3. Diagnose und Behandlung der Polyneuropathie

Welche Untersuchungen können eine Amyloidose mit Polyneuropathie feststellen?

Bei einem konkreten Verdacht auf eine Polyneuropathie erfolgt die Untersuchung bei Neurolog:innen. Der Untersuchungsablauf beginnt meist mit einer körperlichen Untersuchung. Zusätzlich können elektrische Messungen an Nerven und Muskeln vorgenommen werden, eine so genannte Elektroneuromyographie. Dabei kann die Nervenleitgeschwindigkeit gemessen oder die Reaktion der Muskeln auf einen Reiz überprüft werden. Bei einer Polyneuropathie sind die Werte häufig verändert.

Wird eine Polyneuropathie diagnostiziert, ist es wichtig, die Ursache der Erkrankung zu finden. Bevor an eine Amyloidose gedacht wird, werden wahrscheinlichere Ursachen und Risikofaktoren untersucht wie ein Diabetes mellitus, ein Vitaminmangel oder ein zu hoher Alkoholkonsum. Sollten häufige Ursachen einer Polyneuropathie ausgeschlossen werden, wird im weiteren Diagnoseverlauf auf eine Amyloidose untersucht. Bei Verdacht auf eine erblich bedingte ATTR-Amyloidose kann eine genetische Untersuchung durchgeführt werden, welche die Diagnose zuverlässig bestätigt. Eine nicht-erblich bedingte Amyloid-Polyneuropathie kann durch eine Biopsie diagnostiziert werden. Dabei wird mit mittels eines kleinen Eingriffs oder einer Nadel Gewebe aus einem betroffenen Gewebe oder einem Nerven entnommen. Unter dem Mikroskop können die fehlgefalteten Proteine nachgewiesen werden.

Wird die Diagnose einer erblich bedingte ATTR-Amyloidose gestellt, sollten auch Angehörige informiert werden, um frühzeitig Kontrolluntersuchungen durchzuführen.

Weitere Informationen zu den Untersuchungen bei Amyloidose finden Sie in der Schulung Amyloidose verstehen.

Untersuchungen bei der hereditären Amyloidose mit Polyneuropathie innerhalb der Familie

Bei der ATTR-Amyloidose gibt es eine erblich bedingte Form. Vorsorgeuntersuchungen sollten daher auch bei Angehörigen vorgenommen werden, selbst wenn keine Symptome vorhanden sind. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt kann die generelle Gefühlsempfindung messen. Eine Elektroneurographie zur Messung der Nervenleitgeschwindigkeit oder eine Elektromyographie zur Bestimmung der Muskelaktivität kann ebenfalls durchgeführt werden.

Diese Vorsorgeuntersuchungen sollten jährlich erfolgen, damit eine beginnende Polyneuropathie rasch entdeckt und behandelt werden kann.

Weitere Informationen zum Thema Vererbung bei Amyloidose finden Sie in unserer Schulung „Tipps für Angehörige bei Amyloidose“.

Welche Behandlungsmöglichkeiten für Amyloidose mit Polyneuropathie gibt es?

Die Polyneuropathie wird vor allem behandelt, indem die Amyloidose behandelt wird. Es stehen verschiedene medikamentöse Behandlungsoptionen zur Verfügung.

Die Therapie richtet sich dabei nach der Art der Amyloidose.

  • Bei der AL-Amyloidose kann eine Immunchemotherapie zum Einsatz kommen. Diese verhindert die Bildung der Leichtketten-Proteine. Die Dauer der Immunchemotherapie ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Nicht nur die Polyneuropathie, sondern auch Erkrankungen anderer Organe durch die Amyloidose werden bei der Therapie berücksichtigt. Eine Immunchemotherapie muss meist nicht dauerhaft durchgeführt werden.
  • Bei der erblichen ATTR-Amyloidose liegt ein erkranktes Gen vor. Dafür gibt es genetische Behandlungen mit sogenannten Antisense-Oligonukleoriden oder kleinen mRNA-Molekülen, bei denen die Bildung des fehlgefalteten Proteins unterdrückt wird. Diese Medikamente müssen lebenslang eingenommen werden, da die Gene ansonsten weiterhin fehlgefaltete Proteine produzieren würden.

Weitere Informationen zu den Behandlungsmöglichkeiten finden Sie in unserer Schulung “Behandlung der Amyloidose”.

Welche Rolle spielen nicht medikamentöse Therapien für den Krankheitsverlauf?

Nicht-medikamentöse Therapien können die Polyneuropathie nicht direkt behandeln. Sie sind aber wichtig, um die Beschwerden zu lindern und besser mit der Erkrankung umgehen zu können. Eine Physiotherapie kann Ihnen dabei helfen, sich an eine Gangstörung anzupassen und damit Ihren Alltag erleichtern.

Fußpflege bei Polyneuropathie

Eine gute Fußpflege ist bei Polyneuropathie wichtig. Durch die Polyneuropathie werden Reizungen, die zu kleinen Verletzungen führen, oft nicht gespürt. Ein Stein im Schuh kann so bei längerem Gehen Verletzungen am Fuß verursachen. Mit einer passenden Fußpflege können offene Stellen vermieden werden, und die Haut wird widerstandsfähiger gegen kleinere Verletzungen.

Fragen Sie Ihre behandelnde Ärztin oder Ihren Arzt, welche Fußpflege für Sie in Frage kommt. In manchen Fällen können Sie selbst oder Ihre Angehörigen die Fußpflege durchführen.

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Geprüft Prof. Dr. Hans Jung: Stand August 2024 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Biopsie
Entnahme von verdächtigen Gewebeproben, um eine Krebserkrankung oder entartete Zellen zu diagnostizieren. Gewebeproben werden je nach Organ mit verschiedenen Techniken entnommen und unter dem Mikroskop beurteilt.
Eiweiße
(Proteine)
Eiweiße, auch bekannt als Proteine, sind Makromoleküle, die aus Ketten von Aminosäuren bestehen. Sie spielen eine entscheidende Rolle im Aufbau und der Funktion von Zellen und Geweben im Körper.
Physiotherapie
Therapieform zur Verbesserung von Beweglichkeit und Kraft durch gezielte Übungen.
Polyneuropathie
Bei einer Polyneuropathie kommt es zu einer Schädigung der Nerven. Dabei ist die Reizweiterleitung durch diese Nerven gestört. Oftmals können vor allem sensible Reize wie Berührungen nicht mehr richtig wahrgenommen werden. So kann es auch dazu kommen, dass die Betroffenen unter Gleichgewichtsstörungen leiden.