Die negativen Auswirkungen von Rauchen auf die Gesundheit generell brauchen keine große Einleitung mehr. Stattdessen finden Sie hier ganz konkrete und anschauliche Beispiele dafür, welche Auswirkungen die Sucht auf ihre Blutgefäße hat und was das mit Angina pectoris zu tun hat. Rauchen ist aber nicht nur schlecht für Sie selbst, sondern auch für Ihre Mitmenschen und nicht zuletzt für Ihre Geldbörse.
Priv.-Doz. Dr. Bernd Lamprecht, Facharzt für Lungenheilkunde, beantwortet im Video "Rauchen bei Angina pectoris" folgende Fragen:
Klicken Sie auf eine Frage, um direkt zum entsprechenden Videoabschnitt zu springen!- Wie wirkt sich das Rauchen auf meine Herz-Kreislauf-Erkrankung aus
- Erhöht Rauchen das Risiko an einer Herz-Kreislaufkrankheit zu erkranken bei Frauen und Männern gleich stark?
- Wie wirkt sich eine Zigarette auf die Durchblutung aus?
- Wie wirkt sich Rauchen auf die Lungenfunktion aus?
- Hilft ein Umstieg auf leichtere Zigaretten auch?
- Sind E-Zigaretten gesünder als herkömmliche Zigaretten?
- Wie schädlich ist Passivrauch?
- Was kann ich tun, wenn mir Zigaretten bisher über Nervosität, Ängste und schlechte Stimmung hinweggeholfen haben?
- Auf den Punkt gebracht
Video Transkript
Wie wirkt sich das Rauchen auf meine Herz-Kreislauf-Erkrankung aus?
Nun, Rauchen bedeutet Zufuhr von Nikotin, und das ist ein großes Problem für Herz und Kreislauf. Denn Nikotin wirkt blutgefäßverengend, stört also die gute Durchblutung, erhöht das Risiko für Herzinfarkt und auch für Schlaganfall.
Erhöht Rauchen das Risiko an einer Herz-Kreislaufkrankheit zu erkranken bei Frauen und Männern gleich stark?
Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch das Rauchen ist bei Frauen sogar etwas höher als bei Männern. Man nimmt an, dass Frauen auf die Schadstoffe, die im Zigarettenrauch enthalten sind, und auch auf Nikotin noch empfindlicher reagieren als Männer.
Wie wirkt sich eine Zigarette auf die Durchblutung aus?
Sie können die Wirkung einer einzelnen Zigarette auf die Durchblutung Ihres Körpers beispielsweise an der eigenen Hand messen. Die Temperatur der Hand vor und nach einer gerauchten Zigarette ist deutlich unterschiedlich. Die Temperatur der Hand nimmt nach einer gerauchten Zigarette ab als Ausdruck der schlechteren Durchblutung. Man kann dies auch sehr gut zur Darstellung bringen und kann dies damit auch jedem anschaulich machen.
Wie wirkt sich Rauchen auf die Lungenfunktion aus?
Sie haben sich bestimmt schon häufig gefragt, wie sich Rauchen auf Ihre Lungenfunktion auswirken könnte.
- Tatsache ist, dass jeder Mensch jährlich ein wenig Lungenfunktion verliert. Daher hat niemand im Alter von 75 Jahren dieselbe Lungenfunktion, wie er dies mit 25 Jahren hatte. Man kann dies auf einer Kurve sehr schön zeigen.
- Daneben gibt es aber bei empfindlichen Rauchern, und das sind 99,9 Prozent aller Raucher, einen steileren Abfall der Lungenfunktion. Das heißt: Ein empfindlicher Raucher verliert pro Jahr mehr Lungenfunktion als ein Nichtraucher. Er kommt damit zu einem früheren Zeitpunkt im Leben bei niedrigeren oder schlechteren Lungenfunktionswerten an und ist in der Folge körperlich nicht mehr so gut belastbar.
Ein Rauchstopp zu einem bestimmten Zeitpunkt bringt jedenfalls eine Normalisierung des weiteren Lungenfunktionsverlaufes. Das heißt: Ab dem Zeitpunkt, ab dem nicht mehr geraucht wird, verliert man auch nur noch so viel Lungenfunktion wie jeder andere Nichtraucher auch.
