6. Gesunder Lebensstil bei Lungenfibrose – alle Fragen

PatientInnen mit Lungenfibrose können mit einfachen Maßnahmen, ihren Alltag erleichtern. Eine angepasste Ernährung, Bewegung und eine Sauerstofftherapie können die Beschwerden wie Atemnot und Husten verringern. Dr. Ralf Harun Zwick, Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie, gibt Tipps für mehr Lebensqualität und teilt Atemtechniken wie die Lippenbremse vor.

Lebensstil bei Lungenfibrose

Was bedeutet ein gesunder Lebensstil bei Lungenfibrose?

Ein gesunder Lebensstil ist etwas, was man sich, wenn man Lungenfibrose hat nur sehr schwer vorstellen kann, denn das Hauptthema bedeutet Aktivität. Und Sie werden erfahren, wie wir Aktivität umsetzen können, trotz der Beschwerden, die Sie als Lungenfibrose Patient haben.

Das zweite Thema ist Ernährung, welches dazu beiträgt, dass der Lebensstil verändert wird und es Ihnen besser geht. Das ist das, worum es schlussendlich geht, wenn wir Aktivität und Ernährung umstellen. Dann geht es Ihnen besser, Ihrer Psyche besser und Ihnen im Alltag besser.

Wie kann ich durch meinen Lebensstil den Verlauf der Lungenfibrose beeinflussen?

Beim Lebensstil geht es darum, wenn man ihn ändern will, dass man beginnt die Erkrankung zu akzeptieren. Das ist der wichtigste Schritt. Wenn Sie das geschafft haben und akzeptiert haben, dass Sie eine Lungenerkrankung und folglich Einschränkung haben, dann kann man den nächsten Schritt gehen und mit den Themen Aktivität, Ernährungsumstellung und ganzheitlicher Behandlung, nicht medikamentöser Therapie es tatsächlich schaffen einen gesunden Lebensstil zu erreichen.

Der zweite Punkt ist, dass es wichtig wäre der Kapitän des Schiffes zu sein. Das Problem ist, dass Sie, wenn Sie Lungenfibrose haben oder Ihre Angehörigen, die Atemnot dominant ist und Sie in allen Formen einschränkt. Die Kontrolle über die Atmung wiederzugewinnen ist also der zweite wichtige Punkt.

Der dritte Punkt, der daraus automatisch resultiert ist mehr Freude am Leben zu gewinnen.

Wer kann mir bei der Anpassung meines Lebensstils helfen?

Bei der Anpassung Ihres Lebensstils hilft Ihnen Ihr Lungenfacharzt. Den kennen Sie sehr gut, er betreut Sie schon sehr lange und er kann Ihnen in jeder Hinsicht Tipps und Tricks geben.

Aber es gibt eine andere Gruppe von Menschen, die eine ganz spezielle Ausbildung haben nämlich die Physiotherapeutinnen und Psychotherapeuten. Diese helfen Ihnen abseits von der medikamentösen Therapie Ihren Lebensstil zu modifizieren.

Der dritte Kernbereich sind Ernährungsberaterinnen und Ernährungsberater, die Ihnen helfen werden eine Umstellung zu schaffen. Darüber hinaus gibt es Psychologie und andere Interventionen, die wichtig sein können. Die genannten Formen, nämlich Arzt, Atemphysiotherapie, Psychologie und Ernährung sind ganzheitlich in der Rehabilitation zusammengefasst und Sie werden dort ganzheitlich betreut

Gibt es Methoden, die mir bei Atemnot Erleichterung schaffen?

Von atemphysiotherapeutischer Seite werden Sie lernen, dass es zwei wichtige Punkte gibt. Erstens die Lippenbremse, spitzen Sie die Lippen und versuchen Sie durch die gespitzten Lippen auszuatmen. Die Einatmung erfolgt also anders als die Ausatmung und das werden Sie lernen.

Das zweite ist, dass Sie lernen werden, dass atemerleichternde Positionen einzunehmen sind, damit es Ihnen besser geht.

Der dritte Punkt ist, dass Sie versuchen trotz Atemnot entspannt zu bleiben. Diese drei Dinge sind entscheidend, um keine Atemnot zu haben.

Was hilft mir besser mit Husten bei Lungenfibrose zurechtzukommen?

Der Husten ist ein häufiges Problem und das Entscheidende ist, dass man Reizauslöser verhindert. Sprich versuchen Sie, das was Sie zum Husten bringt zu vermeiden, das können verschiedenste Dinge sein.

Das zweite ist, dass Feuchtigkeit durchaus hilfreich ist. Feuchtigkeit im Sinne von genügend trinken, aber auch das Lutschen von Bonbons kann durchaus hilfreich sein. Denn wenn der Mund befeuchtet ist, dann ist der Hustenreiz geringer. Gönnen Sie sich Pausen, beispielsweise beim Sprechen, dass Sie kurz unterbrechen und in Ruhe einatmen. Es gibt Hilfsmittel, wie beispielsweise Räuspern während des Redens, welches den Hustenreiz unterdrückt.

Was ich von unseren Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten gelernt habe ist die Wichtigkeit des Beckenbodens. Das gilt für Frauen genauso wie für Männer, dass der Hustenreiz dazu führt, dass man sich nach vorne neigt und so den Druck im Bauchraum erhöht. Das kann bei älteren Menschen aber zu Inkontinenz Problemen führen. Wenn man jedoch beim Husten den Kopf zur Seite neigt und die Spannung im Körper hält, wird der Beckenboden entlastet.

Welche Ziele verfolgt die Atemphysiotherapie?

Entscheidend ist, dass man beginnt die Wahrnehmung der Atmung tatsächlich umzusetzen. Was bedeutet das? Sie müssen sich die Frage stellen: Wie atmen sie? Atmen Sie durch die Nase, atmen Sie durch den Mund, atmen Sie durch beides? Es gibt dann Methoden, die Ihnen Atemphysiotherapeutinnen und Atemphysiotherapeuten beibringen können, wo Sie spüren wie Sie atmen, ob Sie in die Lunge atmen oder ob Sie in den Bauch atmen. All diese Dinge sind unter der großen Überschrift Wahrnehmung zusammengefasst.

