Hämorrhoiden (neue Schreibweise auch: Hämorriden) werden oft als peinlich empfunden. Dabei betreffen die Beschwerden in der Analregion hierzulande fast jeden zweiten Erwachsenen. Erfahren Sie hier, was Hämorrhoiden sind, wie sie entstehen und wie häufig sie auftreten.
Univ.-Prof. Dr. Max Wunderlich FRCS, Facharzt für Chirurgie, beantwortet im Video "Was sind Hämorrhoiden?" folgende Fragen:
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Was sind Hämorrhoiden?
Hämorrhoiden sind Gefäßpölster von arteriellem, also hellrotem Blut gefüllt, zwischen dem Mastdarm und dem Analkanal. Sie sind von Natur aus bei jedem Menschen angelegt und haben keine besondere Größe, können aber im Laufe des Lebens größer werden und dann Beschwerden machen. Und das versteht man landläufig im Volksmund auch unter Hämorrhoiden.
Wie kommt es zum Hämorrhoidalleiden?
Unter dem Hämorrhoidalleiden versteht man einige Symptome, Beschwerden, die die Patienten von den Hämorrhoiden her haben. Das kann mit der Größe zusammenhängen.
Die Hämorrhoiden teilt man in vier Stadien ein:
- Stadium oder Grad Nummer 1 ist ein praktisch normaler Hämorrhoidalring. Dessen einziges Symptom ist die Blutung. Wenn Sie also Blut am Stuhl sehen oder am Papier oder manchmal sogar viel Blut in der Toilettenmuschel, dann brauchen Sie sich nicht zu fürchten. Man kann nicht daran verbluten. Ab einem gewissen Alter ist es allerdings schon sehr wichtig, dass man eine Untersuchung macht, bei der auch andere Blutungsursachen wie zum Beispiel ein Darmpolyp oder ein Krebs im Enddarm ausgeschlossen werden. Die Blutung ist jedenfalls das einzige Symptom der kleinen Hämorrhoiden.
- Der nächste Grad ist der zweiten Grades. Das sind etwas vergrößerte Hämorrhoiden, die manchmal kurzfristig vor den Analkanal treten und sich gleich wieder zurückziehen. Deren Hauptsymptom ist auch die Blutung und gelegentlich ein Druckgefühl.
- Mehr Beschwerden können schon die Hämorrhoiden dritten und vierten Grades machen. Die sind ziemlich stark vergrößert. Jene dritten Grades treten vor den Analkanal vor — vorzugsweise beim Stuhlgang, manchmal auch beim Laufen beim Joggen. Und die kann man zurückschieben. Die sind, wie man sagt, noch reponibel.
- Jene vierten Grades sind auf Dauer vorgefallen . Und die machen genauso wie die dritten Grades die Symptome Blutung, Druckgefühl, Nässen, gewisses Verschmutzen der Unterwäsche und manchmal auch Schmerzen. Das ist aber relativ selten.
Sind Männer oder Frauen häufiger von Hämorrhoiden betroffen?
Es sind etwas mehr Männer als Frauen von Hämorrhoiden betroffen. Allerdings ist es schwer zu ermitteln, denn es gibt die so genannte Dunkelziffer. Das heißt: Viele Menschen sprechen ja nicht über dieses Leiden, über ihre Beschwerden, so dass man es statistisch nie genau weiß. Daher weiß man auch nicht genau, wie viele Menschen in der Bevölkerung überhaupt betroffen sind. Da gehen in der Literatur die Zahlen von ein Viertel bis drei Viertel der Bevölkerung. Das ist alles nicht sehr verlässlich.
Warum kommen Hämorrhoiden in der Schwangerschaft häufiger vor?
Die Hämorrhoiden in der Schwangerschaft kommen durch einen erhöhten Druck in den Blutgefäßen des kleinen Beckens der Frau zustande. Das ist ganz normal. Und je mehr das Kind wächst, je größer die Gebärmutter wird, desto weniger gut ist der Blutabfluss aus so abhängigen Gebieten wie der Hämorrhoidalzone. Daher kann es dort zu Schwellungen kommen, und dann können sich die Hämorrhoiden auch stark vergrößern, manchmal durch Thrombosieren, das heißt: Es bilden sich Blutgerinnsel darin und das ist dann sehr, sehr unangenehm und schmerzhaft. Das Gleiche kann auch während der Geburt vorkommen.
Können Hämorrhoiden von selbst verschwinden?
