9. Schweres Asthma verstehen – Alle Fragen

Asthma ist eine der häufigsten Erkrankungen der Atemwege. Sind die Symptome trotz Einsatz von hochdosierten Medikamenten nicht unter Kontrolle, spricht man von schwerem Asthma. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie man die Erkrankung in den Griff bekommen kann. In dieser Schulung werden unter anderem folgende Fragen beantwortet: Wie erkennt man schweres Asthma? An wen wende ich mich bei Verdacht auf schweres Asthma? Wie kann schweres Asthma behandelt werden und wie kann ich den Krankheitsverlauf durch Veränderungen im Alltag beeinflussen?

Einleitung durch Dr. Marcel Rowhani

Mein Name ist Marcel Rowhani. Ich bin Lungenfacharzt im dritten Bezirk in Wien. Ich darf Ihnen heute im Rahmen dieser Schulung wichtige Aspekte der Diagnostik und der Therapie von Asthma näherbringen. Wir werden darüber sprechen was Asthma ist, was es ausmacht, was eine Asthma-Diagnostik bedeutet und was Therapieziele beim Asthma sein sollten.

Hier geht es zur Einleitung des Kurses: „Schweres Asthma verstehen”

Schweres Asthma einfach erklärt

Was ist Asthma?

Asthma ist ein Überbegriff für eine Gruppe von Erkrankungen. Das Gemeinsame an Asthma-Erkrankungen ist, dass es zu einer überschießenden entzündlichen Reaktion auf einen an sich harmlosen Reiz kommt.

Und die Auslöser für Asthma können vielfältig sein. Zum Beispiel kann Asthma allergisch ausgelöst werden, es kann durch Infekte ausgelöst werden, manchmal durch Belastung, wie beim Sport, manchmal auch witterungsabhängig. Und manchmal kennt man die Auslöser nicht, dann spricht man von endogenem Asthma.

Wann wird Asthma als schweres Asthma bezeichnet?

Therapie von Asthma richtet sich nach den Symptomen und nach dem Schweregrad. Die Therapie ist deshalb auch eine stufenweise ansteigende Therapie.

Bei sehr milden Asthmaformen reicht teilweise eine rein bedarfsorientierte Therapie, wo wir ein Asthma-Medikament einnehmen, wenn asthmatische Beschwerden auftreten.

Wenn die Beschwerden schwerer werden oder die lungenfunktionelle Einschränkung ausgeprägter oder auch, wenn Beschwerden sehr häufig auftreten, wird die Asthma-Medikation kontinuierlich, also fortlaufend, eingenommen, und die Dosis kann an den Bedarf angepasst werden.

Wenn jetzt trotz hohen Dosen inhalativer Medikamenten und teilweise auch Tabletten immer noch keine gute Asthma-Kontrolle erzielt werden kann oder die Lungenfunktion weiterhin beeinträchtigt ist, dann sprechen wir von einem schweren Asthma, das unter Umständen zusätzliche weitere Therapien erfordert.

Wer ist am häufigsten von schwerem Asthma betroffen?

Schweres Asthma betrifft einerseits Menschen, die über einen längeren Zeitraum eine schlechte Asthma-Kontrolle haben, zum Beispiel durch unzureichende Therapie oder auch durch ungünstige äußere Eigenschaften.

Aber manchmal ist es auch einfach schicksalhaft, und manchmal ist es einfach ein Pech, eine Asthma-Form zu entwickeln, die schwerer verläuft, die schwerer zu behandeln ist und die auch teilweise spezielle Therapien erforderlich macht.

Typischerweise sind Menschen, die ein schweres Asthma haben, Menschen, wo das Asthma erst etwas später im Leben beginnt, manchmal erst das 40. Lebensjahr überhaupt, und die erleiden entweder immer wieder mal Exazerbationen ihres Asthmas, also Asthmaanfälle, die sie wirklich massiv beeinträchtigen, oder haben eine schlechte Asthma-Kontrolle, die sich zum Beispiel durch nächtliche Asthmaanfälle äußert und sind dadurch auch in ihren täglichen Aktivitäten und in der Arbeit eingeschränkt.

Hier geht es zum Video-Interview: „Schweres Asthma einfach erklärt”

Ursachen und Risikofaktoren für schweres Asthma

Welche Ursachen und Risikofaktoren für schweres Asthma gibt es?

Von schwerem Asthma sprechen wir eben, wenn wir mit den üblicherweise sehr gut wirksamen Asthma-Therapien nicht auskommen. Das heißt, Ursachen für ein schlecht kontrolliertes oder schweres Asthma kennen wir teilweise.

