9. Phosphatdiabetes verstehen – Alle Fragen

Phosphatdiabetes ist eine seltene Stoffwechselerkrankung. Die häufigste Form von Phosphatdiabete ist XLH, die X-chromosomale Hypophosphatämie. Weitere Namen dafür sind Hypophosphatämische Rachitis , Vitamin-D-resistente bzw. Vitamin-D-abhängige Rachitis. Die folgende Schulung richtet sich sowohl an Patient:innen als auch an deren Angehörige. Phosphatdiabetes kann das Leben von Betroffenen stark beeinflussen. Lernen Sie daher über die Ursache, in welchem Alter welche Symptome auftreten und an welche Ärztin/welchen Arzt Sie sich wenden sollten.

Phosphatdiabetes einfach erklärt

Was ist Phosphatdiabetes?

Phosphatdiabetes ist eine angeborene Knochenstoffwechselerkrankung, bei der es aufgrund des fehlenden Einbaus des Elektrolyts Phosphat in den Knochen zu einer ungenügenden Aushärtung oder Mineralisation des Knochens kommt.

Der Begriff Phosphatdiabetes bezieht sich darauf, dass aufgrund des Defekts das Elektrolyt Phosphat vermehrt mit dem Harn über die Niere ausgeschieden wird. Wir nennen die Erkrankung deswegen Phosphatdiabetes, weil sich das Phosphat stark im Urin ansammelt.

Eine andere Begrifflichkeit, die auch sehr geläufig ist, ist XLH oder X-chromosomale Hypophosphatämie. Dies bezieht sich darauf, dass der Phosphatspiegel im Blut erniedrigt ist und dass die Vererbung X-chromosomal erfolgt.

Wie häufig ist Phosphatdiabetes und wer ist betroffen?

Phosphatdiabetes ist eine seltene Erkrankung. Wir gehen von ungefähr einem Aufkommen von 1 zu 20.000 Menschen in der Bundesrepublik Deutschland aus, wobei es bei solchen seltenen Erkrankungen schwer ist, hier ganz genaue Zahlen festzulegen.

Betroffen sind vor allem Kinder und Jugendliche. Allerdings ist es eine Erkrankung, die wir nicht heilen können. Wir müssen sie ein Leben lang behandeln, und deswegen ist es eine Erkrankung, die auch im Erwachsenenalter natürlich vorkommt. Aber die Diagnosestellung erfolgt häufig im Kindes- oder Jugendalter.

Welche Auswirkungen hat Phosphatdiabetes auf den menschlichen Körper und wie äußern sich diese?

Der Ausprägungsgrad von XLH oder des Phosphatdiabetes ist sehr unterschiedlich.

Durch die fehlende Aushärtung oder Mineralisation des Knochens kommt es häufig ab dem Laufalter bei kleinen Kindern dazu, dass die Knochen sich verbiegen.

Kinder fallen durch ein auffälliges Gangbild auf, manche sagen dazu „ein watschelndes Gangbild“, und die Beine verformen sich häufig in eine O- oder X-Bein-Stellung.

Im weiteren Verlauf ist es häufig so, dass, weil der Knochen eben nicht ausreichend ausgehärtet ist und am Knochen ja auch die Muskeln ansetzen, es auch zu starken Schmerzen im weiteren Verlauf kommt.

Ein weiteres typisches Symptom sind Veränderungen im Zahnbereich, die auch sehr auffällig sind. Dies hängt damit zusammen, dass auch die Zähne nicht ausreichend aushärten oder mineralisieren können, aufgrund des Mangels an Phosphat.

Hier geht es zum Video-Interview: „Phosphatdiabetes einfach erklärt“

Entstehung von Phosphatdiabetes

Was verursacht Phosphatdiabetes?

Die Erkrankung Phosphatdiabetes führt dazu, dass Phosphat aufgrund eines angeborenen Stoffwechseldefekts vermehrt über den Urin ausgeschieden wird. Ursache ist in sehr vielen Fällen eine genetische Veränderung, am häufigsten im Phex-Gen. Dies führt dazu, dass ein bestimmtes Hormon, das FGF-23, vermehrt ausgeschieden wird. Die Folge davon ist, dass das Phosphat in der Niere nicht ausreichend rückresorbiert wird und vermehrt ausgeschieden wird. Als Folge kommt es zu einem verminderten Phosphatspiegel im Blut und daraus resultierend zu einem verminderten Einbau von Phosphat in den Knochen und damit zu einer verringerten oder verminderten Aushärtung des Knochens.