Das zweite Thema ist die Kräftigung. Sie sollten eine Kräftigung der Atemmuskulatur und Atemhilfsmuskulatur erreichen, damit wird es Ihnen besser gehen.

Der dritte Punkt, den Sie lernen werden ist, dass Dehnung und Mobilisation etwas ist, was Ihre Atemkapazität und Ihr Atemverhalten ändern und verbessern wird.

Welche Atemübungen helfen bei Beschwerden?

Wenn Sie die Lippenbremse verwenden, versuchen Sie eine Position einzunehmen, in der Sie entspannt sind. Versuchen Sie entspannt einzuatmen und durch die gespitzten Lippen auszuatmen.

Beim Kutschersitz beugen Sie sich nach vorne und legen Ihre Ellbogen auf die Oberschenkel. Das ist eine Position in der die Atemhilfsmuskulatur aktiviert wird und sich das Zwerchfell entspannen kann.

In der Torwartposition versuchen Sie ihre Hände auf den Oberschenkeln abzustützen. So können Sie überall wo Sie sich befinden eine atemerleichternde Positionen einnehmen. Ähnlich wie beim Kutschersitz wird hier die Atemhilfsmuskulatur aktiviert und das Zwerchfell entlastet.

Welchen Einfluss hat Rauchen auf die Lungenfibrose?

Diese Frage ist sehr einfach zu beantworten, eines der Hauptprobleme ist Husten und Atemnot. Beides wird verbessert, wenn Sie aufhören zu rauchen.

Das zusätzliche Problem ist das Rauchen eine Entzündung darstellt. Jeder Atemzug, den wir inhalieren, etwas was nicht in die Lunge gehört, führt zu einer weiteren Reizung und zu einer weiteren Verschlechterung Ihrer Grunderkrankung. Und das gilt ganz besonders für Patienten mit Lungenfibrose. Hinzu kommt, dass das Krebsrisiko deutlich ansteigt und das Krebsrisiko durch Rauchen bei Lungenfibrose Patienten doppelt erhöht ist.

Wie kann es mir gelingen, das Rauchen aufzugeben?

Es gibt drei Eckpunkte, die entscheidend sind, um das Rauchverhalten zu ändern. Das erste ist und es ist in der Regel Aufgabe des Arztes, aber in diesem Fall könnten Sie sich auch darüber Gedanken machen, nämlich diesen Rauchstopp einmal vorzubereiten. Das beginnt damit, dass man sich darüber Gedanken macht: Brauche ich diese eine Zigarette? Schmeckt mir die tatsächlich so gut? Möchte ich überhaupt mit dem Rauchen aufhören oder bin ich zufrieden?

Wenn Sie diesen ersten Schritt gegangen sind, nämlich vom zufriedenen Raucher, der seine 20 Zigaretten genüsslich inhaliert, zu einem unzufriedenen Raucher zu werden, nämlich darüber nachzudenken das Rauchen aufzuhören eine Option wäre, dann haben sie den wichtigsten Schritt gemacht.

Als zweites Ziel gibt es dann einen Termin zu definieren. Das hängt von ihrem Typ ab. Wenn Sie ein Mensch sind, der sehr schnell Entscheidungen trifft, dann hören Sie einfach auf. Wenn Sie etwas genauer planen wollen, dann nehmen Sie sich Zeit, überlegen Sie sich einen guten Zeitpunkt zum Beispiel ein schönes Wochenende. Belohnen Sie sich dann und legen Sie den Termin fest, an dem der Rauchstopp dann passieren soll.

Der dritte und schwierigste Schritt ist dann rauchfrei zu bleiben. Es kann tatsächlich sein, dass Sie Rückfälle haben, das sollte Sie jedoch nicht davon abhalten es schlussendlich noch einmal zu probieren.

Welche Hilfe zum Rauchstopp gibt es und wer kann mich dabei unterstützen?

Die einfachste und niederschwelligste Methode mit dem Rauchen aufzuhören ist sich ans Rauchfrei Telefon zuwenden. Hier gibt es Expertinnen und Experten, die sich gerne um Sie kümmern und begleiten werden, sowohl bei der Planung, beim Rauchstopp als auch dann noch später.

Als zweiter kann Sie Ihr Lungenfacharzt begleiten. Dieser kann Ihnen eine Nikotinersatztherapie verschreiben, welche Ihnen helfen wird, rauchfrei zu bleiben.

Der dritte Punkt ist, wenn dies alles nicht ausreichen sollte, so gibt es speziell konzipierte Raucherentwöhnungsprogramme. Diese werden über die Sozialversicherungsträger angeboten, zum Beispiel über die Gebietskrankenkassen. Natürlich gibt es auch in jeder Rehabilitation die Möglichkeit eine Raucherentwöhnung zu machen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Lebensstil bei Lungenfibrose”

Ernährung bei Lungenfibrose

Warum kommt es bei PatientInnen mit Lungenfibrose beim Essen häufig zu Husten und Atemnot?

Patienten mit Lungenfibrose haben zwei Hauptprobleme, das eine ist die Atemnot, welches natürlich mit dem Essen zusammenhängt. Denn durch die Erkrankung entsteht eine verkleinerte Lunge.  Nimmt man zusätzlich große Mengen an Nahrung zu sich, so wird das darunterliegende Zwerchfell nach oben gedrückt und somit die Lunge verengt wird. Eine kleine fixierte Lunge ist typisch für Lungenfibrosen.

Das zweite Problem ist der Husten, welcher häufig von einer Stelle kommt, wo man ihn nicht vermutet, nämlich vom Nasenrachenraum. Deswegen würde ich Patienten mit husten empfehlen, diesen beim HNO Facharzt untersuchen zu lassen. So können Probleme mit Husten gelöst werden.

