AnsprechpartnerInnen bei Depression
Damit eine Depression diagnostiziert werden kann, ist es eine wesentliche Voraussetzung, dass sich Betroffene öffnen und über ihr Befinden sprechen können. Es gibt verschiedene erste Anlaufstellen für ein Gespräch.
Hemmungen über Depression zu sprechen
Betroffene tragen keinerlei Schuld an ihrer Depression, denn es handelt sich hierbei weder um eine „übertriebene Reaktion“ noch ein „Sich-Hängen-Lassen“, sondern um eine Erkrankung. Dennoch schämen sich einige Betroffene, über ihr Befinden und ihre Bedürfnisse zu sprechen.
Sich trauen über die Depression zu sprechen
Die Hemmschwelle kann herabgesetzt werden, wenn man eine ähnliche Rücksichtnahme und Einstellung zur Krankheit gewinnt, wie zu einer körperlichen Erkrankung: Auf ein gebrochenes Bein beispielsweise nimmt jeder Rücksicht.
Da die Depression weniger offensichtlich ist, ist es umso wichtiger, Bedürfnisse mitzuteilen.
AnsprechpartnerInnen finden
Mögliche AnsprechpartnerInnen sind:
- Angehörige: Freunde, Familie, oder die/der PartnerIn sind häufig die ersten Ansprechpartner. Manchmal merken sie bereits die veränderte Stimmung oder ein untypisches Verhalten, bevor es zur Sprache kommt.
- Klinische PsychologInnen: Sie betreuen Betroffene oft über mehrere Jahre und begleiten sie bei Bedarf über den gesamten Verlauf der Erkrankung.
- PsychotherapeutInnen: In einer Psychotherapie können Ursachen aufgedeckt und persönliche Ressourcen herausgearbeitet und gestärkt werden.
- PsychiaterInnen: Sie können als ÄrztInnen auch Medikamente wie Psychopharmaka verschreiben.
Als Kind habe ich die Diagnose selbst nie mitgeteilt bekommen, habe aber auch nie danach gefragt. Ich war froh, dass ich mit meiner damaligen Therapeutin jemanden gefunden hatte, mit dem ich ganz offen über meine Gefühle und Gedanken sprechen konnte. Es war für mich wie eine Flucht aus meinem Alltag.
Clara L.
Betroffene
Besuch bei ÄrztInnen und PsychologInnen
Professionelle Hilfe können Betroffene sowohl bei ÄrztInnen als auch bei PsychologInnen finden. Beim ersten Treffen steht das ausführliche Gespräch, die Anamnese, im Vordergrund.
Vor dem Arztbesuch
Es ist hilfreich, sich im Vorhinein bereits einige Gedanken zu machen und auf das Arztgespräch vorzubereiten. Gerade beim ersten Gespräch kann die Menge neuer Informationen überfordernd sein. Machen Sie sich deshalb auch während des Arztgesprächs Notizen.
Wichtige Fragen, über die Sie vor dem Arztbesuchen nachdenken und die Antworten notieren sollten:
- Welche Symptome bedrücken mich besonders?
- Wann haben meine Beschwerden begonnen?
- Welche Medikamente nehme ich ein und in welcher Dosierung?
- Habe ich Vorerkrankungen? Wenn ja, welche?
Weitere Fragen an Sie, aber auch Fragen, die Sie der Ärztin/dem Arzt stellen könnten, finden Sie im Download „Vorbereitung auf das Arztgespräch“ weiter unten.
Anamnese
Beim ersten Arztbesuch erwartet Sie an erster Stelle ein ausführliches Gespräch. Sie können dort von Ihren Symptomen erzählen. Die Ärztin/der Arzt kann an einigen Stellen weiterführende Fragen stellen, um sich ein detailliertes Bild Ihrer Beschwerden zu machen.