Welche Funktion hat Phosphat im menschlichen Körper?

Phosphat ist ein lebenswichtiges Elektrolyt, das verschiedene Aufgaben im Körper erfüllt. Im Zusammenhang mit der Erkrankung Phosphatdiabetes, XLH oder X-chromosomale Hypophosphatämie ist vor allem seine Rolle in der Aushärtung oder Mineralisation des Knochens erwähnenswert. Man kann es sich so vorstellen, dass der Knochen aus verschiedenen Bestandteilen oder Baustoffen besteht, die zusammen mit dem Kalzium und dem Phosphat die Knochenstruktur bilden und darüber die Knochenhärte oder -weiche definiert wird.

Hier geht es zum Video-Interview: „Entstehung von Phosphatdiabetes“

Symptome bei Phosphatdiabetes

In welchem Alter treten in der Regel erste Symptome auf?

Phosphatdiabetes betrifft häufig bereits Kinder im Kleinkindesalter. Eines der häufigsten Symptome oder häufigste Veränderungen sind Verformungen der Beine, die in eine O- oder X-Beinstellung übergehen. Dies geht auch häufig mit einem Kleinwuchs einher.

Woran können Eltern Phosphatdiabetes erkennen?

Phosphatdiabetes ist eine seltene Erkrankung. Es ist eine Erkrankung, an die man im Besonderen denken muss, und häufig sind die Symptome auch nicht eindeutig auf die Erkrankung zurückzuführen. Sie beginnen eher unspezifisch mit einem eher breitbasigen, manche sagen watschelnden Gangbild; Kinder beginnen häufig etwas später zu laufen im Vergleich zu gesunden Altersgenossen. Im Rahmen der Bewegung kommt es dann auch zu Veränderungen der unteren Extremitäten, häufig mit der Entstehung von O- oder X-Beinstellungen, die relativ typisch für die Erkrankung sind.

Durch die veränderte Knochenbildung kommt es auch sehr häufig zu einer Kleinwuchs-Symptomatik.

Typische weitere Anzeichen sind Verfärbungen oder Verformungen der Zähne, die nicht ausreichend mineralisieren. Diese Veränderungen an den Zähnen entsprechen Infektionen. Diese sind jedoch nicht auf eine mangelnde Mundhygiene zurückzuführen, sondern sind auch Ausdruck der fehlenden Mineralisation des Kiefer-Zahnbereiches, was Bakterien und Keime verleiten kann, entsprechende Infektionen im Mundraum zu verursachen.

Ein weiteres typisches Symptom, das vor allem im Jugendalter vordergründig wird, sind starke Schmerzen, die von den Jugendlichen berichtet werden. Dies ist am ehesten darauf zurückzuführen, dass der Muskel am Knochenapparat ansetzt und es durch Zug, Anspannung und Bewegung zu Veränderungen in den weichen Knochen kommen kann, was starke Schmerzen auslösen kann.

Zusammengenommen sind diese Symptome aber nicht nur mit dieser einen Erkrankung Phosphatdiabetes oder XLH in Verbindung zu bringen. Dies führt dazu, dass viele betroffene Kinder oder Jugendliche einen langen Weg hinter sich haben, bis sie die Diagnose gestellt bekommen und dann eine entsprechende Therapie oder Behandlung begonnen werden kann.

Seltene Erkrankungen haben die Problematik, dass sie eben selten sind. Auch ärztliche Mitarbeitende sind häufig nicht sehr vertraut mit dieser seltenen Form. Deswegen: Wenn bei Ihrem Kind eine entsprechende Gangauffälligkeit auffällt, wenn es zu Verformungen im Knochenapparat kommt, insbesondere der unteren Extremitäten, wenn Ihr Kind über Schmerzen klagt, wenn es spät zu laufen beginnt, und wenn es trotz optimaler Mundhygiene immer wieder zu Infektionen, Verfärbungen oder Fehlstellungen im Mundbereich, an den Zähnen oder im Kieferbereich kommt, dann denken Sie mit an die Erkrankung XLH. Fordern Sie Ihren ärztlichen Ansprechpartner oder Ihre Ansprechpartnerin auf, diesbezüglich weitere Diagnostik zu veranlassen oder Sie zu einem entsprechenden Experten oder einer entsprechenden Expertin zu überweisen.

