9. HPV-Impfung – Alle Fragen

HPV (Humane Papillomviren oder Humane Papillomaviren) sind eine weitverbreitete Gruppe von Viren, die verschiedene gesundheitliche Probleme verursachen können. Univ.-Prof. Dr. Elmar Joura und Assoz.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Christoph Grimm, Fachärzte für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, und Doris Kiefhaber, Geschäftsführerin der Österreichischen Krebshilfe, beantworten Fragen zu HP-Viren, der Übertragung von HPV und der HPV-Impfung. Ist die HPV-Impfung umstritten? Welche Nebenwirkungen sind möglich? Wo ist die HPV-Impfung in Österreich verfügbar? Wird die HPV-Impfung von der Krankenkasse bezahlt? Wieviel kostet die HPV-Impfung für Erwachsene? Wann ist ein HPV-Test sinnvoll? Wie geht es für Betroffene bei einer bestehenden HPV-Infektion weiter? Die drei Expert:innen beantworten häufige Fragen zu HPV-Impfung und HPV-Test.

Einleitung durch Univ.-Prof. Dr. Elmar Joura, Assoz.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Christoph Grimm und Doris Kiefhaber

Liebe Zuseherinnen und Zuseher. Mein Name ist Doris Kiefhaber. Ich bin Geschäftsführerin der Österreichischen Krebshilfe und freue mich gemeinsam mit Universitätsprofessor Dr. Elmar Jura und Professor Dr. Christoph Grimm hier einige, oft gestellte Fragen zum Thema HPV und zur HPV-Impfung beantworten zu dürfen.

Mein Name ist Elmar Joura. Ich bin Frauenarzt am Wiener AKH und behandle seit über 30 Jahren Frauen mit Erkrankungen, die durch HPV ausgelöst werden. Ich bin seit mehr als 20 Jahren in der Forschung und klinischen Erprobung dieser Impfungen tätig. [00:00:24]

Mein Name ist Christoph Grimm. Ich bin Gynäkologe am AKH Wien, spezialisiert auf die Diagnose und Therapie von Krebsvorstufen und von Krebserkrankungen und damit auch jeden Tag mit HPV konfrontiert.

Hier geht es zur Einleitung des Kurses: „HPV-Impfung”

Humane Papillomaviren

Was ist HPV und was passiert bei einer Infektion mit dem Virus?

HPV ist die Abkürzung für Humanes Papillomavirus und ist somit eine Viruserkrankung, die insgesamt sehr häufig vorkommt. Praktisch jede sexuell aktive Person hat irgendwann in ihrem Leben einmal eine HPV-Infektion. Typischerweise ist diese HPV-Infektion harmlos und verschwindet von selbst wieder aus dem Körper. Nur wenn eine Infektion in seltenen Fällen sehr lange, also über mehrere Jahre im Körper bleibt, kann sie zu Krebsvorstufen und in seltenen Fällen auch zu Krebserkrankungen führen.

Wie wird HPV übertragen?

HPV ist eine Infektion, die nicht wie viele andere Viruserkrankungen über eine Tröpfcheninfektion übertragen wird, sondern über den direkten Körperkontakt, insbesondere wenn dabei kleine Mikrorisse in der Gewebsoberfläche entstehen. Deswegen werden HPV-Infektionen typischerweise sexuell übertragen.

Was bringt die HPV-Impfung?

Die HPV-Impfung ist die sicherste Möglichkeit, den eigenen Körper vor einer HPV-Infektion zu schützen. Sie bietet einen sehr hohen Schutz vor drei großen Bereichen: Genitalwarzen, HPV-assoziierten Erkrankungen im Genitalbereich von Männern und Frauen, und HPV-assoziierten Erkrankungen im oropharyngealen Bereich, das heißt im Rachenbereich. Die wichtigsten Krebserkrankungen, gegen die eine HPV-Impfung also schützt, sind Oropharyngealkarzinome im Rachenbereich, Genitalkarzinome wie Gebärmutterhalskrebs, Scheidenkrebs oder Schamlippenkrebs bei Frauen bzw. Peniskarzinome bei Männern, und Analkarzinome bei beiden Geschlechtern.

