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Kurs Hämorrhoiden verstehen: Lektion 3 von 6

Konservative Behandlung von Hämorrhoiden

Unter der konservativen Behandlung versteht man alle therapeutischen Maßnahmen außer der Operation. Erfahren Sie hier, wie Hämorrhoiden nicht-operativ behandelt werden können.

Video Transkript

Welche Therapie empfehlen Sie als erstes?

Der Arzt ist meist nicht in der Position, die erste Therapie zu empfehlen, weil die meisten Menschen sich vorher schon etwas in der Apotheke besorgen, zum Beispiel Zäpfchen oder Salben oder Sitzbäder. Die bekommen Sie über den Ladentisch, ohne Rezept. Und viele finden dann auch etwas, das ihnen hilft. Jene, die aber nach wie vor Beschwerden haben, gehen dann endlich zum Arzt, damit der die richtige Diagnose stellt.

Wenn nun die Diagnose lautet Hämorrhoiden, dann ist das oberste Prinzip, dass die erste Behandlung niemals eine operative oder eine interventionelle mit irgendwelchen Instrumenten sein soll, sondern immer eine sogenannte konservative Therapie. Das heißt: Man verschreibt den Patienten etwas, das ihnen durch Einführen oder Auftragen oder Schlucken hilft.

Welche konservative Therapie empfehlen Sie?

Also an konservativen Therapien kann man durchaus das empfehlen, was dem Patienten schon immer wieder geholfen hat. Also wenn Sie mit einer bestimmten Art von Zäpfchen zufrieden waren, dann können Sie die ruhig weiter nehmen. Wenn das aber nix nützt, und Sitzbäder sind nicht immer die ideale Therapie, das muss ich auch sagen, dann helfen sehr oft Präparate, die Flavonoide enthalten. Das sind sehr natürliche Substanzen, die dafür sorgen, dass der Blutabfluss und der Lymphabfluss von der Hämorrhoidalzone rascher vor sich geht und auf diese Weise die Schwellung der Hämorrhoiden zurückgeht. Und das reduziert die Beschwerden beziehungsweise bringt sie sehr oft zum Schwinden.

Was kann ich als Patient gegen die Symptome tun?

Natürlich ist der Mensch, der Beschwerden von der Region hat und Hämorrhoiden hat, versucht, alle möglichen Mittel auszuprobieren. Dazu gehören zum Beispiel die oft empfohlenen Sitzbäder mit Teebaumöl, mit Eichenrinde. Das kann man durchaus versuchen. Aber wenn das nicht binnen einer Woche einen deutlichen lindernden Effekt zeigt, dann sollte man es auch nicht mehr weitermachen. Denn dann wird es nicht helfen. Dann kriegt man natürlich Empfehlungen diätetischer Natur für die Stuhlregulierung, Zusatz von Ballaststoffen und so weiter. Das ist auf jeden Fall gesund, das können Sie machen. Wenn es Ihnen hilft, ist es gut. Wenn es nicht hilft, dann wäre es doch besser, einmal einen Arzt aufzusuchen.

Bilden sich die Hämorrhoiden bei konservativer Behandlung komplett zurück?

Ein Effekt der konservativen Hämorrhoidalbehandlung ist der, dass die Hämorrhoiden kleiner werden. Ganz zurückbilden werden sie sich selten. Aber ihre Symptome können reduziert werden, sei es durch Zäpfchen, sei es durch Salben, sei es gelegentlich durch Sitzbäder und vor allem aber auch durch Präparate zum Schlucken wie mit den schon angesprochenen Flavonoiden, die dafür sorgen, dass die Blutzufuhr und der Lymphstau im Bereich der Hämorrhoidalzone zurückgeht. Und auf diese Weise werden die Hämorrhoiden etwas kleiner und machen dann meist keine Beschwerden mehr.

Können Hämorrhoiden nach der Behandlung wiederkehren?