Teilweise geht es wirklich darum, dass Medikamente nicht ausreichend eingenommen wurden oder dass die Medikamenteneinnahme nicht ausreichend gut funktioniert, oder dass andere Faktoren dazukommen, die ungünstig fürs Asthma sind, zum Beispiel ein Weiterrauchen. Bei asthmatischen Menschen ist das Rauchen ein Risikofaktor für einen wirklich schlechten Krankheitsverlauf.

Oder andere vermeidbare Gründe, die zu einer schlechteren Asthma-Kontrolle führen können, wäre eine fortgesetzte Exposition mit Allergenen, zum Beispiel bei Menschen, die beruflich mit Allergenen zu tun haben, oder Menschen, die in ihrem häuslichen Umfeld bei einer Haustierallergie zum Beispiel weiterhin mit ihrem Haustier konfrontiert sind, obwohl es das Asthma verschlechtert.

Und bei diesen Menschen kann es eben dazu kommen, dass trotz einer Therapie das Asthma schlechter wird, dass sowohl die Lungenfunktion schlechter wird, dass sowohl Asthmaanfälle gehäuft auftreten und dass die Leistungsfähigkeit im Alltag darunter leidet und das Wohlbefinden vor allem auch.

Was kann ich tun, um Folgeerkrankungen zu vermeiden?

Wenn Asthma lange unzureichend behandelt ist, beeinträchtigt das einerseits das Wohlbefinden, die Leistungsfähigkeit, die Atemnot, die Hustenkontrolle.

Aber längerfristig ist das natürlich auch für andere Organsysteme ungünstig. Ein schweres Asthma, das sehr schlecht kontrolliert ist, hat natürlich auch Auswirkungen auf das Herz- und Kreislaufsystem. Und dadurch, dass die Leistungsfähigkeit massiv eingeschränkt wird, leidet natürlich auch die Leistungsfähigkeit und die Fitness darunter, dass Asthma einfach die Leistungsfähigkeit einschränkt.

Das heißt, wenn wir sehr lange auf einem sehr niedrigen Leistungsniveau nur belastbar sind, ist das natürlich für unsere Leistungsfähigkeit, für unsere Fitness, für unsere kardiovaskuläre Gesundheit ungünstig. Und deshalb ist das auch für unser Herzkreislaufsystem ungünstig.

Wenn ein Asthma diagnostiziert wurde, geht es einerseits darum, möglichst die Faktoren zu beeinflussen, die wir beeinflussen können. Bei Allergien ist es günstig, möglichst die Allergieexposition zu reduzieren. Bei manchen Allergien ist es möglich, eine Hyposensibilisierung zu machen. Wir können eine anti-allergische Therapie einnehmen. Das ist einmal dieser ganze Block, der mit Allergien zu tun hat.

Was zusätzlich wichtig und günstig ist, ist natürlich mit dem Rauchen aufzuhören oder Passivrauchbelastung möglichst zu vermeiden. Aber natürlich ist ein möglich aktiver Lebensstil auch sehr günstig für Menschen mit Asthma. Rehabilitation, Atemphysiotherapie, aktiver Lebensstil wirken sich alle sehr, sehr günstig auf eine Asthmaerkrankung aus. Und auch Begleiterkrankungen wie Probleme der oberen Atemwege, Nasenpolypen sollten behandelt werden. Auch Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts, also vor allem eine Refluxerkrankung, saures Aufstoßen, ist etwas, was eine Asthma-Kontrolle verschlechtern kann. Also alle diese Dinge sind modifizierbare Faktoren, die man zusätzlich beachten sollte, möglichst eine gute Asthma-Kontrolle zu erreichen.

Welche Auslöser gibt es für Asthmaattacken?

Asthmaanfälle können bei allergischen Menschen durch eine allergische Exposition ausgelöst werden. Der Klassiker wäre ein Mensch mit einem allergischen Asthma, mit einer Katzenallergie bei Katzenkontakt. Dieser Mensch kann sehr rasch einen Asthmaanfall erleiden.

Andere Auslöser für Asthmaanfälle können bei belastungsabhängigem Asthma natürlich auch sportliche Betätigung sein. Drum ist es wichtig, hier einerseits sehr wohl regelmäßiges Training auf einem vernünftigen und medizinisch indizierten Niveau zu machen, aber auch vorsorglich Asthma-Medikamente einzunehmen.

Andere mögliche Auslöser für Asthmaanfälle sind Witterungsverhältnisse. Die können wir nicht beeinflussen. Es gibt recht viele Menschen mit Asthma, die im Novemberwetter, also bei der kaltfeuchten Witterung, vermehrt Probleme haben. Es gibt auch Menschen, deren Atemwege empfindlich reagieren auf schwüle, heiße, feuchte Luft, wie etwa beim Duschen. Also das sind Menschen, denen tut eine heiße Dusche unter Umständen gar nicht gut.Das sind lauter mögliche Auslöser für Asthmaanfälle.

