5. Medikamentöse Therapien bei Leberkrebs

Welche Medikamente können bei Leberkrebs eingesetzt werden?

Medikamentöse Therapien kommen bei Leberkrebs immer dann zum Einsatz, wenn die lokale Behandlung des Tumors nicht ausreicht. Dies trifft zum Beispiel zu, wenn der Leberkrebs operativ nicht zu entfernen ist oder in andere Organe gestreut hat. Mit einer medikamentösen Therapie kann das Wachstum des Leberkrebses verhindert oder verlangsamt werden. Eine vollständige Heilung ist meist nicht möglich, jedoch wird die Lebenszeit durch medikamentöse Therapien deutlich verlängert.

Bei Leberkrebs stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, die sich in ihrer Anwendung und Wirkung unterscheiden. Immuntherapeutika und Antikörpertherapien werden als Infusion über die Vene verabreicht. Sogenannte Tyrosinkinasehemmer sind als Tablette verfügbar.

Therapie mit Tyrosinkinasehemmern bei Leberkrebs

Tyrosinkinasen sind Eiweiße , die sich an der Innenseite der Zelloberfläche befinden. Diese Eiweiße sind wichtig für die Weiterleitung von Signalen an den Zellkern. Über Tyrosinkinasen werden Wachstumssignale verarbeitet, sodass die Zellen wachsen und sich teilen. Wird die Tyrosinkinase gezielt durch ein Medikament gehemmt, können keine Wachstumssignale weitergeleitet werden. Die Krebszellen wachsen nicht weiter und können sich nicht mehr teilen. Tyrosinkinasehemmer werden auch als Tyrosinkinaseinhibitoren bezeichnet und werden als Tablette täglich eingenommen.

Mögliche Nebenwirkungen von Tyrosinkinasehemmern

In der Regel sind Tyrosinkinasehemmer besser verträglich als eine klassische Chemotherapie , da sie gezielter auf die Krebszellen wirken. Trotzdem kann es zu unerwünschten Wirkungen kommen, wie zum Beispiel:

  • Hautrötungen, vor allem an Handflächen und Fußsohlen
  • Durchfall, Übelkeit
  • Müdigkeit, Appetitslosigkeit
  • Bluthochdruck

Die Nebenwirkungen lassen sich gut mit anderen Medikamenten oder Maßnahmen behandeln. Wenden Sie sich bei Nebenwirkungen an Ihre Ärztin/Ihren Arzt. Bei sehr schweren Nebenwirkungen kann die Therapie pausiert oder die Dosis reduziert werden.

Therapie mit Immuntherapeutika und Antikörpern bei Leberkrebs

Krebszellen können sich tarnen und verstecken sich so vor der Immunantwort des Körpers. Bei einer Immuntherapie werden Medikamente verabreicht, die das eigene Immunsystem aktivieren. Das Immunsystem ist nun in der Lage Krebszellen zu erkennen und anzugreifen. Bei Leberkrebs wird eine Immuntherapie in der Regel in Kombination mit einer zusätzlichen Antikörpertherapie verabreicht.

Antikörper sind Eiweiße, die bestimmte Strukturen von Zellen erkennen. Bei Leberkrebs können Antikörper verabreicht werden, die wichtige Signalwege hemmen, die der Tumor zum Überleben braucht. Ein Beispiel dafür sind Angiogenesehemmer , die die Neubildung von Blutgefäßen unterbinden. Dadurch fehlt den Krebszellen die Blut- und Nährstoffzufuhr und sie sterben schließlich ab. Bei Leberkrebs werden diese Kombinationstherapien als Infusion über die Vene in 3-4 Wochen Abständen verabreicht.

Mögliche Nebenwirkungen von Immuntherapeutika

In regelmäßigen Abständen erfolgen Kontrollen, um mögliche Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen. Häufige unerwünschte Wirkungen sind zum Beispiel:

  • Juckreiz
  • Hautreaktionen, wie Rötungen
  • Durchfall
  • Erhöhte Leberwerte
  • Müdigkeit, Appetitslosigkeit

Diese Nebenwirkungen lassen sich meist gut mit anderen Medikamenten behandeln. Selten können autoimmune Reaktionen auftreten. Bei einer autoimmunen Reaktion werden Antikörper gegen körpereigene Strukturen gebildet. Diese Antikörper können selten auch andere Organe im Körper treffen. Falls diese schwere Nebenwirkung auftritt, kann die Therapie pausiert oder gewechselt werden.

