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Kurs Selbstbewusstes Auftreten als PatientIn: Lektion 2 von 6

Reflexion: Wie selbstbewusst treten Sie auf?

Niemand schafft es, in jeder Situation selbstbewusst aufzutreten. Je nach Umgebung, eigenem Wohlbefinden und Verhalten von anderen kann das Selbstvertrauen schwanken. Je besser Sie sich selbst kennen, umso besser gelingt es Ihnen, schwierige Situationen zu meistern. In dieser Lektion beschäftigen Sie sich mit Ihrem Selbstbewusstsein und entscheiden, was Sie verändern möchten.

Video Transkript

Woran erkenne ich, wie selbstbewusst ich bin?

Selbstbewusstsein entsteht natürlich immer im Vergleich. Ich vergleiche mich mit anderen und schaue: „Bin ich mehr oder weniger selbstbewusst als andere?“ Für mich alleine stelle ich das nicht fest. Erst wenn ich durch die Brille anderer schaue, wenn ich mich selbst mit den Augen eines Gegenübers sehe, dann komme ich in die Situation zu gucken: „Wie selbstbewusst bin ich eigentlich?“

  • Und wenn ich mich mit Menschen vergleiche, die eher unsicher sind, dann kann ich mich zum Beispiel stärker fühlen und sagen: „Ja, im Vergleich dazu bin ich doch ganz selbstbewusst.“
  • Wenn ich aber sehr selbstbewussten Persönlichkeiten begegne, dann kann es sein, dass ich sage: „Oh, hier nein, da im Vergleich bin ich doch eher nicht so selbstbewusst.“

 

Woran liegt es, dass manche Menschen ein Problem mit ihrem Selbstbewusstsein haben?

Selbstbewusstsein wird immer dann zum Problem, wenn es zum Störfaktor wird. Wenn es mich irgendwie beeinträchtigt, wenn ich merke: „Ich bin nicht so selbstbewusst…“ und habe Nachteile dadurch.

Wenn zum Beispiel meine ganzen Freunde in Urlaub stets nach Mallorca fliegen und dann schwärmen von der schönen Insel und von dem guten Essen und den netten Menschen und diesem wunderbaren Meer, dann denke ich vielleicht: „Da möchte ich auch gerne mal hin fliegen.“ Aber dann kommt ja meine Flugangst, wo ich denke: „ Ach nee, das geht ja nicht. Also nach Mallorca…“ Das ist zum Beispiel noch kein Problem, weil ich kann mich hier eines Tricks bedienen. Ich kann jetzt meinen Freunden erklären: „Also – Mallorca, mit dem Flieger. Das ist doch eine voll schlechte Ökobilanz. Sowas macht man gar nicht. Das ist umweltschädigend. Nee, also ich bleibe zuhause. Ja, ich mache Urlaub auf St. Balkonien, gehe in meinen Garten, da kann ich mich wunderbar erholen. Und ich tu noch was Gutes für die Umwelt.“ Also es ist kein Problem, wenn ich eine gute Ausrede habe.

Ein Problem könnte es sein, wenn z.B. mein Chef zu mir sagt: „Und Sie, liebe Kollegin, stellen jetzt nächste Woche beim Vorstand die Ergebnisse Ihrer Arbeitsgruppe vor.“ Und ich denke: „Oh Gott, die Arbeitsgruppenergebnisse. Wie soll ich das machen? Und dann im Vorstand?“ Dann wird es ein Problem, weil ich aus dieser Nummer nicht herauskomme. Wenn ich das jetzt wirklich zu machen habe, es ist meine Aufgabe. Mein Chef hat mir das gesagt. Ich muss das machen. Dann wird es problematisch.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen chronischen Erkrankungen und Selbstbewusstsein?

Ja, natürlich können chronische Krankheiten eine Auswirkung auf das Selbstbewusstsein haben. Das erklärt sich folgendermaßen: Das Selbstbewusstsein, wir hatten ja schon gesagt, dass es in früher Kindheit angelegt wird, und es hat ganz starke körperliche Elemente. Also wenn wir Säugling sind und wir werden von unseren Eltern gepflegt, dann hat das erst mal etwas Körperliches. Die fassen uns an, die knuddeln uns, die streicheln uns, die lächeln uns an. Also sodass unser Selbstbewusstsein, wie sich das entwickelt, sehr stark etwas mit unserer Körperlichkeit zu tun hat, sodass Selbstbewusstsein immer auch mit Körper assoziiert wird.

