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Kurs Blutwerte und Befunde bei B-Zell-Lymphomen: Lektion 5 von 6

Untersuchung der Gewebeprobe

Der Lymphknoten oder die Biopsieprobe werden histologisch untersucht, das heißt, die Zellen werden unter dem Mikroskop begutachtet. Daraufhin wird das Gewebe mit spezialisierten Verfahren immunhistochemisch, zytogenetisch und molekulargenetisch analysiert.

Untersuchungsmethoden

Die Gewebeprobe kann mit folgenden vier Untersuchungsmethoden, die im Anschluss näher erklärt werden, analysiert werden.

Makroskopische Untersuchung

Histologische Untersuchung

Immunhistochemische Untersuchung

Zytogenetische Untersuchung Zytogenetische und molekulargenetische Untersuchung

Makroskopische Untersuchung

Zuerst wird der entnommene Lymphknoten von der Pathologin/dem Pathologen makroskopisch, das heißt mit freiem Auge, untersucht und gemessen.

Die Größe kann Auswirkungen auf Behandlung und Prognose haben: Bei sehr großen Lymphomen über 7 cm spricht man von „bulk“ (englisch für „Masse“) oder „bulky disease“. Bei diesen Lymphomen wird in jedem Fall eine Therapie eingeleitet.

Histologische Untersuchung

Histologie ist die „Lehre von den Geweben“. Damit die Gewebeprobe besser unter dem Mikroskop untersucht werden kann, wird sie mit Färbemethoden bearbeitet.

Mikroskopisch kann der Aufbau eines Lymphknotens bis hin zu einzelnen Zellen beurteilt werden.

So lassen sich Lymphomzellen identifizieren, die

  • sich von normalen Lymphozyten unterscheiden oder
  • für gewisse Lymphomarten typisch sind.

Manche Lymphomarten (wie z. B. Hodgkin-Lymphome oder Follikuläre Lymphome) können bereits auf Basis der geweblichen Untersuchung recht sicher diagnostiziert werden.
Häufig kann durch Zählen der unreifen Lymphomzellen pro Gesichtsfeld im Mikroskop außerdem festgestellt werden, ob es sich um ein indolentes (niedrig malignes) oder ein aggressives (hoch malignes) Lymphom handelt.

Zum Beispiel handelt es sich um ein indolentes Follikuläres Lymphom, wenn weniger als 15 Lymphomzellen im Gesichtsfeld des Mikroskops gezählt werden. Bei einer größeren Anzahl liegt vermutlich ein aggressives Follikuläres Lymphom vor. Die Anzahl an unreifen Lymphomzellen hat Auswirkungen auf die Therapieplanung.

Immunhistochemie (IHC)

Bei der immunhistochemischen Untersuchung werden farbmarkierte Antikörper eingesetzt. Diese reagieren mit charakteristischen Strukturen an der Oberfläche der Lymphomzellen, sogenannten Zellmarkern.

Damit lassen sich Tumorzellen eindeutig erkennen, unterscheiden und einteilen. Diese genaue Bestimmung der Erscheinungsgestalt (des Phänotyps) durch immunhistochemische Verfahren nennt man Immunphänotypisierung. Die immunologisch markierten Zellen werden mit der sogenannten Durchflusszytometrie gezählt.

Hinweis: Die Methode ist hoch empfindlich: Mit der Immunhistochemie lässt sich eine einzelne Tumorzelle unter einer Million Zellen finden und unter dem Mikroskop darstellen.

Die Ergebnisse erlauben Aussagen zum Grad der Bösartigkeit und zur Prognose. Mit der IHC lässt sich das Antigen Ki-67 nachweisen und mengenmäßig bestimmen. Ein hoher Anteil an Ki-67 bedeutet hohe Teilungsaktivität, also ein starkes Wachstum eines Tumors.

Auch liefert das Verfahren Hinweise auf die geeignete Therapie des Lymphoms. Wenn der Zellmarker CD20 auf Lymphomzellen nachgewiesen werden kann, könnte eine Immuntherapie mit Anti-CD20-Antikörpern durchgeführt werden.

Zytogenetische und molekulargenetische Untersuchung

Manche Lymphomarten weisen charakteristische genetische Veränderungen auf.

Zum Beispiel verlagern sich Chromosomenabschnitte an einen anderen Ort des Chromosoms (Translokation).

  • Bei Follikulären Lymphomen ist eine Translokation t(14;18)(q32;q31) typisch: Das bedeutet, Teile der Chromosomen 14 und 18 sind vertauscht. q bezeichnet die betroffenen Genorte.
  • Beim Mantelzelllymphom findet sich häufig eine Translokation t(11;14)(q13;q32).

Die klassische Zytogenetik untersucht die Chromosomen im Lichtmikroskop. Die Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) ermöglicht eine noch genauere genetische Untersuchung in höherer Auflösung.

Der Nachweis spezifischer genetischer Veränderungen wie „BCL2“, „BCL6“ oder „MYC“ erlaubt eine weitere Einschätzung der Aggressivität der Lymphomzellen. Bei Vorhandensein von zwei dieser Genveränderungen (MYC/BCL2 oder MYC/BCL6) spricht man von „double-hit-Lymphom“, bei Vorhandensein von allen drei Veränderungen (MYC/BCL2/BCL6) von „triple-hit-Lymphom“.

Diese genetischen Ergebnisse beeinflussen die Wahl der Therapie sowie die Prognose der Lymphomerkrankung.

Wussten Sie schon

Für die eindeutige Bestimmung eines B-Zell-Lymphoms werden (mit Ausnahme von molekulargenetischen) alle erwähnten Verfahren durchgeführt. Da sie Schritt für Schritt und teilweise aufeinander aufbauend erfolgen, kann die Durchführung aller Untersuchungen 10 bis 14 Tage in Anspruch nehmen.

Geprüft Assoc.-Prof. Priv.-Doz. DDr. Philipp Staber: Stand April 2020

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Dieser Kurs ist Teil der Kursreihe „Leben mit B-Zell-Lymphom“

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