Von Amyloidose kann unter anderem das Herz oder die Haut betroffen sein, doch es kommt auch zu orthopädischen Problemen. In diesem Kurs erfahren Sie, welche Symptome bei Bewegungseinschränkungen durch Amyloidose auftreten. Außerdem wird die Therapie gegen Beschwerden im Bewegungsapparat bei Amyloidose besprochen und Hilfsmittel werden präsentiert. Auch gezielte Übungen gegen orthopädische Beschwerden bei Amyloidose werden vorgezeigt.
Inhaltsverzeichnis
- Orthopädische Probleme bei Amyloidose verstehen
- Orthopädische Probleme als Hinweis auf Amyloidose
- Behandlung orthopädischer Probleme bei Amyloidose
- Arztgespräch bei orthopädischen Problemen bei Amyloidose
- Bewegung bei orthopädischen Problemen bei Amyloidose
- Übungen bei orthopädischen Problemen bei Amyloidose
- Orthopädische Probleme im Alltag mit Amyloidose
- Unterstützung bei orthopädischen Problemen bei Amyloidose
Einleitung durch Dr. Donato D’Alonzo
Guten Tag. Mein Name ist Donato D‘Alonzo. Ich bin Facharzt für Neurochirurgie mit Schwerpunkt der Wirbelsäulenchirurgie. Und ich besitze noch einen Fähigkeitsausweis für die interventionelle Schmerztherapie. Die Amyloidose hat mich in den letzten Jahren sehr beschäftigt, weil als Wirbelsäulenchirurgen treffen wir das routinemäßig im Bereich des Spinalkanals. Meine besonderen Interessen in diesem Protein sind auch in Zusammenhang mit dem Befall von anderen Organen, wie beispielsweise das Herz. Zudem spielt die Amyloidose in der Orthopädie ebenfalls eine wichtige Rolle. Ein Gebiet, das mir sehr naheliegt. Und in diesem Zusammenhang erzähle ich Ihnen heute etwas über Amyloidose und orthopädische Probleme.
Hier geht es zur Einleitung des Kurses: „Orthopädische Probleme bei Amyloidose“
Orthopädische Probleme bei Amyloidose verstehen
Welche Formen von Amyloidose können mit orthopädischen Problemen einhergehen?
Es gibt verschiedene Arten von Amyloidosen, die mit orthopädischen Problemen einhergehen können. Die häufigsten Formen sind zwei. Die erste ist die Transthyretin-Amyloidose oder abgekürzt ATTR. Hiervon gibt es zwei Varianten. Eine hereditäre Form, also eine genetisch veranlagte Form und eine senile Form. Eine Form, die im Alter häufig vorkommt. Beide Formen können mit Ablagerungen von Amyloid in Teilen des Bewegungsapparats einhergehen und somit Probleme verursachen. Bei Gelenken im Rahmen der Wirbelsäule, aber auch an den Händen oder anderen Organen. Die zweite Form, die relativ häufig ist, ist die sogenannte Leichtketten-Amyloidose oder AL-Amyloidose. Die AL-Amyloidose kann ebenfalls eine Vielzahl von Organen und Gewebestrukturen befallen. Das geht häufig einher mit Gelenkschmerzen und in seltenen Fällen auch mit Knochenbrüchen. Und dann gibt es noch zwei sehr seltene Formen von Amyloidosen, die mit einer Dialyse assoziiert sind oder auch mit chronischen Entzündungen. Die sind aber sehr selten und machen vielleicht höchstens 5 % aller Amyloidosen aus.
Wie kommt es zu orthopädischen Problemen bei Amyloidose?
Orthopädische Probleme bei Amyloidose entstehen durch Ablagerungen von den Amyloid-Proteinen, die Fibrillen , in dem entsprechenden Gewebe des Bewegungsapparates. Das können Sehnen, Muskeln oder Bänder sein. Die entsprechenden Ablagerungen verursachen dort lokale leichtgradige Entzündungen und können dadurch das Gewebe schwächen. Dadurch können entsprechend je nach Befall mehrere Probleme auftauchen, zum Beispiel Sehnenrisse. Betroffen sind häufig die Sehnen der Oberschenkelmuskulatur oder auch der Bizepsmuskulatur. Häufig ist auch das Karpaltunnelsyndrom assoziiert mit Amyloid-Ablagerungen. Das sind Verengungen vom Karpaltunnel im Bereich des Handgelenks, was zu Verengungen des Kanals führt und entsprechend die Nerven dort kompromittiert. Zusätzlich kann es zu Ablagerungen im Bereich der Gelenke kommen und dort Steifigkeit und Schwellungen verursachen. Häufig betroffen sind die Schultern. Es kann auch die Wirbelsäule betreffen, und zwar den Spinalkanal . Dort haben wir ein sogenanntes gelbes Band. Dieses gelbe Band kann sich verdicken durch diese Amyloid-Ablagerungen und dann die Nerven, die in der Wirbelsäule laufen, kompromittieren, verengen. Das führt typischerweise zu Schmerzen im Bereich des Rückens, aber auch in den Beinen, und zwar beim Stehen und beim Laufen.