Der dritte Punkt ist Reflux oder Sodbrenne, der Patienten mit Lungenfibrose Probleme macht.

Was kann ich tun, wenn ich während dem Essen unter Atemnot leide?

Es gibt drei Dinge, die wichtig sind. Erstens planen Sie das Essen. Allein der Prozess des Kochens, Herrichten ist für jemanden mit Lungenfibrose anstrengend, deshalb nehmen Sie sich genug Zeit dafür.

Der zweite Punkt ist, lassen Sie sich auch Zeit beim Essen. Nehmen Sie sich mehrere Pausen, folglich werden Sie weniger Atemnot haben.

Der dritte Punkt ist, setzen Sie das um, was Sie in der Physiotherapie gelernt haben. Denn die Lippenbremse und atemerleichternde Positionen ermöglichen, dass Sie während des Essens weniger Atemnot haben.

Was hilft gegen Husten und Auswurf beim Essen?

Bei Husten hilft dasselbe wie bei Atemnot. Lassen Sie sich Zeit und nehmen Sie sich Pausen während des Essens. Gegen den Hustenreiz ist es hilfreich, wenn es sich um breiige Substanzen handelt, wie beispielsweise Suppen oder Eintöpfe.

Zweitens meiden Sie kalte Getränke und Kohlensäure, denn diese können ebenfalls zu Hustenreiz führen. Als dritten Punkt sollten Sie die Atemtechniken, die Sie im Rahmen der Physiotherapie erlernt haben, nutzen. Denn Lippenbremse und atemerleichternde Positionen können den Hustenreiz unterdrücken.

Warum kommt es bei Lungenfibrose zu Sodbrennen und welche Bedeutung hat es für den Krankheitsverlauf?

Sodbrennen ist ein häufiges Problem, welches Patienten mit Lungenfibrose haben. Es gibt zwei unbestätigte Hypothesen, wie das Ganze zusammenhängt. Die eine Hypothese besagt, dass es bei Patienten mit Sodbrennen durch das regelmäßige saure aufstoßen und den dadurch entstandenen Reiz dazu kommen kann, dass ein Tropfen der Säure in die Bronchien gelangt. So entsteht eine Entzündung, welche zur Entstehung der Lungenfibrose beitragen kann. Die zweite Hypothese ist, dass Patienten mit Lungenfibrose einen erhöhten Druck auf die Speiseröhre haben. Dieser verstärkt das Sodbrennen.

Es wird jedoch vermutet, dass diese zwei Aspekte miteinander zusammenhängen. Es gibt zwei Studien von aus den Jahren 2011 und 2013. Es wurde gezeigt, dass eine vom Arzt verordnete Therapie, zu einer Verbesserung dieser Symptomatik führt. Folglich auch zu einer langzeitlichen Verbesserung der Lungenfibrose und der Mortalität.

Wie kann Sodbrennen Behandelt werden?

Gegen Sodbrennen empfiehlt der Arzt drei Dinge. Das Erste ist ein Medikament, das die Säure im Magen reduziert. Das Zweite ist eine Gruppe von Medikamenten, welche sich in Bereichen, in denen das saure Aufstoßen stattfindet, schützend um die Schleimhaut legen. Das dritte und größte Thema ist die Ernährung, vor allem die Ernährungsumstellung. Dabei hilft Ihnen eine Ernährungsberaterin oder einen Ernährungsberater.

Worauf kann ich bei meiner Ernährung achten, um Sodbrennen zu vermeiden?

Augenscheinliche Dinge, die zu Sodbrennen führen sind Alkohol, Kaffee, kohlensäurehaltige und kalte Getränk und Gewürze. Andere Probleme sind häufig schwerer erkennbar. Dafür ist es hilfreich, wenn man ein Tagebuch führt. Notieren Sie sich, in welchen Zusammenhängen und zu welchem Zeitpunkt Sie Sodbrennen verspüren. Diese Daten sind wichtig, wenn Sie mit einem Arzt oder einer Ernährungsberaterin oder einem Ernährungsberater über Ihre Probleme damit sprechen. So können Sie gemeinsam eine Lösung finden.

Welche Lebensmittel sind magenschonend, also auch gut geeignet für PatientInnen mit Lungenfibrose?

Ernährungsberaterinnen und Ernährungsberater haben viel Literatur verfasst. Diese können Sie in Form von Büchern kaufen oder im Internet  finden. Zusätzlich gibt es hilfreiche Tools, wie beispielsweise eine Ampel, die in Grün, Gelb und Rot eingeteilt ist. Grün ist etwas, was keine Probleme bereitet. Gelb ist etwas, was Probleme bereiten kann und rot ist etwas, was sehr wahrscheinlich Probleme bereiten wird.

Betrachtet man beispielsweise die Obstsorten, so werden Bananen im grünen Bereich, Erdbeeren im gelben Bereich, und  Zitrusfrüchte im roten Bereich sein. Betrachtet man das Thema Fleisch, so befindet sich mageres Fleisch im grünen Bereich, Wurstwaren im gelben Bereich und paniertes oder fettiges  Fleisch im roten Bereich.

Was kann ich tun, wenn ich keinen Appetit habe?

Appetitlosigkeit ist ein großes Problem, unter dem viele Menschen leiden. Darunter auch Personen mit Erkrankungen, wie Patienten mit Lungenfibrose. Wichtig ist, dass Sie mit dem Arzt abklären, ob eine behebbare Ursache dahinter steckt, die Sie lösen können. Also sprechen Sie mit Ihrem Internisten oder Gastroenterologie, um Ursachen der Appetitlosigkeit mit Untersuchungen auszuschließen. Denn eine Ursache können beispielsweise Zahnprobleme sein. Ihr Zahnarzt kann mit einer Zahnsanierung große Erfolge erzielen.