Es liegt in der Natur der Dinge, dass, wenn jemand nun einmal zu Hämorrhoiden neigt, die sich dann doch wieder mit Symptomen äußern. Das heißt in praxi: Sie haben mehrfach Blutungen gehabt. Sie gehen zum Arzt. Der diagnostiziert eindeutig Hämorrhoiden, schließt alle anderen Diagnosen aus und verschreibt Ihnen Zäpfchen, Salben, Präparate, und die wenden Sie an. Es kann aber sein, dass nach ein paar Monaten, manchmal auch erst nach ein paar Jahren die Symptome wiederkehren oder dass die Hämorrhoiden im Lauf des Lebens größer werden und dann wieder mehr Beschwerden machen. Dann muss eventuell schon mehr einsetzen als eine rein konservative Therapie.

Was ist bei der Auftragung von Salben zu beachten?

Wenn Sie Salben verwenden, dann ist klar, dass die nur wirken können bei den größeren Hämorrhoiden, also jenen dritten Grades, solange sie noch vorgefallen sind, bevor man sie zurückschiebt, oder jenen vierten Grades, die immer vorgefallen sind.

Da gibt es die verschiedensten Hämorrhoidal-Salben, die individuell ganz gut wirken. Die kann man auftragen mit einem Handschuh bewehrten Finger, mit einem Tüchlein oder auch mit dem bloßen Fingern. Es ist vielleicht wichtig, Ihnen klarzumachen dass Sie in der Region durch Auftragen von Salben, egal mit welcher Methode, nichts infizieren können. Es kann also nichts damit schlechter werden. Das ist jedem Menschen überlassen, wie er dann diese Salben appliziert.

Auf den Punkt gebracht

Konservative Behandlung

  • Die erste Therapieoption sollte nie eine Operation sein
  • Zuvor sollte stets eine konservative Behandlung erfolgen

Wann ist eine Therapie nötig?

Hämorrhoiden sind Menschen oft peinlich. Gefährlich sind sie jedoch nicht. Aus ihnen kann (wie man manchmal fälschlicherweise liest) kein Krebs entstehen.

Verständlicherweise gehen Menschen zur Untersuchung des Enddarms nur zum Arzt, wenn sie Symptome verspüren (es sei denn, sie wollen sich einer Vorsorgeuntersuchung auch bei Beschwerdefreiheit unterziehen). Asymptomatische Hämorrhoiden, also Hämorrhoiden ohne Beschwerden, bedürfen keiner Behandlung. Es ist jedoch möglich, dass sie im Laufe der Jahre doch Beschwerden verursachen. Dann erst ist eine Therapie zu empfehlen. Für diese ist es nie zu spät, man kann also nichts versäumen. Die weitere Untersuchung dient nur dem Ausschluss oder der Feststellung anderer Erkrankungen, insbesondere eines Tumors im Bereich des Kontinenzorgans.

Prognose und Verlauf einer Hämorrhoidalerkrankung

Hämorrhoiden bilden sich langsam und oft über viele Jahre hinweg aus. Zunächst kommt es nur zu leichten Schwellungen im Bereich des Hämorrhoidalgewebes. Wenn Sie bei Symptomen frühzeitig den Arzt aufsuchen, können Hämorrhoiden fast immer ohne Operation behandelt werden.

Nicht alle Hämorrhoiden werden zwangsläufig immer größer und verursachen später starke Probleme. Es kann jedoch vorkommen, dass das Bindegewebe immer schwächer wird und das Hämorrhoidalgewebe immer weiter anschwillt. Dennoch ist eine prophylaktische Behandlung nicht nötig.

Welche Therapien kommen zum Einsatz und wie wirken sie?

Mit welcher Therapie ein Hämorrhoidalleiden behandelt wird, hängt vor allem vom Erkrankungsstadium und den auftretenden Beschwerden ab. Unabhängig vom Schweregrad sollten bei symptomatischen Hämorrhoiden jedenfalls begleitende Maßnahmen eingesetzt werden. Dazu gehören etwa die Regulierung des Stuhlgangs durch eine ballaststoffreiche Ernährung, ausreichende Trinkmengen und das Vermeiden von langem Pressen beim Stuhlgang. Bei Bedarf können eventuell auch milde Abführhilfen wie Bananenmilch, spezielle Tees oder milde laxierende Suppositorien helfen. In dieser Hinsicht werden Sie in Ihrer Apotheke sicher sehr gut beraten. Alternativ können Sie auch eine Diätologin zu Rate ziehen.

