Zurück zur Kursübersicht

Kurs Rheumatoide Arthritis verstehen: Lektion 3 von 7

Symptome bei rheumatoider Arthritis

Obwohl es sich bei der chronischen Polyarthritis, auch rheumatoide Arthritis genannt, in erster Linie um eine Gelenkentzündung handelt, beschränkt sie sich häufig nicht auf die Gelenke, sondern kann auch auf verschiedene Organe übergreifen. Die Erkrankung kann sich durch Gelenkschmerzen und –schwellungen aber auch durch zahlreiche andere Krankheitszeichen bemerkbar machen. Diese Lektion veranschaulicht Ihnen die signifikantesten Symptome der Erkrankung und informiert Sie darüber, wie Sie beim Auftreten der Beschwerden reagieren sollten.

Video Transkript

Welche Symptome belasten PatientInnen für gewöhnlich am meisten?

Die Symptome, die von Menschen bemerkt werden, die eine rheumatoide Arthritis haben, sind in aller Regel morgenbetont. Das heißt: Die Betroffenen wachen bereits in der Früh mit den Symptomen auf, das heißt mit schmerzenden Gelenken. Vielfach ist auch eine Schwellung im Bereich der schmerzenden Gelenke zu beobachten. Und sie klagen über eine Morgensteifigkeit, das heißt z.B. im Bereich der Hände, dass es am Morgen für eine halbe Stunde, manchmal auch eine Stunde nur schwer möglich ist, zum Beispiel die Faust zu schließen. Und das hat dann im Alltag Auswirkungen, dass zum Beispiel das Halten der Zahnbürste oder das Aufdrehen einer Zahnpastatube oder das Halten einer Kaffeetasse erschwert sind. Im Laufe des Tages, also gegen Mittag, werden die Beschwerden meist weniger. Die Beweglichkeit wird besser, die Schmerzen gehen zurück. Aber abhängig von der Intensität der Belastung kehren diese dann im Laufe des Tages wieder zurück.

Bei welchen Krankheiten können rheumaähnliche Symptome auftreten?

Rheumaähnliche Symptome können bei vielen verschiedenen Erkrankungen auftreten, weil rheumaähnlich bedeutet ja eigentlich nur, dass entweder Muskulatur oder Gelenke oder vielleicht die Wirbelsäule wehtut.

Es kann zum Beispiel ein banaler Muskelkater in Folge einer sportlichen Überbelastung sich mit einem rheumaähnlichen Zustandsbild, also Muskelschmerzen äußern.

Es ist aber sehr häufig zum Beispiel bei einer Grippe-Erkrankung oder einer virusbedingten Infektionserkrankung, dass es zu Begleitsymptomen wie Gelenk- oder Muskelschmerzen kommt.

Es gibt dann Beschwerden, die an Rheuma erinnern können, die wir bei manchen Erkrankungen der Schilddrüse wie eine Schilddrüsenunterfunktion beobachten, teilweise aber auch z.B. bei Beginn einer Parkinson-Erkrankung kommt es zu rheumaähnlichen Muskelbeschwerden.

Und letztendlich, auch das sollte man nicht vergessen, sind manche psychiatrische Erkrankungen, also Depressionen vor allem, oft mit Schmerzen verbunden, wo wir dann sprechen von einer sogenannten somatoformen Schmerzstörung, dass sich also letztendlich seelische Beschwerden in Form von körperlichen Beschwerden, in dem Fall von Schmerzen der Muskulatur, äußern können.

Wie wirkt sich die rheumatoide Arthritis auf meine Gelenke aus?

Die rheumatoide Arthritis ist eine entzündliche Gelenkserkrankung, das heißt: In den betroffenen Gelenken kommt es zu einer chronischen Entzündungsreaktion. Bedingt durch diese Entzündungsreaktionen wuchert die Gelenksinnenhaut, und diese Gelenksinnenhaut kann dann aggressive Stoffe produzieren, die in der Lage sind, den Knorpel primär und dann letztendlich auch den Knochen anzugreifen, den Knorpel und den Knochen zu zerstören und damit neben den Schmerzen und der Bewegungseinschränkung auch letztendlich zu einer Versteifung der Gelenke führen können.