Natürlich gibt es auch psychische Faktoren und psychische Einflussfaktoren auf Asthma. Und ein Stress, eine psychosoziale Belastung, kann sich auch aufs Asthma sehr ungünstig auswirken.

Hier geht es zum Video-Interview: „Ursachen und Risikofaktoren für schweres Asthma”

Symptome bei schweren Asthma

Auf welche Warnzeichen muss ich achten, um frühzeitig schweres Asthma zu erkennen?

Wenn ein Asthma bronchiale bekannt ist, ist das Ziel der Behandlung, dass Sie möglichst symptomfrei sind und dass Sie möglichst keine Einschränkungen im Alltag durch Ihr Asthma erleben, und dass die Situationen, wo Sie zum Beispiel im Rahmen eines Infekts einmal mehr Symptome haben, dass die möglichst kurz sind.

Womit man sich möglichst nicht zufriedengeben sollte, wenn man Asthma hat, ist, dass man eine anhaltende Leistungsminderung hat oder dass es häufig zu Bronchitis-Episoden, zu Verkühlungen kommt, dass Antibiotikatherapien häufig erforderlich sind oder gar, dass Kortison-Tablettenkuren häufig erforderlich sind.

Auch nächtliche Asthmaanfälle sollten die absolute Ausnahme sein. Und wenn die häufig auftreten, dann ist das ein Alarmsignal. Und dann sollte man noch einmal genau schauen, ob dieses Asthma, das diagnostiziert wurde, ausreichend behandelt ist, oder ob nicht vielleicht doch eine spezialisierte Betreuung eine Verbesserung bringen könnte.

Welche Symptome können im Verlauf der Erkrankung hinzukommen?

Wenn Asthma lange besteht und auch unzureichend behandelt ist, kann es passieren, dass die Leistungsfähigkeit insgesamt abnimmt und dass Belastungen im Alltag gemieden werden und dass eine Dekonditionierung entsteht, also dass die körperliche Fitness abnimmt. Und das ist etwas, wo wir möglichst viel dransetzen sollten, das zu vermeiden.

Gibt es Erkrankungen, die aufgrund ähnlicher Symptome mit schwerem Asthma verwechselt werden können?

Wenn wir bei einem Menschen Asthma diagnostiziert haben und das Asthma behandeln, erwarten wir eigentlich mit relativ geringen Maßnahmen, nämlich inhalativen Medikamenten, eine rasche Verbesserung.

Wenn die nicht eintritt, müssen wir immer hinterfragen, was wir eigentlich behandeln, ob vielleicht eine andere Erkrankung vorliegt, oder ob vielleicht eine zusätzliche andere Erkrankung vorliegt.

In diesem Zusammenhang hat man früher auch gesagt „Asthma Cardiale“. Also Menschen mit einer Herzinsuffizienz, mit einer Herzschwäche, können auch durchaus Symptome von Atemnot und Husten entwickeln. Das ist das eine, dass wir Herzkreislauf gewissenhaft auch ansehen müssen.

Das andere ist, dass natürlich auch die zweite große obstruktive Lungenerkrankung, also die COPD, die chronische Bronchitis, die meist als Folge des Rauchens auftritt, sich ähnlich äußert wie Asthma. Also auch hier kommt es zu Husten, zu vermehrter Schleimbildung, zu Exazerbationen, also zu Einbrüchen der Lungenfunktion, wo es plötzlich deutlich schlechter geht mit der Atmung als vorher.

Und das sind zwei Erkrankungsgruppen, die ähnlich sind, aber doch sich unterscheiden und die auch unterschiedliche Therapien teilweise erfordern. Das heißt, wenn die Asthma-Therapie nicht so gut funktioniert, wie wir uns das wünschen, müssen wir die Diagnose hinterfragen und müssen noch einmal genau hinschauen, ob vielleicht nicht auch eine andere Erkrankung vorliegen könnte.

Hier geht es zum Video-Interview: „Symptome bei schwerem Asthma”

Verlauf und Prognose bei schwerem Asthma

Wie sieht der typische Krankheitsverlauf von schwerem Asthma aus?

Der Großteil der Patienten mit Asthma kann mit sehr einfachen Methoden, also mit inhalativen Medikamenten, mit Sprays, mit Pumper, mit Trockeninhalationen, sehr gut behandelt werden. Und eigentlich ist die Remission, also die Symptomfreiheit, beim Asthma das Therapieziel. Bei einer sehr kleinen Gruppe von Menschen mit Asthma ist dieses Ziel sehr schwer oder teilweise auch gar nicht zu erreichen.

