1. Verabreichungsformen der Krebstherapie

Wie können Krebstherapien verabreicht werden?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Therapien in der Onkologie verabreicht werden können.

  • Oral: Die Medikamente werden in Form von Tabletten oder Kapseln meist mit etwas Wasser geschluckt. Der Wirkstoff wird anschließend über den Darm aufgenommen. Diese Form der Therapie kann selbstständig zu Hause durchgeführt werden. Mehr dazu erfahren Sie in der Lektion „Orale Krebstherapie“.
  • Intravenös: Die Therapie wird über die Vene verabreicht. Der Wirkstoff kann sich so über das Blut schnell im ganzen Körper verteilen. Einige Medikamente können als Bolus gegeben werden, was bedeutet, dass die gesamte Dosis auf einmal verabreicht wird. Bestimmte Medikamente dürfen jedoch nur langsam gegeben werden. Infusionstherapien können daher bis zu 24 Stunden dauern. Intravenöse Therapien finden meist im Krankenhaus oder in einer Tagesklinik statt. Mehr dazu erfahren Sie in der Lektion „Intravenöse Krebstherapie“.
  • Subkutan: Die Medikamente werden direkt unter die Haut gespritzt. Der Wirkstoff bildet ein sogenanntes Depot unter der Haut, von wo aus er sich langsam im Körper verteilt. Diese Methode wird oft bei bestimmten Arten von Immuntherapien bzw. Antikörpertherapien eingesetzt und kann im Krankenhaus oder bei Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin durchgeführt werden. Die Verabreichung dauert wesentlich kürzer als bei Infusionen. Mehr dazu erfahren Sie in der Lektion „Subkutane Krebstherapie“.
  • Intramuskulär: Die Medikamente werden in einen Muskel gespritzt. Diese Methode wird bei der Verabreichung von Krebstherapien nur selten angewendet. Mehr dazu erfahren Sie in der Lektion „Intramuskuläre Krebstherapie“.

Es gibt noch weitere Verabreichungsformen, die jedoch nur in speziellen Fällen eingesetzt werden.

  • Dazu zählen zum Beispiel die intrathekale Verabreichung (= in die Rückenmarks- oder Gehirnflüssigkeit) zur Behandlung von Krebszellen im Gehirn.
  • Die intraarterielle Verabreichung (= in die Arterie) wird angewendet, um hohe Konzentrationen eines Wirkstoffes an einer bestimmten Stelle zu erreichen.

Warum gibt es unterschiedliche Verabreichungsformen von Krebstherapien?

Medikamente sind nur wirksam und sicher, wenn sie richtig verabreicht werden. Einige Wirkstoffe verlieren durch die Verdauung ihre Wirksamkeit, wenn sie oral (über den Mund) eingenommen werden und müssen daher auf anderem Wege gegeben werden. Andere Wirkstoffe können an der Körperstelle, an der sie verabreicht werden, Reizungen verursachen und müssen deshalb über die Vene (intravenös ) gegeben werden, um sich im Körper zu verteilen.

Für jedes Medikament gibt es genaue Vorschriften zur Einnahme. Für manche Medikamente gibt es mehrere wirksame und sichere Wege, wie sie verabreicht werden können. In diesem Fall beeinflussen Faktoren wie Gesundheitszustand, andere eingenommene Medikamente sowie die Art und das Stadium der Krebserkrankung, welche Verabreichungsform am besten geeignet ist. Welche Faktoren die Wahl der Verabreichung beeinflussen können, erfahren Sie in der Lektion „Wahl der Verabreichungsform in der Onkologie“.

Sind verschiedene Verabreichungsformen unterschiedlich wirksam gegen Krebs?

Hinsichtlich der unterschiedlichen Verabreichungsformen können Fragen bei Krebs-Patient:innen aufkommen, etwa ob es bei einer Chemotherapie besser ist, wenn die Therapie als Tablette oder Infusion verabreicht wird. Alle Krebstherapien müssen in umfangreichen klinischen Studien auf ihre Wirksamkeit getestet werden, um zugelassen zu werden. Ist ein Medikament für mehrere Verabreichungsformen zugelassen, so sind diese so entwickelt, dass sie gleichermaßen wirksam sind. Manchmal ist es dafür jedoch notwendig, einen Wirkstoff spezifisch für die jeweilige Verabreichungsform zu dosieren. Das kann bedeuten, dass von einem Medikament eine größere Dosis gegeben werden muss, wenn man es oral einnimmt, als wenn es intravenös eingenommen wird. Die Dosierung wird von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin festgelegt. Wichtig ist, dass Sie sich strikt an die angegebene Dosierung und Verabreichungsform halten.