Wie gut schützt die HPV-Impfung?

Insgesamt bietet die HPV-Impfung einen sehr hohen Schutz vor einer HPV-Infektion. Der größtmögliche Schutz mit über 98 % Wirksamkeit wird erreicht, wenn die Impfung in den Lebensjahren 9-12 verabreicht wird. Wenn die HPV-Impfung danach, also zwischen 13-21 Jahren verabreicht wird, sinkt dieser Schutz auf etwa 95% und nimmt dann mit jeder Lebensdekade weiter ab. In den Lebensjahren 60-65 erreicht man ungefähr einen Schutz von 80%.

Gibt es Erfahrungen aus anderen Ländern, was die durch Impfung bewirken kann?

Es gibt viele Erfahrungen aus Australien. Einerseits wurde dort sehr früh eine flächendeckende HPV-Impfung eingesetzt und durchgeführt. Andererseits gibt es in Australien eine sehr gute epidemiologische Datenerfassung, durch die lückenlos Krebserkrankungen und HPV-assoziierte Krebsvorstufen aufgezeichnet werden. Hier sieht man bereits jetzt, also knapp 20 Jahre nach dem erstmaligen Einsatz dieser Impfung einen deutlichen Rückgang der HPV-assoziierten Krebserkrankungen. Dieser Rückgang wird in den nächsten 10 bis 20 Jahren weiter zunehmen, sodass das HPV-assoziierte Zervix-Karzinom, also Gebärmutterhalskrebs, wahrscheinlich verschwinden wird.

Hier geht es zum Video-Interview: „Humane Papillomviren”

Für wen ist eine HPV-Impfung sinnvoll?

Wann empfiehlt der österreichische Impfplan eine HPV-Impfung?

Der Österreichische Impfplan empfiehlt die HPV-Impfung für alle Mädchen und Buben, Frauen und Männer vom 9. bis zum 30. Geburtstag. Der HPV-Virus führt bei beiden Geschlechtern zu Erkrankungen und die Impfung macht auch in einem späteren Alter noch Sinn. Dennoch gilt: Je früher geimpft wird, desto besser ist der Effekt, der durch die Impfung erzielt wird.

Warum sollte die HPV-Impfung idealerweise vor dem ersten Geschlechtsverkehr durchgeführt werden?

Jede vorbeugende Maßnahme ist am effektivsten, wenn sie vor dem größten Risiko angewendet wird. Papillomaviren werden vor allem durch sexuelle Kontakte übertragen. Daher macht es Sinn, möglichst früh zu impfen, idealerweise in der vierten Klasse Volksschule. Die HPV-Impfung verhindert jedoch in jedem Alter Neuinfektionen und Erkrankungen, es gibt kein oberes Alterslimit.

Ist eine HPV-Impfung auch für Buben und Männer sinnvoll?

Die HPV-Impfung für Buben und junge Männer ist genauso sinnvoll wie für Mädchen und junge Frauen. Gebärmutterhalskrebs ist zwar die häufigste Erkrankung, aber inzwischen nehmen vor allem auch Rachenkarzinome, die durch den HPV-Virus ausgelöst werden, bei Männern dramatisch zu. In den USA gibt es beispielsweise bereits mehr Fälle von Rachenkarzinomen als Gebärmutterhalskrebs. Weiters werden bei Männern auch Analkarzinome und Peniskarzinome durch den HPV-Virus ausgelöst, wobei diese durch eine Impfung ebenfalls sehr effektiv verhindert werden können.

Ist die HPV-Impfung auch für erwachsene Menschen über 30 oder so sinnvoll? Bzw. Bis zu welchem Alter?

In Europa gibt es keine obere Altersgrenze bezüglich der Zulassung der HPV-Impfung, Die Impfung verhindert in jedem Alter sehr zuverlässig Neuinfektionen und Erkrankungen.