Warum wird bei Leberkrebs keine klassische Chemotherapie durchgeführt?

Eine Chemotherapie wirkt auf alle sich schnell teilenden Zellen. Das sind vor allem Krebszellen, da diese sich schnell teilen. Aber auch gesunde Zellen können betroffen sein. Beim Leberkrebs wird die klassische Chemotherapie nicht durchgeführt, weil sie keine gute Wirksamkeit gezeigt hat. Statt der klassischen Chemotherapie werden zur systemischen Therapie bei Leberkrebs daher bevorzugt Immuntherapien oder Therapien mit Antikörpern und Tyrosinkinashemmern eingesetzt.

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Geprüft Ap. Prof. Priv.-Doz. Dr. Matthias Pinter, PhD: Stand Mai 2023 | AT-9054;05/2023 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Angiogenesehemmer
Medikamente, die die Bildung von neuen Blutgefäßen unterdrücken. In der Krebstherapie werden sie eingesetzt, um die Versorgung des Tumors zu unterdrücken.
Antikörper
(Immunoglobuline)
Eiweiße (Proteine), die von Zellen des Immunsystems gebildet werden, um Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren zu bekämpfen. Bei manchen Erkrankungen kann es zu einer fehlgeleiteten Bildung von Antikörpern gegen körpereigene Zellen oder Strukturen kommen.
Antikörpertherapie
Therapie mit Eiweißmolekülen, die bestimmte Merkmale von schädlichen Zellen oder Eiweiße erkennen. Dadurch können schädliche Zellen beispielsweise im Wachstum gebremst oder gezielt zerstört werden.
Chemotherapie
Behandlung mit Medikamenten (Zytostatika), die das Wachstum von Krebszellen hemmen sollen.
Eiweiße
(Proteine)
Eiweiße, auch bekannt als Proteine, sind Makromoleküle, die aus Ketten von Aminosäuren bestehen. Sie spielen eine entscheidende Rolle im Aufbau und der Funktion von Zellen und Geweben im Körper.
Immunantwort
Reaktion des Immunsystems auf Organismen oder Substanzen, die es für schädlich hält. Das Abwehrsystem des Körpers kann nach einer durchgemachten Krankheit oder nach einer Impfung einen Krankheitserreger erkennen. Das Immunsystem reagiert und bekämpft den Krankheitserreger.
Immuntherapie
Therapie, die das Immunsystem beeinflusst und bei verschiedenen Erkrankungen, wie z.B. Krebs, eingesetzt wird. Je nach Krankheitsursache kann das Immunsystem gehemmt, stimuliert oder durch die Gabe von Antikörpern verändert werden.
Infusion
Verabreichung einer Flüssigkeit (mit oder ohne darin gelösten Medikamente) über einen Zugang in ein Blutgefäß.
Kombinationstherapien
Behandlungsmethoden, bei denen mehrere verschiedene Arten von Medikamenten oder Therapien zusammen verwendet werden, um eine Krankheit zu behandeln. Anstatt nur eine einzelne Behandlung zu verwenden, werden verschiedene Ansätze kombiniert, um bessere Ergebnisse zu erzielen.
Leberwerte
Blutwerte, die Aufschluss über die Funktion der Leber geben.
Tumor
(„Geschwulst“)
Lokalisierte Vermehrung von Körpergewebe durch unkontrolliertes Wachstum von gutartigen oder bösartigen Zellen. Bösartige Tumore können in umliegendes Gewebe einwachsen und in entfernte Organe streuen. Der Begriff Tumor wird auch verwendet für eine Schwellung von Gewebe z.B. durch Einlagerung von Flüssigkeit im Rahmen von Entzündungsprozessen oder Blutungen.
Tyrosinkinase
Eiweiße, die innerhalb der Zelle liegen und Signale weiterleiten. Diese Signale können zum Beispiel das Zellwachstum steuern.
Vene
Venen sind Blutgefäße, die dafür verantwortlich sind, sauerstoffarmes Blut aus den verschiedenen Körperbereichen aufzunehmen und zurück zum Herzen zu transportieren.