4. Verlauf und Prognose bei Myelofibrose

Wie sieht der Krankheitsverlauf der Myelofibrose aus?

Der Verlauf der Myelofibrose (MF) ist individuell sehr unterschiedlich. Diese Vielfalt im Verlauf der Krankheit bedeutet, dass die Myelofibrose sich bei jeder und jedem Betroffenen anders äußern kann. Während einige Menschen über Jahre hinweg fast keine Symptome bemerken und die Erkrankung stabil bleibt, kann sie bei anderen Menschen schneller fortschreiten und zu schweren Beschwerden führen. Diese Vielfalt macht es besonders wichtig, die Erkrankung angepasst zu behandeln, da nicht jeder dieselben Therapiebedürfnisse hat.

Einige Betroffene leben jahrelang ohne spürbare Symptome mit der Myelofibrose. In diesen Fällen bleibt die Erkrankung stabil, und die Patient:innen verbringen ihr Leben mit der Erkrankung, ohne dass sie ihren Alltag wirklich beeinträchtigt. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind hier entscheidend, um ein mögliches Fortschreiten der Erkrankung frühzeitig zu erkennen.

In anderen Fällen kann die Myelofibrose einen aggressiveren Verlauf nehmen. Die Erkrankung schreitet in solchen Fällen schneller voran und kann schließlich in eine akute myeloische Leukämie (AML) übergehen. Die AML ist eine schwerwiegende Form von Blutkrebs. Diese Verläufe erfordern daher eine intensive medizinische Betreuung.

Welche Folgeerkrankungen und Komplikationen können auftreten?

Die Myelofibrose kann verschiedene Begleiterkrankungen und Folgeerscheinungen mit sich bringen, die den Verlauf der Erkrankung beeinflussen. Nicht alle Betroffenen entwickeln diese Komplikationen und viele Beschwerden sind gut behandelbar, wenn sie frühzeitig erkannt werden.

Leukämische Transformation

In seltenen Fällen kann sich die Myelofibrose im Verlauf zu einer akuten myeloischen Leukämie (AML) weiterentwickeln. Eine AML erfordert eine intensivere medizinische Betreuung, weshalb regelmäßige Kontrolluntersuchungen helfen, Anzeichen für diese Veränderung frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls zu handeln.

Thromboembolische Ereignisse

Manche Betroffene können Blutgerinnsel entwickeln, sogenannte thromboembolische Ereignisse. Diese können sich als Thrombosen (Blutgerinnsel in den Venen), Lungenembolien (Verstopfung einer Lungenarterie) oder in seltenen Fällen auch als Schlaganfälle zeigen.

Infektanfälligkeit

Die verminderte Produktion bestimmter weißer Blutkörperchen kann dazu führen, dass der Körper weniger gut gegen Infektionen geschützt ist. Daher ist ein geschwächtes Immunsystem eine häufige Folge der Myelofibrose. Eine gute medizinische Betreuung und präventive Maßnahmen, wie Impfungen, können hier unterstützend wirken.

Blutungsneigung

Einige Betroffene haben eine erhöhte Blutungsneigung, die sich in längeren Blutungszeiten oder leichteren Blutergüssen äußern kann. Dies liegt an einer verminderten Anzahl von Blutplättchen (Thrombozyten ), die für die Blutgerinnung wichtig sind.

Weitere mögliche Beschwerden

  • Vergrößerte Milz (Splenomegalie ): Die Verlagerung der Blutbildung in die Milz kann zu einer Vergrößerung der Milz führen. Dies kann sich durch ein Druckgefühl im Bauch oder Appetitverlust äußern.
  • Anämie : Ein Mangel an roten Blutkörperchen führt zu Symptomen wie Müdigkeit, Schwäche oder Atemnot.
  • Knochen- und Gelenkschmerzen: Durch Entzündungsprozesse können Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen auftreten.

Wenn Sie wissen möchten, wie diese Folgeerkrankungen und Komplikationen behandelt werden, dann erhalten Sie unter der Schulung „Myelofibrose behandeln“ weitere Informationen.

Ist Myelofibrose heilbar?

Myelofibrose ist grundsätzlich durch eine allogene Stammzelltransplantation heilbar.

Dabei wird das erkrankte Knochenmark durch gesunde Stammzellen eines Spenders bzw. einer Spenderin ersetzt. Allogen bedeutet, dass nicht die eigenen Stammzellen, sondern fremde Stammzellen verwendet werden. Ziel ist es, dass das gespendete Knochenmark das erkrankte ersetzt, um die normale Blutbildung wiederherzustellen.

Nicht alle Patientinnen und Patienten kommen für diese Therapie infrage. Faktoren wie Alter, allgemeiner Gesundheitszustand, Begleiterkrankungen und das Stadium der Myelofibrose spielen eine entscheidende Rolle bei der Bewertung der Eignung. Eine sorgfältige Abwägung von Nutzen und Risiken ist hier notwendig.

Die Forschung arbeitet aber auch aktiv daran, neue Behandlungsansätze zu entwickeln. Eine vielversprechende Methode ist die Kombination verschiedener Medikamente, die darauf abzielen, die Verfaserung des Knochenmarks aufzulösen und die Blutbildung zu verbessern.

Wenn Sie mehr zur Stammzelltransplantation bei Myelofibrose erfahren möchten, erhalten Sie weitere Informationen in unserer Schulung „Myelofibrose behandeln“.

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Geprüft Priv.-Doz.in Dr.in Stefanie Jilg: Stand Jänner 2025 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Anämie
Verminderung der roten Blutkörperchen oder des Hämoglobins im Blut, die zu einer reduzierten Sauerstoffversorgung des Körpers führt. Symptome können Müdigkeit, Schwäche und Blässe sein.
Splenomegalie
Vergrößerung der Milz, oft infolge von Blutbildungsstörungen, Infektionen oder anderen Erkrankungen. Kann Druckgefühl im linken Oberbauch verursachen.
Stammzelltransplantation
Verfahren, bei dem einer Patientin/einem Patienten gespendete Stammzellen verabreicht werden. Dadurch wird das blutbildende System und das Immunsystem nach einer Therapie (z.B. Chemotherapie oder Bestrahlung) wieder aufgebaut. Nach einer Vorbereitungsphase werden die gespendeten Stammzellen mithilfe einer Infusion verabreicht.
Thrombozyten
(Blutplättchen)
Zellfragmente im Blut, die bei der Blutgerinnung und Wundheilung sehr wichtig sind.