Wenn ich in einer monogamen Beziehung bin, macht es dennoch Sinn, dass ich mich impfen lasse?

Wenn man in einer monogamen Beziehung lebt, dann besteht ein niedrigeres Risiko für eine HPV-Infektion. Dennoch gibt es nie eine Garantie, dass eine monogame Beziehung bestehen bleibt. Es ist so ähnlich wie beim Sicherheitsgurt: Auch hier gibt es nur eine entsprechende Schutzwirkung, wenn sich alle Verkehrsteilnehmer anschnallen. Man legt den Gurt nicht nur dann an, wenn man mit einem Unfall rechnet, sondern dass man im Ernstfall geschützt ist. Das Gleiche gilt für Impfungen. Man sollte sich frühzeitig schützen, damit man sicher ist, falls es notwendig wird.

Ich bin schwanger, kann ich mich trotzdem impfen lassen?

Die Impfung ist für die Schwangerschaft nicht zugelassen. Man weiß jedoch aus Studien, dass die Impfung keinen negativen Einfluss auf die Schwangerschaft bei jungen Frauen hat, wenn diese dabei unerwartet schwanger waren. Sollte eine Schwangerschaft während eines Impfzyklus auftreten, dann kann man die verbleibenden Impfungen nach der Geburt des Kindes fortsetzen. In der Stillperiode kann ohne Probleme geimpft werden.

Ich hatte Gebärmutterhalskrebs. Soll ich mich gegen HPV impfen lassen?

Wenn man Gebärmutterhalskrebs hatte, ist es am wichtigsten, dass hier die entsprechende Nachsorge durchgeführt wird. Dennoch ist bekannt, dass Papillomaviren insgesamt sechs verschiedene Krebsarten auslösen können, und es ein erhöhtes Risiko gibt, nach einer Erkrankung auch weitere Erkrankungen zu bekommen. Daher macht die Impfung auch in diesem Fall Sinn.

Ist eine HPV-Impfung nach einer Konisation sinnvoll?

Seit 2022 wird die HPV-Impfung in Österreich nach der Konisation von der Krankenkasse bezahlt, denn die Impfung reduziert das Risiko des Wiederauftretens um mehr als zwei Drittel. Das heißt, wenn nach der Konisation geimpft wird, gibt es einen großen Vorteil.

Sollten sich Menschen mit reduzierter Immunabwehr gegen HPV impfen lassen?

Menschen mit reduzierter Immunabwehr, also beispielsweise HIV-positive Menschen oder jene, die ein Organ transplantiert bekommen haben, haben ein erhöhtes Risiko für eine HPV-Infektion. Daher ist es besonders wichtig, diese Menschen zu impfen. Wichtig ist nur, dass in dieser Gruppe auch vor dem 30. Lebensjahr 3 anstelle von 2 Impfungen benötigt werden, um die verminderte Immunantwort auszugleichen.

Macht eine neuerliche Impfung mit dem Neunfach-Impfstoff Sinn, wenn ich schon mit einem Zweifach- oder Vierfach-Impfstoff geimpft wurde?

Wenn man mit der ersten Generation der HPV-Impfungen, also dem Zweifach- oder dem Vierfach-Impfstoff geimpft wurde, ist man gut geschützt. Vor allem Frauen profitieren jedoch davon, wenn sie auch vor den 5 weiteren, krebserregenden Stämmen geschützt sind. Diese führen vor allem später im Leben oft zu Gebärmutterhalskrebs, weswegen die Impfung empfohlen wird. Es ist bekannt, dass die Impfung auch in solchen Situationen sicher und wirksam ist.

Hier geht es zum Video-Interview: „Für wen ist eine HPV-Impfung sinnvoll?”

Risiken und Nebenwirkungen der HPV-Impfung

Ist die HPV-Impfung eine Lebendimpfung und was bedeutet das?

