3. Symptome bei Myelofibrose

Was können typische erste Symptome bei Myelofibrose sein?

Die Myelofibrose (MF) verursacht häufig eine Vielzahl von Symptomen. Diese Symptome sind oft unspezifisch und treten von Person zu Person unterschiedlich auf. Manche Patient:innen bemerken früh Beschwerden, während andere kaum Veränderungen feststellen.

Müdigkeit und Erschöpfung

Ein häufiges erstes Anzeichen der Myelofibrose ist eine ausgeprägte Müdigkeit, begleitet von einem allgemeinen Schwächegefühl. Viele Betroffene fühlen sich dauerhaft erschöpft und erleben einen deutlichen Rückgang ihrer körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit. Diese Symptome entstehen häufig durch eine Blutarmut (Anämie ), die durch die gestörte Blutbildung im Knochenmark verursacht wird. Der Körper erhält weniger Sauerstoff, was die Muskeln und Organe beeinträchtigt und die Symptome verstärkt.

Muskel- und Gelenkschmerzen

Schmerzen in Muskeln und Gelenken treten ebenfalls häufig auf. Diese werden durch sogenannte proinflammatorische Botenstoffe ausgelöst, die bei Myelofibrose verstärkt ausgeschüttet werden. Diese Botenstoffe verursachen entzündungsähnliche Reaktionen im Körper, die sich durch Verspannungen, Steifheit oder ziehende Schmerzen äußern können. Diese Symptome treten nicht immer auf, sind jedoch ein häufiger Grund, warum Betroffene medizinischen Rat suchen.

Thrombosen und ungewöhnliche Blutgerinnsel

In einigen Fällen wird die Myelofibrose erst durch ungewöhnliche thrombotische Ereignisse diagnostiziert. Dazu gehören Blutgerinnsel, die in untypischen Körperregionen auftreten, wie etwa in der Milz oder im Bauchraum. Auch Schlaganfälle oder Lungenembolien können erste Hinweise auf die Erkrankung sein. Solche Ereignisse können zu einer umfangreicheren Untersuchung führen, bei der die Erkrankung diagnostiziert wird.

Allgemeine unspezifische Symptome

Neben den oben genannten Beschwerden berichten einige Patient:innen von weiteren unspezifischen Symptomen wie:

  • Nachtschweiß
  • Ungewollter Gewichtsverlust
  • Fieber ohne erkennbare Ursache
  • Appetitlosigkeit

Es ist wichtig zu betonen, dass die Myelofibrose eine seltene Erkrankung ist, die nur einen kleinen Teil der Bevölkerung betrifft. Die beschriebenen Symptome wie Müdigkeit, Erschöpfung oder Nachtschweiß können auch bei vielen anderen, häufigeren und oft harmloseren Bedingungen auftreten, wie Stress, Infektionen oder Schlafmangel.

Sollten Sie dennoch Unsicherheiten oder Sorgen haben, kann ein Gespräch mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt helfen, Klarheit zu schaffen. In den meisten Fällen erweist sich die Ursache der Beschwerden als unbedenklich und gut behandelbar.

Wenn Sie wissen möchten, wie Sie mit der durch Myelofibrose verursachten Erschöpfung umgehen können, finden Sie mehr Informationen in der Schulung „Erschöpfung bei Myelofibrose“.

Welche Symptome können im Verlauf der Erkrankung hinzukommen?

Im Verlauf der Myelofibrose schreitet die Verfaserung (Fibrosierung) des Knochenmarks weiter voran. Dadurch wird die Fähigkeit des Knochenmarks, gesunde Blutzellen zu bilden, zunehmend eingeschränkt. Um den daraus resultierenden Mangel an Blutzellen auszugleichen, beginnen blutbildende Zellen, sich in andere Organe zu verlagern und übernehmen dort die Blutbildung. Dieser Vorgang wird als extramedulläre Blutbildung bezeichnet. Das bedeutet, dass die Blutbildung außerhalb des Knochenmarks erfolgt. Dieser Vorgang tritt besonders häufig in der Milz auf.