Wie können sich orthopädische Beschwerden im Krankheitsverlauf verändern?
Orthopädische Beschwerden können sich im Krankheitsverlauf verschlimmern, indem Ablagerungen immer wieder hinzukommen und das kann Probleme verursachen. Im Bereich des Rückens beispielsweise, indem der Spinalkanal zugeht und die Nerven dadurch einen hohen Druck erfahren, oder beispielsweise die Sehnen durch die Amyloid-Ablagerungen derart schwach werden, dass ein Muskelriss entstehen kann, also ein Sehnenriss, was wiederum zu Muskelschwäche führt. Bei Ablagerungen von Amyloid in den Gelenken kann es typischerweise zu Schwellungen der Gelenke kommen und zu Steifigkeit. Das sind aber unspezifische Symptome. Im Bereich des Karpaltunnelsyndroms können die Amyloid-Ablagerungen den sogenannten Medianusnerv stark einengen und dadurch zu neuropathischen Schmerzen im Bereich der Hand führen. Diese Schmerzen treten häufig auch in der Nacht auf. Wichtig für Sie zu wissen, ist, dass das Leitsymptom der Amyloid-Ablagerungen im Bewegungsapparat mit Schmerzen einhergeht und einem Funktionsverlust eines gewissen Teils des Bewegungsapparates. Und diese werden im Verlauf immer schlimmer. Für Sie wichtig zu wissen ist, dass die Amyloid-Ablagerungen im Bewegungsapparat als Leitsymptom Schmerz, persistierenden Schmerz, verursacht oder Kraftverlust oder im allgemeinen Muskelschwäche. Diese werden von alleine nicht besser. Wenn Sie diese Beschwerden haben, dann sollten Sie entsprechende Abklärungen durch fachärztliche Beratung machen lassen.
Hier geht es zum Video-Interview: „Orthopädische Probleme bei Amyloidose verstehen“
Orthopädische Probleme als Hinweis auf Amyloidose
Welche orthopädischen Beschwerden können erste Anzeichen einer Amyloidose sein?
Erste Anzeichen einer Amyloidose, die mit orthopädischen Problemen einhergehen, sind beispielsweise bilaterale Karpaltunnelverengungen, sogenanntes Karpaltunnelsyndrom. Achten Sie dabei auf die Symmetrie, also nicht nur einseitig, sondern typischerweise sind beide Seiten betroffen. Ein anderes Zeichen einer systemischen Amyloidose, die bei orthopädischen Problemen kommt, ist die Entwicklung einer Spinalkanalverengung, welche mit Problemen beim Laufen oder Stehen, im Bereich des Rückens, der Lenden und auch der Beine einhergeht. Das sind die zwei wichtigsten Komponenten. Es gibt aber nebenbei auch unspezifische Symptome, wie beispielsweise Gelenkschwellungen im Bereich der Schulter, die mit einer Amyloidose einhergehen kann. Es gibt aber auch noch eine Anzahl von anderen Beschwerden, welche diese Probleme verursachen können.
Mit welchen weiteren Beschwerden können orthopädische Probleme bei Amyloidose einhergehen?
Die Amyloidose muss als systemische Erkrankung verstanden werden. Also es ist nicht nur ein Problem des Bewegungsapparats oder nur ein Problem des Rückens, sondern es ist ein Problem, das den ganzen Körper und entsprechende Organsysteme betreffen kann. Häufige Organsysteme, die von der Amyloidose betroffen sind, sind zum Beispiel Herz und Niere. Beispielsweise beim Herz kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen. Es kann zu Herzinsuffizienzen kommen. Bei den Nieren kann es zu einer Ausscheidungsproblematik kommen. Nebenbei gibt es auch noch die Leber, die Augen, die betroffen sein können. Das gesamte Magen-Darm-System kann von einer Amyloidose betroffen sein, um einige Beispiele hier zu nennen.