Welche Symptome haben Erwachsene mit Phosphatdiabetes?

Eines der belastendsten Symptome im Kindes- und Jugendalter ist der Kleinwuchs. Wird die Erkrankung erkannt, kann durch eine optimale Therapie versucht werden, dieser Problematik zu begegnen.

Im späteren Alter sind Schmerzen häufig das Hauptproblem, und im Erwachsenenalter können sich auch Auswirkungen des nicht ausreichend mineralisierten Knochens zeigen. Veränderungen beziehen sich teilweise auch auf den Schmerzbereich. Auch Erwachsene haben oft die Situation, dass sie ihrem Knochen-Muskelapparat nicht komplett vertrauen können. Es kommt zu gehäuften Frakturen oder sonstigen Veränderungen an den Knochen.

Durch die frühzeitige Therapie, die in der Vergangenheit stark durch eine hohe Kalzium- und Phosphatgabe begleitet wurde, kommt es auch häufig zu Veränderungen im Nierenbereich, die am Ende zu Nierensteinen führen können, was für die Erwachsenen dann eine große Belastung darstellen kann.

Warum ist es wichtig, frühzeitig Symptome abzuklären und die Diagnose zu stellen?

Je frühzeitiger die Diagnose Phosphatdiabetes gestellt werden kann, umso frühzeitiger kann auch die Therapie beginnen. Es gibt übereinstimmende Hinweise darauf, dass ein frühzeitiger Beginn mit einer deutlich verminderten Krankheitslast einhergeht. Es ist logisch, dass man frühzeitig beginnt, die Knochenmineralisation oder Aushärtung zu optimieren, um dadurch die mit der Erkrankung einhergehenden Probleme im Wachstum, in der Verformung, im Ansatz des Muskels und in der Aushärtung im Zahnbereich zu optimieren. Durch eine optimale und rechtzeitige Behandlung können die Folgen des Phosphatdiabetes so gering wie möglich gehalten werden.

Hier geht es zum Video-Interview: „Symptome bei Phosphatdiabetes“

Arztgespräch bei Phosphatdiabetes

An welche Fachärztin / welchen Facharzt sollte ich mich bei Verdacht auf Phosphatdiabetes wenden?

Bei dem Verdacht auf eine Knochenstoffwechselstörung wie dem Phosphatdiabetes ist der erste Ansprechpartner im Kindes- und Jugendalter der Kinderarzt. Über ihn sollte man versuchen, in den Dialog zu treten und darauf hinzuweisen, dass hier Veränderungen auftreten.

Über den Kinder- und Jugendarzt kann bereits eine erste Diagnostik erfolgen, zum Beispiel eine Blutuntersuchung auf den Phosphatwert im Blut. Wenn sich hier Veränderungen zeigen oder wenn der Verdacht auch trotz normaler Laborwerte bestehen bleibt, sollte eine Weiterleitung an einen entsprechenden Experten oder eine Expertin erfolgen.

Im Kindes- und Jugendalter sind das im Allgemeinen entweder Kindernephrologen oder -nephrologinnen oder Kinder- und Jugendendokrinologinnen und -endokrinologen. Diese sind Hormonspezialisten für das Kindes- und Jugendalter.

Welche Fragen kann mir die Ärztin / der Arzt stellen?

Knochenstoffwechselerkrankungen sind in Deutschland erfreulicherweise insgesamt nicht besonders häufig. Die häufigste Form der Knochenstoffwechselerkrankung hängt mit dem Vitamin-D- und Kalziumhaushalt zusammen. Dies ist eine andere Erkrankungsform als der Phosphatdiabetes. Dennoch können die Symptome der verminderten Mineralisation des Knochens vergleichbar sein. Deswegen kann es sein, dass Ihr Kinderarzt im Gespräch nachfragt, ob Sie die Vitamin-D-Prophylaxe im Kindes- und Jugendalter gut durchgeführt haben und ob Sie Ihrem Kind eine normale, kindgerechte, altersgerechte Ernährung gegeben haben. Diese würde unbedingt auch Milchprodukte enthalten, die in hohem Maße Kalzium beinhalten.

