2. Den Tod vorbereiten

Wie kann ich den Prozess des Sterbens so selbstbestimmt wie möglich gestalten?

Den Prozess des Sterbens so selbstbestimmt wie möglich zu gestalten, erfordert eine bewusste Herangehensweise und eine klare Erklärung Ihrer Wünsche und Bedürfnisse. Folgende Schritte können Sie dabei unterstützen:

  1. Wichtige Überlegungen aufschreiben: Beginnen Sie frühzeitig damit, aufzuschreiben, was Ihnen wichtig ist. Welche Vorstellungen haben Sie vom Sterben und der Zeit davor? Das Aufschreiben hilft nicht nur Ihnen, sondern auch Ihren Angehörigen dabei, Ihre Wünsche besser zu verstehen.
  2. “Worst First” – Ansatz: Denken Sie daran, dass sich Ihr Gesundheitszustand verschlechtern kann, und Sie später möglicherweise nicht mehr in der Lage sind, wichtige Entscheidungen zu treffen. Beginnen Sie daher frühzeitig mit der Erstellung von Dokumenten wie einer Patientenverfügung , in der Sie klar festlegen können, welche medizinischen Maßnahmen Sie wünschen oder ablehnen. Mehr Information zu diesem Thema finden Sie in der Lektion Rechtliches vor dem Lebensende.
  3. Symptomlindernde Therapie: Konzentrieren Sie sich auf symptomlindernde Therapien, die Ihre Lebensqualität verbessern. Sprechen Sie mit Ihrem medizinischen Team darüber, wie Schmerzen und Beschwerden effektiv behandelt werden können.
  4. Beratung und Palliativmedizin: Ziehen Sie die Unterstützung von Palliativteams und Fachleuten in Betracht, die sich auf die Betreuung von Menschen in der Endphase des Lebens spezialisiert haben. Diese  können Ihnen vielfältige Unterstützung im Rahmen der Palliativversorgung bieten und bei der Entscheidung über den Sterbeort helfen.
  5. Frühzeitige Gespräche über den Sterbeort: Schieben Sie Gespräche über Ihren bevorzugten Sterbeort nicht auf. Wenn Sie den Wunsch haben, zu Hause oder an einem anderen bestimmten Ort zu sterben, teilen Sie dies frühzeitig mit. So  stellen Sie sicher, dass Ihre Wünsche respektiert werden.

Die Selbstbestimmung im Sterbeprozess erfordert Offenheit, Planung und Kommunikation darüber, was Sie bevorzugen. So können Sie die bestmögliche Betreuung und Unterstützung bekommen.

Kann ich darüber entscheiden, wo ich sterben möchte?

Ja, Sie können darüber entscheiden, wo Sie sterben möchten. Es stehen Ihnen viele Möglichkeiten zur Verfügung, wo sie die letzte Phase Ihres Lebens verbringen können: zu Hause, im Krankenhaus, in einem Hospiz oder einem Pflegeheim.

Die Wahl des richtigen Sterbeorts hängt von Ihrer individuellen Situation ab. Es ist wichtig  zu berücksichtigen, wo Sie sich am wohlsten fühlen, aber auch, welche medizinischen und pflegerischen Notwendigkeiten bestehen. Ihre persönlichen Wünsche und Vorlieben sollten bei dieser Entscheidung eine große Rolle spielen und respektiert werden. Es ist ratsam, mit Ihren Angehörigen und Ihrem medizinischen Team zu sprechen. Klären Sie, welche Möglichkeiten für Sie verfügbar sind und wie Ihre Wünsche am besten umgesetzt werden können, um Ihnen die größtmögliche Würde und Geborgenheit in dieser Phase zu bieten.

Wie kann ich damit umgehen, wenn meine Angehörigen schwierigen Themen ausweichen?

Es kann eine herausfordernde Situation sein, wenn Angehörige schwierigen Themen, insbesondere den Gedanken an Ihren möglichen Tod, ausweichen. In solchen Fällen ist Kommunikation von entscheidender Bedeutung.

Eine Möglichkeit, damit umzugehen, ist das Angebot eines einmaligen, kurzen Gesprächs, bei dem Sie die wichtigsten Punkte und Ihre Anliegen darstellen. Ein Zeitrahmen von 30 bis 60 Minuten kann hierbei bereits ausreichen. Das Ziel ist es, Ihre Angehörigen zu ermutigen, über schwierige Themen zu sprechen und Ihre Bedenken und Wünsche zu verstehen.

  • Bieten Sie Ihren Angehörigen an, einmal über schwierige Themen zu sprechen: „Einmal reden wir kurz darüber und dann können wir es wieder lassen“.
  • Strukturieren Sie das Gespräch, indem Sie im Voraus wichtige Themen festlegen. Diese können Dinge wie Ihr Testament , Ihre Verlassenschaft, Ihre emotionalen Anliegen und/oder persönliche Wünsche sein. So stellen Sie sicher, dass nichts Wichtiges übersehen wird.
  • Wenn es für Sie oder Ihre Angehörigen zu emotional wird, kann die Anwesenheit einer neutralen dritten Person hilfreich sein. Fachleute wie Psychotherapeut:innen, Anwält:innen oder Notar:innen können dazu beitragen, das Gespräch zu lenken und sicherzustellen, dass alle Fragen und Sorgen angemessen behandelt werden.

Außerdem gibt es die Möglichkeit, an einem “Death Cafe”-Treffen teilzunehmen. Dort können Menschen in einer offenen und unterstützenden Umgebung über das Thema Tod sprechen.

Was sind Death-Cafes?

„Death Cafes“ gibt es auf der ganzen Welt. Das Konzept beinhaltet das Treffen verschiedener Menschen, um in unterstützender Atmosphäre über das Thema Sterben und Tod zu sprechen. Die Gespräche werden meist moderiert und verlaufen ungezwungen.

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Geprüft Dr.in Gabriele Traun-Vogt, Univ.-Prof.in Priv.-Dozin DDr.in Eva K. Masel, MSc und Dr. Gerald Bachinger: Stand Oktober 2023 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Patientenverfügung
Ein schriftliches Dokument, in dem man festlegt, welche medizinischen Behandlungen man wünscht oder ablehnt, wenn man nicht mehr in der Lage ist, selbst zu entscheiden. Dies stellt sicher, dass die medizinische Versorgung den eigenen Wünschen entspricht.
Testament
Ein rechtliches Dokument, in dem eine Person festlegt, wie ihr Vermögen nach ihrem Tod aufgeteilt werden soll. Es legt die Erb:innen und die Verteilung des Nachlasses fest. Ein Testament wird oft von einer:einem Notar:in beglaubigt, um seine Gültigkeit sicherzustellen, und es kann geändert oder widerrufen werden, wenn die Person ihre Wünsche ändert.