Und wenn jetzt unser Körper angegriffen ist, ist die logische Folge natürlich auch, dass es Auswirkungen auf mein Selbstwertgefühl hat.

Bei chronischen Erkrankungen, das geht ja auch einher mit unglaublich vielen Symptomen: „Mir ist übel, ich habe Schmerzen. Ich bin vielleicht in meiner Bewegung eingeschränkt, oder ich erleide einen Kontrollverlust. Ich kann Dinge nicht mehr so tun, wie ich will. Ich fühle mich hilflos.“ Das sind alles Symptome, die entstehen können, wenn ich eine chronische Erkrankung habe.

Und es ist kein Wunder, dass diese ganzen Symptome, die ja so sehr körperlich sind, sich dann auch auswirken auf mein Selbstbewusstsein.

Wie wirkt das Unbewusste auf das Selbstvertrauen und wie kann ich es beeinflussen?

Das Unbewusste spielt eine große Rolle in Bezug auf Selbstvertrauen, und ich hatte ja vorhin schon ein paar Elemente genannt: Zum einen, dass wir erst wahrnehmen, dann denken und über das Denken ins Fühlen kommen und dann ins Handeln, sodass unbewusste Gedanken, Assoziationen, die wir haben, einen Einfluss haben. Aber auch Dinge, die wir erlebt haben, Priming. Wenn ich jetzt zum Beispiel einen spannenden Krimi schaue, ein Psychothriller, und ich gehe noch ganz aufgeregt ins Bett, dann kann es sein, dass ich nicht nur schlecht träume, sondern am nächsten Tag auch noch beeinflusst bin dadurch.

Wenn ich das flammende Inferno gesehen habe, wo viele Leute im Haus verbrannt sind, und da gab es so eine einprägsame Szene, wo Menschen im Fahrstuhl umgekommen sind, dann kann es sein, dass ich am nächsten Tag zögere, in einen Fahrstuhl einzusteigen — Stichwort Priming, sodass die Erlebnisse, die ich habe, im Laufe des Tages und auch die, die kumulieren, eine Auswirkung haben.

Also, wenn ich immer gute Erlebnisse habe, viel Erfolg habe, dann neige ich dazu, eher selbstbewusst aufzutreten.

Aber bei vielen Misserfolgen, wenn mir viele Dinge nicht gelingen und eins zum anderen kommt, und dann regnet es noch, und ich saue mir die neuen Schuhe ein, und dann stehe ich mit den neuen Schuhen, und an dem Tag, weil mein Chef noch etwas vor mir, und der guckt die ganze Zeit pikiert auf meine Schuhe. Also kommt eins zum anderen, und dann geht es mir nicht gut damit, sodass das Unbewusste – Dinge, die vorher passieren, oder Dinge, die ich vorher denke – einen großen Einfluss haben.

Und was kann ich machen? Ich kann das natürlich gezielt setzen und überlegen: „Wie komme ich dazu, mein Selbstbewusstsein zu erhöhen? Was kann ich für mich machen?“

Zunächst ist erst mal gut zu wissen, was ich denn gerne mag. Alles, was ich mit Freude mache. Das bringt dann auch wieder eher Glückshormone. Und das produziert natürlich einfach auch ein angenehmes Gefühl im Körper. Also, es gibt die unterschiedlichsten Möglichkeiten. Kunst zum Beispiel. Kunst ist etwas ganz Herrliches, sich mit Fotografien oder Bildern oder Skulpturen auseinanderzusetzen.

Es gibt Menschen, denen geht das Herz auf, wenn sie durch so eine Ausstellung gehen. Das ist toll. Noch besser wäre natürlich, wenn Sie jetzt auf so einer Kunstausstellung zurückkommen und sich gleich hinsetzen und selber was malen oder basteln. Und das, wo Sie sich haben inspirieren lassen, auch noch aktiv nutzen. Also immer dann, wenn Sie nicht nur etwas sehen, sondern auch ins Tun kommen, hat das einen doppelten Effekt. Und es hat diesen wunderbaren Effekt, dass der Körper dann eben auch darauf reagiert.