Außerdem sollten Sie mit Ihrer Ernährungsberaterin oder Ernährungsberater besprechen, was Ihre Lieblingsspeisen sind. Schreiben Sie eine Liste und schauen Sie, ob die Appetitlosigkeit abnimmt. Wenn dies alles nicht hilft, gibt es appetitsteigernde Medikamente, welche Ihr Internist Ihnen verschreiben kann.

Wie kann ich meinen Nährstoffbedarf trotz Appetitlosigkeit und/oder Durchfall abdecken?

Wenn Sie Ihre Lieblingsspeisen definiert haben, können Sie Snacks in Ihrer Nähe aufstellen,  sodass Sie häufig zugreifen können.

Der zweite Tipp ist, dass Sie anstatt drei großen, eher sechs kleinere Mahlzeiten zu sich nehmen sollten. Als dritten Punkt besprechen Sie mit Ihrer Ernährungsberaterin oder Ernährungsberater eine spezielle kalorienreiche Diät. Denn Patienten mit Lungenfibrose verbrauchen durch das Atmen mehr Energie und haben folglich einen höheren Energiebedarf.

Das Dritte ist, dass die Muskulatur viel Energie verbraucht und somit mehr Eiweiß benötigt. Dafür gibt es spezielle Nahrungsergänzungsmittel in flüssiger Form, die Ihnen verschrieben werden können.

Was hilft gegen flüssigen Stuhl und häufigen Durchfall und wann sollte ich zur Ärztin/zum Arzt gehen?

In der Regel gilt die folgende Formel, wenn Sie drei Mal am Tag oder häufiger einen flüssigen Stuhl haben, dann sollten Sie sich untersuchen lassen. Wichtig dabei ist der Punkt Flüssigkeit.  Bei Flüssigkeitsverlust sind zwei Liter Flüssigkeit ratsam, denn dieser ist gefährlich.  Dazu kommt der Verlust an Kochsalz, aber auch diesen kann man zuführen.

Der zweite Punkt ist, dass man mit einer Ernährungsumstellung viel erreichen kann. Zum einen kann man die Flüssigkeit binden, beispielsweise mit Reis. Zum anderen kann man die Schleimhaut von innen mit Pektin haltigen Substanzen abdichten, wie beispielsweise Schwarztee oder Heidelbeeren. So wird der Flüssigkeitsverlust vermindert.

Haben diese Methoden keinen Erfolg gibt es Medikamente wie Loperamid. Dieses kann Ihnen Ihr Lungenfacharzt oder Internist verschreiben. Sie sollten dieses regelmäßig einnehmen und nicht selbständig absetzen.

Wie kann ich meine Ernährung langfristig umstellen, um Durchfälle zu vermeiden?

Das wichtigste Thema ist Flüssigkeit und dafür sind verschiedene Dinge hilfreich. Stellen Sie sich beispielsweise einen Krug in Ihre Nähe, denn das erinnert Sie daran zu trinken. Wenn Sie den Durst verspüren, ist es meistens schon zu spät. Regelmäßiges Trinken kann durch technische Möglichkeiten erleichtert werden, zum Beispiel durch Erinnerungen, Signale oder Wecker auf dem Handy.

Der zweite Punkt ist, vermeiden Sie Gewohnheiten, die zu Durchfällen führen. Dazu zählen beispielsweise Kaffee und rohes Obst. Diätologinnen und Diätologen empfehlen Schonkost oder leichte Vollkost. Denn diese sind ideal, um langfristig eine Verbesserung zu erreichen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Ernährung bei Lungenfibrose”

Bewegung bei Lungenfibrose

Wie wirkt sich regelmäßige Bewegung auf meine Lunge und mein Wohlbefinden aus?

Beim Thema Bewegung haben wir das Problem, dass Patienten mit Lungenfibrose oft  Angst vor der Bewegung haben. Das Paradoxe ist jedoch, dass wenn Sie sich bewegen, Glückshormone ausgeschüttet werden. Das bedeutet Bewegung führt dazu, dass Sie sich glücklicher fühlen.

Das zweite Thema ist wichtig und zwar, dass die Durchblutung des gesamten Körpers verbessert wird. Denn wird die Durchblutung des Gehirns verbessert, dann wird die Hirnleistung verbessert. Das gilt genauso für die Muskulatur, den Darm, das Herz und die Atmung. Eine vertiefte Atmung verbessert Ihre Leistungsfähigkeit und verringert Ihre Atemnot.

Welche Form der Bewegung eignet sich für mich?

Mittlerweile haben wir in der Rehabilitation viel Erfahrung mit PatientInnen mit Lungenfibrose gesammelt. Das Entscheidende ist, dass wir langsam anfangen müssen, das bedeutet uns von unten an das Niveau der PatientInnen herantasten müssen.

Die Fahrrad Belastung dient als Ausdauertraining. Patienten, die kaum Probleme haben, wird eine Trainingsherzfrequenz auf beispielsweise 30 Minuten Training vorgegeben. Das ist jedoch für PatientInnen mit starker Atemnot oder Lungenfibrose unmöglich. Ein Trick ist es hier das Intervalltraining zu wählen. Dieses beinhaltet wiederholt eine kurze Belastung und dann eine Pause, beispielsweise 30 Sekunden Belastung und 30 Sekunden Pause. Wenn das nicht ausreicht, können wir das Verhältnis verändern, beispielsweise auf 1:2 mit 30 Sekunden Belastung und einer Minute Pause. So können wir versuchen, die Belastung von 15 auf bis zu 30 Minuten auszudehnen, was Patienten mit Lungenfibrose gut schaffen.

Das nächste Thema im Rahmen der Rehabilitation ist, dass wir beispielsweise das bergab gehen üben, anstatt die Treppen hinaufzusteigen. Das führt zu einer Verstärkung der Muskulatur und zu einer Stärkung der Leistungsfähigkeit. PatientInnen können so am Ende der Rehabilitation eine höhere Leistungsfähigkeit nachweisen. Zum Beispiel beim sechs Minuten Gehtest, aber auch auf dem Fahrrad. Das sind unsere Tricks, mit denen auch PatientInnen mit sehr großer Atemnot und Lungenfibrose belastet werden können.