Körperliche Untersuchungen
Körperliche Untersuchungen spielen eine untergeordnete Rolle in der Diagnosestellung einer Depression. Dennoch können Untersuchungen erfolgen, um beispielsweise körperliche Erkrankungen als Ursache Ihrer Beschwerden ausschließen zu können. Hierzu zählen:
- Neurologische Untersuchungen, wie Reflextestungen
- Blutuntersuchungen, um beispielweise Schilddrüsen- und Eisenwerte bestimmen zu können
- Aufnahmen des Schädels, wenn kognitive Defizite aufgetreten sind
Nach dem Arztbesuch
Wenn bei Ihnen eine Depression festgestellt wird, geht es im Weiteren darum, dass Sie Informationen über die Erkrankung bekommen und besprochen wird, welche Behandlungsoptionen existieren. Eine Behandlung beruht immer auf Ihrer freiwilligen Zustimmung und einer gemeinsamen Entscheidung mit der behandelnden Ärztin/dem behandelnden Arzt. Sollten gewisse Behandlungsoptionen bei Ihnen Unsicherheit oder Unzufriedenheit auslösen, kommunizieren Sie das im Arztgespräch.
Der Weg zur Diagnose war für mich seeehr sehr lang. Dadurch, dass ich mindestens 20 Jahre gewartet habe, ist es nicht besser geworden. Ich hatte Angst, dass ich mit der Diagnose gebrandmarkt bin und dann weiter drunter leiden muss. Deshalb habe ich mich lange nicht getraut, mir Hilfe zu holen.
Jenny B.
Betroffene
Psychologische Tests bei Depression
Psychologische Tests können eine sinnvolle Ergänzung zum Arztgespräch darstellen, indem sie häufige Symptome und deren Intensität abfragen. Außerdem können sie zur Verlaufsbeurteilung eingesetzt werden.
Testinhalte bei Depression
In den Tests werden Symptome der Depression, wie zum Beispiel Schlaf, innerer Antrieb, Suizidgedanken und Konzentrationsschwierigkeiten erfragt. Es handelt sich dabei um standardisierte Fragen. Eine Vorbereitung auf diese Tests ist nicht erwünscht. Denn es geht hierbei explizit nicht darum, eine Leistung zu erbringen, sondern darum, den psychischen Zustand der Betroffenen abzubilden.
Fragebögen und Selbsttests
Neben von ExpertInnen erstellten Testverfahren, wie dem Beck Inventar, existieren einige Selbsttests, beispielsweise im Internet oder in Zeitschriften. Diese können zur eigenen Einschätzung genutzt werden, fundierte Ergebnisse liefern sie aber nicht. Aus diesem Grund sollten Sie die Ergebnisse solcher Tests im Zweifel immer mit einer/einem PsychologIn oder einer Ärztin/einem Arzt besprechen. Eine Diagnose kann auf Basis eines solchen Selbsttests nicht zuverlässig gestellt werden. Im nachfolgenden Download finden Sie einen „Selbsttest für Anzeichen einer Depression“. Damit können Sie die Möglichkeit für eine Depression bei Ihnen einschätzen. Dieser Test ersetzt aber auf keinen Fall ein Gespräch mit der Ärztin/dem Arzt und dient lediglich einer groben Selbsteinschätzung.
Downloads
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Vorbereitung auf das Arztgespräch Im Rahmen des Arztgespräches können auf Ihrer Seite sowie auf Seiten der Ärztin/des Arztes Fragen auftreten. Damit Sie darauf vorbereitet sind, finden Sie hier die wichtigsten Fragen zum Thema Depression.
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Selbsttest für Anzeichen einer Depression Selbsttests können einen ersten Hinweis auf eine mögliche Depression geben. Sollte bei diesem Test das Ergebnis auf eine Depression hindeuten, besprechen Sie das bitte unbedingt mit einer Ärztin/einem Arzt.
Geprüft Prim.a Dr.in Christa Radoš: Stand 09.02.2022 / TR_8867_17112021 | Quellen und Bildnachweis