Die Verlagerung der Blutbildung in die Milz führt oft zu einer Vergrößerung des Organs, einer sogenannten Splenomegalie . Diese Vergrößerung kann einerseits zu einem Spannungsgefühl  im Bauch führen. Dies betrifft häufig den linken Oberbauch, da dort die Milz liegt. Andererseits kann es zu vermindertem Appetit und einem früheren Sättigungsgefühl kommen, da die vergrößerte Milz Druck auf den Magen ausübt.

Da die Blutbildung in der Milz weniger effektiv ist als im Knochenmark, kommt es trotzdem zu einer weiteren Verschlechterung der Blutwerte. Das führt zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen:

  • Müdigkeit und Schwäche, verursacht durch Blutarmut (Anämie), die auf einen Mangel an roten Blutkörperchen (Erythrozyten) zurückzuführen ist.
  • Erhöhte Blutungsneigung, da weniger Blutplättchen (Thrombozyten ) gebildet werden, die für die Blutgerinnung verantwortlich sind.
  • Häufigere Infekte, da sowohl die Anzahl als auch die Funktion der weißen Blutkörperchen (Leukozyten ), die für die Immunabwehr zuständig sind, beeinträchtigt sind.

Wenn Sie wissen möchten, wie diese Symptome behandelt werden, dann erhalten Sie in der Schulung „Myelofibrose behandeln“ weitere Informationen. Welche Folgeerkrankungen und Komplikationen entstehen können, können Sie in der Lektion „Verlauf und Prognose bei Myelofibrose“ nachlesen.

Gibt es Erkrankungen, die aufgrund ähnlicher Symptome mit Myelofibrose verwechselt werden können?

Die Symptome der Myelofibrose sind oft unspezifisch und können einfach mit Beschwerden anderer Erkrankungen verwechselt werden. Das führt dazu, dass die Myelofibrose häufig spät diagnostiziert wird. Ursachen und Erkrankungen, mit denen die Myelofibrose verwechselt werden kann sind unter anderem:

  • Natürlicher Alterungsprozess oder Stress: Besonders Beschwerden wie Müdigkeit und Schwäche werden oft auf andere Ursachen zurückgeführt. Hier ist es wichtig, zu erkennen, dass diese Erschöpfung direkt mit der MF zusammenhängen kann und nicht als „normal” abgetan wird.
  • Rheumatische Erkrankungen: Einige Symptome der Myelofibrose überschneiden sich mit rheumatischen Erkrankungen. „Rheumatisch“ bezieht sich auf eine Gruppe von Krankheiten, die Entzündungen in den Gelenken, Muskeln und Organen verursachen können. Gelenkschmerzen, Morgensteifigkeit oder Erschöpfung treten bei rheumatischen Erkrankungen ebenfalls häufig auf und können der Myelofibrose ähneln.
  • Erkrankungen im Bauchraum: Außerdem gibt es Überschneidungen mit Erkrankungen im Bauchbereich, etwa Tumoren. Darmtumore oder andere Krebserkrankungen im Bauchraum können Symptome wie Blutverlust, Bauchschmerzen oder ein Druckgefühl verursachen, die der Myelofibrose ähnlich sind.

Abschließend kann man sagen, dass die Symptome der Myelofibrose bei vielen anderen Erkrankung auftreten können, und es daher wichtig ist, sie richtig einzuordnen. Eine frühzeitige und korrekte Zuordnung der Symptome ist entscheidend, um Missverständnisse zu vermeiden und die richtige Behandlung einzuleiten.

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Geprüft Priv.-Doz.in Dr.in Stefanie Jilg: Stand Jänner 2025 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Anämie
Verminderung der roten Blutkörperchen oder des Hämoglobins im Blut, die zu einer reduzierten Sauerstoffversorgung des Körpers führt. Symptome können Müdigkeit, Schwäche und Blässe sein.
Leukozyten
Der medizinische Begriff für "weiße Blutkörperchen". Sie sind ein Teil des Immunsystems und spielen dort eine wichtige Rolle, indem sie dort Krankheitserreger bekämpfen. 
Splenomegalie
Vergrößerung der Milz, oft infolge von Blutbildungsstörungen, Infektionen oder anderen Erkrankungen. Kann Druckgefühl im linken Oberbauch verursachen.
Thrombozyten
(Blutplättchen)
Zellfragmente im Blut, die bei der Blutgerinnung und Wundheilung sehr wichtig sind.