6. Wahl der Verabreichungsform der Krebstherapie

Einfluss der Art der Krebstherapie auf die Verabreichung

Die Art der Krebstherapie bestimmt oft die Verabreichungsform der Medikamente. Verschiedene Medikamente und Therapiearten erfordern bestimmte Verabreichungsformen, um effektiv zu sein. Oft werden mehrere Therapieformen kombiniert. Die Wahl der Verabreichungsform hängt auch von der spezifischen Art des Medikaments und seiner Bioverfügbarkeit ab, also davon, wie gut und wie schnell es vom Körper aufgenommen wird.

Chemotherapie meist intravenös oder in Tablettenform

Viele Chemotherapeutika werden intravenös (über die Vene ) verabreicht, da sie schnell in den Blutkreislauf gelangen müssen, um effektiv gegen Krebszellen zu wirken. Diese Methode wird häufig bei verschiedenen Krebsarten wie Lymphomen, Leukämien, Brustkrebs, Darmkrebs und Lungenkrebs eingesetzt. Einige Chemotherapeutika sind auch in Tablettenform verfügbar. Diese bieten den Vorteil, dass sie zu Hause eingenommen werden können, was den Behandlungsprozess für viele Patient:innen erleichtert.

Immuntherapie in der Regel intravenös oder subkutan

Immuntherapien werden in der Regel intravenös (in die Vene) oder subkutan (unter die Haut) verabreicht. Die subkutane Verabreichung ist im Gegensatz zur intravenösen Form weniger in den Körper eindringend (invasiv) und hat eine kürzere Verabreichungszeit. Eine subkutane Immuntherapie kommt bei der Behandlung von Lungenkrebs zum Einsatz. Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in der Lektion “Subkutane Krebstherapie”. Andere Immuntherapien erfordern eine intravenöse Verabreichung, um sicherzustellen, dass das Medikament schnell und effektiv im Körper verteilt wird. Intravenöse Immuntherapien werden häufig bei Blasenkrebs und bestimmten Arten von Kopf- und Halskrebs eingesetzt. Mehr dazu erfahren Sie in der Lektion “Intravenöse Krebstherapie”.

Hormontherapie in Tablettenform oder intramuskulär

Viele Hormontherapien, die vor allem bei Brust- oder Prostatakrebs zum Einsatz kommen, werden in Tablettenform eingenommen. Einige Hormontherapien werden intramuskulär verabreicht, um eine langsamere und gleichmäßige Freisetzung des Medikaments zu gewährleisten. Weitere Infos dazu erhalten Sie in der Lektion “Intramuskuläre Krebstherapie”.

Antikörpertherapie in der Regel intravenös oder subkutan

Antikörpertherapien werden in der Regel intravenös oder subkutan verabreicht, da sie gezielt an spezifische Proteine auf der Oberfläche von Krebszellen binden müssen, um ihre Wirkung zu entfalten. Diese Methode wird häufig bei verschiedenen Krebsarten wie HER2-positivem Brustkrebs, Lymphomen, Leukämien, Darmkrebs, Nierenkrebs und Lungenkrebs eingesetzt.

Welche weiteren Faktoren können die Wahl der Verabreichungsform der Krebstherapie bestimmen?

Mehrere Faktoren können die Wahl der Verabreichungsform beeinflussen:

  • Probleme beim Schlucken: Patient:innen, die Schwierigkeiten beim Schlucken haben, können Probleme mit oralen Medikamenten, also solchen, die über den Mund eingenommen werden, haben. Sie benötigen möglicherweise intravenöse oder subkutane Therapien.
  • Magen-Darm-Probleme: Bei Krebs-Patient:innen mit Magen-Darm-Beschwerden kann die orale Einnahme ebenfalls problematisch sein, sodass alternative Verabreichungsformen bevorzugt werden.
  • Körpergewicht: Über- oder Untergewicht kann die Dosierung und Verabreichungsform beeinflussen, da die Medikation oft basierend auf dem Körpergewicht angepasst wird.
  • Alter und allgemeiner Gesundheitszustand: Ältere Krebs-Patient:innen oder solche mit bestimmten gesundheitlichen Bedingungen könnten spezifische Verabreichungsformen bevorzugen oder benötigen.
  • Begleitmedikamente: Werden gleichzeitig anderer Medikamente eingenommen, kann dies Wechselwirkungen verursachen, die die Wahl der Verabreichungsform beeinflussen.
  • Eigenverantwortung: Besonders bei oraler Therapie müssen Patient:innen Tabletten oder Kapseln verlässlich regelmäßig einnehmen. Wenn dies ein Problem darstellen könnte, sind möglicherweise andere Therapieformen geeigneter.