Wie kann eine frühzeitige Diagnostik der Amyloidose den Krankheitsverlauf orthopädischer Beschwerden beeinflussen?
Eine frühzeitige Diagnostik der Amyloidose in Bezug auf orthopädische Probleme ist deshalb wichtig, weil je frühzeitiger die Diagnose gestellt wird, desto mehr therapeutische Varianten können Sie entsprechend anwenden, ohne dass es sofort chirurgisch sein muss. Es gibt eine Vielzahl von konservativen Maßnahmen, die man anwenden kann, wenn man frühzeitig die Diagnose hat.
Hier geht es zum Video-Interview: „Orthopädische Probleme als Hinweis auf Amyloidose“
Behandlung orthopädischer Probleme bei Amyloidose
Wie werden orthopädische Beschwerden bei Amyloidose behandelt?
Die Behandlung von orthopädischen Problemen bei Amyloidose richtet sich in erster Linie auf die Linderung der Symptome, auf die Funktionserhaltung des entsprechenden Organs und eine Vermeidung der Verschlechterung. Eine Heilung ist nicht möglich. Die Therapie im Allgemeinen richtet sich in verschiedenen Formen auf eine konservative und eine chirurgische Form, aber auch eine infiltrative Therapie. Man fängt in der Regel je nach Zustand der Krankheit und Zustand des betroffenen Organs mit einer konservativen Behandlung an. Das beinhaltet entzündungshemmende Medikamente, Physiotherapie . Je nachdem, wenn die Hände betroffen sind, auch Ergotherapie . Man arbeitet auch sehr viel mit Ergonomie. Die zweite Säule der Therapie ist die infiltrative Therapie, also mit Kortison-Spritzen in den entsprechenden Zonen. Und wenn diese konservative oder semi-konservative Therapie dann versagt, würde sich die chirurgische Therapie anbieten. Es gibt allerdings auch Krankheitserscheinungen, die durch Amyloidose bedingt sind, wie zum Beispiel die Wirbelkanaleinengung. Wenn diese sehr stark ist, dann hilft hier als Goldstandard die chirurgische Behandlung. Das gleiche gilt für das Karpaltunnelsyndrom.
In welchen Fällen kann eine operative Behandlung bei Amyloidose erforderlich sein?
Eine operative Behandlung bei Amyloidose in Zusammenhang mit orthopädischen Problemen kann beispielsweise erforderlich sein bei Sehnenrupturen oder bei Wirbelkanalverengungen, weil hier die Nerven stark zusammengedrückt werden und entsprechend Platzverhältnisse geschafft werden müssen. Das gleiche gilt auch für das Karpaltunnelsyndrom. Manchmal brauchen auch Gelenke, die von Amyloid betroffen sind und wo es zu einer Destruktion vom entsprechenden Gelenk kommt, beispielsweise den Schultern unter Umständen eine chirurgische Behandlung.
Zusammenfassend kann man sagen, dass eine chirurgische Behandlung von orthopädischen Problemen bei Amyloidose dann erforderlich ist, wenn die Schmerzkontrolle durch konservative oder semi-konservative Maßnahmen nicht gewährleistet ist oder es zu neurologischen Ausfällen kommt aufgrund von Nervendruck. Oder aber auch zu wesentlichen Funktionsverlusten des entsprechenden Gliedes kommt.
Welche nicht medikamentösen Therapien können bei orthopädischen Beschwerden bei Amyloidose helfen?
Es gibt eine ganze Reihe an nicht medikamentösen Therapien bei Amyloidose in Bezug auf orthopädische Probleme. Das Ziel auch hier ist eine Linderung der Problematik, der Beschwerden und die Funktionserhaltung des entsprechenden Organs, um damit die Lebensqualität zu erhalten. Die Maßnahmen, die hierfür eine wichtige Rolle spielen, sind beispielsweise physiotherapeutische Maßnahmen oder ergotherapeutische Maßnahmen. Daneben gibt es eine ganze Reihe an Wärme-, Kälte-, also physikalischen Therapien. Aber auch Chiropraktik oder Akupunktur haben nach Feedback von Patient:innen ebenfalls Erfolge gezeigt, zumindest vorübergehend.