Was sollte ich beachten, wenn ich mit vermehrt körperlichen Aktivitäten beginnen will?

Wenn Sie erstmals mit Bewegung beginnen wollen, ist entscheidend, dass Sie zum Lungenfacharzt gehen. Dort sollte eine Blutgasanalyse gemacht werden, denn in der Rehabilitation wird oft sichtbar, dass Patienten in eine Sauerstoffschuld kommen. Diese sollte sowohl im Ruhezustand als auch während Belastung gemessen werden. Denn wir sind die Ersten, die entdeckt haben, dass diese bei der Belastung entsteht. Danach können wir feststellen, ob bei Belastung ein Sauerstoff notwendig ist.

Das zweite Thema ist der zugeführte Sauerstoff, der wie ein Rückenwind wirkt. Sie werden sehen, dass die Einnahme von Sauerstoff bei Belastung die Durchführung von Dingen möglich macht, an die Sie vorher nie gedacht haben.

Nach der Untersuchung hilft  ihnen eine Rehabilitation. Bei dieser erlernen Sie die Bewegungen mit der Langzeit Sauerstofftherapie zu trainieren. Durch diese ganzheitliche, nichtmedikamentöse Therapie wird Ihre Atemnot reduziert, Ihre Leistungsfähigkeit gesteigert und Ihr Alltag verbessert.

Wie kann ich trotz Atemnot körperlich aktiv sein?

Im Rahmen der Rehabilitation passiert Folgendes. Es ist der Arzt, der die unwichtigste Rolle spielt, viel wichtiger sind die Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten, die mit Ihnen arbeiten. Diese können Ihnen zeigen, wie Sie bei Belastung eine Lippenbremse oder andere Hilfsmittel verwenden, um sich entsprechend belasten zu können.

Als zweites wird eine Psychologin mit Ihnen darüber sprechen, wie Sie aus der Angstspirale herauskommen. Die Atemnot verursacht Angst, diese verursacht Stress und Panik. Die Angstspirale entsteht durch gesteigerte Atmung, welche die Atemnot verstärkt. Doch wenn Sie sich in dieser schwierigen Situation entspannen, wird die Atmung wieder leichter funktionieren und die Atemnot abnehmen.

Der dritte Punkt ist die Trainingstherapie, denn selbst bei schwer kranken Menschen, wie bei PatientInnen mit Lungenfibrose ist das Training auf einem Fahrrad und das Krafttraining zur Stärkung der Atemmuskulatur und der Atemhilfsmuskulatur möglich. Darüber hinaus gibt es Bewegungsübungen und Koordinationsübungen, um den Brustkorb, der sehr starr geworden ist, wieder zu dehnen, zu entspannen und Blockaden zu lösen.

Was umfasst Physiotherapie bei Lungenfibrose und wo wird diese angeboten?

Physiotherapie ist vor allem ein Thema für ältere Menschen. Patienten mit Lungenfibrose sind in der Regel ältere Menschen und haben viele Probleme. Beispielsweise mit den Gelenken, den Knochen, den Schultern und Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten können auf all diese Probleme eingehen. Wir müssen den Patienten ganzheitlich sehen.

Darüber hinaus gibt es eine spezielle Ausbildung, nämlich die Atemphysiotherapeutinnen und Atemphysiotherapeuten. Dies ist eine langjährige Ausbildung, in der explizit Techniken für Patienten mit Lungenerkrankungen, im Speziellen für Patienten mit Lungenfibrose, erlernt werden. Die Liste dieser Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten finden Sie auf der Website der ÖGB.

Was ist Atemphysiotherapie und welches Ziel hat sie?

Atemphysiotherapie ist die spezielle Therapie von Atemphysiotherapeuten, die gelernt haben, mit lungenkranken Menschen umzugehen. Es darum, Funktionsstörungen im besten Fall zu beheben. Im Fall der Lungenfibrose ist dies nicht vollends möglich, es geht darum, die Situation zu verbessern.

Der zweite Punkt ist, dass man versuchen will, Atmung und Atemtiefe zu verbessern. All dies führt dazu, dass Sie mehr Autonomie erhalten und das ist das Ziel der Atemphysiotherapie. Alle Behandlungen, die sich nicht im Alltag von Patienten niederschlagen sind unwirksam.

Welche Übungen werden bei einer Atemtherapie durchgeführt?

Für Atemphysiotherapeutinnen und Atemphysiotherapeuten ist der erste Schritt der Behandlung das bewusst machen. Es geht um die Frage: Wer ist Kapitän des Schiffs? Denn die Atemnot ist das Hauptproblem der Patienten mit Lungenerkrankungen, im speziellen von Patienten mit Lungenfibrose.

Um die Kontrolle über die Atmung wieder zu erlangen, müssen Sie das Bewusstsein haben, wie Sie atmen. Wie atme ich ein? Atme ich durch die Nase oder den Mund ein? Es gibt einfache Übungen, wie beispielsweise die Hände auf den Brustkorb zu legen und zu spüren, wie Sie atmen. Bewegt sich mein Brustkorb, mein Bauch oder beides? Um die Kontrolle über die Atmung wieder zurückzugewinnen und ins Bewusstsein zu führen, geht man schrittweise vor.

Das zweite Thema das wichtig ist: Was machen Sie bei Atemnot? Hier gibt es die Lippenbremse, bei der man versucht entspannt durch die Nase einzuatmen und entspannt durch den gespitzten Mund auszuatmen. Dadurch steigt der Druck im Brustkorb und es kann mehr Sauerstoff von der Lunge ins Gefäßsystem übergehen. Das sind einfache Dinge, die Sie mit Ihrer Atemphysiotherapeutin oder Atemphysiotherapeuten für den Alltag üben können.