Weitere Untersuchungen und Fragen beziehen sich natürlich auf den Familienkontext: Gibt es in der Familie auch andere Betroffene, die eine vergleichbare Auffälligkeit haben, vielleicht veränderte Knochenbildungen der Beine oder Schmerzen in den Beinen? Da die Erkrankung vergleichsweise selten ist, gibt es, so müssen wir annehmen, auch einen großen Teil an Menschen, die vielleicht auch im Erwachsenenalter sind, die die Diagnose noch nicht erhalten haben und gar nicht wissen, dass sie Phosphatdiabetes haben.

Welche Informationen und Unterlagen sollte ich zu meinem Arzttermin mitbringen?

Uns Ärztinnen und Ärzten ist es enorm wichtig, das richtige Wachstum zu beurteilen. Aus diesem Grund ist das Mitbringen des gelben Untersuchungsheftes, der Wachstumsverlaufskurven und Gewichtsverlaufskurven sehr wichtig. Genauso ist es enorm hilfreich, wenn Sie Informationen über die Geburt und die ersten Lebensmonate und -jahre sowie die Ernährung in dieser Lebensphase mitbringen können.

Sollten Sie zum Beispiel bereits Röntgenuntersuchungen im Rahmen von Unfällen oder zur weiteren Abklärung der mit dem Phosphatdiabetes einhergehenden Symptome gemacht haben, dann können Sie diese Unterlagen selbstverständlich auch mitbringen. Je mehr Informationen Sie dem Arzt gleich mitteilen, desto genauer kann er die Diagnose stellen und desto rascher kann Ihr Kind im Falle des Falles eine entsprechende Behandlung erhalten.

Hier geht es zum Video-Interview: „Arztgespräch bei Phosphatdiabetes“

Untersuchungen und Diagnose bei Phosphatdiabetes

Welche Untersuchungen werden zur Diagnose von Phosphatdiabetes durchgeführt?

Wenn der Verdacht auf eine Knochenstoffwechsel-Erkrankung besteht, können über den Kinderarzt typische Knochenstoffwechselparameter im Blut bestimmt werden. Dies beinhaltet normalerweise Kalzium und Phosphat, nicht unbedingt noch weiterführende Parameter.

Sind hier Auffälligkeiten vorhanden, muss an einen Experten oder eine Expertin überwiesen werden. Diese können Untersuchungen des Phosphat- und Kalziumstoffwechsels im Urin und im Blut durchführen und dies in Verbindung bringen. Es ist wichtig, den Gradienten zu kennen, wie viel Phosphat wird über die Nieren ausgeschieden, und wie hoch ist der Phosphatspiegel im Blut, um die Diagnose korrekt stellen zu können.

Wenn sich hier der Verdacht erhärtet, sind gegebenenfalls auch Röntgenuntersuchungen entweder der betroffenen Extremitäten oder der Hand erforderlich, um hier das Knochenalter zu bestimmen.

Es könnte sein, dass weitere Untersuchungen der Zähne erfolgen, um auch hier zu sehen, inwiefern sich beim Zahnapparat bereits Zeichen von Phosphatdiabetes oder XLH zeigen.

Wenn man die Diagnose genau stellen möchte, ist eine genetische Diagnostik unumgänglich. XLH ist eine genetische Erkrankung. Das bedeutet, dass man durch eine genetische Analyse feststellen kann, ob das Kind Träger der Erkrankung, dieser Mutation ist. Daraus resultierend kann man dann auch die Therapie weiter gestalten.

Gibt es Erkrankungen, die aufgrund ähnlicher Symptome mit Phosphatdiabetes verwechselt werden können?

Phosphatdiabetes ist nur eine von vielen Knochenstoffwechsel-Erkrankungen.

Die häufigste nennen wir Vitamin-D-abhängige Rachitis. Diese beinhaltet eher eine Störung im Vitamin-D- und Kalziumstoffwechsel. Eine Ursache könnte eine fehlende Einnahme von Vitamin D, insbesondere im frühen Lebensalter, im Säuglingsalter oder Kleinkindesalter sein, oder eine Resorptionsstörung, die vielleicht mit einer Erkrankung des Magen-Darm-Trakts einhergeht.

Die Symptomatik bei einer Vitamin-D-abhängigen Rachitis ist vergleichbar mit der bei einem Phosphatdiabetes. Häufig kommt es auch hier zu einer mangelnden Aushärtung des Knochenapparates und den damit einhergehenden Problematiken eines zunehmenden Kleinwuchses, von Schmerzsituationen bei Bewegung oder auch teilweise in Ruhe und einer Verformung der unteren Extremitäten.