Wenn ich etwas Freudvolles mache, dann ist der Körper auch wieder begeistert, schüttet wieder mehr positive Hormone aus, und es ist ein positiver, angenehmer Kreis, den ich dadurch in Gang setze.

Ja, und etwas ganz Besonderes, Schönes, wie ich mein Selbstbewusstsein beeinflussen kann, ist der Umgang mit kleinen Kindern. Das liegt daran, dass kleine Kinder immer im Hier und Jetzt sind. Die wollen einfach es jetzt. Für die gibt es kein Morgen, und für die Kinder ist es egal, was gestern war. Die wollen jetzt spielen und sind jetzt da. Und das hat etwas sehr Heilsames. Weil das Gestern kann verbunden sein mit unangenehmen Gedanken. Aus dem Gestern kommen zum Beispiel solche Ideen wie „Oh, hätte ich mal…“ Und das sind so Sachen, die zu unangenehmen Gefühlen kommen. Wenn ich mir sage: „Hätte ich mal lieber Karl-Heinz geheiratet und nicht Erwin. Karl-Heinz macht heute das große Geld. Ich würde heute im großen Haus leben. Und Erwin hat es zu nichts gebracht.“ So, das ist so gestern. „Hätte“ und solche Ideen, die kommen aus dem Gestern.

Oder Morgen kann genauso anstrengend sein, wenn ich immer in der Zukunft denke: „Ach, ich sollte dies machen. Ich sollte das machen. Ich muss was für meine Gesundheit tun. Oh Gott, jetzt sitze ich schon zwei Stunden auf dem Sofa. Ich muss noch meine 10.000 Schritte gehen…“ Wo ich mich in Stress bringe, wenn ich ans Morgen denke.

Und all das schalten Kinder aus. Kinder sind im Hier und Jetzt, und sie spielen im Hier und Jetzt.

Und deshalb ist die Auseinandersetzung gerade mit kleinen Kindern ganz besonders heilsam, auch fürs Selbstbewusstsein. Man wird locker, man macht mit Kindern andere Dinge als mit Erwachsenen. Man muss sich nicht irgendwie anstrengen, perfekt zu sein, sondern man ist einfach jetzt da, und das hat was sehr Heilsames.

Unterscheidet sich Selbstbewusstsein in verschiedenen Situationen oder ist es immer gleich?

Nein, das Selbstbewusstsein unterliegt natürlich Schwankungen, das ist nicht immer gleich.

Und wir hatten ja schon gehört, dass wir aufgrund unserer Persönlichkeit so eine Basis an Selbstbewusstsein mitbringen. Das schwingt also immer mit. Unsere Kindheitserfahrungen und so weiter. Das ist so eine Basis, die wir immer mitnehmen.

Dann gibt es aber viele Ereignisse im Laufe des Tages, die unser Selbstbewusstsein schwanken lassen. Misserfolge ziehen uns eher runter. Erfolge ziehen uns eher rauf. Lob zieht uns eher rauf, und Tadel zieht uns eher runter, sodass die Dinge, die wir im Laufe des Tages erleben, durchaus einen Einfluss auf unser Selbstwertgefühl haben.

Wie kann ich meine Kraftquelle finden und wie kann diese mir helfen?

Ja, wie kann ich meine Kraftquelle finden? Das ist natürlich eine gute Frage.

Es gibt nicht die einzig wahre Kraftquelle, sondern sie ist immer persönlich. Ich muss zunächst erst einmal innehalten und mich fragen: „Was mag ich denn gerne? Was tut mir gut?“ Vielleicht weiß ich das sogar. Ganz generell wissen wir von Menschen, die resilient sind, also Menschen, denen es leichter fällt, mit Widerständen umzugehen, dass sie über bestimmte Fähigkeiten verfügen. Und davon können wir auch lernen.