Solange Hämorrhoiden nicht sehr weit fortgeschritten sind oder massive Probleme bereiten, werden sie nicht operiert, sondern möglichst schonend mit konservativen Therapiemethoden behandelt.

Dazu gehören folgende Behandlungsmöglichkeiten:

Lokale Schmerzlinderung

Jucken, Brennen und gelegentliche Schmerzen lassen sich oft gut mit Salben oder Zäpfchen lindern. Schmerzlindernde Präparate zur lokalen Anwendung können zum Beispiel Lokalanästhetika wie Benzocain oder Lidocain enthalten. Betroffene sollten jedoch beachten, dass diese Wirkstoffe nur für den akuten Fall gedacht sind und aufgrund der Allergiegefahr nicht längerfristig verwendet werden sollten.

Salben mit Kortison und verwandten Wirkstoffe verfügen außerdem über eine entzündungshemmende Wirkung. Sie können auf Dauer aber die Haut dünner und anfälliger für Pilzerkrankungen werden lassen, deshalb setzt man sie nur kurzfristig,  also immer nur für maximal 7 Tage,  ein.

Entzündungshemmende Wirkstoffe

Für eine längerfristige lokale Anwendung eignen sich viele Wirkstoffe, die die Haut beruhigen oder Entzündungen hemmen. Dazu gehören Zinksalben und bestimmte pflanzliche Präparate (zum Beispiel mit Hamamelis). Damit lassen sich Jucken, Brennen, wunde Haut und Entzündungen lindern.

Auch Flavonoide, die als Tabletten zur Verfügung stehen, verfügen über eine abschwellende, entzündungshemmende Wirksamkeit. In verschiedenen Studien konnte eine positive Wirkung bei analem Juckreiz, analen Schmerzen und Blutungen gezeigt werden. Es ist wichtig, diese Medikation – entsprechend der ärztlichen Verschreibung – mit einer höheren Dosierung zu beginnen und allmählich auf eine Erhaltungsdosis zurückzugehen.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

  • Bei schweren und akuten Symptomen können Wirkstoffe wie Schmerzmittel und Entzündungshemmer auch in Tablettenform eingesetzt werden.
  • Bei leichten Beschwerden können Sitzbäder mit Teebaumöl, Eichenrinde oder Kamille lindernd wirken.
  • Hilfsmittel wie Sitzkissen können bei akuten Schmerzen den Analbereich entlasten.
  • Konsultieren Sie ihren Arzt um weitere Behandlungsmöglichkeiten kennen zu lernen.

Die richtige Hautpflege bei Hämorrhoiden

Die richtige Pflege kann die Heilung unterstützen und gegen wunde Haut und Juckreiz helfen. Die folgenden Tipps können helfen, eine empfindliche Analregion sanft zu pflegen:

  • Am besten mit warmem Wasser und milden Babytüchern (Öltüchern) waschen.
  • Keine Seife oder Produkte mit Parfümstoffen oder ätherischen Ölen verwenden. Diese können die Haut zusätzlich reizen.
  • Bei wunder Haut nach dem Waschen eine Zinksalbe dünn auftragen.
  • Verwenden Sie ein weiches Toilettenpapier und säubern Sie sich eher mit Tupfen als mit starkem Reiben. Die im Handel erhältlichen „Feuchttücher“ können Irritationen der Haut durchaus verstärken und sollten daher gemieden werden.
  • Auch atmungsaktive Unterwäsche ohne Kunstfasern kann zu einer schnelleren Heilung wunder Haut beitragen.

Geprüft Univ.-Prof. Dr. Max Wunderlich FRCS: Stand Dezember 2017

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