Die HPV-Impfung ist keine Lebendimpfung . Sie besteht aus leeren Virushüllen, wobei unser Immunsystem die Oberfläche dieser leeren Virushüllen kennenlernt. Wenn der Körper in Kontakt mit dem echten Virus kommt, gibt es also bereits Antikörper , die diese Viren abfangen.

Ist die HPV-Impfung ausreichend getestet?

Alle 3 verfügbaren HPV-Impfung wurde insgesamt an fast 100.000 Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmern getestet. Weltweit wurden fast 1 Milliarde dieser Impfungen verabreicht, wodurch bekannt ist, dass die Impfung sehr sicher ist.

Welche Nebenwirkungen können bei der HPV-Impfung auftreten?

Die Nebenwirkungen der HPV-Impfung entsprechen denen jeder anderen Impfung. Häufig kommt es am Tag nach der Impfung zu Schmerzen an der Stichstelle. Unter Umständen können leichte Kopfschmerzen oder leichtes Fieber am Abend nach der Impfung auftreten. Die meisten dieser Nebenwirkungen sind jedoch sehr mild. Werden bestimmte Erkrankungen bei Geimpften und nicht Geimpften verglichen, dann treten diese gleich häufig auf.

Ist Aluminium Bestandteil der HPV-Impfung?

Jede Impfung hat einen Verstärker für die Immunwirkung. Das ist in den meisten Fällen Aluminium, so auch bei der HPV-Impfung. Das ist jedoch sehr bewährt und erprobt, es bestehen keinerlei Sicherheitsbedenken.

Kann die HPV-Impfung unfruchtbar machen?

Die HPV-Impfung macht nicht unfruchtbar. Im Gegenteil: Die HPV-Impfung schützt vor Erkrankungen am Gebärmutterhals, welche ein erhöhtes Frühgeburtsrisiko auslösen, wenn eine Operation notwendig ist. Man kann also davon ausgehen, dass HPV-geimpfte Frauen wahrscheinlich mehr Kinder zum richtigen Zeitpunkt zur Welt bringen als ungeimpfte. Zudem zeigen Untersuchungen zu künstlicher Befruchtung, dass HPV-infizierte Spermien zu schlechteren Ergebnissen führen als HPV-negative Spermien. Man kann also erwarten, dass auch Männer durch die HPV-Impfung bezüglich der Fruchtbarkeit profitieren.

Hier geht es zum Video-Interview: „Risiken und Nebenwirkungen der HPV-Impfung”

Organisatorisches zur HPV-Impfung

Wo kann man sich in Österreich gegen HPV impfen lassen?

Aufgrund der unterschiedlichen Impfprogramme in Österreich kann es sein, dass sich die Impfangebote in jedem Bundesland unterscheiden. Normalerweise sollte eine Impfung in den magistratischen Bezirksämtern, in Impfstraßen und bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten möglich sein. Eine gute Übersicht hierzu findet man unter www.impfen.gv.at, der offiziellen Impfseite des Bundesministeriums für Gesundheit. Wenn man hier auf HPV-Impfung klickt, dann öffnet sich eine Österreichkarte, wo man das Wunsch-Bundesland auswählen kann und alle aktuellen Informationen zur Impfung bekommt.

Bis wann ist die HPV-Impfung gratis?

Seit dem 1. Juli 2024 ist die HPV-Impfung bis zum 30. Geburtstag für Mädchen, Frauen, Buben und Männer kostenlos. Dieses Angebot gilt allerdings nur bis zum 31. Dezember 2025. Ab dem 1. Januar 2026 wird die obere Altersgrenze für die kostenfreie HPV-Impfung wahrscheinlich wieder auf den 21. Geburtstag limitiert. Das heißt, dass eine Impfung bis zum 31. Dezember 2025 auf jeden Fall kostenlos ist. Zudem gilt: Wenn man die erste Teilimpfung vor dem 30. Geburtstag kostenlos erhält, dann ist auch die zweite Teilimpfung kostenlos, selbst wenn diese nach dem 30. Geburtstag verabreicht wird.