Können sich Nebenwirkungen je nach Verabreichungsform unterscheiden?

Allgemeine Nebenwirkungen, die ein Medikament nach der Aufnahme in den Körper verursacht, sind in der Regel unabhängig von der Verabreichungsform. Zusätzlich können jedoch je nach Verabreichungsform spezifische Nebenwirkungen auftreten, die meist auf die Körperregion beschränkt sind, über die das Medikament verabreicht wurde:

  • Die orale Therapie: kann Reizung der Mundschleimhaut sowie Magen-Darm-Probleme wie Übelkeit oder Durchfall verursachen.
  • Die intravenöse Therapie: kann lokale Reaktionen wie Rötungen oder Schwellungen an der Einstichstelle verursachen. Bleiben Venenzugänge über einen längeren Zeitraum, kann es zu Infektionen kommen.
  • Die subkutane Therapie: kann an der Injektionsstelle Schmerzen oder Schwellungen verursachen.
  • Die intramuskuläre Therapie: kann das Gefühl eines Muskelkaters oder Schmerzen an der Injektionsstelle verursachen.

Nicht alle Krebs-Patient:innen erfahren die gleichen Nebenwirkungen und auch die Schwere der Nebenwirkungen kann variieren.

Das Thema Nebenwirkungen ist für Patient:innen, die vor der Therapie einer Krebserkrankung stehen, oft ein sehr zentrales Thema. Dank moderner Therapieansätze und unterstützender Medikamente, etwa gegen Übelkeit oder Schmerzen, sind Krebstherapien heute deutlich besser verträglich und verursachen weniger ausgeprägte Nebenwirkungen, als dies noch bei älteren Medikamenten der Fall war.

Wer verabreicht orale, intravenöse, subkutane oder intramuskuläre Krebstherapien?

In der Regel werden die Therapien im Krankenhaus oder in der Tagesklinik von Ihrem Behandlungsteam verabreicht, da spezielle Kenntnisse und sterile Bedingungen erforderlich sind. Dies kann durch Ihre behandelnde Ärztin oder Ihren behandelnden Arzt oder speziell geschultes Pflegepersonal geschehen. In vielen Fällen können die Therapien auch durch Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin verabreicht werden. Orale Medikamente können zu Hause eingenommen werden. Bei allen Therapieformen ist es wichtig, dass Sie genaue Anweisungen von Ihrem Behandlungsteam erhalten und sich bei Unsicherheiten jederzeit an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt wenden.

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Geprüft OA Dr. Ferdinand Haslbauer und Bianca Schedler: Stand September 2024 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Chemotherapie
Behandlung mit Medikamenten (Zytostatika), die das Wachstum von Krebszellen hemmen sollen.
Infusion
Verabreichung einer Flüssigkeit (mit oder ohne darin gelösten Medikamente) über einen Zugang in ein Blutgefäß.
intravenös
(Abkürzung: IV)
Flüssigkeiten, Medikamente oder Nährstoffe werden direkt in die Vene durch eine Nadel oder einen Katheter gegeben.
klinische Studie
In klinischen Studien wird getestet, ob ein neues Medikament oder Therapieverfahren sicher und wirksam ist.
Onkologie
Fachbereich der Medizin, der sich mit bösartigen Tumoren und anderen Krebserkrankungen beschäftigt.
oral
Flüssigkeiten, Medikamente oder Nährstoffe werden über den Mund, normalerweise in Form von Tabletten, Kapseln, Sirup oder flüssigen Lösungen aufgenommen.
subkutan
Verabreichung von einer Injektion unter die Haut, also ins Unterhautfettgewebe.
Vene
Venen sind Blutgefäße, die dafür verantwortlich sind, sauerstoffarmes Blut aus den verschiedenen Körperbereichen aufzunehmen und zurück zum Herzen zu transportieren.