Der Lymphknoten oder die Biopsieprobe werden histologisch untersucht, das heißt, die Zellen werden unter dem Mikroskop begutachtet. Daraufhin wird das Gewebe mit spezialisierten Verfahren immunhistochemisch, zytogenetisch und molekulargenetisch analysiert.
Assoc. Prof. Priv.-Doz. DDr. Philipp Staber, Facharzt für Innere Medizin und Hämato-Onkologie, beantwortet im Video "Untersuchung der Gewebeprobe" folgende Fragen:
Klicken Sie auf eine Frage, um direkt zum entsprechenden Videoabschnitt zu springen!Untersuchungsmethoden
Die Gewebeprobe kann mit folgenden vier Untersuchungsmethoden, die im Anschluss näher erklärt werden, analysiert werden.
Makroskopische Untersuchung
Histologische Untersuchung
Immunhistochemische Untersuchung
Zytogenetische und molekulargenetische Untersuchung
Makroskopische Untersuchung
Zuerst wird der entnommene Lymphknoten von der Pathologin/dem Pathologen makroskopisch, das heißt mit freiem Auge, untersucht und gemessen.
Die Größe kann Auswirkungen auf Behandlung und Prognose haben: Bei sehr großen Lymphomen über 7 cm spricht man von „bulk“ (englisch für „Masse“) oder „bulky disease“. Bei diesen Lymphomen wird in jedem Fall eine Therapie eingeleitet.
Histologische Untersuchung
Histologie ist die „Lehre von den Geweben“. Damit die Gewebeprobe besser unter dem Mikroskop untersucht werden kann, wird sie mit Färbemethoden bearbeitet.
Mikroskopisch kann der Aufbau eines Lymphknotens bis hin zu einzelnen Zellen beurteilt werden.
So lassen sich Lymphomzellen identifizieren, die
- sich von normalen Lymphozyten unterscheiden oder
- für gewisse Lymphomarten typisch sind.
Manche Lymphomarten (wie z. B. Hodgkin-Lymphome oder Follikuläre Lymphome) können bereits auf Basis der geweblichen Untersuchung recht sicher diagnostiziert werden.
Häufig kann durch Zählen der unreifen Lymphomzellen pro Gesichtsfeld im Mikroskop außerdem festgestellt werden, ob es sich um ein indolentes (niedrig malignes) oder ein aggressives (hoch malignes) Lymphom handelt.
Zum Beispiel handelt es sich um ein indolentes Follikuläres Lymphom, wenn weniger als 15 Lymphomzellen im Gesichtsfeld des Mikroskops gezählt werden. Bei einer größeren Anzahl liegt vermutlich ein aggressives Follikuläres Lymphom vor. Die Anzahl an unreifen Lymphomzellen hat Auswirkungen auf die Therapieplanung.
Immunhistochemie (IHC)
Bei der immunhistochemischen Untersuchung werden farbmarkierte Antikörper eingesetzt. Diese reagieren mit charakteristischen Strukturen an der Oberfläche der Lymphomzellen, sogenannten Zellmarkern.
Damit lassen sich Tumorzellen eindeutig erkennen, unterscheiden und einteilen. Diese genaue Bestimmung der Erscheinungsgestalt (des Phänotyps) durch immunhistochemische Verfahren nennt man Immunphänotypisierung. Die immunologisch markierten Zellen werden mit der sogenannten Durchflusszytometrie gezählt.
Hinweis: Die Methode ist hoch empfindlich: Mit der Immunhistochemie lässt sich eine einzelne Tumorzelle unter einer Million Zellen finden und unter dem Mikroskop darstellen.
Die Ergebnisse erlauben Aussagen zum Grad der Bösartigkeit und zur Prognose. Mit der IHC lässt sich das Antigen Ki-67 nachweisen und mengenmäßig bestimmen. Ein hoher Anteil an Ki-67 bedeutet hohe Teilungsaktivität, also ein starkes Wachstum eines Tumors.
Auch liefert das Verfahren Hinweise auf die geeignete Therapie des Lymphoms. Wenn der Zellmarker CD20 auf Lymphomzellen nachgewiesen werden kann, könnte eine Immuntherapie mit Anti-CD20-Antikörpern durchgeführt werden.
Wussten Sie schon
Für die eindeutige Bestimmung eines B-Zell-Lymphoms werden (mit Ausnahme von molekulargenetischen) alle erwähnten Verfahren durchgeführt. Da sie Schritt für Schritt und teilweise aufeinander aufbauend erfolgen, kann die Durchführung aller Untersuchungen 10 bis 14 Tage in Anspruch nehmen.
Geprüft Assoc.-Prof. Priv.-Doz. DDr. Philipp Staber: Stand April 2020