Welche Körperteile können noch betroffen sein?

Die rheumatoide Arthritis ist primär eine Erkrankung der Gelenke, typischerweise. Allerdings können bei der rheumatoiden Arthritis auch andere Strukturen des Bewegungs- und  Stützapparates wie Sehnenscheiden oder Schleimbeutel betroffen sein. Und es können auch innere Organe wie zum Beispiel das Herz oder die Lunge mit beteiligt sein. Das äußert sich dann in Form einer Herzbeutelentzündung, in Form einer Herzmuskelentzündung, kann sich im Sinne einer Rippenfellentzündung oder auch im Sinne einer Bindegewebsvermehrung innerhalb der Lungenstrukturen äußern, einer so genannten Fibrose. Außerdem kann es vorkommen, dass es Entzündungen der Augen gibt im Rahmen der rheumatoiden Arthritis oder auch allgemein Symptome wie grippeähnliche Zustandsbilder und Fieberzustände, aber auch Hautveränderungen.

Letztendlich ist aber primär immer das Gelenk betroffen und das Gelenk im Vordergrund und Mitbeteiligung innerer Organe oder auch Mitbeteiligung der Gefäße wie zum Beispiel bei einer Vaskulitis sind selten und zumeist nur bei hochaktiven Krankheitsbildern zu beobachten.

Welche Symptome deuten auf kindliches Rheuma hin?

Auch Kinder können entzündlich-rheumatische Erkrankungen bekommen. Da gibt es Bilder, die wir im Erwachsenenalter nicht kennen. Auch bei den Kindern gibt es Erkrankungen, die ähnlich der rheumatoiden Arthritis vorwiegend Gelenke der Extremitäten betreffen. Es gibt aber auch bei Kindern rheumatische Erkrankungen, die im Bereich der Wirbelsäule zu Entzündungen führen. Und es gibt auch bei den Kindern rheumatische Erkrankungen, die mit Allgemeinsymptomen wie Fieberschüben, Hautausschlägen oder auch Augenentzündungen und in seltenen Fällen die Mitbeteiligung innerer Organe vorkommen können.

Auf den Punkt gebracht

Symptome bei rheumatoider Arthritis

  • Wenn über mehr als 2 Wochen morgens Schmerzen, Schwellungen und Steifigkeit von Gelenken auftreten, sollten diese Symptome unbedingt von Ihrer Hausärztin / Ihrem Hausarzt abgeklärt werden.
  • Dieser wird Sie dann, wenn nötig, an eine/n RheumatologIn überweisen.

Welche Symptome sind typisch für rheumatoide Arthritis?

Die rheumatoide Arthritis kann sehr unterschiedlich verlaufen. Ein schleichender Beginn an den Gelenken der kleinen Finger, der Hände oder der Zehen ist ebenso möglich wie ein abruptes Auftreten oder der einseitige Befall der Knie-, Schulter- oder Ellbogengelenke. Meist sind zunächst die Finger- und Handgelenke auf beiden Körperseiten betroffen.

Typische allgemeine Symptome rheumatisch entzündeter Gelenke sind:

  • Gelenkschmerz (vor allem in Ruhe)
  • Morgensteifigkeit der Gelenke (länger als 30 Minuten)
  • allgemeine Krankheitszeichen wie Müdigkeit, Erschöpfung, Fieber, Nachtschweiß und/oder Gewichtsabnahme
  • beidseitiger Befall der Gelenke der rechten und linken Körperseite
  • Schwellungen in den betroffenen Gelenken
  • Rheumaknoten
  • im weiteren Verlauf: Verformung und Versteifung der Gelenke
  • Bewegungseinschränkung

Was sind Rheumaknoten?

Rheumaknoten sind derbe Knoten, die direkt unter der Haut liegen und sich verschieben lassen. Sie entstehen vor allem an Stellen erhöhter Druckbelastung, üblicherweise an den Streckseiten der Gelenke. Am häufigsten sind sie am Ellbogen zu finden. Sie können aber auch in inneren Organen auftreten, beispielsweise in der Lunge.

