1. Grundlagen der Therapie bei frühem Brustkrebs

Was ist hormonrezeptor-positiver Brustkrebs?

Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs. Jeder Tumor hat seine eigenen Strukturen und Eigenschaften, die die Behandlung beeinflussen. Ein sehr wichtiger Faktor ist, ob der Krebs hormonrezeptor-positiv (HR+) oder negativ (HR-) ist.

Bei hormonrezeptor-positivem Brustkrebs weisen die Krebszellen spezielle Rezeptoren auf. Ein Rezeptor ist eine Andockstrelle an den Zellen, an der bestimmte Moleküle Signale auslösen. Bei hormonrezeptor-positivem Brustkrebs docken die weiblichen Geschlechtshormone Progesteron und Östrogen am Rezeptor an und bewirken, dass der Tumor wächst. Die Krebszellen werden durch die Hormone zur Teilung angeregt, der Tumor wächst also hormonabhängig.

Was bedeutet das für die Brustkrebs-Therapie?

Die wichtigste Folge davon ist: Hormonrezeptor-positiver Brustkrebs wird mit einer sogenannten Antihormontherapie behandelt. Dabei wird vor allem das Hormon Östrogen blockiert, da die meisten Medikamente am Östrogen-Rezeptor ansetzen. Generell hat hormonrezeptor-positiver Brustkrebs eine bessere Prognose als hormonrezeptor-negativer Brustkrebs.

Etwa drei Viertel aller Brustkrebsfälle sind hormonrezeptor-positiv, jedoch gibt es unterschiedliche Ausprägungen. Um festzustellen, wie stark der Tumor auf Hormone reagiert, wird die Menge der Hormonrezeptoren in einer sogenannten immunhistochemischen Untersuchung bestimmt. Immunhistochemisch bedeutet, dass die Tumorzellen mit speziellen Farbstoffen angefärbt und unter dem Mikroskop betrachtet werden.

Zusätzlich können Brustkrebszellen auch den HER2-Rezeptor aufweisen, was die Therapieoptionen ebenfalls beeinflusst. Mehr Informationen über Hormonrezeptoren bei Brustkrebs erhalten Sie in der Schulung „Hormonrezeptoren und Brustkrebs„.

Warum ist der Hormonrezeptorstatus für die Therapie wichtig?

Bei hormonrezeptor-positivem Brustkrebs sind die Tumorzellen auf die Hormone Östrogen und/oder Progesteron angewiesen. Je mehr Rezeptoren vorhanden sind, desto stärker können Hormone das Wachstum fördern. Je mehr Hormone die Rezeptoren erhalten, desto stärker wachsen die Tumorzellen.

Es gibt zwei Therapieansätze, um dieses Wachstum zu stoppen:

  1. Die Rezeptoren werden blockiert, sodass die Hormone nicht mehr an die Tumorzellen binden können.
  2. Der Spiegel an weiblichen Geschlechtshormonen wird so weit gesenkt, dass er kaum oder nicht mehr messbar ist.

Beide Ansätze haben das Ziel, das Tumorwachstum zu bremsen. Welche Therapie wann eingesetzt wird, erklärt die Lektion „Was versteht man unter einer Antihormontherapie?“ genauer.

Therapieansätze bei hormonrezeptor-positivem Brustkrebs

Wann spricht man von früh diagnostiziertem Brustkrebs bzw. Brustkrebs im Frühstadium?

Von früh diagnostiziertem Brustkrebs, Brustkrebs im Frühstadium oder Stadium 0 spricht man, wenn der Tumor noch keine Metastasen in anderen Organen gebildet hat. Metastasen sind Ableger des Krebses von seinem Ursprungsort in andere Organe. Beim Brustkrebs treten Metastasen unter anderem in der Lunge, den Knochen oder der Leber auf. Eine Ausnahme für die Diagnose des Brustkrebses im Frühstadium sind Lymphknoten in der Achselregion. Auch wenn sich hier schon Metastasen gebildet haben, wird der Brustkrebs als Frühstadium bezeichnet.