Ob sich für oder gegen eine Verabreichungsform entschieden wird, ist je nach Patient:in und Krebserkrankung individuell. Für die Entscheidung werden die Vor- und Nachteile der verschiedenen Verabreichungsformen sorgfältig abgewägt.

In welchen Fällen kann eine stationäre Verabreichung der Krebstherapie sinnvoll sein?

In einigen Fällen ist eine ambulante Verabreichung der Therapie möglich und sinnvoll, zum Beispiel bei der oralen Gabe bestimmter Chemotherapien. Mehr dazu erfahren Sie in der Lektion “Orale Krebstherapie”. Eine stationäre Verabreichung der Krebstherapie wird in bestimmten Fällen empfohlen wie:

  • Bei sehr intensiven oder komplizierten Therapien, die eine Überwachung erfordern.
  • Wenn die Therapie voraussichtlich schwere Nebenwirkungen verursacht, die eine sofortige Behandlung erfordern.
  • Bei Patient:innen, die mehrere Behandlungsformen gleichzeitig erhalten, wie Chemotherapie kombiniert mit Strahlentherapie .

Welche Fragen kann mir meine Ärztin/mein Arzt stellen?

Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird Ihnen Fragen stellen, um die beste Verabreichungsform für Ihre Therapie zu bestimmen:

  • Haben Sie Schwierigkeiten beim Schlucken von Tabletten?
  • Haben Sie Magen-Darm-Probleme oder andere gesundheitliche Beschwerden?
  • Nehmen Sie regelmäßig andere Medikamente ein?
  • Wie sind Ihr allgemeiner Gesundheitszustand und Ihre körperliche Verfassung?
  • Welche Präferenzen haben Sie bezüglich der Verabreichungsform?

Welche Fragen sollte ich meinen Ärzt:innen zur Wahl der Verabreichungsform stellen?

Es ist wichtig, im Gespräch mit Ihren Ärzt:innen alle relevanten Fragen zu stellen, um die für Sie beste Verabreichungsform der Krebstherapie zu finden:

  • Warum empfehlen Sie die entsprechende Verabreichungsform?
  • Welche Vor- und Nachteile hat diese Methode?
  • Welche Nebenwirkungen sind zu erwarten und wie werden diese behandelt?
  • Gibt es alternative Verabreichungsformen?
  • Wie beeinflusst diese Verabreichungsform meinen Alltag?
Tipps für das Arztgespräch während der Krebstherapie
  • Fordern Sie eine zweite Meinung an oder bitten Sie um ein weiteres Gespräch mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin aus der Onkologie , wenn Sie sich unsicher fühlen. Es ist allgemein ratsam, mindestens zwei Aufklärungsgespräche zu führen, um sicherzustellen, dass alle Ihre Fragen beantwortet werden und Sie gut informiert sind.
  • Sprechen Sie offen über Ihre Bedenken und Präferenzen und stellen Sie all Ihre Fragen, damit Ihr Behandlungsteam mit Ihnen gemeinsam die bestmögliche Entscheidung treffen kann.
  • Notieren Sie sich Ihre Fragen im Voraus, um sicherzustellen, dass Sie nichts vergessen.

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Geprüft OA Dr. Ferdinand Haslbauer und Bianca Schedler: Stand September 2024 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
(Zirkardianer Rhythmus )
Biologisches Phänomen, das in einem Rhythmus von ungefähr 24-Stunden bestimmte körperliche Funktionen beeinflusst.  Ein Beispiel ist der Schlaf-Wach-Zyklus durch die Freisetzung des Schlafhormons.
Chemotherapie
Behandlung mit Medikamenten (Zytostatika), die das Wachstum von Krebszellen hemmen sollen.
Immuntherapie
Therapie, die das Immunsystem beeinflusst und bei verschiedenen Erkrankungen, wie z.B. Krebs, eingesetzt wird. Je nach Krankheitsursache kann das Immunsystem gehemmt, stimuliert oder durch die Gabe von Antikörpern verändert werden.
intravenös
Flüssigkeiten, Medikamente oder Nährstoffe werden direkt in die Vene durch eine Nadel oder einen Katheter gegeben.
Onkologie
Fachbereich der Medizin, der sich mit bösartigen Tumoren und anderen Krebserkrankungen beschäftigt.
Strahlentherapie
Behandlung mit hochenergetischen Strahlen, um Krebszellen abzutöten.
subkutan
Verabreichung von einer Injektion unter die Haut, also ins Unterhautfettgewebe.
Vene
Venen sind Blutgefäße, die dafür verantwortlich sind, sauerstoffarmes Blut aus den verschiedenen Körperbereichen aufzunehmen und zurück zum Herzen zu transportieren.