Der dritte Punkt ist, dass Sie atemerleichternde Positionen finden. Der Kutschersitz ist eine Position im Sitzen, bei der Sie nach vorne gebeugt die Ellenbogen auf die Knie legen. So kommt es zu einer Entlastung von Muskulatur und Zwerchfell und die Atmung wird entspannter. Dasselbe funktioniert mit der Torwartposition im Stehen, bei der Sie die Hände auf die Oberschenkel legen. Diese Positionen können Sie überall und ohne einen Stuhl durchführen. Auch wenn Sie sich in der Nähe eine Wand befinden, gibt es spezielle atemerleichternde Position.

Diese 3 Punkte sind also wichtig:

  • Wie fühle ich mich, wie atme ich?
  • Was kann ich tun bei akuter Atemnot?
  • Atemerleichternde Positionen

Was versteht man unter Rehabilitation und wie läuft eine Reha ab?

Die Rehabilitation ist eine nicht medikamentöse Therapieform, bei der es sich tatsächlich um eine Therapie handelt. Wir erstreben eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen und dafür nehmen wir uns Zeit. Wir wissen, dass in unserem Alltag im Akutspital und auch in der Ordination kaum Zeit vorhanden ist. In der Rehabilitation haben Sie wirklich Zeit mit Ihrem Arzt, Ihren betreuenden Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten, um Dinge zu besprechen, für die Sie sonst nie Zeit hatten.

Das bedeutet wir beginnen mit einem langen Gespräch, das mindestens eine Stunde dauert. Hier werden viele Dinge abgefragt, auch Beschwerden wie Husten, Atemnot und Sodbrennen. Als nächstes führen wir eine Leistungsdiagnostik durch. Das ist etwas Unvorstellbares für jemanden mit Lungenfibrose. Wir belasten auf einem Fahrrad und schauen, was der Patient leisten kann. Anhand dessen erstellen wir ein spezielles Trainingsprogramm mit Intervalltraining und anderen Trainingsmethoden, die speziell auf Lungenfibrose Patienten zugeschnitten sind.

Entscheidend ist dabei nicht der Arzt, sondern die Zusammenarbeit von mehreren Fachgruppen. Dazu gehören der Arzt, die Physiotherapeuten und die Trainingstherapeuten, die spezialisiert sind auf Krafttraining. Es gibt auch Bewegungsübungen und Koordinationsübungen, die Ihre Blockaden lösen werden. Es gibt eine Intervention durch ErnährungstherapeutInnen, bei der Sie viel über die Ernährung lernen werden. Es gibt eine psychologische Betreuung, bei welcher die Themen Angst und Depression angeschnitten werden. Themen, die sonst meistens vernachlässigt werden. Wir nehmen uns also viel Zeit, um dieses Thema ganzheitlich zu betrachten und tatsächlich eine ganzheitliche Intervention bei Lungenfibrose Patienten durchzuführen.

In Österreich können wir ein flächendeckendes Angebot für Rehabilitation anbieten, im Speziellen, was die Lungenrehabilitation betrifft. Hier gibt es tatsächlich von Bregenz bis Eisenstadt die Möglichkeit, eine ambulante Rehabilitation durchzuführen. Darüber hinaus gibt es bereits seit Jahrzehnten bewährte stationäre Rehabilitationszentren. Der Unterschied ist, dass Sie im stationären Rehabilitationszentrum drei Wochen betreut werden. Sie übernachten dort in einem ambulanten Setting, was jedoch durch tägliche An- und Abreise durchaus anstrengend sein kann und für Patienten mit Lungenfibrose ein Problem darstellt. Es ist auch möglich die zwei Optionen zu kombinieren. Beispielsweise kann zunächst eine stationäre Rehabilitation gemacht werden, um die Situation zu stabilisieren. Danach kann eine ambulante Rehabilitation anschließen. Die ambulante Rehabilitation dauert durchaus länger über mehrere Monate.

Wie häufig und wie lange soll ich Bewegung machen?

Wenn wir als Ärzte von Bewegung reden, so ist zählt es für mich als Medikament. Deswegen bezeichne ich das, was wir in der Rehabilitation machen, auch als Therapie. Es handelt sich nämlich um eine Trainingstherapie mit Bewegung und Aktivität. Nehmen wir als Beispiel ein Medikament. Ich würde dieses auch nicht einfach absetzen, denn es wirkt nur so lange, ich es verwende. Dasselbe gilt für die Aktivität. Im besten Fall sollte man ein lebenslanges Konzept für Aktivität planen und auch täglich umsetzen. Doch das ist etwas, was vielen Patienten undenkbar erscheint.

Aber es gibt einfache Hilfsmittel wie zum Beispiel einen Schrittzähler auf dem Handy oder als Armband. Dieser misst, wie viele Schritte Sie jeden Tag gehen. Dabei kann herauskommen: Ich gehe 3000 bis 4000 Schritte täglich und so kann ich mir ein Ziel setzen. Zum Beispiel, dass ich je nach Möglichkeit alle ein oder zwei Wochen das Pensum um 10% steigere. So kann ich mich Schritt für Schritt  an mein Ziel herantasten. Damit habe ich einen großen Einfluss auf die Erkrankung. Dies gilt für jeden Menschen, unabhängig von der Erkrankung, aber im Speziellen für Patienten mit Lungenfibrose.

Wie kann ich mich zu mehr Bewegung im Alltag motivieren?

Motivation ist ein Problem, das jeder von sich selbst kennt. Wir haben immer 1000 Gründe, etwas nicht zu tun, aber keinen Grund etwas zu tun. Was wir in der Rehabilitation schaffen wollen ist, Ihre Denkweise zu ändern. Es geht darum, dass es sprichwörtlich Klick macht. Wir wollen, dass die Angst verschwindet.