Der Krankheitsverlauf bei schwerem Asthma ist wesentlich besser geworden, seit wir eine Gruppe von recht neuartigen Therapieansätzen zur Verfügung haben. Die Biologicals, die inzwischen zur Verfügung stehen – das sind meistens Spritzentherapien, die man für ausgewählte Patientengruppen zur Verfügung hat – ermöglichen auch bei Patienten, die ein schweres Asthma haben, das nicht ausreichend behandelbar ist mit den inhalativen Medikamenten, eine deutliche Verbesserung zu erzielen.

Bevor diese Medikamente verfügbar waren, also in den frühen Nullerjahren kam das erste dieser Medikamente auf den Markt. Und das war wirklich ein Meilenstein in der Therapie, weil wir diesen Patienten vorher nur sehr schlecht helfen konnten. Und wir waren darauf angewiesen, Medikamente zu verabreichen, die sehr nebenwirkungsreich waren, in hohen Dosierungen, die wirklich auch schwere Folgeerkrankungen zur Folge hatten.

Mit der Einführung von diesem ersten Medikament bei schwerem allergischem Asthma war es plötzlich möglich, mit einer Spritzentherapie zusätzlich zu erreichen, dass Menschen mit einem schweren Asthma wesentlich seltener ins Spital mussten und eine wesentlich bessere Symptomkontrolle bekommen haben.

Inzwischen hat sich die Asthma-Therapie weiterentwickelt, und es stehen auch für andere Asthmaformen Therapien mit Biologicals zur Verfügung. Und die Voraussetzung dafür, dass wir diese Medikamente einsetzen, ist, dass wir genau untersuchen, welche Art von Asthma vorliegt, welche besonderen Marker diese Erkrankung hat und welche Therapie am besten geeignet ist für diese Menschen mit Asthma.

Und wenn die Asthma-Kontrolle nicht ausreichend ist mit den herkömmlichen Therapien, haben wir für dieses ausgewählte Kollektiv an Patienten Spritzentherapien zur Verfügung, die plötzlich eine deutliche Verbesserung bringen, damit eben diese Menschen nicht weiterhin häufig ins Spital müssen und damit sie nicht eine massive Einschränkung von der Lungenfunktion erleiden, sondern ein möglichst symptomfreies Leben haben.

Für Menschen, bei denen diese Therapien nicht infrage kommen – und die gibt es leider auch – führt die Asthmaerkrankung, die schwer verlaufen kann, dazu, dass einerseits die Leistungsfähigkeit annimmt, aber andererseits auch diese wiederkehrenden Asthmaanfälle, diese Exazerbationen, den Allgemeinzustand deutlich verschlechtern können und häufige Medikamentenbehandlungen, die notfallsmäßig verabreicht werden müssen, auch zusätzlich eine Verschlechterung herbeiführen können.

Was sollte ich tun, wenn sich meine Symptome verschlimmern?

Wenn Sie Asthma haben und merken, dass die Symptome häufiger auftreten, schwerer werden oder der Schlaf gestört wird, bitte melden Sie sich bei Ihrem betreuenden Arzt und bitte lassen Sie sich lungenfachärztlich anschauen.

Sie sollten sich nicht damit zufriedengeben, dass Sie immer wieder Einschränkungen der Leistungsfähigkeit haben oder immer wieder Episoden haben, wo Sie deutlich mehr Husten, Atemnot, Engegefühl in der Brust haben. Sondern wenn Sie merken, dass Ihr Asthma sich mehr meldet und Sie mehr beeinträchtigt, bitte melden Sie sich bei Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.

Welche Begleiterkrankungen können auftreten?

Begleiterkrankungen bei Asthma, die auftreten können, hängen einerseits vom Asthma selber ab. Das heißt, eine fortwährende, höhergradige Einschränkung der Lungenfunktion kann auch das Herzkreislaufsystem in Mitleidenschaft bringen und kann auch eine Herzschwäche verursachen. Die eingeschränkte Leistungsfähigkeit kann eine reduzierte Fitness zur Folge haben. Auch eine Gewichtszunahme ist eine mögliche Folge davon.

Und wenn es zu häufigen Asthmaanfällen kommt und zu häufigen ungeplanten Arztbesuchen oder zu häufigen Exazerbationen eben, kann es auch sein, dass es gehäuft zu sehr hoher Gabe von systemischem Kortison kommt, um eben die Atemwege vorübergehend wieder zu öffnen. Und diese hochdosierten Kortisongaben, die eine Notfallsmaßnahme darstellen, können längerfristig auch gesundheitliche Schäden verursachen. Wenn die sehr häufig erforderlich sind, dann kommt es im weiteren Verlauf zu Knochenschwund, es kann zu Nierenfunktionseinschränkungen kommen, es kann zu diabetischer Stoffwechsellage kommen, zu Gewichtszunahme. Und alle diese Dinge sind der Gesundheit nicht zuträglich.

