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Kurs Lebensqualität bei Lungenhochdruck: Lektion 5 von 6

Motivation bei Lungenhochdruck

Gute Vorsätze zu fassen, ist eine Sache. Die wirkliche Herausforderung kommt allerdings erst später: Wie schafft man es, sich als Lungenhochdruck-PatientIn auch an schlechten Tagen zu Bewegung, Gesprächen und positiven Gedanken zu motivieren?

Video Transkript

Wie kann ich die Kontrolle über mein Leben zurückgewinnen?

Sie sollten sich den Problemen der Erkrankung stellen und Ihren Alltag danach einrichten.

Die Umwelt, sprich Familie, Freunde, Ihre Umgebung muss akzeptieren, dass Sie in Ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt sind. Dies sollte jedoch nicht als Ausrede für Inaktivität gelten, sondern das Zepter wieder in die Hand nehmen und Dinge langsam eins nach dem anderen wieder angehen. Wenn Sie Pausen brauchen, nehmen Sie sich die Pausen. Nehmen Sie sich die Zeit. Nach der Pause geht es wieder weiter, das nächste Problem abzuhaken.

Wie kann ich lernen um Hilfe zu bitten?

Kein Mensch kann alles. Jeder Mensch braucht in gewissen Situationen Hilfe seines Nächsten, seines Umfelds, der Familie. Scheuen Sie sich nicht, dies aktiv anzusprechen, und scheuen Sie sich aber auch nicht, Hilfe, wenn Sie es nicht benötigen, auch abzulehnen. Nur durch eine richtige Kommunikation können Sie das Gleichgewicht zwischen Selberschaffen und Hilfe annehmen erreichen.

Durch die Erkrankung hat sich meine Lebensplanung völlig verändert. Wie kann ich mir neue Lebensziele setzen?

Adaptieren Sie Ihre Lebensziele nach Ihren Möglichkeiten. Setzen Sie sich am Anfang nicht zu große Ziele. Schauen Sie, dass Sie die Ziele, die Sie sich machen, auch wirklich erreichen, um mit positiver Motivation nach erreichten Abschnitten wieder weiterzugehen. Dann können auch Ihre Ziele größer werden, und Sie werden sehen: Sie werden auch diese größeren Ziele Schritt für Schritt erreichen.

Was hilft beim Einhalten der guten Vorsätze?

Seien Sie nicht zu streng mit sich selber. Nehmen Sie Vorsätze, die Sie wirklich erreichen können. Und versuchen Sie, wenn Sie einen Vorsatz nicht erreicht haben, hier auch Manöverkritik durchzuführen: „Warum habe ich ihn nicht erreicht? War ich zu inkonsequent? War ich zu lasch? War ich zu nachsichtig mit mir selber? Oder war das Ziel einfach zu weit weg oder der Vorsatz zu groß, um ihn auch wirklich sinnvoll erreichen zu können?“

Aber haben Sie auch Mut zu scheitern. Nur wer scheitert, kann auch dann seinen Erfolg auch wieder genießen.

Ich bin ständig so erschöpft, wie kann ich mich motivieren aktiv zu werden?

Erschöpfungsphasen dürfen durchaus sein. Sie sollten nur immer wieder versuchen, durch kleine Aktivitätsphasen dieser Erschöpfungsphasen zu durchbrechen und dann mit Steigerung der Aktivitätsphasen die Erschöpfungsphase zu überwinden.

Wie gehe ich mit der Sehnsucht nach verlorenen Hobbies um?

Sie werden manche Dinge leider nicht mehr durchführen können. Jedoch versuchen Sie, andere Hobbies zu suchen. Nehmen Sie Unterstützungen an, z.B. wenn Sie gerne Radfahren, denken Sie an die Möglichkeit eines E-Bikes. Hier können Sie die Unterstützung nehmen, die Sie brauchen. Wenn es Ihnen besser geht, müssen Sie nicht. Wenn es Ihnen schlechter geht, können Sie hier die Unterstützung annehmen.