Wie viel kostet die HPV-Impfung für Erwachsene?

Die HPV-Impfung ist ab dem 30. Geburtstag kostenpflichtig. Sie wird in 3 Teilimpfungen empfohlen und angeboten, wobei man pro Teilimpfung etwa 215,50 € zahlt. Dazu kommt noch das Impfhonorar, das sich in den verschiedenen Bundesländern und bei verschiedenen Ärztinnen und Ärzten unterscheidet. Dieses beträgt etwa 10-15€.

Wann übernimmt die Krankenkasse die HPV-Impfung bei Erwachsenen?

Grundsätzlich übernimmt die Krankenkasse keine Kosten für eine HPV-Impfung ab dem 30. Geburtstag. Eine Ausnahme gibt es für Frauen, die eine Konisation hatten, eine bestimmte Befunddefinition erfüllen und unter 45 Jahre alt sind. Nähere Informationen dazu findet man auf der Website der Österreichischen Krebshilfe, www.krebshilfe.net, oder auch bei den Gynäkologinnen und Gynäkologen des Vertrauens.

Hier geht es zum Video-Interview: „Organisatorisches zur HPV-Impfung”

Durchführung der HPV-Impfung

Wie oft und in welchen Abständen muss die HPV-Impfung verabreicht werden?

Vom 9. bis zum 30. Geburtstag reichen 2 Impfungen aus. Der Abstand zwischen diesen beiden Impfungen muss jedoch mindestens 6 Monate betragen, noch besser wären 12 Monate. Nach dem 30. Geburtstag sind 3 Impfungen notwendig, die in einem Abstand von 2 Monaten nach der ersten, und weiteren 4-6 Monaten nach der zweiten Impfung verabreicht werden sollen.

Kann man die HPV-Impfung auch mit anderen Impfungen kombinieren?

Die HPV-Impfung kann man unbegrenzt mit allen anderen Impfungen kombinieren.

Wie lange dauert es, bis die HPV-Impfung wirkt?

Nach der Impfung steigen die Antikörper sehr rasch an. Man kann davon ausgehen, dass bereits etwa ein Monat nach der ersten Impfung ein guter Impfschutz besteht. Die zweite Impfung dient vor allem für die langfristige Wirksamkeit der Impfung.

Wie viele Jahre wirkt die HPV-Impfung? Ist eine Auffrischung nötig?

Bisher gibt es Daten zu den vergangenen 20 Jahren, die eine 100%ige Wirksamkeit der HPV-Impfung zeigen. Es kam bisher also zu keiner Durchbruchserkrankung. Man geht heute davon aus, dass die meisten Menschen wahrscheinlich lebenslang geschützt sein werden. Eine Auffrischungsimpfung ist derzeit nicht notwendig.

Hier geht es zum Video-Interview: „Durchführung der HPV-Impfung”

HPV-Test

Wann ist ein HPV-Test sinnvoll?

Ein HPV-Test wird am wichtigsten als Screeningtest einsetzt. Das bedeutet, dass er zur Vorsorge oder Früherkennung von HPV-assoziierten, gutartigen Veränderungen eingesetzt wird. Das entspricht dem klassischen Früherkennungstest für Gebärmutterhalskrebs. Ein ähnlicher Test wäre der PAP-Abstrich . Der HPV-Test hat den großen Vorteil, dass er nicht nur eine Momentaufnahme liefert und sagen kann, ob derzeit eine HPV-Infektion und damit eine gutartige Veränderung vorliegt, sondern dass er auch einige Jahre in die Zukunft schauen kann. Wenn ein HPV-Test negativ ist, ist es also sehr unwahrscheinlich, dass sich in den nächsten 3 bis 5 Jahren eine HPV-assoziierte, gutartige Veränderung am Gebärmutterhals bilden wird.

Ist eine Testung auf das Vorliegen einer HPV-Infektion vor einer Impfung sinnvoll?