Denn eine Belastung kann, wenn Sie richtig durchgeführt wird, erfolgreich sein. Dann werden Glückshormone ausgeschüttet und Ihnen ein positives Gefühl vermittelt, anstatt ein negatives, wie es bisher der Fall war. Es geht also darum, alle Barrieren in Ihrem Kopf zu lösen. Damit können Sie es schaffen Bewegung in Ihren Alltag zu überführen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Bewegung bei Lungenfibrose”

Hilfen im Alltag

Welche Hilfsmittel erleichtern meinen Alltag mit Lungenfibrose?

Wenn Sie Hilfsmittel benötigen, dann denke ich als Arzt an zwei Dinge. Zum einen kann es sein, dass Sie bei Ihrem Lungenfacharzt waren und der festgestellt hat, dass Sie eine Sauerstoffschuld kommen. Hier ist das Wichtigste, dass Sie eine Sauerstofftherapie bekommen. Diese kann wie ein Rückenwind wirken und Sie werden Dinge machen können, an die Sie vorher nicht denken konnte.

Das zweite Thema ist die Sicherheit beim Gehen. Diese kann durch ein einfaches Tool beeinflusst werden, und zwar den Rollator. Dieser kann bei vielen Dingen hilfreich sein, einerseits, wenn ich mich festhalte, habe ich wie bei den atemerleichternden Positionen eine Stütze und eine Hilfe für mein Zwerchfell und meine Atemmuskulatur. Sie werden also weniger Atemnot haben und leichter in Ihrem Alltag zurechtkommen. Der Rollator kann auch zum Transport von Sauerstoff oder Einkäufen als Tragehilfe dienen. Wenn Sie gelernt haben, wie Sie sich richtig bewegen, im Intervall, langsam und mit Pausen, so kann der Rollator auch als Sitzmöglichkeit dienen. Zum Beispiel um eine Pause zu machen, die Lippenbremse zu verwenden und um sich ohne Atemnot besser und länger bewegen zu können.

Wie kann ich mein Zuhause optimal für meine Bedürfnisse mit Lungenfibrose einrichten?

Das Wichtigste ist, dass Sie eine Reizvermeidung gewährleisten. Das bedeutet, es können Putzmittel oder Gerüche im Haushalt sein, die Ihnen nicht gut tun. Das Hauptproblem ist der Husten und die Atemnot, welche durch gewisse Reize verstärkt werden können. Ich würde Ihnen auch empfehlen, eine Allergiediagnostik mit Blutabnahme durchführen zu lassen. Dies sollte in einem entsprechenden Zentrum geschehen, um Allergien zu erkennen. Beispielsweise kann Schimmel unsichtbar in den Zwischendecken versteckt sein. Eine Schimmelexposition reizt mit Husten und Atemnot und es sollte daher saniert werden.

Das nächste und wichtigste Thema ist die Barrierefreiheit. Darauf sollten sie achten, wenn Sie sauerstoffpflichtig sind. Das beginnt in der Früh beim Duschen, über den Tag in der Küche und endet am Abend auf Ihrem Weg ins Bett. Das heißt, Sie sollten Ihre Wohnung so einrichten, dass Sie den gesamten Tag, ohne Probleme mit einer entsprechenden Sauerstofftherapie versorgt werden können.

Was kann ich tun, wenn ich beim Treppensteigen schnell außer Atem komme?

Grundsätzlich gilt und das werden Sie in der Rehabilitation lernen, dass während der Belastung ausgeatmet werden soll. Zum Beispiel, wenn Sie trainieren, dann sollten Sie entspannt ausatmen, wenn die Belastung eintritt. Dasselbe gilt, wenn Sie vor einer Stufe stehen. Während Sie stehen, atmen Sie bitte entspannt ein und bei der Ausatmung nehmen Sie die Stufe. Dann atmen Sie beim Stehen wieder in Ruhe ein.

Die Atmung funktioniert im Verhältnis 1:2, sprich eine Einheit einatmen, zwei Einheiten ausatmen. Der nächste Schritt wäre also, dass wir in Ruhe einatmen und 2 Treppen beim Ausatmen nehmen. Wenn Sie diese Atemtechnik verwenden, können Sie zusätzlich  die Lippenbremse und atemerleichternde Positionen hinzufügen. Hier hilft beispielsweise das Geländer, an dem Sie sich mit dem Arm abstützen können. Dann ist die Atemhilfsmuskulatur aktiviert und Sie werden sich leichter tun. Sie können auch immer wieder Pausen einlegen zum Beispiel an der Wand oder im Flur, um Ihre Atemmuskulatur zu entspannen.

Welche Sauerstoffsysteme gibt es und wie finde ich ein geeignetes für meinen Alltag?

Das ist ein großes und breites Problem, denn wenige Ärzte kennen sich hier wirklich gut aus. Sprechen Sie also mit Ihrem Lungenfacharzt und auch der Firma, die dafür zuständig ist. Hier gibt es Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die jederzeit alle Fragen für Sie beantworten können.

Grundsätzlich unterscheiden wir drei verschiedene Systeme. Am älteste ist die bekannte Stahlflasche, die sogenannte Sauerstoffflasche. Diese wird aber nur noch selten angewendet. Dann gibt es noch den Flüssigsauerstoff. Dabei handelt es sich um eine Verflüssigung des Sauerstoffs. Dieser wird auf 183 Grad heruntergekühlt und wonach man den Sauerstoff entnehmen kann. Das letzte System ist der Konzentrator, welcher nach einem einfachen Prinzip funktioniert. In der normalen Raumluft besteht ein Sauerstoffgehalt von 21%. Der Konzentrator erhöht diese, sodass Sie eine höhere Konzentration an Sauerstoff haben, als wenn Sie normale Luft atmen würden.

Problematisch ist, dass es verschiedene Systeme gibt. Einige geben dauerhaft Sauerstoff ab und folglich werden Sie Ihren Vorrat in kürzester Zeit aufgebraucht haben. Andere Systeme blasen nur Sauerstoff heraus, wenn Sie einatmen. Mit diesen werden Sie natürlich länger auskommen.