Ist schweres Asthma heilbar?

Das Ziel der Behandlung bei Asthma und auch bei schwerem Asthma ist, dass die Symptome möglichst selten auftreten, wenn sie auftreten, möglichst leicht sind und nur sehr kurz sich bemerkbar machen.

Wir sollten anstreben eine Remission, das heißt, eine möglichst zurücktretende Erkrankung, dass der betreffende Mensch durch diese Erkrankung möglichst gar nicht beeinträchtigt wird. Das ist das Ziel der Behandlung beim Asthma und auch beim schweren Asthma.

Und dieses Ziel der Remission ist häufig erreichbar, wenn wir dranbleiben, und manchmal leider nicht erreichbar. Aber dann müssen wir auch immer wieder hinterfragen: Machen wir alles richtig und tun wir genug, um möglichst ein gutes Leben mit dieser chronischen Erkrankung zu ermöglichen?

Was kann ich dazu beitragen, dass meine Asthmaerkrankung kontrolliert bleibt?

Was wichtig ist, wenn Asthma diagnostiziert wurde, ist, die Therapie ernst zu nehmen. Ich rate dringend dazu, dass man nicht Symptome unter den Teppich kehrt. Auch eine allergische Rhino-Konjunktivitis, also ein Heuschnupfen, sollte nicht ignoriert werden, sondern sollte behandelt werden.

Die Asthma-Medikation sollte möglichst konsequent eingenommen werden, damit das Asthma möglichst gut behandelt ist, sich möglichst wenig regt und Sie möglichst wenig beeinträchtigt. Wenn es Probleme gibt mit der Therapie, bitte melden Sie sich, damit wir diese Therapie besprechen können und Probleme mit der Therapie angehen können.

Wenn es Nebenwirkungen gibt, dass die Stimme unter Umständen belegt ist, oder wenn Sie vielleicht unter der Asthma-Therapie Herzklopfen oder Zittern bemerken, bitte sprechen Sie das an, damit wir die Therapie möglichst optimal gestalten können.

Das Nächste ist, dass ein möglichst aktiver Lebensstil günstig ist für eine Asthma-Erkrankung. Wir wissen, dass Übergewicht ungünstig ist für Asthma. Das heißt, ein Übergewicht sollte möglichst angegangen werden, um auch hier die Asthma-Kontrolle möglichst zu optimieren.

Wir wissen, dass ein aktiver Lebensstil sich sehr günstig auf die Asthma-Erkrankung auswirkt. Und dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Je nachdem, auf welchem Leistungsniveau sie stehen, gibt es die Möglichkeit, selbstständig regelmäßiges Kraft- und Ausdauertraining zu absolvieren. Es gibt die Möglichkeit und die Notwendigkeit, strukturierte Rehabilitation zu machen. Das sind Rehab-Aufenthalte oder ambulante Rehab-Einheiten, wo strukturiertes Training beigebracht wird, geübt wird, möglichst in den Lebensalltag übernommen wird und wo auch andere Schulungen abgehalten werden.

Wenn Rauchen ein Thema ist, dann ist das etwas, was ich dringend empfehlen würde, aufzuhören. Rauchen aufhören kann schwierig sein, aber es lohnt sich in jedem Fall, und ich wünsche es jedem, gerade mit Asthma davon wegzukommen, und es ist schöner ohne.

Das sind die wesentlichen Dinge, die Sie tun können, wenn Sie Asthma haben. Und wenn es da Schwierigkeiten gibt, gibt es für alle diese Punkte auch die Möglichkeit, sich Unterstützung zu holen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Verlauf und Prognose bei schwerem Asthma”

Weg zur Diagnose bei schwerem Asthma

An welche Fachärztin/ welchen Facharzt sollte ich mich bei Verdacht auf schweres Asthma wenden?

Wenn der Verdacht auf Asthma besteht, dann sollte eine lungenfachärztliche Vorstellung in Österreich erfolgen. Wir sind so gut versorgt mit Lungenfachärztinnen und Lungenfachärztinnen in Österreich, dass wir das leisten können und tun sollten.

Es sollte eine entsprechende Therapie eingeleitet werden, und Patienten und Ärzte gemeinsam entscheiden, ob die Therapie ausreichend ist, um eine Remission zu erreichen, ob die Asthma-Kontrolle zufriedenstellend ist. Wenn das nicht der Fall ist, ist das Ziel, stufenweise die Therapie anzupassen an die Erkrankung, um möglichst eine Beschwerdefreiheit anzustreben.

