1. Behandlung von Polyneuropathie bei Krebs

Die Behandlung von Polyneuropathie bei Krebs verstehen

Die Chemotherapie-induzierte Polyneuropathie (CIPN) lässt sich meist gut behandeln. Mit Hilfe von Medikamenten und ergänzenden Maßnahmen können Schmerzen gelindert und Körperfunktionen gestärkt werden.

Übersicht über die Behandlung von Polyneuropathie

Es gibt viele Möglichkeiten, Polyneuropathie zu behandeln. Im Folgenden sehen Sie mehrere Behandlungsmöglichkeiten im Überblick:

  1. Medikamente wie Schmerzmittel, Antikonvulsiva und Antidepressiva
  2. Physikalische Maßnahmen im Rahmen von Ergotherapie und Physiotherapie.

TherapeutInnen nützen verschiedene Methoden und Hilfsmittel um mit Ihnen Sensibilität und Sensomotorik zu trainieren. Elektrotherapie ermöglicht beispielsweise Gleichstrom-, Wechselstrom- und Hochtonbehandlungen.

Behandlungsergebnisse

Die Chemotherapie-induzierte Polyneuropathie ist eine gut behandelbare Form der Polyneuropathie. Die Behandlung dauert jedoch meist mehrere Monate. Medikamente und ergänzende Maßnahmen führen in vielen Fällen zu einem beschwerdefreien Alltag. Oft bilden sich entstandene Schäden nach Beendigung der Chemotherapie weitgehend zurück.

Nicht immer ist eine vollständige Heilung möglich. Meist sind jedoch gute Behandlungsergebnisse erzielbar – vor allem, wenn früh mit der Behandlung begonnen wird.

Zur Früherkennung der Polyneuropathie finden Sie mehr Informationen in unserer Patientenschulung „Polyneuropathie früh erkennen“.

Behandlungsoptionen bei Polyneuropathie bei Krebs

Eine gute Behandlung führt meist zu einem beschwerdefreien Alltag. Medikamente helfen, Schmerzen maßgeblich zu mindern. Die physikalische Therapie hilft Ihnen, Ihre alltäglichen Fertigkeiten aufrechtzuerhalten.

Behandlungsmethoden

Zahlreiche Methoden stehen zur Behandlung der Polyneuropathie zur Verfügung. Am wichtigsten sind medikamentöse, physiotherapeutische und ergotherapeutische Behandlungen.

Physikalische Maßnahmen:

  • Ergotherapie: Hilft alltägliche Fertigkeiten wiederzuerlangen, z. B. kann das Essen mit Besteck trainiert werden
  • Physiotherapie: Hilft Bewegungsabläufe zu verbessern
  • Elektrotherapie:
    • Galvanische Bäder helfen gegen Krämpfe und Kribbeln
    • Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) mindert Schmerzen
    • Hochtontherapie regt Muskeln an
  • Kohlensäurebäder: Entspannen Muskeln und Nerven
  • Vibrationstherapie: Verbessert Muskelfunktion und -koordination
  • Fußreflexzonenmassage: Entspannt
  • Paraffinbäder: Regen Durchblutung an und lockern Muskeln

Medikamente:

  • Erste Wahl:
    • Antidepressiva, z. B. Duloxetin, Venlafaxin, Amitriptylin
    • Krampflösende Medikamente, z. B. Gabapentin, Pregabalin
  • Zweite Wahl:
    • Leichte Opiate, z. B. Tramadol, Tilidin
    • Wirkstoffpflaster, die Schmerzen mindern, z. B. Capsaicin, Lidocain
  • Dritte Wahl:
    • Starke Opiate, z. B. Oxycodon

Die Wahl der Medikamente

Verwendet werden zunächst die Medikamente mit den geringsten Nebenwirkungen, z. B. Antidepressiva und krampflösende Medikamente (erste Wahl). Wenn diese die Schmerzen nicht ausreichend lindern, kommen leichte Opiate oder Wirkstoffpflaster zur Anwendung (zweite Wahl). Nur als letzte Option werden auch starke Opiate angewandt (dritte Wahl).

Behandlungsmaßnahmen kombinieren

Die Polyneuropathie ist eine Erkrankung, die Muskeln, Gelenke und innere Organe beeinträchtigen kann. Durch eine Kombination aus medikamentöser und physikalischer Therapie werden die besten Behandlungsergebnisse erzielt: Schmerzen werden gelindert und Alltagsfähigkeiten wie das Greifen und Gehen  wiederhergestellt.

Mehr Informationen zu möglichen Auswirkungen einer Polyneuropathie erhalten Sie in unserer Patientenschulung „Polyneuropathie früh erkennen“ unter „Polyneuropathie und das Nervensystem“.

Bedeutung der Polyneuropathie für die Chemotherapie

Während Ihrer Chemotherapie sind einige Dinge zu beachten. Die Polyneuropathie können und sollten Sie behandeln lassen. Sprechen Sie alle Ihre Medikamenteneinnahmen mit Ihren ÄrztInnen ab. Wenn Sie körperliche oder psychische Veränderungen bemerken, teilen Sie diese Ihrem Behandlungsteam mit.

Während der Chemotherapie

Mit Ergo- und Physiotherapie sollte am besten schon während der Chemotherapie begonnen werden. Damit beugen Sie Bewegungseinschränkungen vor. Ergänzende Maßnahmen können ebenfalls genutzt werden, um Schmerzen zu lindern.

Mehr zu ergänzenden Maßnahmen erfahren Sie in der Lektion „Weiteres Therapieangebot bei Polyneuropathie“.

Während der Chemotherapie-Sitzung

Auch während einer laufenden Sitzung können Sie dazu beitragen, schweren Verläufen der Polyneuropathie vorzubeugen:

  • Kühlen Sie Ihre Hände und Füße.
  • Drücken Sie Ihre Hände und Füße fest zusammen oder ziehen Sie enge Handschuhe oder Socken an.

Anpassung der Chemotherapie

Wenn starke Nebenwirkungen auftreten, sollten Sie sofort mit Ihrem Behandlungsteam sprechen. Dann kann die Chemotherapie angepasst werden.

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Geprüft Prof. Dr. Thomas Licht: Stand August 2021 | Quellen und Bildnachweis

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