Daneben gibt es auch Bewegungstherapien, die wichtig sind, um die Funktion des entsprechenden Gliedes zu erhalten. Des Weiteren gibt es auch andere Säulen, die nicht medikamentös sind und nicht zwingend mit einer Therapie zusammenhängen, wie zum Beispiel ergonomische Anpassungen zu Hause oder am Arbeitsplatz, um den Alltag etwas einfacher zu gestalten.
Es gibt auch orthopädische Hilfsmittel, die Sie in jedem Orthopädiefachgeschäft erhalten. Informieren Sie sich dann bei den entsprechenden Fachleuten, beispielsweise nach Handschienen, die den Karpaltunnel etwas stabilisieren können. Es gibt aber auch Hilfen zum Flaschenöffnen. Es gibt auch vorübergehende Hilfen, die gerade bei einer Akutphase sinnvoll sein können, wie zum Beispiel die Anpassung eines Lendenmieders oder die Anpassung von Bandagen oder Tapes.
Hier geht es zum Video-Interview: „Behandlung orthopädischer Probleme bei Amyloidose“
Arztgespräch bei orthopädischen Problemen bei Amyloidose
An welche Ärzt:innen sollte ich mich bei Verdacht auf orthopädische Beschwerden infolge einer Amyloidose wenden?
Weil eben die Amyloidose eine systemische Erkrankung ist, gibt es entsprechende viele Fachärzt:innen, die sich hierfür in Ihrem Gebiet gut auskennen. Fachärztinnen und Fachärzte, die hier angesprochen werden müssen, sind beispielsweise Rheumatolog:innen, Orthopäd:innen, Neurolog:innen. Oder eben bei anderen Formen, zum Beispiel Hämatolog:innen oder Nephrolog:innen , die sich in diesem Gebiet ebenfalls sehr gut auskennen. Bei einem Befall von Herz ist natürlich auch der Kardiologe eine wichtige Ansprechperson. Und insgesamt, wie Sie jetzt sehen können, ist aufgrund des systemischen Charakters der Amyloidose eine interdisziplinäre Zusammenarbeit für den Erfolg der Therapie der Schlüssel.
Wann kann bei orthopädischen Problemen bei Amyloidose im Krankheitsverlauf ein Arztbesuch notwendig sein?
Bei dieser Frage muss man zwei Aspekte unterscheiden. Die eine sind Patientinnen und Patienten, die bereits die Diagnose einer Amyloidose am Bewegungsapparat haben. Die anderen haben möglicherweise Beschwerden, aber noch keine Diagnose oder noch keine sichere Diagnose. Da macht es Sinn bei den Patient:innen, wo eine Amyloidose bekannt ist, ärztlich beraten zu werden. Bei Schmerzresistenz bzw. wir nennen diese Exazerbationen also wenn der Schmerz plötzlich ganz heftig wird und ganz anders als das, was man kennt oder es zu neurologischen Defiziten kommt. Die sind häufig sehr diskret, wie zum Beispiel ein Taubheitsgefühl oder ein Kribbeln. Nur erst im Verlauf der Krankheit, wenn man nichts macht, kann das im schlimmsten Fall zu Lähmungen führen. Doch das ist ein sehr spätes Stadium. Früher erkennt man das, wie gesagt mit Taubheitsgefühl oder Kribbeln. Einen anderen Grund, um ärztliche Hilfe zu holen bei bekannter Amyloidose ist beispielsweise, wenn ein Teil des Bewegungsapparates sofort nicht mehr funktioniert oder eine massive Schwäche vorhanden ist, weil dies durchaus mit einer Sehnenruptur einhergehen könnte.
Bei Patientinnen und Patienten, die Amyloidose-Beschwerden haben könnten, achten Sie auf die Symmetrie. Häufig fängt es an mit einem Karpaltunnelsyndrom, das beidseits ist. Man kann auch mal eine große Zunge bekommen bei anderen Formen von Amyloidosen. Insgesamt gilt es aber, ärztliche Hilfe zu holen bei Beschwerden-Persistenz. Also wenn Sie ein Schmerzsyndrom haben, und dieses geht von alleine nicht weg oder das Einnehmen von entzündungshemmenden Medikamenten nützt nichts. Dann gilt es ärztliche Hilfe zu holen. Ansonsten sind auch hier Warnzeichen, die sofortige ärztliche Hilfe benötigen, der Ausfall von entsprechenden Gliedern. Also zum Beispiel, Sie können plötzlich einen Oberarm nicht mehr bewegen oder Sie haben Schwäche in den Beinen, sodass Sie einsacken oder gar stürzen. Genau diese Sachen sollte man eben vermeiden mit einer frühzeitigen Diagnostik. Sollten Sie diese Beschwerden haben, müssen Sie relativ schnell einen Arzt aufsuchen.
