Ein aktives Leben wirkt sich nicht nur positiv auf das allgemeine Wohlbefinden aus, es stärkt auch den Körper und das Abwehrsystem und hält Funktionseinbußen auf. Ein Gehstock oder ein Rollator können Ihnen helfen, auch mit rheumatoider Arthritis und steifen Gelenken am Morgen mobil zu bleiben. Solange die Bewegungseinschränkungen nicht zu groß sind, dürfen sie natürlich auch weiterhin Auto fahren. Was Sie dabei beachten sollten, erfahren Sie in dieser Lektion.
Cornelia Kolar, Diplomierte Ergotherapeutin, beantwortet im Video "Mobil bleiben" folgende Fragen:
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Was ist bei der Sitzposition im Auto zu beachten?
Bei der Sitzposition im Auto ist darauf zu achten, dass Sie das Lenkrad gut erreichen, ebenso die Fußpedale. Wenn Sie Beschwerden im Wirbelsäulenbereich haben, verwenden Sie eventuell Lendenstützkissen und stellen Sie sich den Sitz möglichst hoch und ergonomisch ein. Achten Sie darauf, dass die Wirbelsäule gut unterstützt ist und Sie eine gute Auflagefläche haben.
Wie sollten Fahrpausen gestaltet werden?
Wenn Sie eine Fahrpause einlegen, ist es wichtig, dass Sie auch das Auto verlassen. Gehen Sie rund um das Auto und bewegen Sie Ihre Gelenke durch. Vermeiden Sie, die Pause zu kurz zu halten.
Ab wann sollte man nicht mehr selbst fahren?
Schwierig wird es, wenn Ihre Reaktionsfähigkeit eingeschränkt ist oder Ihr Sehvermögen nicht mehr dementsprechend ist.
Wichtig ist es auch, wenn Ihr Körper starke Schmerzen während des Autofahrens aufweist oder die Vibrationen nicht mehr aushält. Achten Sie darauf, ob Sie den Gurt selbstständig öffnen und schließen können oder mit einem Hilfsmittel ausgestattet werden müssen. Wenn das Schließen und Öffnen nicht mehr selbstständig möglich ist, ist auch von einem Autofahren abzuraten.
Wenn Sie Handschienen tragen müssen, lassen Sie sich von Ihrem Arzt eine Bestätigung geben. Führen Sie diese Bestätigung immer mit sich mit.
Welche Gehhilfen sind für RheumatikerInnen geeignet?
Wenn Sie eine Gehhilfe brauchen, gibt es eigene Arthritis-Gehstützkrücken. Diese haben eine Unterlage für die Unterarme und einen Griff, wo Sie sich vorne gut festhalten können.
Des Weiteren gibt es auch Rollmobile, die so ausgestattet sind, dass Sie ebenfalls den Unterarm auf einer Lage auflegen können und einen Griff zum Festhalten haben. Die Gehhilfsmittel sollten auf Ihre Körpermaße gut eingestellt sein. Sie sollten sie gut bedienen können. Die Hilfsmittel sollten kein schweres Eigengewicht haben. Achten Sie darauf, dass Sie diese stets bei sich haben.
Wie finde ich einen passenden Rollator?
Einen passenden Rollator finden Sie, wenn Sie diesen leicht auf sich einstellen können. Dies ist wichtig, damit zum Beispiel der Ellbogen entlastet ist. Wenn Sie hier Probleme haben, achten Sie darauf, dass der Rollator oder das Rollmobil nicht zu hoch eingestellt sind.
Empfehlenswert sind auch eine gute und breite Sitzunterlage beziehungsweise eine Rückenlehne, um sich ausruhen zu können. Ein Korb kann erleichtern, dass Sie die Hände frei bewegen können. Achten Sie darauf, dass die Räder leicht beweglich sind. Der Rollator oder das Rollmobil sollten kein schweres Eigengewicht haben. Außerdem sollte das Gerät nicht leicht kippen.
Wie finde ich ein passendes Fahrrad?
Wenn Sie sich ein neues Fahrrad zulegen wollen, achten Sie darauf, dass Sie leicht auf den Sattel hinauf- und hinunter steigen können. Die Pedale sollten gut erreichbar sein. Die Griffe sollten angenehm zum Halten sein. Ähnlich wie bei einem Hometrainer ist es sinnvoll, die Griffe möglichst weit nach oben zu setzen. Eventuell sollte der Neigungswinkel leicht zu verstellen sein.
Achten Sie darauf, dass das Treten Ihnen einfach fällt und Sie einen nicht zu starken Widerstand treten müssen.
Auf den Punkt gebracht
- Bei längeren Autofahrten sollten Sie in den Fahrpausen die Gelenke bewusst durchbewegen.
- Gehhilfen und Rollatoren mit Unterarmstützen entlasten die Handgelenke.