Hier geht es zum Video-Interview: „Untersuchungen bei Phosphatdiabetes“

Vererbung von Phosphatdiabetes

Wie wird Phosphatdiabetes vererbt?

Phosphatdiabetes wird auch XLH oder X-chromosomale Hypophosphatämie genannt. Der Hintergrund ist der zugrunde liegende Erbgang, den wir als X-chromosomal dominant bezeichnen. Menschen haben 46 Chromosomen , und Männer unterscheiden sich von Frauen dadurch, dass sie ein Y-Chromosom haben, während Frauen zwei X-Chromosomen haben.

Dies hat eine Aussagekraft hinsichtlich des Vererbungsmusters:

Das bedeutet, dass Väter, die an Phosphatdiabetes leiden, die Erkrankung an keinen ihrer Söhne, aber an alle ihre Töchter weitergeben können.

Mütter, die betroffen sind, geben die Erkrankung zu 50 % an alle ihre Kinder weiter, unabhängig vom Geschlecht.

Warum sollten sich Familienmitglieder auch auf Phosphatdiabetes testen lassen?

Die Medizin hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt. Heutzutage haben wir Diagnostikmöglichkeiten, die vor einigen Jahren noch nicht zur Verfügung standen. Aus diesem Grund kann es gut sein, dass es bei Erwachsenen oder weiteren Familienmitgliedern eines betroffenen Patienten zu einer Erkrankung an Phosphatdiabetes gekommen ist, ohne dass dies bekannt ist. Nicht selten, und da kann ich auch aus meiner eigenen Praxis berichten, diagnostizieren wir zuerst das Kind und stellen dann die gleiche Erkrankung auch bei den Eltern, Großeltern, Tanten oder Onkeln oder weiteren Familienangehörigen fest.

Aus diesem Grund ist es wichtig, auch anderen Familienmitgliedern davon zu berichten und sie zu ermutigen, sich ebenfalls auf Phosphatdiabetes testen zu lassen, wenn es einen Indexfall in der Familie gibt.

Kann Phosphatdiabetes auch ohne Vererbung entstehen?

Obwohl wir den zugrunde liegenden genetischen Hintergrund und auch das Erbmuster kennen, ist es ebenso möglich, dass es aufgrund einer spontanen Mutation zu einem ersten Fall in einer Familie kommt und kein Vererbungsmuster hinsichtlich einer Erkrankung bei einem der Elternteile erkennbar ist. Das bedeutet: Auch wenn es keinen Familienhintergrund gibt und niemand in der Familie Phosphatdiabetes oder XLH hat, kann die Erkrankung dennoch bei dem Kind diagnostiziert werden.

Hier geht es zum Video-Interview: „Vererbung von Phosphatdiabetes“

Verlauf und Prognose von Phosphatdiabetes

Ist Phosphatdiabetes heilbar?

Phosphatdiabetes ist eine angeborene Stoffwechselerkrankung, die wir nicht heilen können. Bei einer rechtzeitigen Erkennung der Diagnose kann auch die Therapie zum optimalen Zeitpunkt begonnen werden. Wenn die Therapie optimal erfolgt und gut anschlägt, sind die Symptome deutlich linderbar. Heutzutage müssen wir davon ausgehen, dass es eine Erkrankung ist, die eine lebenslange Therapie erfordert.

Wie sehen die möglichen Krankheitsverläufe von Phosphatdiabetes aus?

Die optimale Behandlung des Phosphatdiabetes geht mit einer deutlichen Linderung der Symptomatik einher. Unbehandelt kann sie zu schweren Fehlbildungen, zu ausgeprägtem Kleinwuchs, zu Störungen im Mund- und Rachenbereich, zu Verformungen der Extremitäten und zu Schädigungen des gesamten Organismus führen. Eine rechtzeitige und konsekutiv auch richtig sowie dauerhaft durchgeführte Therapie lindert die mit der Erkrankung einhergehenden Symptome in vielen Fällen.