Wie kann ich mich auf das Arztgespräch vorbereiten?
Bei Verdacht auf orthopädische Probleme bei Amyloidose macht es Sinn, sich vor dem Arztgespräch gut vorzubereiten. Dazu gehört eine genaue Dokumentation und Definition der Symptomatik, die Sie schildern möchten, wie beispielsweise ein Tagebuch führen, die Schmerzintensität angeben und auch die Uhrzeit. Das kann für uns Ärzte sehr hilfreich sein. Ebenfalls wichtig für die Vorbereitung zum Arztgespräch sind, dass Sie Ihre Begleiterkrankungen kennen, dass Sie diese aufzählen können, die Medikamente, die Sie einnehmen, einschließlich Dosierung. Diese Informationen sind für uns Ärzte sehr wichtig.
Informieren Sie sich auch innerhalb Ihrer Familie, ob Sie Verwandte haben, die von einer Amyloidose betroffen sind. Was ebenfalls zur Vorbereitung gehört, ist eine Dokumentation von bereits stattgehabten Abklärungen wie Bildgebung oder Blutwerte. Die sollten Sie mitnehmen.
Scheuen Sie sich auch nicht, eine Begleitperson mitzunehmen. Das kann auch sehr hilfreich sein. Und denken Sie daran, Sie haben nur eine limitierte Zeit in der Sprechstunde. Je besser Sie sich vorbereiten, auch mit Fragen über Entstehungsmechanismen, aber vor allem mit Fragen, die für Sie interessant sind wie, was kann ich dagegen machen. Sie sollten sich diese Fragen vorbereiten und entsprechend dann Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt stellen.
Welche Themen können im Arztgespräch wichtig sein?
Wichtig für Sie im Arztgespräch ist, dass es zu einer Diagnose kommt, denn demnach richtet sich die Therapie. Das heißt, die Themen, die beim Arztgespräch wichtig sind, sind Diagnoseverfahren, Behandlungsoptionen, medikamentöse Therapien, chirurgische Therapien.
Ebenfalls ein wichtiges Thema beim Arztgespräch ist, wenn man die Diagnose kennt, natürlich, wie der Verlauf der Krankheit ist. Wie ist die Prognose? Muss man mit Überwachungen im Sinne von regelmäßigen Sprechstunden rechnen? Gibt es Therapieansätze, die man chronisch, also für immer machen muss? Ebenfalls angesprochen werden sollten, wie man sich selbst helfen kann. Welche Maßnahmen können den Alltag vereinfachen? Wo hat es Ressourcen? Wo gibt es Unterstützung?
Hier geht es zum Video-Interview: „Arztgespräch bei orthopädischen Problemen bei Amyloidose“
Bewegung bei orthopädischen Problemen bei Amyloidose
Wie kann Bewegung bei orthopädischen Problemen bei Amyloidose helfen?
Bewegung bei orthopädischen Problemen in Folge von einer Amyloidose ist enorm wichtig. Es zählt dabei als oberstes Ziel die Erhaltung der Bewegung, um eben eine Funktionseinbuße, eine Einschränkung möglichst zu vermeiden oder möglichst hinauszuziehen. Weshalb die Bewegung sehr wichtig ist, hat verschiedene Gründe. Zum einen die Erhaltung der Bewegung und der Mobilität. Es kann aber auch zu einer Schmerzlinderung führen. Es kann wiederum die Muskulatur und die entsprechende Stabilität stärken. Und zusammengefasst verbessert das die Lebensqualität. Ich nenne hiermit jetzt ein paar Beispiele, wo die Bewegung sehr wichtig ist, beispielsweise beim Karpaltunnelsyndrom. Da ist die Mobilität des Handgelenks über spezielle Dehnübungen wichtig. Bei Befall von Gelenken beispielsweise der Schulter, ist es auch wichtig, diese möglichst schonend zu bewegen. Wie gesagt, die Mobilität des einzelnen Gelenks ist wichtig. Was wir vermeiden wollen, sind Versteifungen, welche danach die Bewegung massiv einschränken. Ein besonderes Augenmerk ist bei der Bewegung auf die Ausdauer zu achten. Das sind typischerweise Bewegungsmuster, die nicht eine hohe sportliche Intensität verlangen oder Belastung wie beispielsweise Laufen. Laufen ist für den gesamten Bewegungsapparat sehr gut. Sie können damit nichts Falsches machen und Sie erhalten die Mobilität. Sie regen damit auch Ihren Kreislauf und Ihren Stoffwechsel an, was sich wiederum auf die Bewegung positiv auswirkt. Auch das Krafttraining in einem Fitnesscenter beispielsweise sollte wahrgenommen werden.
