Univ.-Prof. Dr. Max Wunderlich FRCS, Facharzt für Chirurgie, beantwortet im Video "Vorbeugung und Lebensstil" folgende Fragen:
Klicken Sie auf eine Frage um direkt zum entsprechenden Videoabschnitt zu springen!- Was kann ich selbst gegen mein Hämorrhoidalleiden unternehmen?
- Welchen Anteil haben genetische Veranlagung und externe Faktoren wie die Lebensführung an der Entstehung?
- Kann es helfen, die Ernährung umzustellen?
- Können Hämorrhoiden mit fehlender Bewegung zusammenhängen?
- Empfehlen Sie besondere Pflegemaßnahmen für die Analregion?
- Auf den Punkt gebracht
Video Transkript
Was kann ich selbst gegen mein Hämorrhoidalleiden unternehmen?
Sie fragen sich natürlich: „Was kann ich tun, damit ich weniger oder keine Beschwerden vonseiten der Hämorrhoiden habe, sozusagen eine Prophylaxe?“ – Nun da gibt es nicht viel. Es wird sehr oft der Lebensstil, die Ernährungsgewohnheiten angesprochen .
Es ist sicher gut, wenn man den Stuhl nicht zu hart werden lässt, wenn man also gegen eine beginnende Verstopfung ankämpft, indem man mehr Flüssigkeit trinkt, der Nahrung mehr Ballaststoffe zusetzt, damit der Stuhl weicher wird.
Sonst gibt es nicht sehr viel, was man tun kann.
Wenn jemand Hämorrhoiden dritten Grades vor allem hat, das sind die, die beim Stuhlgang vorfallen, die man dann wieder zurückschieben kann, dann ist es natürlich gut, das Pressen beim Stuhlgang zu vermeiden. Denn durch das Pressen stehen die schon existierenden Hämorrhoiden unter Druck, kommen heraus und vergrößern sich noch mehr. Also hier wird es auch wieder gut sein, den Stuhl verhältnismäßig weich zu halten. Und wenn sich jemand mit der Entleerung auf der Toilette schwer tut und doch immer wieder pressen muss, dann ist zu empfehlen, ganz milde Abführzäpfchen zu nehmen. Die kann man mehrmals täglich nehmen, an die gewöhnt man sich nicht, die haben keine Nebenwirkungen, und die erleichtern sehr oft den Stuhlgang. Das sind dann zum Beispiel Glyzerinzäpfchen oder kohlensäurehaltige Zäpfchen, die helfen da recht gut.
Welchen Anteil haben genetische Veranlagung und externe Faktoren wie die Lebensführung an der Entstehung?
Sie mögen sich natürlich fragen: „Woher kommen meine Hämorrhoiden?“ – Nun, darüber hat es jede Menge Theorien gegeben: schwaches Bindegewebe, gleichzeitig Krampfadern, Neigung zu Bauchwandbrüchen wie Leistenbrüchen, erbliche Faktoren – “der Großvater und der Vater hat auch schon Hämorrhoiden gehabt…” Alles das ist statistisch nicht gesichert.
Hämorrhoiden sind also in der Regel schicksalhaft. Bei einem treten sie auf, beim anderen mit derselben Lebensführung, mit derselben Konstitution nicht. Es gibt dicke Menschen, die Hämorrhoiden haben und schlanke, Sportler, No-sports-Leute, sitzender Beruf, stehender Beruf. Es gibt keine statistischen Unterschiede.
Das Einzige, was gesichert ist an Zusammenhängen ist zwischen Schwangerschaft und Geburt – dass da Hämorrhoiden bei Frauen häufiger entstehen können.
Kann es helfen, die Ernährung umzustellen?
Es gibt wissenschaftliche Arbeiten, die nachgewiesen haben, dass zwischen dem Hämorrhoidalleiden beziehungsweise der Entstehung von Hämorrhoiden einerseits und der Verstopfung andererseits keine Zusammenhänge bestehen. Das heißt: Wenn jemand verstopft ist, dann bekommt er deswegen keine Hämorrhoiden. Aber: Es gibt einen Zusammenhang zwischen den Symptomen der Hämorrhoiden und der Verstopfung, und der ist so, dass, wenn jemand schon vorbestehende Hämorrhoiden, dritten Grades in der Regel, hat und immer wieder wegen Verstopfung zum Stuhl pressen muss, dann kommen die heraus und schwellen stärker an, machen also mehr Beschwerden. Und da wird es klug sein, durch entsprechende diätetische Maßnahmen wie reichlich Flüssigkeitszufuhr, also viel trinken, und ballaststoffreiche Kost, die den Stuhl weicher macht, sich vor diesen Episoden des Vorfalls beim Pressen zum starken Stuhl zu schützen.
Können Hämorrhoiden mit fehlender Bewegung zusammenhängen?
Also, wie ich schon gesagt habe: Es gibt Sportler, die haben Hämorrhoiden, und es gibt Leute, die sich wenig bewegen, einen sitzenden Beruf haben, und keine Hämorrhoiden haben. Also Bewegung an sich, so gesund sie auch sein mag, auch für längeres Leben, schützt nicht vor der Entstehung von Hämorrhoiden.