Wenn es schwieriger wird mit der Therapie, dann gibt es auch spezialisierte Zentren, die sich mit schwerem Asthma auseinandersetzen. Es gibt sowohl im niedergelassenen Bereich in der Ordination, als auch in Lungen-Spezialabteilungen österreichweit Kolleginnen und Kollegen, die sich gezielt mit schwerem Asthma beschäftigen. Und wenn eine zufriedenstellende Asthma-Kontrolle nicht erreicht werden kann, dann sollte einer von uns auch konsultiert werden.

Wenn der Verdacht auf ein Asthma besteht oder eine Asthma-Diagnose bereits gestellt wurde, sollte eine Lungenfachärztin oder ein Lungenfacharzt aufgesucht werden. In Österreich funktioniert das entweder durch Zuweisung durch den praktischen Arzt, die praktische Ärztin, und wir haben auch die Möglichkeit als Versicherte in Österreich, direkt einen Lungenfacharzt oder eine Lungenfachärztin aufzusuchen in der Ordination. Und das würde ich auch empfehlen zu tun.

Was erwartet mich beim ersten Arztbesuch?

Beim ersten Besuch bei der Lungenfachärztin, beim Lungenfacharzt erwartet Sie zunächst einmal die Anmeldung, dass Sie ihre medizinischen und persönlichen Daten angeben, dass wir Sie fragen, welche Allergien schon bekannt sind, dass wir nach Vorerkrankungen fragen, auch der Lunge, und auch erfragen, welche Medikamente Sie schon eingenommen haben.

Natürlich wird Sie jede Lungenfachärztin und jeder Lungenfacharzt auch nach ihrem Raucherstatus fragen, ob Sie rauchen oder geraucht haben. Uns interessiert immer auch, ob sie Allergien haben oder Allergietests schon gehabt haben. Wir werden fragen nach Untersuchungen im HNO-Bereich oder Allergietests, ob die schon vorliegen, und auch danach fragen, ob Sie z.B. Refluxbeschwerden haben.

Danach werden wir Untersuchungen durchführen, in aller Regel eine Lungenfunktionsuntersuchung, wo wir sowohl Ihr Lungenvolumen bestimmen können, als auch die Flusswerte, also sehen können, ob die Bronchien verengt sind.

Wir werden auch eine Lungenröntgenuntersuchung machen, also eine Durchleuchtungsuntersuchung der Lunge oder ein Lungenröntgen durchführen und entscheiden, ob eine weiterführende Untersuchung, z.B. eine Computertomografie, sinnvoll ist. Und dann reden wir über die laufende Therapie, ob man die anpassen sollte, und wie die nächsten Schritte sinnvollerweise wären.

Welche Informationen sollte ich für den Arztbesuch bereithalten?

Wenn Sie das erste Mal kommen, bitte bringen Sie Ihre Vorbefunde mit. Bringen Sie bitte Allergiebefunde mit, bringen Sie bitte HNO-Befunde mit. Wenn Sie schon einmal beim Lungenröntgen waren oder bei einer Computertomografie der Lunge, bitte bringen Sie auch da die Befunde mit, oder wenn Sie bei einer Magenspiegelung waren.

Medikamente, die Sie regelmäßig einnehmen oder eingenommen haben, möchten wir auch wissen. Das heißt, bringen Sie bitte Ihre Medikamentenliste mit.

Und sinnvollerweise, wenn Sie vorweg schon Fragen haben, notieren Sie diese. Das heißt, bringen Sie bitte auch Ihre Fragen mit und schreiben Sie die vorher auf, damit Sie sie zur Hand haben, wenn Sie sie brauchen.

Welche Untersuchungen werden zur Diagnose von schwerem Asthma durchgeführt?

Bei der Asthma-Diagnose und Diagnostik und Verlaufskontrolle ist die Lungenfunktion immer ganz essenziell. Also eine Lungenfunktion werden wir häufig machen in der Verlaufskontrolle von Asthma.

Weitere Untersuchungen sind einerseits die FeNo-Messung, also die Messung von dem ausgeatmeten Stickstoffoxid. Das ist ein Wert, der uns ansagt, wie ausgeprägt die Entzündungsreaktion in den Atemwegen ist.

Dann können Allergietests hilfreich sein, der Prick-Test in der Haut oder die Blutabnahme, die uns über Allergiebereitschaft des Körpers Auskunft gibt. Weitere Untersuchungen sind die Bildgebung, also Lungenröntgen, Computertomografie. Auch Untersuchungen von angrenzenden Fächern wie Hals-Nasen-Ohren-Untersuchungen oder Gastroskopie-Untersuchungen sind hilfreich. Das sind, denke ich, die wesentlichen Untersuchungen, die uns beschäftigen, wenn wir mit Asthma zu tun haben. Weitere Untersuchungen, wie etwa Blutbilduntersuchungen, vervollständigen das Bild.