Ein solcher Test ist aus mehreren Gründen nicht notwendig. Einerseits ist es so, dass die HPV-Impfung den vollen Schutz im Körper erst nach 6 Monaten entwickelt, also zumeist erst nach der zweiten oder dritten Impfung. Somit wäre ein HPV-Test eher am Ende als am Anfang des Impfzyklus relevant, wenn der Impfschutz im Körper bereits gegeben ist. Auf der anderen Seite ist es so, dass eine vorliegende HPV-Infektion, die mit einem positiven Test nachgewiesen wurde, die Wirksamkeit der HPV-Impfung nicht beeinflusst. Das heißt, die HPV-Impfung wirkt gleich gut, unabhängig davon, ob ein HPV-Test positiv oder negativ ist. Die Höhe des Impfschutzes ist unabhängig von dem aktuellen HPV-Testergebnis. Außerdem hat die HPV-Impfung hat keinen therapeutischen Effekt. Sie erhöht also nicht die Wahrscheinlichkeit, dass eine aktuell vorliegende HPV-Infektion verschwindet, aber bietet gleichzeitig die einzige Möglichkeit, den Körper auch in Zukunft vor einer HPV-Infektion zu schützen. Eine durchgemachte HPV-Infektion, die von selbst wieder aus dem Körper verschwindet, baut verglichen zur HPV-Impfung keinen Schutz gegen eine neuerliche HPV-Infektion auf.

Können auch Männer testen, ob sie eine HPV-Infektion haben?

Prinzipiell kann der HPV-Test auch bei Männern durchgeführt werden. Der große Unterschied ist jedoch, dass der Test bei Männern leider nicht so präzise funktioniert wie bei Frauen. Der große Nachteil der HPV-Testung bei Männern ist insbesondere die hohe Falsch-Negativ-Rate. Das bedeutet, dass etwa in der Hälfte der Fälle ein negatives HPV-Testergebnis gefunden wird, obwohl eine HPV-Infektion vorliegt. Im Rachenbereich kommt es sowohl bei Männern als auch bei Frauen zu demselben Problem, da der Abstrich-Test zum Nachweis einer HPV-Infektion hier nicht so gut funktioniert wie der HPV-Test im weiblichen Genitalbereich. Am Gebärmutterhals im Scheidenbereich ist die Test-Präzision sehr hoch und genau.

Wie und wo kann man sich auf HPV testen lassen?

Ein HPV-Test ist bei allen Frauenärztinnen und Frauenärzten möglich. Außerdem kann man sich in den meisten Labors, die Infektionsabstriche durchführen, sowie bei den meisten Hautärztinnen und Hausärzten, und Urologinnen und Urologen testen lassen.

Hier geht es zum Video-Interview: „HPV-Test”

HPV-Infektion

Was ist, wenn der HPV-Test positiv ist?

Grundsätzlich liefert ein positiver HPV-Test eine wichtige Information, aber keine Diagnose einer Erkrankung. Ein positiver HPV-Test bedeutet lediglich, dass im Körper aktuell eine HPV-Infektion vorliegt. Das heißt jedoch nicht automatisch, dass auch eine HPV-assoziierte Erkrankung vorliegt. Diese kann nur mit anderen Tests nachgewiesen werden, wie etwa einem PAP-Abstrich oder einer Gewebsprobe. In etwa 9 von 10 Fällen verschwindet eine HPV-Infektion von selbst wieder aus dem Körper. Die mittlere Dauer, bis der Körper eine HPV-Infektion erkennt und wieder überwunden hat, liegt bei circa 6 bis 18 Monaten. Wenn eine HPV-Infektion überstanden und der HPV-Test wieder negativ ist, ist die HPV-Infektion auch komplett aus dem Körper verschwunden. Anders als zum Beispiel Fieberblasen-Viren, die nach einer Infektion ein Leben lang im Körper bleiben, gibt es also keine schlummernde HPV-Infektion, die ständig wieder reaktiviert werden kann. Entweder der HPV-Test ist positiv und es gibt eine aktuell vorliegende HPV-Infektion, oder der Test ist negativ und die HPV-Infektion ist nicht vorhanden.