Hier ist es wichtig, mit den Gewichten nicht zu übertreiben. Denken Sie daran, Sie wollen die Mobilität, das heißt die Funktion verbessern oder erhalten und einen Muskelschwund verhindern. Es geht nicht darum, Körperaufbau zu trainieren. Deshalb rate ich Ihnen, dies unter professioneller Anleitung zu machen. Für spezielle Gelenkprobleme fokussiert, rate ich Ihnen, dies auch unter professioneller Hilfe, beispielsweise bei Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten zu machen. Denken Sie daran, es gibt auch immer wieder akute Phasen dieser Krankheit, die sehr schmerzhaft sind, und lassen sich aber deshalb nicht zurückwerfen und versuchen Sie trotzdem, ein gewisses Minimum an Mobilität wie zum Beispiel Laufen weiterhin zu folgen. Wenn Ihnen alles ein bisschen zu viel ist an sportlichen Maßnahmen, dann gibt es auch die Möglichkeit, dies unter Ausschaltung der Schwerkraft oder fast Ausschaltung der Schwerkraft zu machen, beispielsweise mit Wassergymnastik. Das hilft auch, die Mobilität der Gelenke zu erhalten.
Zusammenfassend kann ich Ihnen sagen, dass Bewegung bei orthopädischen Problemen infolge von Amyloidose ein essenzieller Teil der Behandlung ist. Sie können dabei selbst sehr viel beisteuern. Es soll nicht eine Überforderung werden. Es sollen nicht Bewegungen sein, die den Schmerz verursachen oder sogar aggravieren, sondern eher schonende Sachen, um eben die Mobilität in den entsprechenden Gelenken zu erhalten.
Welche Arten von Bewegung sollten bei orthopädischen Problemen vermieden werden?
Bei orthopädischen Beschwerden infolge von Amyloidose sind gewisse Sportarten nicht ideal. Hier meine ich die Kampfsportarten oder Kontaktsportarten, wo es doch zu Verletzungen, erheblichen Verletzungen kommen kann, von bereits schon geschwächten Gliedern.
Grundsätzlich denken Sie daran, dass Bewegung wichtig für die Prognose ist und entsprechend sind auch Tätigkeiten, die ein bisschen Schmerzen machen, aber nicht extrem durchaus auszuüben. Haben Sie keine Angst davor. Grundsätzlich können Sie mit schonenden Sportübungen, kontrolliertes Krafttraining, Ausdauerlaufen nichts kaputtmachen und es fördert sowohl Ihren Stoffwechsel wie auch die bessere Prognose von dieser Krankheit.
Wie finde ich ein geeignetes körperliches Training bei orthopädischen Beschwerden?
Bei orthopädischen Beschwerden gibt es zunächst die orthopädische Beratung durch Kolleginnen und Kollegen aus der Fachrichtung Orthopädie.
Auch Kolleginnen und Kollegen aus der Rheumatologie können Sie diesbezüglich beraten. Ansprechpartner für körperliches Training sind die Kolleginnen und Kollegen aus der Physiotherapie oder aus der Ergotherapie. Dies kann im ambulanten Setting erfolgen. In besonders schweren Fällen kann es auch mal eine Rehabilitation mit einem stationären Aufenthalt benötigen, wo sie dann intensive physiotherapeutische Maßnahmen durchführen.
Hier geht es zum Video-Interview: „Bewegung bei orthopädischen Problemen bei Amyloidose“
Übungen bei orthopädischen Problemen bei Amyloidose
Übung: Handgelenke und Finger dehnen
Einfache Übung im Bereich der Hände ist die Dehnung der Handgelenke und Finger. Achten Sie darauf, dass Sie bei der Dehnung circa 30 Sekunden lang im Stoffwechselbereich dies durchführen. Diese Übung ist mit beiden Händen durchführbar und sollte auch mehrmals pro Tag gemacht werden.
