3. Abschied vom Leben nehmen

Wie kann ich herausfinden, was mir in der verbleibenden Zeit wichtig ist?

Sprechen Sie offen mit Ihren Freunden/Bekannten darüber, was Ihnen in dieser Phase wichtig ist.  Nutzen Sie für dieses Thema auch die psychoonkologische Beratung. Diese Gespräche können Ihnen dabei helfen, Ihre Bedürfnisse und Wünsche zu klären. Es ist in Ordnung, um Hilfe zu bitten, wenn Sie diese benötigen. Vielleicht war Ihr Traum immer schon eine bestimmte Reise. In diesem Fall können Sie Freunde und Familie bitten, Sie dabei zu unterstützen bzw. zu begleiten.

Sie haben aber auch die Freiheit, nichts zu tun. Es ist wichtig zu betonen, dass es nicht darum geht, ständig etwas zu unternehmen oder Erledigungslisten abzuarbeiten. Wenn es Ihrem Bedürfnis entspricht, den Alltag normal weiterzuleben, kann das helfen, nicht andauernd mit den Gedanken bei der Krankheit zu sein.

Manchmal liegt viel Bedeutung in den kleinen Dingen des Lebens. Das kann das Fortsetzen Ihrer alltäglichen Aktivitäten, wie etwa Zeit mit Ihren Liebsten zu verbringen oder Ihren Hobbys nachzugehen, sein. Finden Sie heraus, was für Sie persönlich wichtig ist.

Wie gehe ich damit um, wenn ich etwas in meiner verbleibenden Zeit nicht mehr erleben kann?

Der Umgang mit dem Gedanken, dass Sie in Ihrer verbleibenden Zeit bestimmte Erfahrungen nicht mehr machen können, kann emotional herausfordernd sein. Hier sind einige Wege, um damit umzugehen:

  • Angehörige und Freunde einbeziehen: Teilen Sie Ihre Wünsche und Träume mit Ihren Freund:innen und Angehörigen. Sie könnten Möglichkeiten finden, wie Sie diese Wünsche in abgewandelter Form doch noch erleben können.
  • Um Hilfe bitten: Zögern Sie nicht, um Unterstützung zu bitten. Organisationen wie die Caritas oder die Krebshilfe (in Deutschland und Österreich, Krebsliga in der Schweiz) können Ihnen dabei helfen, Wünsche zu erfüllen, die besondere Unterstützung erfordern.
  • Verabschiedung von Wünschen: Es kann schwierig sein zu akzeptieren, dass es Dinge geben wird, die Sie möglicherweise nicht mehr erleben können. Erlauben Sie sich selbst, darüber zu trauern und diese Gefühle auch anzunehmen.
  • Alternative Wege erkunden: Betrachten Sie alternative Wege, um ein ähnliches Gefühl der Erfüllung zu erreichen. Wenn Sie zum Beispiel nicht reisen können, könnten virtuelle Treffen oder virtuelle Reisen eine Möglichkeit sein, um den Kontakt zu geliebten Menschen aufrechtzuerhalten oder neue Orte zu erkunden. Finden Sie Kompromisse. Gibt es beispielsweise Personen, die im Ausland leben und die Sie gerne noch sehen würden, könnten diese zu Ihnen kommen. Oder Sie treffen sich in der Mitte, damit Sie nur eine halb so anstrengende Reise in Kauf nehmen müssen.

Wie kann ich mich verabschieden?

Sich von Angehörigen zu verabschieden, ist vielen Patient:innen ein Anliegen. Dennoch ist es wichtig zu wissen, dass Sie keinesfalls dazu verpflichtet sind.

  • Verabschieden kann sein, muss aber nicht: Es gibt keine festen Regeln, wie oder wann man sich verabschieden sollte. Es ist Ihre Wahl, ob und wie Sie dies tun möchten.
  • Keine Pflicht, das Leiden zu teilen: Sie sind nicht verpflichtet, anderen mitzuteilen, wenn es Ihnen gesundheitlich schlechter geht. Verabschiedung kann auf verschiedene Arten geschehen. Es ist in Ordnung, wenn Sie dies auf Ihre eigene Weise tun.
  • Ohne Abschied gehen: Manche Menschen bevorzugen es, einfach still zu gehen, ohne eine förmliche Verabschiedung. Das ist ebenfalls in Ordnung und zu respektieren.
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, wie Sie sich von Ihren Lieben verabschieden können.

Hier einige Beispiele:

  • eine Nachricht auf dem Handy (SMS, Sprachnachricht, E-Mail)
  • ein handgeschriebener Brief
  • ein gutes Gespräch
  • ein Fotoalbum
  • ein Video mit Erinnerungen, Botschaften, etc.
  • eine Erinnerungsbox mit Fotos, Nachrichten, etc. um an schöne, gemeinsame Erlebnisse zu erinnern

Wo finde ich professionelle Hilfe und Rat für meine verbleibende Lebenszeit?

Wenn Sie professionelle Hilfe und Rat für Ihre verbleibende Lebenszeit suchen, gibt es verschiedene Quellen, die Ihnen Unterstützung bieten können:

  • Abteilung für Palliativversorgung im Krankenhaus oder Hospiz: Palliativabteilungen sind Einrichtungen, die auf die ganzheitliche Betreuung von Menschen in der letzten Phase ihres Lebens spezialisiert sind. Dort finden Sie in der Regel psychoonkologisches Personal, das darauf geschult ist, psychologische Unterstützung zu bieten. Wenn Ihnen diese Unterstützung nicht angeboten wird, zögern Sie nicht, danach zu fragen.
  • Krebshilfe/Krebsliga: Krebshilfe (in Deutschland und Österreich) und Krebsliga (in der Schweiz) bieten psychologische Unterstützung und Beratungsdienste für Menschen, die mit Krebs leben. Sie können sich an diese Organisationen wenden, um professionelle Hilfe und Rat für Ihre verbleibende Lebenszeit zu erhalten.
  • Andere medizinische und psychologische Fachkräfte: Neben den genannten Quellen können Sie auch Ihr medizinisches Team nach Unterstützung fragen. Dieses kann Sie an Onkolog:innen, Psychoonkolog:innen oder Pflegefachkräfte im Bereich der Palliativmedizin verweisen, die Erfahrung in der Betreuung von Menschen an ihrem Lebensende haben.

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Geprüft Dr.in Gabriele Traun-Vogt, Univ.-Prof.in Priv.-Dozin DDr.in Eva K. Masel, MSc und Dr. Gerald Bachinger: Stand Oktober 2023 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Psychoonkolog:innen
Psychologische Unterstützung von Menschen, die an Krebs erkrankt sind. Hauptziel ist es, den Patienten bei der Bewältigung der emotionalen, sozialen und psychologischen Herausforderungen zu helfen, die mit der Krebsdiagnose und -behandlung verbunden sind.