Wie kann ich mich zu körperlichem Training motivieren?

Nehmen Sie es wie einen sportlichen Wettkampf, auf den Sie sich vorbereiten: Nehmen Sie einen Trainingsplan, nehmen Sie Tagebücher, nehmen Sie Schrittzähler, wo Sie am Abend durchaus Ihren Erfolg ablesen können. Es gibt die Möglichkeit von Smartphones, die einen Bewegungssensor drauf haben, wo Sie auch Ihre Wegstrecke täglich abrufen können und damit, je mehr Sie tun, auch sehen, dass Sie mehr können und leisten können.

Auf den Punkt gebracht

Motivation

  • Wenn Sie Pausen brauchen, dann nehmen Sie sich die Zeit dafür.
  • Geben Sie der Erschöpfung jedoch nicht mehr Raum als nötig und versuchen Sie Erschöpfungsphasen durch kleine Aktivitätsphasen zu durchbrechen.
  • Setzen Sie sich am Anfang keine zu großen Ziele, so dass Sie diese auch erreichen können.

Was ist Motivation?

Wenn wir aus uns selbst heraus zu einer Tätigkeit motiviert sind, dann sprühen wir vor Energie, wir haben richtig Lust darauf und kommen wie von selbst in Bewegung. Leider ist diese Form der Motivation sehr flüchtig: An einem Tag ist sie da, am nächsten vielleicht auch noch, doch dann lässt sie häufig schon nach. Es muss also andere Methoden geben, um sich zu motivieren. Die gibt es auch: Wenn Sie sich selbst motivieren möchten, sich zu bewegen, positiver zu denken oder auf andere Weise Ihre Lebensqualität zu verbessern, dann helfen Ihnen vielleicht diese Tipps:

Tipp 1: Setzen Sie sich klare Ziele

Wie viel Motivation Sie aufbringen können, entscheidet sich schon bei der Formulierung Ihrer Ziele. Überlegen Sie sich ganz genau, was Sie tun wollen und gehen Sie dabei ruhig ins Detail. Ihr Ziel sollte überprüfbar sein.

Ein Beispiel: „Ich gehe jeden Tag eine Viertelstunde spazieren. Sollte das Wetter zu schlecht sein, mache ich stattdessen eine Viertelstunde lang Dehnübungen.“

Je konkreter Sie formulieren, umso besser. Überlegen Sie sich außerdem jetzt schon, wie Sie damit umgehen wollen, wenn es Ihnen an einem Tag nicht so gut geht. Gibt es eine Alternative zu Ihrem Vorhaben, die Sie in jedem Fall umsetzen können?

Tipp 2: Gehen Sie kleine Schritte

Motivation entsteht, wenn Sie sich realistische Ziele setzen, welche Sie auch wirklich als Gewohnheit etablieren können. Beginnen Sie ruhig mit ganz kleinen Schritten, zum Beispiel einem fünfminütigen Spaziergang oder zwei Minuten Entspannungstraining. Setzen Sie Ihre ersten Schritte so klein an, dass es Sie kaum Mühe kostet, sie durchzuführen.

Tipp 3: Überprüfen Sie Ihre Ziele täglich

Gewöhnen Sie sich an, im Lauf des Tages ein bis zwei Minuten darüber nachzudenken, ob Sie an Ihrem Ziel noch dran sind und ob Sie heute das getan haben, was Sie sich vorgenommen haben. Wenn es Ihnen nicht gelungen ist, denken Sie darüber nach, was Sie tun können, damit es morgen besser gelingt. Vielleicht müssen Sie Ihre Ansprüche ein Stück weit herunterschrauben? Oder Sie setzen sich eine Erinnerung in Ihrem Smartphone, damit Sie zu einer passenden Uhrzeit an Ihr Vorhaben denken? Nehmen Sie Ihr Ziel wichtig und prüfen Sie täglich, wie es damit steht.