Übung: Wischen
Einfache Übungen, die Sie zu Hause ohne Hilfsmittel machen können zur Förderung des Stoffwechsels in den einzelnen Gelenken ist beispielsweise das Wischen. Dies ist eine Übung, die Sie mehrmals pro Tag machen können. Ohne Ermüdung, das heißt mit sehr vielen Wiederholungen, können Sie mit einer Hand oder mit beiden Händen machen. Dies fördert, wie gesagt, den Stoffwechsel hier in diesem Fall für den Ellenbogen. Denken Sie daran, Sie können diese Übungen auch mit einem Tuch am Boden machen und dann genau das gleiche mit dem Fuß machen, um die Stoffwechselaktivitäten im Bereich der Hüfte und Knie zu aktivieren.
Übung: Faust machen
Eine weitere einfache Übung, die Sie zu Hause machen können. Beispielsweise bei einem Karpaltunnelsyndrom ist die Aktivierung der Finger und Hände, indem Sie eine Faust machen, die Sie auch wieder schließen. Auch hier mehrmals pro Tag mit vielen Wiederholungen. Auch die Rotationsbewegungen im Bereich der Handgelenke fördert den Stoffwechsel ebendort.
Übung: Stärkung von Schultern und Oberarme
Neben den Stoffwechselaktivitäten für die Gelenke ist es wichtig, nach Linderung der Schmerzen, dass die Gelenke aufgebaut und verstärkt werden. Dies kann durchaus auch mit leichten Gewichten passieren, wie hier beispielsweise für die Schulter und Oberarme. Wichtig auch hier sind wiederholte Bewegungen möglichst viele und mehrmals pro Tag.
Übung: Stärkung von Bizeps und Ellenbogen
Zur Förderung der Stabilität in einer einfachen Art und Weise mit wenig Gewicht dient die Supination und Pronation, wie Sie hier jetzt sehen. Dies fördert die Stärkung im Bereich des Bizepses und Ellenbogen.
Übung: Stärkung von Rumpf und Rücken
Neben den sitzenden Übungen gibt es auch stehende Übungen, die Sie machen können zur Förderung von Rumpf und Rückenmuskulatur. Stabilität, die Sie hier sehen können, auch diesmal mit leichten Gewichten. Und wichtig ist die möglichst eine hohe Anzahl an Wiederholungen und auch diesmal mehrmals pro Tag.
Übung: Stärkung der Beine
Zur Stabilisierung und Kräftigung der unteren Extremitäten, also der Beine, können Sie die folgenden Übungen zu Hause durchführen. Einfach sitzen und mit gerader Oberkörperhaltung aufstehen. Auch diese Übung gilt es möglichst oft zu wiederholen und auch mehrmals pro Tag.
Übung: Geneigte Körperhaltung
Bei Beschwerden im Sinne einer Wirbelkanalverengung kann auch das Anlehnen an einem Stuhl durch eine inklinierte Oberkörperhaltung Hilfe erschaffen. Weil in dieser Haltung auch der Spinalkanal etwas aufgeht und die Nerven entlastet werden. Denken Sie daran, dass Sie auch mit einer Gehhilfe, beispielsweise ein Rollator so vorübergehend laufen können. Dies ist nicht eine Therapie, sondern lediglich eine Empfehlung bei schweren Beschwerden.
Übung: Pendeln
Eine weitere Übung zur Entlastung der Schultern, aber auch zur Aktivierung des Stoffwechsels ist das sogenannte Pendeln. Sie inszenieren Ihren Oberkörper und lassen einfach den Arm nach unten hängen und machen leichte, kreisförmige Bewegungen.
Hier geht es zum Video-Interview: „Übungen bei orthopädischen Problemen bei Amyloidose“
Orthopädische Probleme im Alltag mit Amyloidose
Was kann ich bei Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Alltag tun?
Maßnahmen bei orthopädischen Problemen infolge von Amyloidose mit Bewegungseinschränkungen umfassen zwei Säulen. Die eine ist die ergonomische Ergonomie, die andere ist die technische Unterstützung. Im Alltag äußert sich das beispielsweise im Haushalt mit Anpassungen der entsprechenden Strukturen. Beim Arbeitsplatz kann das in Form von ergonomischen Arbeitsplätzen, sei das ein Bürostuhl, sei das ein Tisch oder eine Maus sein. Bei den technischen Hilfsmitteln, da gibt es mehrere Möglichkeiten. Da gibt es Stützschienen. Aber um die Mobilität eben zu erhalten und sicher zu gewährleisten, gibt es auch Gehstöcke oder Rollatoren, die im Alltag durchaus helfen können.