Der Krankheitsverlauf ist in sich inheterogen. Es gibt Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene, die eine ungleich höhere Belastung mit sich tragen. Nicht bei jedem ist der Ausprägungsgrad des Phosphatverlustes gleich stark. Daher muss die Behandlung sehr individualisiert erfolgen. Es kann sein, dass die Dosis, die bei einem Patienten ausreichend ist, bei einem anderen nicht ausreicht. Daraus resultieren auch sehr individuelle Krankheitsverläufe. Wichtig ist, die Vorgaben, die Ihr ärztlicher Ansprechpartner oder Ihre Ansprechpartnerin Ihnen gibt, so gut wie möglich umzusetzen.

Das kann teilweise herausfordernd sein. Eine Therapieform beinhaltet die häufige Einnahme von Tabletten, die Kalzium und/oder Phosphat enthalten. Eine andere, neuere Therapieform beinhaltet die regelmäßige Gabe eines Antikörpers per Spritze.

Wie informiere ich mich am besten zu Phosphatdiabetes?

XLH oder Phosphatdiabetes ist eine extrem seltene Erkrankung. Die Häufigkeit wird mit 1 zu 20.000 angegeben. Das bedeutet, dass nicht jedem, der im Gesundheitswesen arbeitet, die Erkrankung voll bewusst ist und auch nicht jeder sich genau über die Therapie- und Prognosemöglichkeiten der Erkrankung auskennt.

Aus diesem Grund ist es wichtig, sich über Informationsquellen oder Betroffenenvereine mit anderen, die sich mit dieser Erkrankung auskennen, zu verbinden. Das kann über das Internet erfolgen oder über Ansprech- oder Anlaufstellen, die Sie von Ihrem Kinderarzt oder Jugendarzt oder Ihrem Experten / Ihrer Expertin, zum Beispiel einem Kinderendokrinologen oder einer Kinderendokrinologin, erhalten. Andere Möglichkeiten bestehen über Selbsthilfegruppen, die sich teilweise sehr gut untereinander vernetzen. Betroffene selbst, Kinder oder Jugendliche, können sich untereinander austauschen. Auch Eltern können sich gemeinsam mit anderen Eltern darüber austauschen, wie man die Ernährung und das Leben für Kinder mit Phosphatdiabetes optimal gestalten kann.

Bedenken Sie, der Knochen ist nicht ausgehärtet. Es gibt häufig große Sorgen darum, welche sportlichen und Alltagsaktivitäten die Kinder machen können.

Wie kann ich den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen?

Neben der richtigen Dosis und der regelmäßigen Einnahme der Medikamente kann es noch weitere Einflussfaktoren geben, die den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen können.

Dies umfasst eine normale Entwicklung hinsichtlich einer altersgerechten und kindgerechten Ernährung. Wir empfehlen also eine ballaststoffreiche, vitaminreiche, gemüsebasierte Nahrung.

Wir empfehlen eine dem Kindesalter entsprechende Bewegung und keine Einschränkung diesbezüglich. Kinder mit Phosphatdiabetes können heutzutage, wenn sie gut eingestellt sind, ganz normal Bewegung und Sport machen. Dazu sollte man sie auch anhalten. Sie sollten sich so gut wie möglich auch körperlich bewegen, um eine optimale Funktion des Knochen- und Knochenmuskelapparates gewährleisten zu können.

Hier geht es zum Video-Interview: „Verlauf und Prognose von Phosphatdiabetes“

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Geprüft OA Dr. Felix Reschke: Stand November 2024 | Quellen und Bildnachweis
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Chromosomen
Strukturen in den Zellen, die DNA enthalten. DNA speichert unsere genetischen Informationen.  Jeder Mensch hat 46 Chromosomen, die in 23 Paare aufgeteilt sind. Davon sind 22 Paare Autosomen und 1 Paar Geschlechtschromosomen (X und Y).  Je ein Teil des Paars kommt von der Mutter und das andere vom Vater. Die Chromosomen helfen dabei, die DNA richtig zu verteilen, wenn sich Zellen teilen und neue Zellen gebildet werden. 
Mineralisation
In der Medizin meint Mineralisation den Prozess der Einlagerung von Mineralien wie Kalzium, Phosphor und Magnesium ins Knochengewebe. Dieser Vorgang macht die Knochen fest und widerstandsfähig.
Rachitis
Erkrankung, bei der es durch einen Mangel an Vitamin D, Kalzium oder Phosphat zu einer gestörten Mineralisation der Knochen kommt. Dies führt zu weichen, schwachen Knochen, was wiederum häufig Verformungen der Beine (z.B. X- oder O-Beine), Knochenschmerzen und Wachstumsstörungen verursacht.