Tipp 4: Visualisierung

Nutzen Sie Ihre tägliche Reflexionszeit, um sich Ihre Ziele auch bildhaft vorzustellen. Das machen selbst Leistungssportler als Teil ihres Trainings. Malen Sie sich so konkret wie möglich aus, wie es Ihnen gehen wird, wenn Sie Ihr Ziel erreicht haben. Welche Szene spiegelt Ihren Erfolg wider? Wie werden Sie sich fühlen? Stellen Sie sich für eine Minute am Tag vor, Sie hätten Ihr Ziel schon erreicht. Diese kurze Zeitspanne genügt schon, um eine ordentliche Zusatzportion Motivation zu bekommen.

Tipp 5: Belohnen Sie sich

Sie haben es zum Beispiel schon vier Wochen lang durchgehalten, jeden Tag ihr Vorhaben umzusetzen? Dann wird es allerhöchste Zeit für eine ordentliche Belohnung! Gönnen Sie sich einen Blumenstrauß, eine Massage oder etwas anderes, das Ihnen guttut. Legen Sie ruhig schon im Vorfeld fest, was Sie sich als Belohnung gönnen wollen und was Sie dafür leisten müssen. Das motiviert Sie zusätzlich.

Zusatztipps: Wie kann ich mich zu Bewegung und Sport motivieren?

Vielen Lungenhochdruck-PatientInnen fällt es gerade bei Erschöpfung oder Frust schwer, sich zu körperlichem Training aufzuraffen. So gelingt es Ihnen trotzdem:

Teamplayer

Schließen Sie sich einer Lungensportgruppe an oder finden Sie eine/n TrainingspartnerIn. Wenn Sie Absprachen getroffen haben und bei der Bewegung mit netten Leuten zusammenkommen, fällt es Ihnen leichter, sich zu motivieren.

Zur rechten Zeit

Nutzen Sie Zeiten für Ihre Bewegung, in denen es Ihnen erfahrungsgemäß besser geht. Sie sind vormittags besonders fit? Dann planen Sie für diese Zeit Ihre Bewegung ein. Sie fahren erst am frühen Abend zur Hochform auf? Dann ist diese Ihre optimale Trainingszeit.

Lieber kurz als nie

Wenn es Ihnen nicht so gut geht, schrauben Sie Ihre Ansprüche zurück. Passen Sie das Maß Ihres Trainings an Ihre aktuellen Möglichkeiten an, aber lassen Sie es möglichst nicht ganz ausfallen. Kurze, einfache Trainingseinheiten sind deutlich besser als gar keine.

Die Macht der Routine

Etablieren Sie Routinen: Wenn Sie etwas immer zur gleichen Zeit im gleichen Ablauf machen, können sich Gewohnheiten einstellen. Dann ist es viel einfacher, aktiv zu werden, unser „innerer Schweinehund“ liebt nämlich Gewohnheiten. Allerdings brauchen Sie ein bisschen Geduld: Es dauert einige Wochen, bis sich eine neue Gewohnheit etabliert hat.

Wussten Sie schon

Sie sollten Ihre Ziele nicht nur klar ausformulieren, sondern diese auch aufschreiben. Einer Studie zufolge erhöht sich die Wahrscheinlichkeit ein Ziel auch tatsächlich zu erreichen deutlich, wenn dieses schriftlich festgehalten wurde. Auch andere über Ihr Vorhaben zu informieren und ihnen laufend Ihre Fortschritte mitzuteilen, unterstützt Sie bei der Zielerreichung.

Wie Angehörige Lungenhochdruck PatientInnen noch unterstützen können, erfahren Sie im weiterführenden Online-Kurs zu Lungenhochdruck und Angehörige.

Geprüft Prim. Dr. Peter H. Heininger: Stand Dezember 2019

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Dieser Kurs ist Teil der Kursreihe „Leben mit Lungenhochdruck“

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