Hilft ein Umstieg auf leichtere Zigaretten auch?
Der Umstieg auf sogenannte leichtere Zigaretten ist trügerisch. Leichtere Zigaretten werden im Regelfall tiefer inhaliert, und so können Schädigungen sogar ganz in der Tiefe der Lunge an den sogenannten Lungenbläschen auftreten. Man weiß das aus langen Beobachtungen zum Thema Lungenkrebs, wo man sehen kann, dass das Rauchen leichterer Zigaretten oder von Zigaretten mit Filter dazu geführt hat, dass heute Lungenkrebs-Erkrankungen meist in der Peripherie der Lunge auftreten und nicht mehr so zentral wie früher, als noch stärkere Zigaretten geraucht wurden.
Sind E-Zigaretten gesünder als herkömmliche Zigaretten?
Die Frage, ob E-Zigaretten gesünder sind als herkömmliche Zigaretten, ist nicht ganz einfach zu beantworten.
- Heute sind wir der Ansicht, dass sie zweifellos das geringere Übel sind. E-Zigaretten gehen nämlich ohne Rauch einher. Das heißt: Hier entsteht Dampf, und Dampf ist wesentlich gesünder als Rauch. Rauch enthält ja die Inhaltsstoffe, die bei unvollständiger Verbrennung entstehen. Und das sind Stoffe, die für die Lunge ganz besonders gefährlich sind. Im Dampf ist dies nicht enthalten.
- Allerdings – und jetzt kommt die Einschränkung: E-Zigaretten sind nicht unbedenklich. Denn einerseits sind die Aromastoffe, die hier enthalten sind, nicht gut untersucht in Hinblick auf ihre Langzeitwirkung auf den menschlichen Körper. Und zweitens enthalten viele E-Zigaretten auch Nikotin. Und die langfristige Zufuhr von Nikotin, ganz egal ob aus herkömmlicher Zigarette oder E-Zigarette, ist für Herz-Kreislauf ein großes Risiko.
Wie schädlich ist Passivrauch?
Tatsächlich ist auch Passivrauch ein Problem. Wer sich acht Stunden lang in einem Raum aufhält, in dem geraucht wird, der hat etwa eine Rauchbelastung, die vergleichbar ist mit dem selbstständigen Rauchen von 20 Zigaretten. Daher ist Passivrauch auch dafür verantwortlich, dass Menschen chronische Lungenerkrankungen, ja auch sogar Lungenkrebs entwickeln können. Und wir sehen in vielen Ländern, in denen in der Gastronomie nicht mehr geraucht wird, einen raschen Rückgang an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Daher wissen wir heute, dass auch Passivrauchen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen mitverantwortlich ist.
Was kann ich tun, wenn mir Zigaretten bisher über Nervosität, Ängste und schlechte Stimmung hinweggeholfen haben?
Vielen Menschen geht es so, dass Zigaretten ein Lösungsmittel für unangenehme Situationen sind, z.B. für Stress, für Ärger, aber auch bei Anspannung. Hier ist es wichtig, sich vor dem Rauchstopp zu überlegen, mit welcher Methode, mit welchem anderen Ritual man vorgehen wird, wenn man keine Zigarette zur Verfügung haben wird. Vorbereitung ist hier ganz, ganz wichtig – sich also zu überlegen: In welchen Situationen habe ich in der Vergangenheit geraucht? Und sich auch zu überlegen: Was werde ich, wenn solche Situationen wiederkommen, stattdessen tun?
Auf den Punkt gebracht
Rauchen bei Angina pectoris
- Rauchen ist nicht nur für die Lunge, sondern auch für Herz und Kreislauf schädlich.
- Nikotin verengt die Blutgefäße und erhöht das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.
- Bei E-Zigaretten besteht zwar kein ungesunder Rauch, aber das enthaltene Nikotin stellt langfristig auch ein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar.
Rauchen dreht dem Blut den Hahn zu
Die bekanntesten Gesundheitsschäden des Rauchens sind natürlich diverse Erkrankungen der Lunge, allen voran Lungenkrebs. Die Schadstoffe im Zigarettenrauch wirken sich aber auch auf vielfältige Weise schlecht auf Ihre Blutgefäße aus.