Zum einen bedeutet das zum Beispiel, dass ich mir ein gutes Netzwerk bilde. Dass ich darauf achte, dass ich nette Leute um mich herum habe, liebevolle Freunde.

Es gibt zum Beispiel eine interessante Untersuchung, da hat man Menschen vor einen Berg gestellt, der war so ein paar Kilometer entfernt und hat diese Menschen gefragt: „Was glauben Sie denn, wie steil dieser Berg ist?“ Und die sollten praktisch aufmalen, wie steil dieser Berg ist, den Sie sehen. Mit der Frage so „Wie schwer ist es, diesen Berg zu erklimmen?“ Und das Forschungsergebnis ist jetzt ziemlich spannend:

  • Wenn die Menschen dort alleine gestanden haben, dann haben die von der Einschätzung her den Berg für ziemlich steil gehalten.
  • Wenn sie mit anderen Menschen da waren und die sich kannten untereinander, dann haben sie es schon weniger steil eingeschätzt.
  • Ganz besonders interessant war aber: Wenn die mit sehr guten Freunden dort waren, also wo wirklich eine sehr positive Beziehung herrscht und sie die Frage gestellt haben: „Wie steil ist dieser Berg?“, dann haben sie den Berg als ganz wenig steil eingeschätzt, also als sehr gut erklimmbar.

Und das sagt vieles einfach auch über unser Selbstbewusstsein aus. Das hat einen Einfluss auf unsere Einschätzung, die wir tätigen. Mit guten Freunden an der Seite fallen uns bestimmte Dinge einfach viel leichter.

Zu Kraftquellen fällt mir noch ein schönes Beispiel ein: das Beispiel mit den Sonnenblumen. Sie wissen ja, dass die Sonnenblumen so sich immer in die Sonne richten. Deshalb heißen sie ja Sonnenblumen. Ja, wenn die Sonne morgens hier aufgeht, dann schauen die hier hin, im Laufe des Tages dahin. Und wenn die Sonne untergeht, haben die Sonnenblumen praktisch ihr Gesicht der Sonne zugewandt. Die interessante Frage ist: Was machen Sonnenblumen eigentlich an Regentagen? Und die Beobachtung – beobachten Sie mal Sonnenblumen an Regentagen – ist sehr interessant: Sonnenblumen richten sich einander zu. Da gehen die praktisch in ihre Kraftquelle und geben sich gegenseitig Kraft. Sie teilen das Licht miteinander.

Und von daher ist noch mal ein ganz schönes Beispiel in manchen Situationen. Es ist ganz gut, gute Freunde zu haben und die kleine Flamme in mir anzuwärmen durch das Licht meines Gegenübers.

Wie kann mir Achtsamkeit helfen selbstbewusster zu werden?

Achtsamkeit ist etwas sehr Schönes, was uns gut selbstbewusster werden lässt, weil Achtsamkeit immer bedeutet, dass ich ganz bewusst bei mir bin. Ich bin in meinem Körper. Ich bin bei mir, ich bin achtsam, ich kann achtsam essen. Ich kann achtsam telefonieren, ich kann achtsam die Tür aufmachen und zumachen. Ich mache es achtsam, indem ich es ganz bewusst mache. Und wenn ich etwas ganz bewusst mache, bin ich bei mir. Und wenn ich bei mir bin, bin ich in meiner Kraft. Und ausgehend von meiner Kraft ist es viel leichter, ins Selbstbewusstsein zu kommen.

Es ist ganz gut. zielstrebig zu sein und mir Ziele zu setzen und zu gucken: „Was kann der nächste Schritt sein?“ und mich darauf vorzubereiten. Es ist auch sinnvoll, in Verantwortung zu gehen. Wenn ich etwas gemacht habe, dazu auch zu stehen, anstatt es irgendwie so wegzuschieben: „War ich nicht…“, oder „Will ich nicht drüber reden…“, zu mir zu stehen, in Verantwortung zu gehen, mir Ziele zu setzen und mein Leben bewusst zu leben. Das sind Elemente, die sehr hilfreich sind.

Welche Übung kann mir zu mehr Achtsamkeit verhelfen?

Es gibt eine ganze Reihe Übungen, die uns zu mehr Achtsamkeit verhelfen können.