Meist sind Rheumaknoten ein Anzeichen für einen schweren Verlauf der Erkrankung, der jedoch durch die frühzeitige Behandlung mit langwirksamen Antirheumatika seltener geworden ist. Vereinzelt treten Rheumaknoten allerdings auch als Begleiterscheinung einer Therapie mit Methotrexat auf. Die Ursache hierfür ist bislang nicht bekannt.

Warum ist Früherkennung so wichtig?

Leichte Muskel- und Gelenkbeschwerden kennt fast jeder. Oft heilen sie durch ein bisschen Wärme und Schonung von allein wieder aus. Sie können aber auch ein Anzeichen für Polyarthritis oder eine andere rheumatische Erkrankung sein.

Durch eine rechtzeitige Diagnose und eine frühzeitige Behandlung lässt sich heute dank großer Fortschritte in der Rheumatologie bei der Mehrheit der Rheumapatienten ein weitgehender Stillstand der Krankheit erreichen. Dadurch können ernste Spätfolgen wie die Zerstörung der Gelenke meist verhindert werden.

Bemerken Sie erste Rheuma-Symptome wie steife Finger am Morgen, starke Gelenkschmerzen nach längerem Sitzen oder länger anhaltenden Schwellungen an Finger-oder Handgelenken sollten Sie umgehend Ihren Hausarzt aufsuchen. Dieser erstellt einen Gelenkstatus und erste Laborbefunde und überweist Sie gegebenenfalls an einen Rheumatologen.

Welche Begleiterkrankungen und Beschwerden können bei rheumatoider Arthritis außerhalb der Gelenke auftreten?

Befällt die chronische Polyarthritis auch andere Organe, können neben den Gelenkproblemen folgende Symptome auftreten:

Blutgefäße

Entzündungen der Gefäßwände können zu Durchblutungsstörungen führen, die kleine punktförmige Wunden, Hautgeschwüre oder das großflächige Absterben von Gewebe zur Folge haben. Zudem steigt das Risiko für eine Arterienverkalkung.

Herz

Das Herzinfarktrisiko und das Risiko für eine Arteriosklerose der Herzkranzgefäße steigen. Darüber hinaus kann die rheumatoide Arthritis Herzklappenfehler, eine Herzmuskelentzündung sowie eine Herzbeutelentzündung mit Herzbeutelerguss verursachen.

Lunge

Etwa jeder fünfte Patient mit rheumatoider Arthritis leidet unter entzündeten Lungenbläschen.

Nervensystem

Drücken die Gelenk- und Sehnenentzündungen im Handgelenk Nerven ab, kann das Unempfindlichkeit, Fehlempfindungen und Schmerzen zur Folge haben (z. B. Karpaltunnel-Syndrom).

Tränen- und Speicheldrüsen

Zerstört die rheumatoide Arthritis das Drüsengewebe von Tränen- und Speicheldrüsen, kommt es zu Mundtrockenheit und einem Mangel an Tränenflüssigkeit.

Magen-Darm-Trakt

Eine Behandlung mit nicht-steroidalen Antirheumatika kann Entzündungen, Blutungen und Geschwüre der Magen- und Darmschleimhaut hervorrufen (Sicca-Syndrom).

Wussten Sie

… dass sich die rheumatoide Arthritis auch auf Ihre Knochendichte auswirken kann? Ein Grund hierfür ist der durch Schmerzen und Entzündungen verursachte Bewegungsmangel. Bewegungsübungen helfen nicht nur, den Verlust an Knochenmasse zu vermeiden, sie können auch Schmerzen verhindern und dadurch Ihre Lebensqualität verbessern.

PP-BA-AT-0161 April 2018 | Geprüft OA Dr. Wolfgang Halder: Stand Januar 2018

Bewerten

Ihr Feedback hilft anderen Nutzern die für sie passenden Kurse zu finden.

Würden Sie diesen Online-Kurs empfehlen?

4.5/5 - (103)
Zur Kursübersicht

Dieser Kurs ist Teil der Kursreihe „Leben mit Rheumatoider Arthritis“

Zur Kursreihe
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.