Warum ist Rauchen schlecht für die Durchblutung?
Kohlenmonoxid besetzt die eigentlich für Sauerstoff zuständigen Transportproteine im Blut und verringert damit die Versorgung der Organe mit Sauerstoff. Zusätzlich führt es zu einem Zusammenschnüren der Blutgefäße. Weil der für den Bluttransport zur Verfügung stehende Raum verkleinert wird, nimmt die Versorgung mit Sauerstoff noch weiter ab. Auch andere Inhaltsstoffe verstärken dieses Zusammenziehen der Gefäße. Zusätzlich atmen Sie über den Rauch Stoffe ein, die sich an den Gefäßwänden ablagern und so das Gefäß verengen. Dadurch wird der Blutfluss noch weiter eingeschränkt. Die negativen Effekte verstärken sich also gegenseitig.
Wie zeigen sich die Durchblutungsstörungen?
Diese verminderte Versorgung mit Blut können Sie oft ganz einfach an RaucherInnen feststellen. An den weit vom Herzen entfernten Händen kommt die verringerte Durchblutung am deutlichsten zum Tragen. Diese sind oft spürbar kalt. Aus demselben Grund sind auch die Beine von langjährigen RaucherInnen schlecht durchblutet. Bei den als „Raucherbeine“ bezeichneten Füßen können Entzündungen, schlechte Wundheilung und die permanent schlechte Durchblutung zu schwerwiegenden Gewebeschäden führen.
Die negativen Auswirkungen einer Zigarette auf Ihre Durchblutung sind nicht nur fühlbar, man kann sie sogar sichtbar machen. Schon durch eine einzelne Zigarette nimmt die Wärme in Händen und Füßen ab, weil die Blutzufuhr eingeschränkt wird. Dadurch nimmt die vom Körper ausgehende Wärmestrahlung sichtbar ab:
Fotos freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Nichtraucher-Initiative Wiesbaden e.V.
Durchblutung ist die Schwachstelle von Menschen mit Angina pectoris
Die Durchblutungsstörungen mit ihren deutlichen Effekten an Händen und Füßen machen an diesen aber nicht halt. Auch der Herz- und Lungenraum wird schlechter durchblutet, was zu schwerwiegenderen Komplikationen führen kann. Lungenembolien und Herzinfarkte sind sicher die bekanntesten Beispiele für Gefäßverschlüsse in diesem Bereich. Aber auch COPD und Angina pectoris als ihre „Vorstufen“ stehen in direktem Zusammenhang mit dem Tabakkonsum.
Die beeinträchtigte Blutzufuhr bei Angina pectoris stellt eine ohnehin erhebliche Gefahr für die betroffenen PatientInnen dar. Wenn Sie noch dazu rauchen, greift das genau diesen Schwachpunkt an. Doch der menschliche Körper ist widerstandsfähig. Die Blutgefäße beginnen sofort nach der letzten Zigarette mit ihrer Regeneration. Wenn Sie – am besten noch heute – mit dem Rauchen aufhören, können sich die Symptome der Angina pectoris innerhalb kurzer Zeit stark verbessern.
Der Währungsrechner des Rauchens
Rechnen Sie Ihr Rauchverhalten in anschauliche Beispiele um. Wissen Sie, wie viel Teer oder Kohlenmonoxid Sie mit Ihren Zigaretten rauchen? Geben Sie hier Ihre durchschnittliche tägliche Menge an Zigaretten und deren Art ein. Dadurch erfahren Sie, was Sie Ihrem Körper an Giftstoffen ersparen, wenn Sie einen Rauchstopp durchziehen.
Prüfen Sie, wie viele Schadstoffe Sie aufnehmen:
Wussten Sie schon
Wussten Sie schon, dass das Risiko für Angina pectoris auch für Menschen, die Passivrauch ausgesetzt sind, nachweislich erhöht ist? Zusätzlich zu ihrer ohnehin höheren Wahrscheinlichkeit, mit dem Rauchen zu beginnen, leiden also beispielsweise Kinder von rauchenden Eltern von Beginn an unter den schädlichen Auswirkungen des Passivrauchs.
Geprüft Priv.-Doz. Dr. Bernd Lamprecht: aktualisiert April 2022 | AT-RAN-39-08-2019