Dazu zählt zum Beispiel der Bodyscan, wo ich gedanklich einmal von den Füßen anfange, durch meinen ganzen Körper durchgehe und jeden Muskel ganz besonders wahrnehme und spüre: „Wie geht es mir gerade?“ Und ich würde gern mal eine Übung mit Ihnen jetzt direkt machen, wo Sie gleich mal schauen können, um in mehr Achtsamkeit zu kommen:

Übung: Achtsamkeit

Setzen Sie sich ganz entspannt hin, die Hände locker auf die Oberschenkel legen.

Sie können schauen, dass der Rücken entspannt ist, was für Sie entspannend ist, angelehnt oder aufrecht. Sie müssen sich wohlfühlen.

Und sobald Sie diese Sitzposition gefunden haben, bitte ich Sie, einmal tief einzuatmen und auszuatmen.

Und Sie können allmählich die Augen schließen. Einatmen und ausatmen. Und nochmal einatmen, und ausatmen.

Sie können auch zur Unterstützung eine Hand auf Ihren Bauch legen, und dann spüren Sie beim Einatmen, dass der Bauch nach vorne geht, und beim Ausatmen, dass der Bauch wieder zurückgeht. Und alles, was Sie machen mit geschlossenen Augen ist, diesem Atem zu folgen. Ich spüre, wie der Atem in mich hineinströmt. Ich atme durch die Nase ein. Der Atem strömt in mich ein, runter durch den Brustkorb bis in den Bauch, und ich atme wieder aus. Es fließt aus mir heraus. Und alles, was ich mache, ist, mich auf die Atmung, auf meine Einatmung zu fokussieren, wie es in mich hinein strömt und aus mir heraus fließt.

Das Ganze kann ich jetzt noch unterstützen mit einer positiven Affirmation. Versuchen wir das mal. Ich atme ein und atme aus. Und ich sage mir: „Heute gehe ich erfrischt und mit großer Leichtigkeit durch den Tag. Heute gehe ich erfrischt und mit großer Leichtigkeit durch den Tag.“

Und Sie können nochmal einen tiefen Atemzug nehmen und kommen allmählich wieder zurück, öffnen die Augen. Und wenn Sie jetzt wollen, können sie sich recken und strecken und gähnen, so gut es geht.

Welcome back.

Auf den Punkt gebracht

Reflexion: Wie selbstbewusst treten Sie auf?

  • Positive Gedanken und Glückshormone können das Immunsystem stärken und beim Heilungsprozess helfen.
  • Probieren Sie etwas Neues aus, um Ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Das kann zum Beispiel ein neues Buch sein, ein neuer Spaziergang oder eine neue Bekanntschaft.

Erfahrungen von Betroffenen

Achtsamkeit: sich selbst beobachten

Welche Situationen Sie als schwierig empfinden, ist sehr individuell:

  • Manche PatientInnen fühlen sich durch ungewohnte Umgebung sehr unwohl.
  • Andere sind im Gespräch mit „Respektspersonen“ wie ÄrztInnen unsicher.
  • Wieder andere empfinden die körperliche Nähe bei Untersuchungen oder Pflege als besonders unangenehm.

Dies sind nur drei Beispiele für eine Vielzahl möglicher „Problemstellen“. Wenn Sie Ihr Auftreten verbessern wollen, sollten Sie zunächst herausfinden, welche Situationen für Sie schwierig sind und was Sie erreichen wollen. Beantworten Sie sich deshalb folgende Fragen:

  1. Bei welcher Situation in der Vergangenheit hätten Sie sich gewünscht, selbstbewusster aufzutreten? Denken Sie zum Beispiel an Arztgespräche oder Behördengänge.
  2. Wenn Sie an Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte oder den Kontakt mit der Krankenkasse denken: Was fällt Ihnen besonders schwer? Sich Gehör zu verschaffen? Ihre Meinung klar zu äußern? Oder etwas ganz anderes?
  3. Hatten Sie schon einmal das Gefühl, dass Ihre Grenzen nicht gewahrt wurden? Welche Situation war das? Was hätte anders laufen müssen?
  4. Gab es Situationen, in denen Sie sich nicht ausreichend gehört gefühlt haben und das Gefühl hatten, sich nicht durchsetzen zu können? So etwas kommt zum Beispiel manchmal bei der Visite im Krankenhaus vor, wenn es schnell gehen muss.