Wenn jemand einmal vergrößerte Hämorrhoiden hat, so werden die ohne Therapie eigentlich nicht mehr kleiner. Ausnahme davon ist wieder die Gruppe der Frauen, die Schwangeren und die geborenen habenden, bei denen sich die vergrößerten Hämorrhoiden nach der Geburt wieder zurückbilden können.
Ansonsten braucht es, um die Hämorrhoiden zu reduzieren, das heißt zu verkleinern, oder ihre Beschwerden zumindest zu lindern, eine Therapie – in erster Linie einer konservativen, also einer ohne Operation, in zweiter Linie möglicherweise Interventionen von einem Veröden der Hämorrhoiden bis zu größeren Operationen. Das ist aber weniger häufig notwendig als man denkt.
Auf den Punkt gebracht
Was sind Hämorrhoiden?
- Hämorrhoiden sind prinzipiell harmlos
- Sie können auch nicht bösartig werden
- Die Symptome können allerdings sehr unangenehm sein
Anatomie und Funktion der Hämorrhoidalzone
Die Hämorrhoidalzone
Der menschliche Dickdarm endet mit dem Mastdarm (Enddarm, Rektum). Den Abschluss des Mastdarms bildet der Analkanal, der die Verbindung nach außen darstellt. Am Übergang zwischen Mastdarm und Analkanal liegt ein ringförmiges Polster aus Blutgefäßen. Dieses wird Hämorrhoidalplexus oder auch Hämorrhoidalzone (medizinisch: Plexus haemorrhoidalis) genannt. Es besteht aus einem dichten Geflecht von Arterien und Venen.
Funktion der Hämorrhoidalzone
Das Blutgefäßpolster der Hämorrhoidalzone ist Teil des Kontinenzorgans, das dafür sorgt, dass wir den Stuhlabgang kontrollieren können. Wenn vergrößerte Hämorrhoiden operativ entfernt werden, bedeutet dies jedoch nicht, dass die Patienten in der Folge inkontinent sind. Bei den meisten Menschen ist die Kontinenz nach Hämorrhoidalchirurgie ungetrübt, sie können den Stuhlgang also weiterhin kontrollieren. In manchen Fällen kann es allerdings – je nach Art der Operation – zu Störungen der Kontinenz kommen.
Was sind Hämorrhoiden und wie entstehen sie?
Krankhafte Veränderungen des Gefäßpolsters in der Hämorrhoidalzone nennt man Hämorrhoidalleiden oder Hämorrhoiden.
Was sind Hämorrhoiden?
Hämorrhoiden sind Erweiterungen des Gefäßpolsters in der Hämorrhoidalzone. Die Gefäße schwellen knotenförmig an. Im fortgeschrittenen Stadium können die Hämorrhoiden so groß werden, dass sie beim Stuhlgang nach außen gedrückt werden oder dauerhaft aus dem After herausragen.
Ursachen und Risikofaktoren
Als Ursache für ein Hämorrhoidalleiden werden immer wieder eine falsche Ernährung, Verstopfungen oder mangelnde Bewegung genannt. Der einzige Faktor der jedoch nachweislich das Risiko erhöht, ist eine Schwangerschaft. Während der Schwangerschaft oder der Geburt leiden viele Frauen an einem Hämorrhoidalleiden, im Anschluss gehen die Hämorrhoiden jedoch meist wieder zurück.
Zahlen und Fakten
Hämorrhoiden sind ein echtes Volksleiden, über das dennoch selten gesprochen wird.
Wie häufig sind Hämorrhoiden?
Hämorrhoiden sind die häufigste Erkrankung des Enddarms. Experten gehen davon aus, dass bis zu 50 Prozent aller Menschen von Hämorrhoiden betroffen sind. In einer österreichischen Studie wurden knapp 1000 Patienten im Rahmen der Darmkrebsvorsorge mit einer Darmspiegelung untersucht. Bei rund 40 Prozent wurden Hämorrhoiden entdeckt, die jedoch bei vielen Patienten noch keine Symptome verursachten.
Die Dunkelziffer
Über Hämorrhoiden sprechen viele Menschen ungern. Sie gelten als peinlich und sind immer noch oft ein Tabuthema. Ärzte gehen deshalb davon aus, dass sehr viele Betroffene nicht zum Arzt gehen, sondern zur Selbstdiagnose und Selbstbehandlung greifen. Dabei wäre ein Gang zum Arzt sehr wichtig, um mögliche andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen. In einer Studie aus Köln hatte nur ein Bruchteil der Patienten, die bei sich Hämorrhoiden vermuteten, tatsächlich ein echtes Hämorrhoidalleiden .
Geprüft Univ.-Prof. Dr. Max Wunderlich FRCS: Stand Dezember 2017