Messung der Lungenfunktion

Wir machen eine Lungenfunktion miteinander. Das heißt, ich werde Ihnen vorher erzählen, was wir machen, Schritt für Schritt, und dann sage ich es aber während der Untersuchung noch einmal an.

Ich werde Ihnen nachher die Nasenklemme geben, damit Sie nur durch den Mund atmen. Ich werde Sie bitten, das Mundstück ganz in den Mund zu nehmen, zwischen Lippen und Zähne dicht umschließen. Ab dann bitte nur noch durchs Mundstück durchatmen. Dann werde ich die Tür zu machen, werde Sie bitten, das Mundstück in den Mund zu nehmen. Tief ein- und ausatmen. Es kommt ein paar Mal ein Widerstand. Gegen den Widerstand bitte so gut wie es geht ein- und ausatmen. Das wiederholen wir dreimal. Dann werde ich Sie bitten, ganz lange auszuatmen, bis die Lunge ganz entleert ist. Tief einatmen, bis die Lunge ganz voll ist, und dann so fest, so schnell und so lang wie möglich ausatmen, bis nichts mehr geht, und dann normal weiteratmen. Das war’s im Wesentlichen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Weg zur Diagnose bei schwerem Asthma”

Behandlung von schwerem Asthma

Was ist das Ziel der Therapie bei schwerem Asthma?

Das Therapieziel bei Asthma und auch bei schwerem Asthma ist, eine Remission zu erzielen. Das heißt, wir versuchen, möglichst über das Jahr hinaus eine Symptomfreiheit zu erreichen. Und wenn Symptome doch auftreten sollten, versuchen wir, diese Symptome so kurz wie möglich zu halten und so mild wie möglich.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei schwerem Asthma?

Die Therapie von Asthma beinhaltet immer inhalative Therapien. Das bedeutet Asthma-Sprays oder Trockeninhalationen, Pumperl, die eingeatmet werden. Das ist die Basistherapie von Asthma.

Das beinhaltet bronchienerweiternde Substanzen, aber auch entzündungshemmende Substanzen, also Medikamente, die diese überschießende entzündliche Reaktion beim Asthma einbremsen, also ein inhalatives Kortison. Dieses Kortison wird in einer sehr niedrigen Dosis verabreicht, also in einem Dosisbereich, der unter der körpereigenen Schwelle liegt und deshalb auch gut verträglich ist.

Wenn wir mit diesen inhalativen Medikamenten nicht auskommen, ergänzen wir die Therapien einerseits durch antiallergische Therapien, wenn eine Allergie ein Thema ist, aber eben auch durch neuartige Therapieansätze, durch Biologicals, also Antikörpertherapien, bei diesen speziellen Asthmaformen, wo wir mit den inhalativen Medikamenten alleine nicht auskommen.

Wie wird entschieden, welche Therapie für mich die richtige ist?

Wenn Asthma diagnostiziert wird, versuchen wir auch, den Phänotyp des Asthmas zu bestimmen. Das heißt, wir versuchen, aus dieser großen Gruppe von Erkrankungen, die wir Asthma nennen, zu identifizieren: Um welche spezielle Form handelt es sich, und habe ich hier einen besonderen Therapieansatz?

Beim allergischen Asthma ist diese Frage recht klar zu beantworten: Wir versuchen, das Allergen möglichst wegzuhalten. Und wenn ein Kontakt nicht vermeidbar ist, versuchen wir, die Allergie mitzubehandeln.

Bei speziellen anderen Asthmaformen wie dem eosinophilen Asthma haben wir die Möglichkeit, zusätzlich diese überschießenden Bildungen von Entzündungszellen einzuschränken und abzufangen. Also es gibt Menschen, die produzieren zu viele eosinophile Granulozyten, und das macht Probleme mit überschießenden entzündlichen Reaktionen. Und bei diesen Menschen haben wir die Möglichkeit, durch Therapien mit speziellen Medikamenten diese überschießende Bildung von Zellen abzufangen. Und dadurch erreichen wir eine wesentlich bessere Asthma-Kontrolle.

Hier geht es zum Video-Interview: „Behandlung von schwerem Asthma”

Leben mit schwerem Asthma

Wie beeinflusst schweres Asthma meinen Alltag?