Vielleicht wissen Sie nicht auf jede dieser Fragen sofort eine Antwort. Dann hilft es, die Fragen einfach ein wenig wirken zu lassen. Beobachten Sie sich selbst und versuchen Sie zu erkennen, in welchen Situationen Sie selbstbewusster Auftreten möchten. Daran können Sie dann gezielt arbeiten.

Icon Praktischer Tipp Übung: Wie verhalte ich mich?

Erinnern Sie sich an eine Situation, die Sie vor kurzem erlebt haben und in der Sie sich unsicher gefühlt haben. Versuchen Sie, sich in allen Einzelheiten zu erinnern:

  1. Wie ging es mir zu Beginn der Situation?
  2. Wie war meine Körperhaltung? Was habe ich mit meinen Armen und Händen gemacht?
  3. Wie fest war der Händedruck mit meiner Gesprächspartnerin/meinem Gesprächspartner?
  4. Konnte ich ihr/ihm in die Augen schauen?
  5. Was habe ich gesagt und wie klang meine Stimme für mich?

Versuchen Sie, die Situation noch einmal lebhaft vor ihrem inneren Auge entstehen zu lassen. Wie selbstbewusst waren Sie? Und was hätten Sie gerne anders gemacht?

Stellen Sie sich nun im zweiten Schritt eine Situation vor, in der Sie sich selbstbewusst gefühlt haben. Was an Ihrem Auftreten war anders?

Power Posing Download Damit Sie sich diese und weitere Übungen gut einprägen und schnell den gewünschten Effekt erzielen, empfiehlt es sich die Übung regelmäßig zu wiederholen. In unserem Übungsdownload finden Sie noch einmal alle wichtigen Informationen zum Ausdrucken.

Nähe und Distanz: den eigenen Raum wahren

Wenn andere Menschen uns zu nahe kommen, kann sich das sehr beengend und einschüchternd anfühlen. Im Gesundheitssystem lässt sich große Nähe manchmal nicht vermeiden, zum Beispiel bei Untersuchungen. In anderen Situationen – zum Beispiel beim Gespräch zwischen Ärztin/Arzt und PatientIn – sollte die Distanz für Sie aber stimmen.

Falls Sie feststellen, dass Ihr Gegenüber Ihnen ohne Notwendigkeit zu nahe kommt, nehmen Sie sich bewusst Ihren Raum. Oft hilft es schon, sich aufrecht hinzustellen und einen Schritt auszuweichen. Sollte das nicht genügen, können Sie Ihr Bedürfnis auch freundlich ansprechen: „Ich brauche ein wenig mehr Abstand, könnten Sie ein bisschen zurückgehen? Vielen Dank, so fühle ich mich wohler.“

Wie geht es anderen? Austausch hilft!

Die Rolle als PatientIn ist komplex und kann mit vielen schwierigen Situationen verbunden sein. Sich mit anderen PatientInnen auszutauschen, kann dem Selbstbewusstsein einen großen Aufschwung verleihen. Sie erleben: Anderen geht es auch so wie mir und Sie bekommen im besten Fall gute Tipps, wie andere mit Problemen umgehen. Selbsthilfegruppen sind gute Anlaufstellen, um PatientInnen mit ähnlichen Gesundheitsproblemen kennenzulernen.

Praktischer Tipp

Auch Bewegung kann das Selbstbewusstsein stärken: Je wohler Sie sich in Ihrem Körper fühlen, umso selbstsicherer können Sie auftreten. Probieren Sie es vor schwierigen Situationen mal mit einem Spaziergang oder ein paar Lockerungsübungen.

Geprüft Prof.in Dr.in Renate Tewes: aktualisiert April 2024

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Dieser Kurs ist Teil der Kursreihe "Sozialversicherung & Recht bei chronischer Erkrankung"

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Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.

Bildnachweis: SurfsUp Vector, LeoART | Bigstock