Was kann ich denn tun, wenn ich eine HPV-Infektion habe? Gibt es eine Therapie?

Ein positiver HPV-Test bedeutet lediglich ein erhöhtes Hintergrundrisiko, das in den nächsten 2 bis 3 Jahren eine HPV-assoziierte, typischerweise gutartige Veränderung auftreten kann, also eine sogenannte Krebsvorstufe. Daher ist es notwendig, bei einem positiven HPV-Test regelmäßig zusätzliche weitere Kontrollen durch einen PAP-Abstrich oder eine Gewebsprobe durchzuführen, um eine HPV-assoziierte, gutartige Veränderung nachzuweisen oder auszuschließen.

Ist eine HPV-Impfung nach einer HPV-Infektion noch sinnvoll?

Eine HPV-Impfung macht immer Sinn, unabhängig davon, ob man schon einmal eine HPV-Infektion hatte oder nicht. Die HPV-Impfung stellt die einzige Möglichkeit dar, den Körper aktiv vor einer neuerlichen HPV-Infektion zu schützen. Eine durchgemachte HPV-Infektion wird im Körper sozusagen leider nicht abgespeichert, wodurch man sich theoretisch jederzeit wieder mit HPV infizieren kann. Im Gegensatz dazu stellt die HPV-Impfung einen sehr hohen Schutz gegen eine neuerliche HPV-Infektion dar.

Soll ich meiner Partnerin oder meinen Partner sagen, wenn ich HPV-positiv bin?

Es wird empfohlen, offen mit Partnerinnen und Partnern über eine HPV-Infektion zu kommunizieren. In einer festen Partnerschaft passiert es häufig, dass eine HPV-Infektion im Sinne einer Ping-Pong-Infektion hin und her gegeben wird, sodass je eine Person infiziert ist. Die effizienteste Maßnahme, um diesen Ping-Pong-Effekt zu unterbrechen, ist die HPV-Impfung für beide Partner. Damit verschwindet die Infektion nicht nur aus dem Körper, sondern die HPV-Impfung entfaltet auch ihre Wirkung, sodass man vor einer neuerlichen Infektion geschützt ist.

Wie kann sich mein Partner oder meine Partnerin schützen, wenn ich HPV-positiv bin?

Es ist wichtig zu wissen, dass nicht bei jedem sexuellen Kontakt eine Infektion entsteht. Bisher gibt es keine umfassenden Daten dazu, aber es wird geschätzt, dass pro 100 sexuelle Kontakte etwa eine Infektion entsteht. Eine eins-zu-eins Übertragung findet damit nicht jedes Mal statt. Die beste Chance, um sich gegen eine Infektion zu schützen, ist einerseits die Verwendung von Kondomen. Wenn einer der beiden Partner eine HPV-Infektion hat, wird andererseits jedoch auch empfohlen, dass sich beide gegen HPV impfen lassen, um einen wirksamen Schutz gegen den Virus aufzubauen.

Mein Partner oder meine Partnerin ist HPV-positiv. Bedeutet das, dass er oder sie mich betrogen hat?

Das ist eine Frage, die der HPV-Test leider nicht beantworten kann. Der HPV-Test kann sagen, ob aktuell eine HPV-Infektion vorliegt oder nicht. Er kann jedoch nicht beurteilen, wann diese HPV-Infektion entstanden ist. Normalerweise gelangt eine HPV-Infektion ohne Beschwerden, also asymptomatisch, in den Körper. Bei Vorliegen eines positiven HPV-Tests ist es daher nicht möglich zu sagen, ob diese HPV-Infektion erst seit wenigen Tagen oder schon seit mehreren Jahren vorhanden ist.