Sobald Metastasen in anderen Organen nachweisbar sind, handelt es sich um eine fortgeschrittene Erkrankung. Dieses Stadium gilt nach heutigem Stand als nicht vollständig heilbar. Daher ist es wichtig, Brustkrebs schon im Frühstadium zu erkennen. Wird der Krebs im Frühstadium erkannt, bevor er sich weiter ausbreitet, kann er oft vollständig geheilt werden.

Warum ist die Früherkennung von Brustkrebs wichtig?

Wie bereits in Lektion 1.3 beschrieben, ist die Früherkennung von Brustkrebs entscheidend, um Brustkrebs rechtzeitig zu entdecken. Selbst kleine Veränderungen in der Brust können durch regelmäßige Untersuchungen aufgedeckt werden. Das erhöht die Chancen, den Krebs frühzeitig zu behandeln und zu heilen. Nicht jeder Tumor wird jedoch in der Früherkennung entdeckt. Durch Screenings kann Brustkrebs früher diagnostiziert, besser behandelt und geheilt werden, sodass weniger Menschen daran sterben.

Für mehr Informationen dazu erhalten Sie in der Lektion zur „Früherkennung von Brustkrebs„.

Welche Brustkrebs-Früherkennungsprogramme gibt es?

In Österreich gibt es ein Brustkrebs-Früherkennungsprogramm, bei dem Frauen ab einem Alter von 45 Jahren alle zwei Jahre zu einem Screening eingeladen werden. In Deutschland und der Schweiz werden regelmäßig Screening-Programme für Frauen ab 50 Jahren angeboten, in der Schweiz ist dies kantonal unterschiedlich geregelt.

Diesen Kurs bewerten

Ihr Feedback hilft anderen Nutzern die für sie passenden Kurse zu finden.
Bitte bewerten Sie den Online-Kurs
Geprüft Priv. Doz.in Dr.in Strasser-Weippl: Stand November 2024 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Antihormontherapie
Behandlung, die darauf abzielt, die Wirkung der weiblichen Geschlechtshormone (insbesondere Östrogen) zu blockieren oder ihre Produktion zu senken. Sie wird bei hormonrezeptor-positivem Brustkrebs eingesetzt.
Hormonrezeptor-positiv
Beschreibt Tumorzellen, die auf Hormone wie Östrogen und Progesteron reagieren und durch diese in ihrem Wachstum gefördert werden.
Lymphknoten
Bestandteil des Immunsystems, reinigt und filtert die Lymphe aus den Lymphbahnen. Befinden sich an verschiedenen Regionen im Körper, zum Beispiel am Hals und in der Achselregion.
Metastase
Absiedlungen von Krebszellen eines bösartigen Tumors an anderen Körperregionen.
Östrogen
Weibliches Geschlechtshormon, das auch in geringeren Mengen bei Männern vorkommt. Es steuert viele Prozesse im weiblichen Körper, von der Entwicklung in der Pubertät über den Menstruationszyklus bis hin zur Gesundheit von Knochen und Herz.
Screening
Ein Screening ist eine vorbeugende Untersuchung, die darauf abzielt, Krankheiten oder gesundheitliche Risiken frühzeitig zu erkennen, bevor Symptome auftreten. Das Ziel ist es, Erkrankungen in einem frühen Stadium zu entdecken, um die Behandlungschancen zu verbessern und schwere Verläufe zu verhindern.
Tumor
(„Geschwulst“)
Lokalisierte Vermehrung von Körpergewebe durch unkontrolliertes Wachstum von gutartigen oder bösartigen Zellen. Bösartige Tumore können in umliegendes Gewebe einwachsen und in entfernte Organe streuen. Der Begriff Tumor wird auch verwendet für eine Schwellung von Gewebe z.B. durch Einlagerung von Flüssigkeit im Rahmen von Entzündungsprozessen oder Blutungen.