5. Wirkung der Gentherapie bei Hämophilie B

Woher weiß ich, dass die Gentherapie bei mir wirkt?

Um den Erfolg der Gentherapie zu überprüfen, sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen notwendig. Diese Untersuchungen sollen mögliche Nebenwirkungen frühzeitig erkennen. Sie zielen auch darauf ab, die Aktivität von Faktor IX zu überwachen. Dies zeigt, ob eine körpereigene Produktion des Faktors IX eingesetzt hat. Ein Anstieg der Faktoraktivität kann nach drei bis vier Wochen erwartet werden.

Eine Einführung in die Gentherapie erhalten Sie in der Lektion „Grundlagen der Gentherapie bei Hämophilie B“.

Keine zweite Gabe der Gentherapie

Bei einem kleinen Teil der Hämophilie-B-Patient:innen führt die einmalige Infusion nicht zu ausreichendem Erfolg. Dies kann an vorhandenen Antikörpern gegen die Virusvektoren, also den Transportvehikeln der Gentherapie, liegen. Nach aktuellem Wissensstand wird in diesem Fall keine zweite Infusion empfohlen.

Da nach der ersten Infusion Antikörper , welche gegen das Präparat gerichtet sind, vom Körper produziert werden, ist mit keinem Vorteil bei einer zweiten Gabe einer Gentherapie zu rechnen.

Welche Nebenwirkungen können bei der Gentherapie auftreten?

Nach der Infusion ist es möglich, dass Hämophilie-B-Patient:innen sofort Nebenwirkungen bemerken. Es kann aber auch sein, dass sich manche Begleiterscheinungen erst nach einiger Zeit ausbilden.

 Sofortige Nebenwirkungen nach der Infusion

  • Unverträglichkeiten und Allergien:
    • Der Körper kann mit Krankheitssymptomen auf die Inhaltstoffe der Infusion reagieren. Dies kann sich durch Ausschlag, Rötungen, Schwellungen, Wassereinlagerungen oder Juckreiz äußern. Auch Schweißausbrüche, Atemnot, Schwindel und Übelkeit sind möglich. In der Regel sind diese Reaktionen jedoch schwach und es gibt selten Langzeitfolgen.
    • Schwere Reaktionen sind selten, aber ein anaphylaktischer Schock ist möglich und hierbei das gefährlichste Ereignis. Dabei reagiert das Immunsystem so extrem auf die Inhaltsstoffe der Infusion, dass es zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand kommen kann. Sollten Sie einen anaphylaktischen Schock entwickeln, kann Ihnen von Ihrem Behandlungsteam sofort ein wirksames Medikament verabreicht werden, sodass der Schock sofort unterbrochen wird und es zu keinem Kreislaufstillstand kommt.
  • Hämatome: Blaue Flecken an der Einstichstelle
  • Entzündungen der Einstichstelle

Diese Risiken sind selten und werden im Krankenhaus überwacht, sodass Ihnen bei Nebenwirkungen sofort geholfen werden kann.

Zeitverzögert Nebenwirkungen

  • Immunreaktion : Eine Immunreaktion ist eine Reaktion des Immunsystems auf eine dem Körper zugeführte fremde Substanz. Es kann zu Fieber, Abgeschlagenheit und einem generellen Krankheitsgefühl kommen. Zögern Sie nicht, Ihr Behandlungsteam zu kontaktieren, sollte es zu einem Unwohlsein oder Beschwerden kommen.
  • Anstieg der Leberwerte : Besonders der Anstieg von Transaminasen wird durch Blutkontrollen überwacht. Sollte es zu einem Anstieg kommen, kann dieser mit Cortison behandelt werden.

Mein Beitrag zur Kontrolle der Gentherapie

Als Hämophilie-B-Patient:in können zur Kontrolle Ihrer Therapie beitragen, indem Sie auf mögliche Veränderungen Ihrer Beschwerden achten. Dies können eine verringerte Häufigkeit von Blutungen oder kürzere Blutungszeiten sein. Regelmäßige Kontrollen sind wichtig, um mögliche Nebenwirkungen auszuschließen und den Therapieerfolg zu überwachen. Nehmen Sie die Kontrollen wahr, die Ihr Behandlungsteam anordnet. Besprechen Sie bei den Kontrollterminen alle wahrgenommen Veränderungen, Beschwerden oder Nebenwirkungen, die Ihnen aufgefallen sind.

Mehr dazu, was Sie selbst zu Ihrer Therapie bei Hämophilie B beitragen können, erfahren Sie in der Lektion „Mein Beitrag zur Therapie bei Hämophilie B“.

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Geprüft Univ.-Prof. Dr. Cihan Ay: Stand Oktober 2024 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Antikörper
(Immunoglobuline)
Eiweiße (Proteine), die von Zellen des Immunsystems gebildet werden, um Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren zu bekämpfen. Bei manchen Erkrankungen kann es zu einer fehlgeleiteten Bildung von Antikörpern gegen körpereigene Zellen oder Strukturen kommen.
Gentherapie
Behandlungsmethode, die darauf abzielt, genetische Defekte durch die Einführung von gesunden Genen zu korrigieren oder auszugleichen.
Hämophilie
(Bluterkrankheit)
Erkrankung der Blutgerinnung. Betroffene haben einen Mangel an Gerinnungsfaktoren, die zur Blutstillung benötigt werden. Dadurch treten Blutungen häufiger auf als bei gesunden Personen und werden langsamer gestoppt. Es gibt zwei Arten der Hämophilie. Bei Hämophilie A fehlt der Gerinnungsfaktor VIII (acht). Bei Hämophilie B fehlt der Gerinnungsfaktor IX (neun).
Immunantwort
Reaktion des Immunsystems auf Organismen oder Substanzen, die es für schädlich hält. Das Abwehrsystem des Körpers kann nach einer durchgemachten Krankheit oder nach einer Impfung einen Krankheitserreger erkennen. Das Immunsystem reagiert und bekämpft den Krankheitserreger.
Infusion
Verabreichung einer Flüssigkeit (mit oder ohne darin gelösten Medikamente) über einen Zugang in ein Blutgefäß.
Leberwerte
Blutwerte, die Aufschluss über die Funktion der Leber geben.
Transaminasen
Enzyme, die in der Leber vorkommen und deren Konzentration im Blut auf Leberschäden hindeuten kann.