So unterschiedlich die Wahrnehmung von Schmerz ist, so unterschiedlich ist auch das Ansprechen auf eine Schmerzmedikation. Ihre Ärztin/Ihr Arzt hilft Ihnen dabei, die für Sie passende Schmerztherapie zu finden.
Die Grundsätze der Schmerztherapie
Obwohl die Medikation ganz auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt wird, gibt es einige Grundsätze, nach denen sich die Schmerztherapie richtet.
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Behandlung der Schmerzursache
Ist die Schmerzursache behandelbar, dann soll sie behandelt werden.
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Frühzeitiger Beginn
Schmerzen sollten frühzeitig und mit der geeigneten Schmerztherapie behandelt werden.
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Berücksichtigung von Begleiterkrankungen und Wechselwirkungen
Bei der Wahl von Schmerzmitteln müssen Begleiterkrankungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten berücksichtigt werden.
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Einhaltung der Höchstdosis
Die empfohlene Höchstdosis von Schmerzmitteln soll eingehalten werden. Ein Überschreiten führt zu keiner höheren Schmerzlinderung, sondern nur zu mehr Nebenwirkungen.
Grundregeln der Schmerztherapie
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Durch den Mund
Die Medikamenteneinnahme als Tabletten, Tropfen oder Kapseln ist die bevorzugte Verabreichungsform, weil Sie die Schmerzbehandlung unabhängig, selbstständig und zu Hause durchführen können.
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Nach festem Zeitplan
Tumorschmerzen sollen grundsätzlich behandelt werden, bevor sie auftreten. Das heißt, die nächste Dosis soll vor dem Wiedereintreten von Schmerzen eingenommen werden.
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Nach Stufenschema
Die eingesetzten Wirkstoffe werden abhängig von der Schmerzintensität ausgewählt und stufenweise angepasst.
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Individuell
Eine Schmerztherapie wird bestmöglich individuell auf die einzelne Patientin/den einzelnen Patienten abgestimmt.
Aufbau der individuellen Schmerztherapie
Die Schmerzwahrnehmung unterscheidet sich von PatientIn zu PatientIn. Das bedeutet auch, dass die Therapie auf Sie abgestimmt werden muss. Die folgenden Grafiken erklären den Aufbau Ihrer individuellen Schmerztherapie.
Schmerzerleben ist individuell
Der Schmerzverlauf kann von PatientIn zu PatientIn unterschiedlich sein, deshalb müssen die Medikamente genau an die spezifischen Bedürfnisse angepasst werden.
Hier sehen Sie drei Beispiele, wie Schmerzen im Verlauf auftreten bzw. erlebt werden:
- PatientIn A: sehr gleichförmiges Schmerzerleben
- PatientIn B: über den Tag verteilt Schwankungen des Schmerzerlebens
- PatientIn C: über den Tag verteilt Schwankungen mit einer deutlichen Schmerzspitze (z.B. im Rahmen von „Durchbruchschmerzen“ oder bei vermehrter Bewegung, etc.)
Der Behandlungskorridor
Einen Behandlungskorridor nennt man den Bereich, innerhalb dem Schmerzen wirksam bekämpft sind. Erfahrene SchmerztherapeutInnen können sowohl die Höhe als auch die Breite dieses Korridors entsprechend Ihrer Bedürfnisse anpassen.
Individuelle Medikation zum individuellen Schmerzerleben
Art und Dosis der Schmerzmedikamente werden an Ihre Bedürfnisse angepasst.
Eine optimale Schmerztherapie ist dann gegeben, wenn sich Ihre individuell erlebten Schmerzen innerhalb des „Behandlungskorridors“ befinden. Sie sind also schmerzfrei, wenn die Medikamente alle Schmerzen in diesem Korridor abdecken.
Spontan auftretende Schmerzen rasch bekämpfen
Auch bei gut eingestellter Schmerzmedikation kann es zu Schmerzspitzen kommen.
Durch die zusätzliche Einnahme kurz und schnell wirksamer, starker Schmerzmedikamente können Schmerzspitzen abgefedert werden („Basismedikation“ plus „Rescue-Medikation“).
Hier sehen wir, dass die entstehende Schmerzspitze durch Zusatzmedikamente erfolgreich behandelt wird.
Die richtige Medikamenteneinstellung
Nicht nur die Schmerzwahrnehmung, auch die Wirksamkeit der Medikamente ist von PatientIn zu PatientIn verschieden. Manchmal kann es etwas dauern, bis die für Sie optimale Dosis und Kombination gefunden ist. In dieser Zeit ist die intensive Kommunikation mit den behandelnden SchmerztherapeutInnen besonders wichtig.
Einige Beispiele für häufige Probleme und ihre möglichen Ursachen:
WICHTIGER HINWEIS: Diese Beispiele dienen Ihrer Information. Auf keinen Fall sollten Sie ohne Absprache mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt Veränderungen an der Medikation vornehmen.
Ich habe trotz Medikamenteneinnahme ständig Schmerzen
Mögliche Ursache: Die Medikamentendosis ist für Ihr Schmerzausmaß zu gering eingestellt.
Mögliche Lösung: Die Basismedikation wird etwas angehoben.
Ich habe keine Schmerzen, aber starke Nebenwirkungen
Mögliche Ursache: Stärke oder Dosis der Schmerzmedikamente wurden für Sie zu hoch angesetzt oder Sie vertragen einen Wirkstoff nicht.
Mögliche Lösung: Entweder kann die Dosierung reduziert oder auf ein anderes Medikament umgestellt werden.
Ich bin größtenteils schmerzfrei, habe aber Schmerzen z. B. nach körperlicher Aktivität oder „Durchbruchschmerzen“.
Mögliche Ursache: Ihre Basismedikation ist für die normale Schmerzstärke gut eingestellt, deckt aber Schmerzspitzen nicht ab.
Mögliche Lösung: Sie erhalten ein rasch wirksames Zusatzmedikament („Rescue-Medikament“) für auftretende Schmerzspitzen oder „Durchbruchschmerzen“.
Ich habe trotz der Medikamente manchmal Schmerzen
Mögliche Ursache: Die Medikamentendosis ist für Ihr Schmerzausmaß manchmal zu gering.
Mögliche Lösung: Entweder die Basismedikation wird etwas angehoben oder Sie bekommen für Schmerzspitzen zusätzlich Rescue-Medikamente.
Wussten Sie schon
Wenn eine Schmerztherapie nicht mehr vonnöten ist und beendet werden kann, dann sollte sie langsam reduziert werden. Dies gilt vor allem für Opioide. Setzen Sie eine Schmerztherapie nur in Absprache mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt und niemals abrupt ab.
Geprüft Priv.-Doz. Dr. Christopher Gonano: Stand November 2019