Welche Vorkehrungen sollte ich treffen, wenn ich mit einer Langzeitsauerstofftherapie beginne?

Wenn Sie mit einem Langzeit Sauerstofftherapie beginnen, so empfehle ich Ihnen, sich ein Pulsoxymeter zu besorgen. Das ist ein kostengünstiges Gerät, das Ihnen Auskunft über Ihren prozentualen Sauerstoffgehalt im Blut und Ihren Pulsschlag gibt. Wenn Sie gestresst sind, haben Sie einen hohen Pulsschlag und wenn Sie ruhig sind, haben Sie einen niedrigen Pulsschlag.

Sie können dann Experimente machen. Wenn Sie beispielsweise einatmen und die Luft anhalten, wird das Pulsoximeter in Ihrem Finger plötzlich weniger Sauerstoffkonzentration anzeigen. Wenn Sie Stufen steigen, wird die Sauerstoffsättigung abfallen. Dann können Sie zusätzlichen Sauerstoff nehmen und dasselbe noch einmal machen. Das Pulsoxymeter wird eine höhere Sauerstoffsättigung anzeigen. Das ist etwas, was für Sie in Ihrem Alltag entscheidend ist. Sie sollten in jeder Situation ausreichend Sauerstoff im Blut haben und dieses einfache, kostengünstige Gerät macht dies möglich.

Wenn Sie mit einer Sauerstofftherapie beginnen, müssen Sie entsprechend Platz schaffen. Sie werden einen Raum brauchen, der möglichst in der Nähe Ihrer Schlafstätte ist. Denn der  Schlauch muss ausreichen, damit Sie über Nacht langfristig Ihre Sauerstofftherapie bekommen. Wenn Sie in Ruhe keinen Sauerstoff benötigen, dann sollten Sie sich ein tragbares Gerät besorgen. Denn mit diesem sind Sie mobil und können Ihre alltäglichen Bedürfnisse denken. Denn auch für zu Hause ist das mobile System hilfreich.

Welche Hilfsmittel können mich bei der Sauerstofftherapie unterstützen?

Bei der Sauerstofftherapie haben wir das Problem der Stigmatisierung. Die Leute schämen sich dafür, dass sie einen Sauerstoff haben. Hier gibt es durchaus Hilfsmittel, wie beispielsweise Brillen, in denen der Sauerstoffschlauch bereits integriert ist. Diese kann man sich über das Internet oder in Fachgeschäften besorgen.

Das Zweite, was wichtig ist, um mobil zu sein, sind Tragehilfen. Das kann zum einen ein Gurt sein, den Sie über die Schulter schnallen. Es können zum anderen Rucksäcke oder Trolleys sein. All diese Optionen erhöhen Ihre Mobilität und Aktivität im Alltag.

Das dritte Thema ist, planen Sie genau, was Sie tun. Es gibt in Österreich die Möglichkeit, sich anzuschauen wo es Sauerstofftankstellen gibt. Das heißt, Sie können an vielen Orten in Ihren Sauerstoff wieder aufladen. Diese Informationen finden Sie auf der Website der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie www.oegp.at.

Was hilft mir besser mit der Sauerstofftherapie umzugehen?

Es gibt 3 Probleme, die sehr häufig sind. Das eine ist die Austrocknung der Schleimhäute. Deshalb cremen Sie Ihre Schleimhäute entsprechend ein und nehmen Sie sich Zeit, dass diese einwirken. Dies ist auf der Basis von Nasentropfen, Cremen und Ölen hilfreich und wirksam?

Der zweite Punkt ist, dass Nasenbrillen hinter dem Ohr Druckstellen verursachen können. Hier kann es hilfreich sein, wenn man diese stellen polstert, damit diese gar nicht erst entstehen.

Der dritte Punkt ist das häufig Probleme dadurch entstehen, dass Patienten nicht immer durch die Nase einatmen. Wenn Sie beispielsweise häufig durch den Mund atmen, so gibt es extra Brillen, die einerseits in die Nase und in den Mund Sauerstoff applizieren. Das hilft Ihnen auch bei Belastung entsprechend besser Luft zu bekommen.

Wie gehe ich mit Zukunftsängsten und Depressionen um?

Es gibt viele Themen, die bei der Lungenfibrose eine Rolle spielen. Ein Thema wird jedoch selten berücksichtigt, nämlich die psychische Belastung, die durch Sie entsteht. Ein Thema sind hier Zukunftsängste und diese sind durchaus realistisch. Von ärztlicher Seite gibt es  wenig, was ich Ihnen an Hilfe mitgeben kann. In diesem Fall leistet unsere Psychologin gute Arbeit. Es gibt einerseits Gesprächstherapien und andererseits Übungen, die Sie lernen, um aus dieser Spirale herauszukommen.

Das zweite Thema, das eine große Rolle spielt, ist das Thema Depressionen. Wir wissen, dass chronische Erkrankungen, unter die die Lungenfibrose fällt, zu Depressionen führen kann. Hier hilft eine medikamentöse Therapie. Bitte besprechen Sie dies mit einem Facharzt für Psychiatrie. Auch eine Psychologin kann Ihnen mit einer Gesprächstherapie weiterhelfen.

Was hilft mir bei Atemnot ruhig zu bleiben?

Was Ihnen unsere Psychologin im Rahmen der Rehabilitation beibringt, um aus der Angstspirale herauszukommen, sind Übungen der Entspannung. Beispielsweise Gedankenreisen oder Übungen, bei denen Sie Muskulatur aktivieren und wieder entspannen. So lernen Sie auf Knopfdruck Entspannung, welche Sie im Notfall abrufen können. Das ist der Trick, den wir in der Psychologie und im Rahmen der Rehabilitation verwenden, um Patienten aus dieser Spirale herauszuholen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Hilfen im Alltag”

Geprüft Dr. Ralf Harun Zwick: Stand Juli 2021 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.