Die Liquid Biopsy wird derzeit vor allem bei Brustkrebspatient:innen mit hormonsensiblem, HER2-negativem, fortgeschrittenem Brustkrebs eingesetzt, um genetische Mutationen zu identifizieren.
Die Bedeutung dieser Begriffe erfahren Sie in Lektion 3 “Wer kann sich testen lassen?” .
Neue Therapiemöglichkeiten bei HER2-negativem Brustkrebs
Bei HER2-negativem Brustkrebs fehlen spezifische Rezeptoren, die sonst für zielgerichtete Therapien verwendet werden. Das bedeutet, dass eine angepasste und effektivere Therapie lange Zeit nicht möglich war. Hier kommt die Liquid Biopsy ins Spiel: Durch die Analyse von zirkulierender Tumor-DNA im Blut können spezifische genetische Mutationen identifiziert werden, die in den Tumorzellen vorhanden sind. Diese Informationen ermöglichen es, auch beim HER2-negativen Brustkrebs zielgerichtete Therapien anzuwenden.
Genetische Mutationen erkennen
Bei der Liquid Biopsy bei Brustkrebs spielen vor allem zwei Mutationen eine besondere Rolle: die PIK3CA- und die ESR1-Mutation. Wenn solche Mutationen festgestellt werden, kann eine Therapie verabreicht werden, die auf diese Veränderungen abgestimmt ist.
- PIK3CA-Mutation: Diese Mutation führt zum unkontrollierten Wachstum und zur Metastasierung von Tumoren. Beim metastasierten Brustkrebs findet man in etwa 40 % der Fälle eine Mutation im PIK3CA-Gen. Die PIK3CA-Mutationen tritt in der Regel sehr früh im Krankheitsverlauf auf und kann sowohl im Primärtumor als auch in den Metastasen festgestellt werden. Hier ist als zielgerichtete Therapie der PIK3CA-Inhibitor Alpelisib zugelassen.
- ESR1-Mutation: Viele Brustkrebszellen besitzen Östrogenrezeptoren (ER), die das Wachstum und die Teilung dieser Zellen fördern, wenn sie Östrogen binden. Unter der Therapie können sich beim metastasierenden Hormonrezeptor-positiven Brustkrebs Mutationen im ESR1-Gen entwickeln. Bei einer ESR1-Mutation führt die Mutation dazu, dass der Östrogenrezeptor auch ohne Östrogen aktiv ist. Das bedeutet, dass die betroffenen Brustkrebszellen weiterhin wachsen und sich teilen, selbst wenn Östrogenblocker oder Aromatasehemmer (die die Produktion von Östrogen verringern) eingesetzt werden. Daher spricht man hier von einer Therapieresistenz, die sich durch diese Mutation bildet. Hier kann zielgerichtet mit Elacestrant therapiert werden.