Hier geht es zum Video-Interview: „HPV-Infektion”

Unsere Nachricht an Sie

Die HPV-Impfung ist ein Meilenstein in der Krebsvorsorge. Noch nie zuvor hat es die Möglichkeit gegeben, dass man sich mit einer Impfung gegen 6 Krebsarten schützen und diese weitgehend vermeiden kann.

Bis zum 31. Dezember 2025 gibt es in Österreich die günstige Situation, dass man die HPV-Impfung vor dem 30. Geburtstag kostenlos nachholen kann, wenn man sie im Alter 9-12 verpasst hat. Nutzen Sie diese Chance unbedingt so schnell wie möglich. Bei der HPV-Impfung gilt: Je früher, desto besser.

Unser Motto, das sich speziell an Frauen richtet, lautet daher: “Bis 30 HPV impfen und ab 30 HPV testen”. Damit gehen Sie weitgehend sicher, dass Sie nicht an Gebärmutterhalskrebs erkranken.

Hier geht es zum Video-Interview: „Unsere Nachricht an Sie”

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Geprüft Assoz.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Christoph Grimm und Univ.-Prof. Dr. Elmar Joura und Doris Kiefhaber: Stand November 2024 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Antikörper
(Immunoglobuline)
Eiweiße (Proteine), die von Zellen des Immunsystems gebildet werden, um Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren zu bekämpfen. Bei manchen Erkrankungen kann es zu einer fehlgeleiteten Bildung von Antikörpern gegen körpereigene Zellen oder Strukturen kommen.
HPV-Test
Probenentnahme aus dem Gebärmutterhals, ähnlich wie bei einem PAP-Abstrich. Durch verschiedene Testverfahren wird anschließend überprüft, ob die Probe HPV-Viren enthält.
Immunantwort
Reaktion des Immunsystems auf Organismen oder Substanzen, die es für schädlich hält. Das Abwehrsystem des Körpers kann nach einer durchgemachten Krankheit oder nach einer Impfung einen Krankheitserreger erkennen. Das Immunsystem reagiert und bekämpft den Krankheitserreger.
Impfzyklus
Das Ziel von Impfungen ist der bestmögliche Schutz vor bestimmten Krankheiten. Der Impfzyklus gibt die Anzahl der notwendigen Impfungen und den zeitlichen Abstand zwischen diesen an. Impfzyklen können je nach Krankheit unterschiedlich sein. Auch zwischen Bevölkerungsgruppen gibt es Unterschiede.
Konisation
Ein chirurgischer Eingriff, bei dem Gewebe aus dem Gebärmutterhals entnommen wird. Die Konisation dient dazu, Krebsvorstufen zu entfernen, um die Entwicklung von Gebärmutterhalskrebs zu verhindern. Der Eingriff wird in der Regel ambulant durchgeführt.  
Lebendimpfung
Lebendimpfstoffe enthalten abgeschwächte, funktionsfähige Viren, die in den Körper eingebracht das Immunsystem zur Bildung von Antikörpern stimulieren. Lebendimpfstoffe können unter Umständen, besonders bei immungeschwächten Personen, krankheitsähnliche Symptome auslösen. Im Unterschied dazu siehe „Totimpfstoff“.
PAP-Abstrich
(Papanicolaou-Färbung, Pap-Test)
PAP ist die Abkürzung für Papanicolaou. So wird die Färbung von Zellproben bezeichnet, benannt nach dem Erfinder dieser Methode. Der PAP-Abstrich ist eine Methode zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs. Beim PAP-Abstrich werden mithilfe einer Bürste oder einem Spatel Zellproben aus dem Gebärmutterhals abgeschabt. Diese Proben werden anschließend eingefärbt und unter dem Mikroskop beurteilt.
Zulassung
Die (Arzneimittel-)Zulassung ist eine von den Behörden erteilte Genehmigung, die benötigt wird, um ein Medikament oder Therapieverfahren öffentlich anbieten zu können. Sie wird erst erteilt, sobald durch klinische Studien nachgewiesen wurde, dass das Arzneimittel sicher und wirksam ist.