Therapie bei Lungenkrebs ab?

In der Regel erfolgt die zielgerichtete Therapie täglich in Form von Tabletten. Meistens können Patient:innen die Einnahme zu Hause durchführen.

Regelmäßige Kontrollen

Auch bei der zielgerichteten Therapie werden Sie medizinisch begleitet: Zu Beginn finden häufige ärztliche Kontrollen statt, um mögliche Nebenwirkungen zu erkennen. CT und Röntgen-Untersuchungen ermöglichen es zusätzlich, den Behandlungserfolg zu überprüfen.

So kann das Behandlungsteam notwendige Therapieanpassungen rechtzeitig einleiten. Bei guter Verträglichkeit und gutem Ansprechen verlängern sich die Abstände zwischen den Terminen.

Die zielgerichtete Therapie ist als langfristige Behandlung gedacht. Wenn keine Beschwerden auftreten, dauert die Therapie über mehrere Jahre an.

Was kann ich tun, um die Tabletteneinnahme nicht zu vergessen?

  • Feste Zeiten: Besprechen Sie mit Ihrem Behandlungsteam, ob Sie die Tabletten zu bestimmten Uhrzeiten oder gemeinsam mit einer Mahlzeit einnehmen sollen. Ein Wecker kann Sie an die Einnahme erinnern.
  • Routine: Verknüpfen Sie die Einnahme mit Alltagsgewohnheiten (Zähneputzen, Zeitung lesen ), um die Medikamente nicht zu vergessen.
  • Organisation: Eine Pillenbox mit Tages- oder Wocheneinteilung hilft dabei, den Überblick zu bewahren.
  • Dokumentation: Führen Sie eine Liste oder markieren Sie die Einnahme der Tabletten in Ihrem Kalender.
  • Erinnerungshilfen im Alltag: Platzieren Sie Notizzettel an häufig genutzten Möbeln wie Nachttisch, Badezimmerregal oder Küchentisch.
  • Sichtbare Aufbewahrung: Bewahren Sie die Medikamente an einem gut sichtbaren Ort auf.
  • Vorbereitung für unterwegs: Bewahren Sie eine Dosis in Ihrer Tasche oder im Auto auf, damit Sie auch an hektischen Tagen keine Einnahme vergessen.
  • Angehörige einbeziehen: Bitten Sie Familienmitglieder oder Mitbewohner:innen, Sie gelegentlich an die Einnahme zu erinnern.

Welche Nebenwirkungen können bei einer zielgerichteten Therapie auftreten und wie können diese gemildert werden?

Die zielgerichtete Therapie ist meist gut verträglich. Dennoch können verschiedene Nebenwirkungen auftreten. Die Ausprägung der Nebenwirkungen kann je nach Medikament und Patient:in sehr unterschiedlich sein. Ihre behandelnden Ärzt:innen werden Sie vor Beginn der Therapie über die möglichen Nebenwirkungen informieren.

In allen Fällen ist es wichtig, neue oder anhaltende Beschwerden mit Ihrem Behandlungsteam zu besprechen. Dieses kann bei Bedarf die Therapie anpassen oder zusätzliche Maßnahmen empfehlen, um die Symptome zu lindern.

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Geprüft OA Dr. Georg Pall: Stand Juni 2025 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Chemotherapie
Behandlung mit Medikamenten (Zytostatika), die das Wachstum von Krebszellen hemmen sollen.
CT
(Computertomografie)
Bildgebendes Verfahren. Dabei werden Röntgenstrahlen aus verschiedenen Richtungen durch den Körper geführt. Ein Computer verarbeitet die so erzeugten Bilder zu einer Schnittbildreihe. Dadurch ist eine genaue Beurteilung des untersuchten Körperteiles möglich. So können beispielsweise Lage und Größe von Organen und Tumoren dargestellt werden. Die Untersuchung ist schmerzlos.
Immuntherapie
Therapie, die das Immunsystem beeinflusst und bei verschiedenen Erkrankungen, wie z.B. Krebs, eingesetzt wird. Je nach Krankheitsursache kann das Immunsystem gehemmt, stimuliert oder durch die Gabe von Antikörpern verändert werden.
zielgerichtete Therapie
Behandlung, die spezifisch auf genetische Mutationen, Proteine oder das Gewebeumfeld abzielt, das das Krebswachstum fördert.