Empfehlen Sie besondere Pflegemaßnahmen für die Analregion?
Am besten ist es, die Analregion nach dem Stuhlgang gründlich zu reinigen, sei es mit dem Toilettenpapier alleine, sei es auch mit Wasser vom Bidet zum Beispiel, sei es mit mit Wasser angefeuchtetem Toilettenpapier. Manchmal verwenden Menschen sogenannte Feuchttücher. Die können aber die Haut ziemlich stark irritieren, und dann entsteht so ein Kreislauf: Die Haut ist irritiert. Man meint, sich nicht genug gereinigt zu haben, man verwendet noch mehr Feuchttücher, und die Haut wird noch mehr irritiert. Das kann dann bis zu Ekzemen, also Veränderungen der Haut führen. Daher ist es besser, sich an das ganz normale Toilettenpapier zu halten.
Auf den Punkt gebracht
Verbeugung und Lebensstil
- Hämorrhoiden können nicht durch Vorbeugungsmaßnahmen verhindert werden
- Ballaststoffreiche Ernährung und ausreichendes Trinken können jedoch die Symptome reduzieren
Kann man Hämorrhoiden verhindern?
Über lange Zeit waren Ärzte und Gesundheitsexperten sich sicher, dass Verstopfungen und zu starkes Pressen beim Stuhlgang zu den Hauptursachen für Hämorrhoiden gehören. Doch heute zweifeln immer mehr Studien dies an. Viele Spezialisten gehen heute davon aus, dass man vorbeugend nur wenig gegen Hämorrhoiden tun kann.
Wir haben im Folgenden einige neue Studienergebnisse und Tipps zusammengestellt. Damit können Sie Ihre Darmgesundheit in jedem Fall unterstützen.
Stuhlgewohnheiten
Fast überall liest man auch heute noch, dass Verstopfung und starkes Pressen Hämorrhoiden begünstigen. Ob dieser Faktor wirklich eine so große Rolle spielt, ist bei Experten jedoch umstritten. Vorhandene Hämorrhoiden machen sich allerdings oft besonders deutlich bemerkbar, wenn Betroffene beim Stuhlgang stark pressen müssen. Leichte Blutungen und der Vorfall der Hämorrhoiden (das Hervortreten aus dem Analkanal) können dadurch begünstigt werden.
In der Frage, ob Verstopfung auch ursächlich die Bildung von Hämorrhoiden beeinflusst, kommen selbst Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen. Das heißt, Sie sollten sich keine zu großen Sorgen machen oder gar vorsorglich zu häufig auf Abführmittel zurückgreifen, wenn Sie Verstopfung haben. Einige generelle Tipps zur Ernährung (siehe unten) können aber helfen, damit der Stuhl weicher wird und einer Verstopfung vorgebeugt wird.
Bewegung
Regelmäßig Bewegung und Sport wirken sich grundsätzlich positiv aus. Bei Gesunden genauso wie bei Menschen mit unterschiedlichsten Erkrankungen. Sport baut Muskeln auf, unterstützt das Herz-Kreislauf-System und senkt das Risiko für eine Vielzahl von Beschwerden (zum Beispiel Rückenschmerzen). Falls das als Motivation noch nicht ausreicht, kommt noch hinzu: Bewegung regt auch die Darmtätigkeit an. So bessern sich Verstopfungen und Stuhlunregelmäßigkeiten.
Bei bereits vorhandenen Hämorrhoiden sollten Sie mit Ihrem Arzt sprechen, ob Sie bestimmte Sportarten meiden sollten. Grundsätzlich trägt jedoch regelmäßige Bewegung zu einer gesunden Darmfunktion bei. Bei Frauen kann auch ein Training des Beckenbodens einen positiven Einfluss haben.
Ernährung und Gewicht
Viele Tipps zur Ernährung bei Hämorrhoiden basieren auf der Annahme, dass eine Verstopfung unbedingt verhindert werden sollte. Wie oben beschrieben sieht man das heute oft weniger kritisch. Grundsätzlich ist eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse und eine ausreichende Trinkmenge aber immer sinnvoll. Das Deutsche Krebsforschungszentrum empfiehlt eine solche ballaststoffreiche Ernährung zum Beispiel zur Senkung des Darmkrebsrisikos.
Eine ausgewogene und nicht zu fettreiche Ernährung kann zudem dazu beitragen, kein Übergewicht zu entwickeln. Eine österreichische Studie zeigt, dass ein höherer BMI (Body-Mass-Index) einen Risikofaktor für das Auftreten von Hämorrhoiden darstellt. Da Übergewicht auch noch eine Reihe anderer negativer Auswirkungen, zum Beispiel auf das Herz-Kreislauf-System und den Blutdruck, haben kann, schlagen Sie damit mehrere Fliegen mit einer Klappe.
Geprüft Univ.-Prof. Dr. Max Wunderlich FRCS: Stand Dezember 2017