Bevor wir die modernen Therapien für Asthma und schweres Asthma zur Hand hatten, war ein relativ großer Anteil der Menschen mit Asthma in ihrem täglichen Leben durch asthmatische Beschwerden massiv beeinträchtigt. Bevor es die inhalativen Medikamente gab, kamen Menschen mit Asthma häufig ungeplant ins Spital und mussten dort notfallsmäßig versorgt werden.

Das haben wir jetzt wesentlich seltener. Im Spital liegen wesentlich weniger Menschen mit Asthmaanfällen, als es der Fall war, bevor die inhalativen Therapien zur Verfügung standen.

Was wir jetzt noch haben, ist eine kleine Gruppe an Menschen mit Asthma, die trotz einer ausreichenden inhalativen Therapie immer noch schwere Asthma-Einschränkungen erleiden. Und für den größten Teil dieser Patienten stehen mit den modernen Spritzentherapien Therapieoptionen zur Verfügung, die auch hier eine wesentliche Besserung der Symptome erreichen.

Leider ist es so, dass Menschen mit Asthma dennoch Einschränkungen erleben können. Und es kann sein, dass das Asthma so schwer verläuft, dass die Lebensführung beeinträchtigt wird, dass die Erwerbstätigkeit gefährdet wird, dass der Bewegungsradius eingeschränkt wird und dass Atemnot ein Problem darstellt, das für die Patienten sehr belastend sein kann. Und das sind Folgen einer schweren Asthmaerkrankung, die wir möglichst vermeiden möchten, aber leider nicht immer vermeiden können.

Wie kann ich durch Verhaltensweisen den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen?

Wenn bei Ihnen Asthma diagnostiziert wurde, können Sie viel selbst dazu beitragen, den Verlauf Ihrer Asthmaerkrankung günstig zu beeinflussen.

Ganz zentral ist eine regelmäßige und verlässliche Einnahme der Medikamente, so wie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin vereinbart. Das zweite ist, wenn Sie rauchen, wünsche ich Ihnen, dass Sie zum Rauchen aufhören können. Das Nächste ist, dass Sie möglichst vermeidbare Faktoren meiden, die Ihr Asthma verschlechtern, wie Allergien oder Schadstoffe. Weiters wünsche ich und rate ich Ihnen zu einem möglichst aktiven Lebensstil, zu regelmäßigem Kraft- und Ausdauertraining im Rahmen Ihrer Möglichkeiten und auch zu Rehabilitation. Wenn Sie diese Dinge machen, verbessern Sie selbst Ihre Chance auf einen möglichst guten Verlauf der Asthmaerkrankung. Und das wünsche ich Ihnen.

Wie kann ich mit Atemnot als Folge von schwerem Asthma umgehen?

Atemnot bei Asthma ist ein extrem wichtiges Thema. Wenn Atemnot akut auftritt, kann sie bedrohlich sein und mit Angst besetzt sein. Wenn Atemnot ein ständiger Begleiter ist, kann es das Leben massiv einschränken und beeinträchtigen.

Wichtig für die Behandlung der Atemnot, gerade bei Asthma, ist einerseits die medikamentöse Therapie, also die Asthma-Therapie, einerseits. Bei sehr schweren Formen von Atemnot gibt es auch die Möglichkeit einer medikamentösen Therapie der Atemnot selbst mit Medikamenten, die die Atemnot dämpfen.

Aber viel wichtiger noch sind hier eigentlich die nichtmedikamentösen Maßnahmen. Und mit Atemphysiotherapie, mit Atemübungen, mit Schulung kann die Atemnot meistens deutlich besser behandelt werden, und wir haben die Möglichkeit, Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen Werkzeuge in die Hand zu geben, um ihre Atemnot selbst möglichst gut zu beeinflussen.

Und hier kann ich nicht oft genug darauf hinweisen, wie wichtig es ist, Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen auch zur Rehabilitation zuzuweisen, damit genau dieses Thema angegangen wird und nichtmedikamentöse Behandlungsmethoden der Atemnot erlernt werden.

Hier geht es zum Video-Interview: „Leben mit schwerem Asthma”

Meine Nachricht an Sie

Ich hoffe, ich konnte Ihnen einen Überblick darüber geben, wie wir Asthma behandeln, wie wir schweres Asthma behandeln und was Sie sich von einer konsequenten Therapie Ihres Asthmas erwarten können. Ich möchte darauf hinweisen, dass es ganz wichtig ist, nicht nur die Medikamente verlässlich einzunehmen, sondern auch die nichtmedikamentösen Maßnahmen in Anspruch zu nehmen und wünsche Ihnen dadurch eine möglichst gute Kontrolle Ihres Asthmas und Ihrer Beschwerden.

Hier geht es zum Video: „Meine Nachricht an Sie”

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AT-12661, 09/2024 | Geprüft Dr. Marcel Rowhani: Stand Sep. 2024 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.