- Beim Fahrrad oder Hometrainer schonen hohe Lenker die Handgelenke.
Wie können Sie Ihr Auto Rheuma-tauglich machen?
Mittlerweile gibt es viele Hilfsmittel, mit denen sich Ihr Fahrzeug individuell an Ihre speziellen Bedürfnisse anpassen lässt. Ein Drehkissen oder der Einsatz einer Auto-Einsteig- bzw. Aussteighilfe erleichtern beispielsweise das Ein- und Aussteigen, während ein Keilkissen Missempfindungen in den Beinen und Schmerzen an der Wirbelsäule vermeiden hilft.
Ist Ihnen das Lenkrad zu dünn, sind ein Lenkradfell oder ein Lederbezug nützlich, die das Lenkrad dicker und griffiger machen. Handgelenkbandagen oder Ledermanschetten vereinfachen das Lenken.
Einschränkungen im Bereich der Halswirbelsäule lassen sich mit einem zweiten Außenspiegel gut kompensieren. Bei längeren Fahrten können Sie, sofern vorhanden, den Tempomat einschalten, um Ihre Beine zu entlasten.
Bei längeren Fahrten sollten Sie außerdem regelmäßig eine Pause machen. Mit einigen einfachen Übungen können Sie Ihre Fahrpause ganz leicht aktiv gestalten und Ihren ganzen Körper durchbewegen.
Was sollten Sie beim Autokauf beachten?
Steht ohnehin die Neuanschaffung eines Autos an, empfiehlt es sich, auf ein Fahrzeug mit Automatikgetriebe umzusteigen. Keine Kupplung mehr treten zu müssen, bedeutet eine maßgebliche Entlastung Ihres linken Sprunggelenks. Ohne Gangschaltung hat außerdem Ihr rechter Ellbogen mehr Ruhe. Besonders wohl fühlt sich dieser auf einer Mittelarmlehne, die zusätzlich Ihre Schultern entlastet.
Ein etwas höherer Einstieg ermöglicht es Ihnen ein- und auszusteigen, ohne Ihre Knie und Ihre Hüften unnötig zu belasten. Weitere Erleichterungen sind ein Keyless-System, mit dem Sie das Auto öffnen und sogar starten können, ohne einen Schlüssel zu drehen, und eine auf Knopfdruck schließende Heckklappe.
Sehr angenehm bei Arthroseschmerzen in der Lendenwirbelsäule sind beheizbare Sitze. Bei Rheuma in den Händen kann ein beheizbares Lenkrad Linderung verschaffen. Sind Sie in der Kopfdrehung eingeschränkt, ist eine Rückfahrkamera hilfreich.
Wann sollten Sie auf das Autofahren verzichten?
Sind die Einschränkungen durch die rheumatoide Arthritis zu stark geworden, kann es sein, dass Sie das Fahren aufgeben müssen, um nicht sich selbst und andere zu gefährden. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich, Ihre Ärztin/Ihren Arzt auf das Thema Autofahren bei Rheuma anzusprechen und Ihre Fahrtauglichkeit überprüfen zu lassen.
Sollten sie zusätzlich zu Ihrer medikamentösen Basistherapie auch starke Schmerzmittel benötigen, bedenken Sie bitte, dass sowohl zu Beginn der Schmerztherapie als auch bei größeren Dosiskorrekturen Nebenwirkungen wie Konzentrationsschwäche, Müdigkeit, Kreislaufreaktionen oder Sehstörungen auftreten können, welche Ihre Wahrnehmung beeinträchtigen. Deshalb dürfen Sie in solchen Phasen keinesfalls ans Steuer. Sofern Sie gut eingestellt sind, Ihr Allgemeinzustand gut und der Therapieverlauf stabil ist, spricht jedoch nichts gegen das Autofahren mit rheumatoider Arthritis.
Grundsätzlich gilt:
- Klären Sie mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, ob Sie fahrtüchtig sind.
- Nehmen Sie zusätzlich zu Ihrer medikamentösen Basistherapie regelmäßig starke Schmerzmittel wie Opioide oder Opiate ein, müssen Sie Ihre Fahrtüchtigkeit von der Amtsärztin/vom Amtsarzt überprüfen lassen. Bei positivem Bescheid erhalten Sie einen befristeten Führerschein.
Wussten Sie schon
Setzen Sie sich nicht ans Steuer, wenn Sie nach Einnahme von Opioiden oder anderen Medikamenten Schwindelgefühle, Müdigkeitsattacken oder Benommenheit feststellen. Sie gefährden damit nicht nur sich und andere, Sie verlieren bei einem Unfall gegebenenfalls auch den Kaskoversicherungsschutz.
Geprüft Cornelia Kolar: aktualisiert März 2022 | PP-BA-AT-0234 Oktober 2018