Hier geht es zum Video-Interview: „Orthopädische Probleme im Alltag mit Amyloidose“
Hier geht es zum Video-Interview: „Orthopädische Probleme im Alltag mit Amyloidose“
Unterstützung bei orthopädischen Problemen bei Amyloidose
Bei welchen alltäglichen Aufgaben kann Unterstützung bei orthopädischen Problemen erforderlich sein?
Alltägliche Aufgaben unter Befall einer Amyloidose am Bewegungsapparat können im Alltag vor allem im Haushalt zu finden sein, aber auch in der Körperpflege oder in der Fortbewegung. Da kann beispielsweise schon das Tragen einer Einkaufstasche eine Challenge sein. Und hier gilt es auch wieder die entsprechenden Symptome, die entsprechenden Beschwerden und Einschränkungen gut zu notieren, um das eben nachher auch mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt zu besprechen. Ein Beispiel für Alltagsschwierigkeiten sind feinmotorische Beschwerden, wie beispielsweise das Knüpfen eines Hemds wird zur Herausforderung oder das Öffnen einer Flasche. In diesem Zusammenhang gibt es Hilfsmittel oder auch Angehörige, die hier auch bei Bedarf helfen können.
Und seien Sie sich auch selber bewusst, wo, in welchen Gebieten, also wo genau kann ich oder möchte ich Hilfe beanspruchen.
Welche Möglichkeiten der Unterstützung gibt es bei orthopädischen Beschwerden bei Amyloidose?
Unterstützende Maßnahmen bei Amyloidose sind vielfältig, wie die Krankheit selbst es auch ist. Auch hier gibt es verschiedene Säulen, die man beanspruchen kann, angefangen von der finanziellen Unterstützung über die Krankenversicherung oder Pflegeversicherung, je nach Land. Es gibt auch psychologische Unterstützung. Weil das eben eine chronische Krankheit ist, die oftmals auch die Psyche befällt, ist es sehr wichtig, dass man sich hier auch über psychologische Beratung oder auch Selbsthilfegruppen mit Patient:innen ins Gespräch kommt, die das gleiche Problem haben.
In fortgeschrittenen Stadien gibt es auch die Möglichkeit einer pflegerischen Unterstützung, zum Beispiel für die eigene Körperpflege, wie aber auch im Haushalt. Unter Umständen kann die Mobilität derart eingeschränkt sein, sodass eine Vollpflege eingeleitet wird.
Und denken Sie daran, auch im Alltag gibt es die Möglichkeit, Unterstützung durch Hilfsmittel einzuholen, sei das über die Ergotherapie beispielsweise für eine Handschiene oder eine Bandage. Aber auch im Bereich der Selbstversorgung beim Kochen beispielsweise gibt es Dienste, sogenannte Mahldienste, die das Essen etwas vereinfachen.
Und denken Sie auch an eine Unterstützung am Arbeitsplatz, über eine ergonomische Arbeitshaltung, beispielsweise im Büro mit einem verstellbaren Tisch oder bei Patientinnen und Patienten, die am Computer arbeiten. Dass man da eine ergonomische Maus einsetzt, damit die Gelenke geschont werden.
Hier geht es zum Video-Interview: „Unterstützung bei orthopädischen Problemen bei Amyloidose“
Meine Nachricht an Sie
Die Bewältigung von orthopädischen Beschwerden bei Amyloidose kann sehr herausfordernd sein, sowohl für Patientinnen und Patienten wie aber auch für die entsprechenden Ärztinnen und Ärzte. Es gibt bei frühzeitiger Erkennung die Möglichkeit einer sinnvollen Therapie, welche die Krankheit zwar nicht heilen kann, weil die Krankheit nicht geheilt werden kann, aber die Alltagsfunktionen so unterstützen kann, dass die Lebensqualität wiederum stimmt.
Es gibt verschiedene Behandlungs- und Unterstützungsstrategien, die Sie in Anspruch nehmen können. Nützen Sie diese Gelegenheit. Ziel ist dabei eine Erhaltung der Bewegung, eine Linderung der Schmerzen und somit eine Besserung der Lebensqualität.
Hier geht es zum Video: „Meine Nachricht an Sie“